Grau gilt nicht unbedingt als typische Freizeitfarbe. Zum CS Rondo L passt die 1706 Euro teure Lackierung des Testwagens dennoch wie ein Maßanzug. Graphitgrau-Metallic verleiht dem Mercedes-Sprinter-Campingbus jene Art von Understatement, die man sich leisten kann, wenn man ohnehin ein paar Euro mehr für sein Freizeitvergnügen investiert.
Genau 86.720 Euro ruft CS für den Rondo L in der getesteten Ausführung auf. Eine stolze Summe für ein Modell mit Querbett-Grundriss, das es andernorts in Grundausstattung für den halben Preis gibt. Einen großen Anteil daran hat der Mercedes Sprinter als Basisfahrzeug. Nicht nur der Kastenwagen selbst, auch die wichtigsten Extras sind empfindlich teurer als bei Fiat, dem klaren Marktführer in dieser Campingbus-Klasse.
Warum einen Campingbus auf Mercedes kaufen?
Vor allem wegen des Fahrkomforts. Der Sprinter trägt auf langen Strecken zur Entspannung bei. Er hält Unebenheiten effizient von den Insassen fern und erlaubt auch bei Reisetempo 130 Unterhaltungen in Zimmerlautstärke oder Musikgenuss.
Als besonders angenehm erweist sich im getesteten CS Rondo L einmal mehr die Kombination des 163-PS-Vierzylinders mit der Siebengang-Automatik – ein motiviertes Team, das in allen Lebenslagen die nötige Leistung äußerst unauffällig bereitstellt. Dazu...
CS Rondo L: Ein Campingbus für zwei Personen
Doch auch sonst stellt die schlanke Karosserie keine optimale Basis für Wohnausbauten bereit. Nur durch mehr Außenlänge als bei einem vergleichbaren Fiat Ducato und angesetzten Verbreiterungen am Heck wird überhaupt ein sinnvoller Grundriss mit Querbett möglich, was den Rondo L zwangsläufig verteuert.
Es ist aber nicht der Mercedes allein, der für ein gehobenes Preisniveau sorgt. Auch durch den handwerklichen Ausbau mit seinen durchweg hochwertigen Materialien setzt sich der Rondo L erfolgreich von günstigeren Angeboten ab.
Wie wohnt es sich in dem luxuriösen Camper?
Die akkurate Verarbeitung verhindert Klappergeräusche während der Fahrt. Gleichzeitig lässt die kundenbezogene Fertigung große Wahlfreiheit hinsichtlich der Gestaltung. Zum Rondo L passen die hellen Möbel des Testwagens gut, weil sie dem etwas schlauchförmigen Grundriss mehr Weite verleihen. Auswahl gibt es es ebenso bei der Ausführung von Tisch und Sitzbank. Serienmäßig baut CS hier einen Einzelsessel ein, was die Bewegungsfreiheit naturgemäß verbessert. Unabhängig davon ist in der guten Stube nicht zu übersehen, dass der Rondo L seinen Nerz nach innen trägt. Ein breiter Echtholzrahmen am Fenster neben der Sitzgruppe sowie textile Wand- und Deckenkaschierungen unterstreichen den Anspruch als Edelmobil. Lediglich die simple Verkleidung der Schiebetür passt da nicht ganz ins Bild.
Bei sonnigem Wetter lässt man die Schiebetür sowieso häufig offen stehen. In diesem Fall fällt der Blick nicht auf die Innenseite, und man kann den genial auf das halbe Format verkleinerbaren Tisch außen am Fahrzeug einhängen.
Die nötige Verpflegung kommt aus einem Küchenblock, der für Großgewachsene ein wenig höher sein dürfte. Sonst gefällt die Küche durch ihre sinnvolle Einteilung und viele Staumöglichkeiten, die dank Auszügen gut erreichbar sind. Ebenso problemlos gelangt man an den leicht hochgesetzten Kühlschrank. Seine Kompressortechnik macht jedoch an stillen Stellplätzen immer wieder durch dezentes Summen auf sich aufmerksam.
Zwischen Küchenzeile und Bett befindet sich ein großer, bestens einsehbarer Kleiderschrank, was bei ähnlichen Grundrissen längst keine Selbstverständlichkeit ist. Als ideale Ergänzung steht gegenüber auf der anderen Fahrzeugseite ein Wäscheschrank bereit, den man auch vom Bad aus erreichen kann.
Der Sanitärraum des Rondo L hat es wirklich in sich: Hier ist die Dusche kein Notbehelf, sondern eine zwar nicht riesige, aber ausreichend große Kabine, die man spontan benutzen kann, ohne anschließend blaue Flecken oder umständliche Trockenlegungen befürchten zu müssen. Zur Perfektion fehlen an dieser Stelle lediglich ein Dachlüfter und eine Abstellmöglichkeit für Shampoo und Co.
Abstellfläche ist auch am Waschbecken knapp, das sich oberhalb der bequemen Toilette aus der Wand ziehen lässt. Angesichts seiner stabilen Ausführung kann man mit diesem platzsparenden Kompromiss leben. Ähnlich wie die Küchenarbeitsfläche dürfte das Becken aber etwas höher angebracht sein.
Falls die separate Dusche ein wesentlicher Kaufgrund für den Rondo L sein sollte, muss man sich auf eine Einschränkung gefasst machen: Für den unterflur montierten Abwassertank ist auch gegen Aufpreis kein Frostschutz vorgesehen. Lediglich für das Abwasser aus Waschbecken und Spüle kann ein weiterer Behälter im Heck eingebaut werden.
So oder so dürfte der Platz dort für die übliche Campingausrüstung reichen. Oder andersherum ausgedrückt: Für wirklich große Transporte hat der Rondo L ohnehin keinen Freiraum an Bord.
Im Gegensatz zu den meisten Querbett-Campingbussen kann man die Liegefläche nicht entfernen, umetwa Fahrräder mitzunehmen. Dadurch ist das Gepäckfach auch nicht begehbar, was den Wechsel, der seitlich im Heck untergebrachten Gasflaschen etwas umständlicher macht. Immerhin hilft eine Durchladeluke beim Einpacken langer Gegenstände. Vorteil der starren Bettkonstruktion sind durchgehende seitliche Verkleidungen und damit mehr Wohnlichkeit rund um die Liegefläche. Mit der Länge kann sie wie die meisten Querbetten nicht punkten, wohl aber mit einer Breite von fast eineinhalb Metern.
Wer die großen Hängeschränke in der Koje als beengend empfindet, bestellt sie einfach ab. Anders als die Großserienhersteller kann CS deutlich flexibler auf Kundenwünsche reagieren.
Fazit
Schön, dass es immer noch kleine Hersteller gibt, die interessante Nischen besetzen. Der Rondo L ist ein Edelbus für Paare, die einen hochwertigen Ausbau und einen kultivierten Antrieb zu schätzen wissen. Nur das hohe Eigengewicht verlangt Kompromisse beim Beladen.