Elektromobilität bei Campern: Ist die Zeit schon reif?

Meinung zur Elektromobilität bei Campingmobilen
Ist die Zeit reif für Elektro-Camper?

Veröffentlicht am 01.05.2022
Illustration Tankstelle/Elektromobilität
Foto: Illustration: Adobe Stock/elektronik-zeit, DGTL Graphics sro, Gluki, maho

Den Campern und Camperinnen unterstelle ich jetzt mal per se ein gesteigertes Umweltbewusstsein. Sie haben gelernt, mit begrenzten Wasservorräten sparsam umzugehen, halten haus mit seinen Stromressourcen – und viel von Sonnenenergie. Intakte Natur schätzen sie schon deshalb, weil sie sich gern in ihr aufhalten.

Die Entscheidung für eine Urlaubsform, die im Vergleich mit anderen weniger CO2 ausstößt, fiel in den meisten Fällen vermutlich eher passiv, spricht aber trotzdem für den Umweltfreund. Dass Campen im Hinblick auf Treibhauseffekte besser als Flug- oder gar Schiffsreisen dasteht, kann kaum verwundern; man weiß ja, dass das Dreckschleudern sind.

Pössl E-Vanster Test Fahrbericht E-Campervan
Jürgen Bartosch

Gleichwohl verbrennen die allermeisten Campingmobile zum Leidwesen des Klimas auf unserem Heimatplaneten fossile Energieträger. "Noch" – möchte man fast schreiben angesichts der Entwicklung auf dem Pkw-Sektor. Aber die Einstellung zum elektrischen Vortrieb ist unter Campern eher gespalten. Verständlich.

Der Grund: Ob die Reichweitenanzeige 1.000 oder 100 Kilometer verspricht, triggert das Freiheitsverlangen doch recht verschieden. Und ob man den Bewegungsradius in drei Minuten (tanken) oder in drei Stunden (laden) wieder ans Maximum bringt, macht fürs Fortkommen auch einen nicht unwesentlichen Unterschied – vor allem für längere Urlaubsfahrten in entfernte Orte.

Sind Elektrofahrzeuge die Lösung?

Dabei hängt die deklamierte Umweltfreundlichkeit wesentlich von der Bewegungsfreiheit ab. Die CO2-Bilanz eines Elektroautos fällt im Vergleich zum Verbrenner nämlich umso besser aus, je kleiner die Batterie ist. Je größer der Aktionsradius, desto größer die Batterie, desto größer der sowieso schon hohe Energieaufwand für deren Produktion. Ein wirklich blöder Zielkonflikt, denn für ein Reisevehikel braucht man naturgemäß Reichweite, heißt einen großen Akku, der mit seinem Gewicht noch dazu die oft ohnehin knappe Zuladung reduziert.

Dennoch rückt der Abschied vom Verbrenner näher – und das ist irgendwie auch okay so. Schon 2030 sollen nur noch E-Autos zugelassen werden. Aber das alles nützt natürlich nichts, wenn nicht auch der Strom komplett regenerativ, also tatsächlich CO2-neutral, erzeugt wird. Aktuell liegt der Anteil der erneuerbaren Energien noch nicht mal bei 45 Prozent.

Auch bei der Ladeinfrastruktur sind in den nächsten Jahren noch riesige Löcher zu stopfen, und überhaupt müssen die – auch wegen der staatlichen Förderung künstlich hohen – Preise für E-Autos und -Transporter dringend sinken.

Ist die E-Technik schon ausgereift?

Heißt aber auch: Die Zeit ist irgendwie noch zu unreif, um Campern mit E-Antrieb zu trauen. Die umweltbewussten Fahrer und Fahrerinnen von Dieselfahrzeugen brauchen sich also nicht gleich ins Schwert zu stürzen. Denn im Grunde fährt er ein sparsames und ziemlich effizientes Auto, das obendrein – zumindest in den aktuellen Ausbaustufen – ziemlich sauber ist.

Wir schieben den Diesel in dem Moment aufs Abstellgleis, in dem die Technik einen so hohen Reifegrad erreicht hat. Das ist schade und etwas absurd, doch eigentlich auch ganz normal. Das Gute ist immer irgendwann nicht mehr gut genug.