Wendekreis bei Wohnmobilen
Wie groß ist der Wendekreis?

Nicht nur beim Wenden kommt es auf den Wendekreis an. Auch beim Rangieren tut man sich leichter, wenn man die Parkposition mit weniger Zügen erreicht.

Wendekreis
Foto: Ingolf Pompe

Manchmal ist es wirklich verblüffend, wie selbst kompaktere Fahrzeuge beim Wenden und Rangieren deutlich mehr Mühe machen als andere. Jeder Tester hat so seine Hausstrecke, auf der sich solche Unterschiede offenbaren. Beim Autor gehört dazu eine Kreuzung, auf der ich meist das Fahrzeug wende. Teilweise reicht es in einem Zug herum, oft muss ich aber zurückstoßen.

Beim Supercheck, dem ausführlichsten promobil-Testformat, bleibt es natürlich nicht beim einfachen "Kreuzungscheck", sondern da müssen vergleichbare Messwerte her. Also, Testwagen einfach mal im Kreis fahren und messen? So simpel ist die Sache leider nicht. Zunächst gilt es zu klären, welchen Wendekreis man messen will, es gibt nämlich unterschiedliche Definitionen.

Verschiedene Wendekreise

Ist das Wenden von Bordstein zu Bordstein gemeint oder von Wand zu Wand oder der sogenannte Spurkreis? Letzterer ist ein eher theoretisch-konstruktiver Parameter, der den Wendekreis eines Fahrzeugs unabhängig vom aufgezogenen Reifenformat beschreibt, denn er bezieht sich auf die Spur, also die Mittelachse des Rads.

Praxisnäher angelegt ist der Wendekreis Bordstein zu Bordstein. Dabei wird der Durchmesser des Kreises gemessen, den die äußere Reifenflanke des kurvenäußeren Vorderrads beschreibt. Das Ergebnis gibt praktisch die Straßenbreite wieder, auf der man mit dem getesteten Fahrzeug gerade noch wenden könnte, ohne mit dem Reifen über die seitlichen Bordsteine zu räubern.

Bei Fahrzeugen mit nennenswertem vorderen Überhang, insbesondere bei integrierten Reisemobilen, spielt jedoch der Wendekreis Wand zu Wand in der Praxis die wichtigere Rolle. Denn häufig wird der verfügbare Rangierraum durch parkende Fahrzeuge oder andere höhere Hindernisse wie Pfosten beschränkt. Dann kommt es auf den lichten Freiraum beim Wenden an, der ohne Gefahr von Schäden genutzt werden kann.

Um es sich bildlich vorzustellen: Es geht gedanklich um eine ringförmige Mauer, deren Durchmesser praktisch immer weiter verkleinert wird, bis das Fahrzeuge gerade noch innerhalb der Mauer im Kreis fahren kann, ohne irgendwo anzustoßen.

Worauf kommt's an?

Neben den Karosserieabmessungen spielen dabei vor allem zwei konstruktive Faktoren eine entscheidende Rolle: der Radstand des Fahrzeugs und der maximale Lenkeinschlagswinkel.

Während der Radstand meist in den technischen Daten nachzulesen ist, sind die Lenkeinschlagswinkel weniger bekannt, aber von Basisfahrzeug zu Basisfahrzeug durchaus unterschiedlich. Grundsätzlich ist es aber so, dass Fahrzeuge mit Hinterradantrieb einen größeren Lenkeinschlagswinkel und damit einen kleineren Wendekreis haben als frontgetriebene. Grund sind die Antriebswellen, die einen stärkeren Knickwinkel verhindern.

Wie misst man den Wendekreis?

Wendekreis
Ingolf Pompe
Maßgeblich für den Wendekreis ist der äußerste Karosseriepunkt an den vorderen Ecken des Fahrzeugs.

Eine vollständige Wende hat das Fahrzeug erst dann absolviert, wenn es wieder parallel zur Ausgangsposition, aber in umgekehrter Richtung steht. Die dabei beschriebene Kreisbahn ist der Wendekreis.

Gemessen und angegeben wird – genauer gesagt – allerdings der Wendekreisdurchmesser. Dafür misst promobil jeweils vom äußersten Karosseriepunkt an der vorderen Ecke – bei der Linkskurve an der rechten Ecke, bei der Rechtskurve entsprechend links. Das Vorderrad läuft zwar auf einer engeren Bahn, in der Praxis maßgeblicher ist jedoch die Karosserieecke. Gemessen werden jeweils beide Richtungen – denn beim Fiat Ducato zum Beispiel ist der Wendekreisdurchmesser rechtsherum typischerweise fünf bis zehn Zentimeter größer als linksherum.

Der Wendekreisdurchmessereines typischen Sieben-Meter-Mobils auf Fiat Ducato liegt übrigens bei rund 14 Meter.

Hätten Sie’s gewusst?

Gibt es für den Wendekreis eine Vorschrift? Ja, aber nur indirekt. In der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO § 32d) werden bestimmte Kurvenlaufeigenschaften gefordert. Dafür muss das Fahrzeug eine Kreisbahn mit 25 Meter Durchmesser befahren und darf dabei eine Bahnbreite von maximal 7,2 Metern einnehmen. Um diese Vorschrift erfüllen zu können, darf der Wendekreis also nicht größer als 25 Meter sein. Die größten bislang bei promobil gemessenen Wendekreise lagen bei rund 18 Meter – bei langen Tandemachsmobilen.

Fazit

So mancher Camper und so manche Camperin wird sich beim Wenden und Rangieren leichter tun, wenn sie wissen, wie groß der Wendekreis ist.

Die aktuelle Ausgabe
Promobil 10 / 2023

Erscheinungsdatum 13.09.2023

172 Seiten