Pössl Summit 600 Plus im Test
Campingbus unter 40.000 Euro

Sechs Meter lang, Querbett im Heck. Klingt nicht nach Revolution. Die Besonderheiten des jüngsten Pössl-Modells zeigen sich erst im Detail. Sehen wir uns diesen Gipfelstürmer doch mal genauer an.

Pössl Summit 600 Plus
Foto: Jacek Bilski

Nein, leicht ist es nicht, den klassischen Ducato-Ausbau mit sechs Meter Länge und Querbett im Heck neu zu erfinden. Doch geben wir dem neuen Pössl Summit 600 Plus eine Chance; News vom Marktführer sind immer spannend und dieser Bus (Summit = Gipfel) soll nicht weniger als das neue Spitzenmodell der Marke werden. Das Zeug zum Bestseller hat er – allein schon des Preises wegen, der eine Kampfansage an alle großen und kleinen Fische ist, die sich im Haifischbecken des Campingbusmarkts noch so tummeln.

Großzügiges Raumgefühl im neuen Pössl

Die Eckdaten stehen also, doch Pössl lotet sie neu aus. Vieles bleibt, wie die grundsätzliche Anordnung der Einrichtung, die sich nun mal bewährt hat und für die allermeisten Kastenwagenkäufer den besten Kompromiss aus Hand- und Wohnlichkeit bedeutet. Anderes, wie Kleiderschrank, Heizung und übrige Bordtechnik, findet einen neuen Platz. Und tatsächlich kann der Summit überraschen. Beim ungewöhnlich großzügigen Raumgefühl etwa.

Und dann interessiert natürlich noch die Frage, was das H-Line-Modell von den weiter verbreiteten D-Line-Pössls unterscheidet. Der Summit entsteht nämlich nicht wie die meisten Pössl-Modelle beim großen Reisemobilhersteller Dethleffs. Und? Lust bekommen? Also los geht’s auf Entdeckungsreise.

Wohnen

Die Küche hat eine extragroße Arbeitsfläche.
Jacek Bilski
Besonders gut gefällt an der Küche die extragroße Arbeitsfläche rechts neben der Kocher-Spülen-Kombi. Diese ist allerdings eher schlicht.

Wie also wohnt und reist man im neuen Summit? Der gute Raumeindruck ist vor allem der Küche zu verdanken, die am gewohnten Ort steht und weit in den Schiebetürausschnitt ragt. Statt eines hohen Schranks am Übergang zum Bett – wie bei vielen anderen Bussen dieses Zuschnitts – schließt sich eine große und äußerst praktische Arbeitsfläche an. Der Raum ist weiter als sonst an dieser Stelle, und der Blick kann ungehindert bis ins Heckbett schweifen. An der Rundung der Küche, in der sich ein toll nutzbarer, auch für Flaschen geeigneter Schwenkschrank befindet, gleitet man ohne anzuecken vorbei. Stauraum ist da, drei große Schubladen mit gedämpften Einzügen, zwei Hängeschränke, auch ein 90 Liter fassender, wenn auch sehr tief liegender Kompressorkühlschrank. Etwas enttäuschend sind der einfache Standard-Zweiflammkocher ohne E-Zündung und die sehr kleine und sehr flache Spüle.

Das Bad ist noch so ein Kniff: ein in sich abgeschlossener, mit einer Rollotür verschließbarer Sanitärraum, der auf den ersten Blick fast unscheinbar aussieht. Hell beleuchtet ist er und auch tagsüber durch die große Dachhaube lichtdurchflutet. Das Waschbecken lässt sich gut nutzen, die Abdichtung rundum ist lückenlos. Auf der Schüssel – mit pflegeleichter Keramik-Einlage – ist die Schulterfreiheit allerdings spürbar eingeschränkt, und zudem thront man sehr hoch, was vor allem Zeitgenossen mit kurzen Beinen zu spüren bekommen.

Und jetzt ziehen wir doch mal an diesem Chromgriff – und mit einem Mal schwenkt das gesamte Spiegel- und Waschbeckeneck nach links und öffnet eine erstaunlich große Dusche mit festen Trennwänden. Kein am Körper klebender Duschvorhang stört. Eine eigene Brausearmatur gibt es obendrein – aus unserer Sicht eine der besten Duschlösungen im Kastenwagen überhaupt, zumal das Nass durch zwei Abläufe in der soliden Duschwanne flott Richtung Abwassertank rauscht.

Das Bett ist praktisch aber unbequem

Die Maße des Heckbetts verdienen die Höchstnote, jedoch sind  Schulter- und Fußbereich nicht unterfedert.
Jacek Bilski
Für Kastenwagenverhältnisse verdienen die Maße des Heckbetts die Höchstnote. Schulter- und Fußbereich sind aber nicht unterfedert.

Im Heck nutzt der Summit die Breite maximal aus. Auf gute 1,95 Meter Länge streckt sich das Bett, und 1,59 Meter Schulterbreite reichen trotz der Einschränkung am Fußende, um sich’s in nettem Ambiente bequem zu machen. Allein der Stoß zwischen den beiden großen Mittelpolstern nervt, wenn man als unruhiger Schläfer nachts mit dem Knie dazwischen rutscht, und Kopf- und Fußpolster sind weder unterfedert noch belüftet. Vor allem am Kopfende kollidiert das Fensterrollo gelegentlich mit den Kissen. Immerhin läuft es zuverlässig geführt in einem Rahmen. Die Rollos der Hecktüren liegen dagegen gut geschützt hinter den Verkleidungen.

Sitzen klappt wie üblich. Drei Dinge fallen jedoch auf. Weil der standfeste Tisch windschnittig angeschrägt ist, kommt man beim Durchstieg von vorn nach hinten gut daran vorbei. Die Gurte hinten werden an den Seiten umgelenkt, wodurch sich Kindersitze kippstabiler befestigen lassen. Isofix gibt es optional. Für zwei Erwachsene ist die Bank aber zu schmal.

Nahebei findet sich nur die Küche als schnelle Ablagemöglichkeit. Die Möbel als solche sind von solider Machart. Die Form- und auch die Farbgebung der neuen Klappen sind aufwendiger als sonst bei Pössl üblich, gaukeln aber keinen aufgesetzten Hochglanz-Luxus vor. Und ansonsten: robuste Umleimer, stabil dimensionierte Beschläge und handliche Metallgriffe – das passt. Mit scharfkantigen Schließblechen, die in die Schrankeingriffe ragen, bringt sich der Summit aber selbst um eine bessere Bewertung.

Beladen

Der Kleiderschrank versteckt sich unter dem Bett. Die Kleiderstange hebt sich gasfederunterstützt von selbst.

Das für ausgebaute Kastenwagen ziemlich gute Raumgefühl des Summit verlangt im Detail nach ausgeklügelten Lösungen. Der Kleiderschrank etwa verbirgt sich trickreich unter dem Bett. Das macht den Zugriff auf Jacken und Co. natürlich erst dann möglich, wenn man Kissen, Decke, Betttuch und zuletzt auch das Matratzenstück am Kopfende beiseite geräumt hat. Wie zum Ausgleich für diese Mühe fährt die Kleiderstange an Gasdruckfedern geführt von selbst nach oben. Die beiden Stummelstangen mit Bügeln zu bestücken, ist dann ein Kinderspiel. Damit der Betteinstieg nicht zur Hürde wird, ist die Schrankhöhe aber limitiert. Hemden stoßen unten auf. Immerhin gibt es dahinter noch ein größeres Fach für Schuhe. Die Badelatschen packt man am besten ins flache Podestfach unter dem Tisch.

Daneben glänzt der Summit mit vielen und teilweise voluminösen Hängeschränken über Sitzgruppe und Bett. Rund um das Heckbett finden sich zwei offene Fächer für Bücher, Handys und Kleinkram.

Nebenfächer für Kabeltrommel, Keile, Markisenzubehör oder Ähnliches sucht man im Heckstauraum vergeblich. Da ist Eigeninitiative gefragt, Klappboxen etwa helfen Ordnung halten. So passen dann auch Campingstühle noch daneben, denn der Kofferraum ist insgesamt recht breit. Wer Sperrgut transportieren will, muss Matratzen und Lattenroste komplett herausnehmen und dann entweder zu Hause lassen oder separat verstauen. Scharniere zum Hochklappen etwa fehlen. Das hat uns noch nicht überzeugt, doch Pössl verspricht für die Serie eine praktikablere Lösung. Insofern können wir hier nur eine vorläufige Bewertung vornehmen.

Die Zuladung reicht für zwei Personen gut. Dass es beim Testwagen nicht noch 40 Kilo mehr sind, liegt an dessen tragfähigerem 35H-Chassis, das Pössl optional anbietet. 3,5 Tonnen sind allerdings bereits Serie; manche 600er-Modelle haben in der Basisversion nur 3,3 Tonnen.

Technik

Was unterscheidet den einen Fiat-Ducato- beziehungsweise Citroën-Jumper-Camper vom anderen? Nun, Pössl verwendet beim Summit zumindest an den Seiten Rahmenfenster. Die sind solider als die bei Günstigbussen oft verwendeten vorgehängten, die auf den Hecktüren aufgesetzt sind, gefallen zudem durch ihre plane Optik und stufenlose Aufsteller. Von innen sind Kassettenrollos montiert, handfest und einfach zu benutzen. Dazu baut Pössl eine neue Fliegenschutztür von Dometic ein, die dank Magnetleiste so dicht schließt, dass tatsächlich kein Schlupfloch mehr für Mücken bleibt. Und dann ist da noch die Schließhilfe, die die Schiebetür nahezu geräuschlos ins Schloss zieht – angenehm auch für den Stellplatznachbarn. Innen wäre ein handlicherer Türgriff gut, um die Funktion besser nutzen zu können. Die Dämmung ist konventionell und – typisch für Campingbusse – etwas lückenhaft, was zusammen mit dem unisolierten Abwassertank und der nicht übermäßig generösen Anzahl an Warmluftausströmern die Nutzung im Winter einschränkt.

Fehlerstrom-Schutzschalter, Sicherungen und Ladegerät sind gut zugänglich in der Sitztruhe.
Jacek Bilski
Fehlerstrom-Schutzschalter, Sicherungen und Ladegerät sind gut zugänglich in der Sitztruhe.

Die an sich ausreichend starke Gasheizung in der Sitztruhe bedient sich aus einer 5- und einer 11-Kilo-Gasflasche, die rechts unter dem Bett im Heck untergebracht sind. Strom spendet eine 95-Ah-Batterie, nicht zu großzügig dimensioniert, da sie auch den Kühlschrankkompressor versorgen muss. Ladegerät, Sicherungen und FI-Schutzschalter sind gut zugänglich platziert. Trotz nicht sonderlich raffinierter Beleuchtung – ein integriertes Ambientelicht etwa fehlt – erreicht der Summit in allen Wohnbereichen gute Helligkeitswerte, wobei die Schalter der Spots sehr klein sind. Großes Lob für die zentrale und vorbildlich aufgeräumte Wasserverteilung.

Die Verarbeitung insgesamt ist ordentlich, wobei der eine oder andere optische Schnitzer – offene Schraubenköpfe, nicht ganz akkurate Spaltmaße – wohl noch dem Prototyp-Stadium zuzuschreiben ist.

Fahren

Gerade mal zwei Liter Hubraum hat das Citroën-Motörchen, das den Summit samt Besatzung ans Ziel bringt. Reicht das, mag mancher fragen, in dessen automobiler Sozialisation Begriffe wie Downsizing noch keine Rolle gespielt haben. Für die 163-PS-Topversion für einen Sechsmeter-Van mit dieser Höhe kann man die Frage eindeutig bejahen. Nicht explosionsartig, aber auch nicht angestrengt zieht der Pössl bis über Tempo 160 – sofern man’s drauf anlegt. Bei Tacho 130 dreht der Motor mit moderaten 2500 Touren, allerdings sind die Windgeräusche von den Dachhauben dann bereits störend laut. Der sechste Gang ist ein echter Fahr- und kein reiner Spargang. Trotzdem bleibt der Jumper genügsam und die Reisekasse geschont.

Wahlweise gibt es den Summit auch auf Peugeot Boxer, was technisch keinen Unterschied macht. Da der Fiat Ducato, der die Euro-6-Norm ohne aufwendige SCR-Abgasreinigung erfüllt, als Basis nicht verfügbar ist, heißt das für Fahrer, nicht nur Kraftstoff, sondern alle 10 000 Kilometer auch Adblue zu tanken. Ein vertretbarer Mehraufwand, zumal die Harnstofflösung inzwischen fast flächendeckend zu haben ist. Straff federnd, aber sicher lässt sich der Jumper pilotieren. Der große Wendekreis fordert von Neulingen allerdings Gewöhnung. Sehr gut finden wir, dass sowohl ESP als auch beide Airbags Standard sind. Auch schicke 16-Zoll-Alus und die Fahrerhaus-Klimaanlage sind serienmäßig an Bord.

Preise

Auffällig beim Preisvergleich: Der neue Summit 600 Plus ist trotz einiger Verbesserungen über 4000 Euro günstiger als der Vorgänger. Mit Kampfpreisen – 38.990 Euro sind nur 200 Euro mehr, als ein leerer Kasten gleicher Größe bei Citroën kosten würde – will Pössl schnell auf Stückzahlen kommen und die neue Fertigung auslasten. Der Plan könnte aufgehen, denn mit der umfangreichen Ausstattung ist der Summit ein verlockendes Angebot. Vieles, was sonst – auch beim bisherigen Pössl-Bestseller 2Win übrigens – Aufpreis kostet oder sich in Paketen versteckt, ist beim Summit Standard. Ohne Mehrkosten können Kunden sogar aus vier unterschiedlichen Metalliclackierungen wählen. Für weitere Extras bleibt daher wenig Platz in der Preisliste. Markise oder TV montiert bei Pössl traditionell der Händler.

Supercheck Wertungen
Wohnen
  • Angenehmes, für ausgebaute Kastenwagen großzügiges Raumgefühl.
  • Querbett mit großen Abmessungen, ordentlichem Komfort und relativ niedrigem Einstieg.
  • Küche mit sehr viel Arbeits- und Abstellfläche, mehreren Ablagen und tollem Drehschrank.
  • Geschickte Raumaufteilung im Sanitärraum, durch Schwenkwand einfach abtrennbare, große Dusche mit separater Armatur; pflegeleichtes Keramik-WC.
  • Sitzgruppe mit stabilem, großem Tisch, Vordersitze leicht drehbar.
  • Solides, ansprechendes Mobiliar.
  • Matratze an Kopf- und Fußende nicht unterlüftet und unterfedert.
  • Kühlschrank tief eingebaut, kleines, sehr flaches Spülbecken.
  • Scharfkantige Schließbleche ragen in die Hängeschrankeingriffe, keine Einzugsdämpfung.
  • Sitzposition und Bewegungsfreiheit auf dem WC unbequem.
Beladen
  • Breiter, auch insgesamt voluminöser Heckstauraum mit vier Zurrösen, durch die Heckflügeltüren gut zu beladen.
  • Originell platzierter Kleiderschrank mit zwei Stangen und Platz für mehrere Jacken und Hemden. Viele Hängeschränke.
  • Gute Zuladung für zwei Personen.
  • Keine Beleuchtung im Kofferraum, Verräumen und Verstauen von Matratzen und Lattenrost ziemlich umständlich.
  • Kleiderschrank erst zugänglich, wenn Bett teilweise abgebaut.
  • Wenige Nebenfächer für Kleinteile.
Technik
  • Aufbau mit hochwertigen Rahmenfenstern, solide Rollos, stufenlose Aufsteller.
  • Funktionale und in allen Bereichen ausreichend helle Beleuchtung.
  • Sauber installierte Wasseranlage.
  • Batteriekapazität wg. Kompressor knapp.
  • Wenig Heizungsausströmer, Abwassertank nicht isoliert, Frischwasserzulauf flach.
  • Kein Ambientelicht, wenig Steckdosen.
Fahren
  • Gute Fahrleistungen mit serienmäßigem, sparsamem 163-PS-Motor.
  • ESP, Fahrer- und Beifahrerairbag Serie.
  • Sicher untersteuerndes Fahrverhalten, guter Geradeauslauf.
  • Starke Windgeräusche bei Autobahntempo.
  • Etwas zu straff federndes Fahrwerk, gewöhnungsbedürftig großer Wendekreis.
Preise
  • Gehobene Ausstattung und kräftige Motorisierung schon zum Grundpreis.
  • Dichtes Händlernetz, viele Servicestellen in Deutschland und Europa.
  • Überschaubares Angebot an Extras ab Werk.

Fazit

Ein, zwei Tage habe ich schon gebraucht,um mich mit dem neuen Summit 600 Plus anzufreunden. Noch ein Bus mit Querbett? Ist dazu nicht schon alles gesagt? Aber dann hat er mich doch überrascht. Was unterm Strich für den neuen Summit spricht, ist zu Testende ganz eindeutig: das gute Raumgefühl, das große Bett, das praktische Bad und natürlich der fabelhafte Preis, der nach der Markteinführung allerdings anziehen dürfte. Beim Campen eher hinderlich ist der mäßige Zugang zum Kleiderschrank – trotz sehenswertem Hängestangentrick. Und eine Beleuchtung im Heckstauraum wäre nett. Noch etwas Feinschliff, und der Summit hat das Zeug, sogar den 2Win als Dauerbestseller im Pössl-Programm abzulösen.