Wenn sparen Spaß macht, tut man es gleich doppelt gern. Obwohl der Knaus Live TI nun die günstigste Baureihe der Marke ist, braucht er sich weder von außen noch innen gegenüber seinem nächsthöher angesiedelten Bruder Sky zu verstecken. Im ersten Augenschein könnte man beide sogar fast verwechseln – wegen der ähnlichen Form- und Farbgebung.
Was zeichnet den günstigen Knaus Live aus?

Die markant konturierten Seitenschürzen aus robustem Aluminium tragen sowohl Live als auch Sky, ebenso wie die typischen Cat-Eye-Rücklichter. Auch die elegante, unsichtbare Befestigungstechnik der Anbauteile trägt hier wie da zum guten Eindruck der Aufbauverarbeitung bei. Weder an der Eingangs- noch den Garagentüren mit zwei Schlossfallen und Doppeldichtungen wurde der Rotstift angesetzt. Okay, die Alu-Rahmen- und Panorama-Dachfenster kosten Aufpreis – aber auch beim Sky TI.
Zur optischen Differenzierung erhält der Knaus Live eine eigenständige T-Haube über dem Fahrerhaus, die aber weder schlichter aussieht noch gebaut ist. Aber wo kommen die 5500 Euro dann her, die der Sky TI 650 MEG mehr kostet?
Aufbau und Innenausbau
Am Aufbau verzichtet der Live auf die breiten Kantenleisten und den Dachspoiler am Heck. Nicht gleich zu entdecken ist der Unterschied in der Bodenkonstruktion, die in herkömmlicher Technik mit EPS-Schaum, Sperrholz und Schutzanstrich ausgeführt ist. Bedenken wegen Feuchteschäden zerstreut Knaus mit der neuerdings auf zehn Jahre verlängerten Dichtigkeitsgarantie.

Ganz und gar nicht knausrig oder karg geht es im Innenraum weiter. Mattweiße Fronten und ein eher dunkleres, quergemasertes Holzdekor ergeben einen reizvollen Kontrast. Die nochmals dunkleren Holzdekor-Streifen unten an den Hängeschrankklappen findet zwar nicht jeder dazu passend, doch der wertige Gesamteindruck des Interieurs würde fraglos auch einem preislich höher angesiedelten TI gut zu Gesicht stehen.
Und der Eindruck hält auch dem zweiten Blick stand, etwa durch edle Metallgriffschalen sowie solide Zargen und Schlösser sowie sanft und präzise schließende Endeinzüge. Trotz einiger scharfer Ecken und Kanten, die in der Serie abgerundet werden sollen, kann der Möbelbau bereits beim Vorserien-Exemplar weitgehend überzeugen.
Der Wohnraum

Der Sitzgruppe mit optionaler L-Bank und freistehendem Tisch hat man gegenüber sogar einen Seitensitz gegönnt. Die schmale Lehne macht ihn auf Dauer zwar unbequem, doch als Notsitz oder Beinauflage an gemütlichen Abenden bewährt sich das Polstermöbel. Die Tischplatte ist nicht erweiterbar, die Fläche aber auch so groß genug. Die beiden optionalen Panorama-Dachfenster machen die gemütliche Runde luftig und hell. Echtes Showtalent beweist das Wohnzimmer mit dem TV-Schrank, der sich in der aufgedoppelten Sitzbanklehne versteckt: Klappe auf, ein gezielter Druck auf die Halterung, und die Mattscheibe erhebt sich majestätisch aus ihrem Verlies in optimale Position. Wohlgemerkt, der Live ist eine Einsteigerbaureihe.
Optisch und funktional gut abgeschmeckt präsentiert sich die Küche. Die Wandverkleidung im Dekor der Arbeitsplatte vermittelt einen sauberen, aufgeräumten Eindruck. Wenn die Arbeitsfläche zwischen Kocher und Spüle nicht reicht, klappt man einfach die Verlängerungsplatte im Einstieg hoch.
Zwei Hängeschränke, zwei große Schubladen und zwei Unterschränke geizen nicht mit Platz. Der schlanke 142-Liter-Kühlschrank mit Flaschenschublade, der nebenan in griffgünstiger Höhe eingebaut ist, sollte einer Zwei-Personen-Besatzung rundum genügen.
Das Bad gegenüber ist Knaus-Kennern schon aus anderen Baureihen bekannt. Die Gliederschiebetür, die in der Serie weiß statt silbern strahlen soll, gleitet platzsparend zur Seite und eröffnet einen Raum, der genügend Ellenbogenfreiheit bietet – am Waschtisch mit durchleuchtetem Spiegel, auf der Banktoilette, aber auch beim Duschen. Das gelingt mit einer schwenkbaren Waschtischwand, die in immer mehr kompakten Bädern zum Einsatz kommt.
Die Ausstattung ist rundum ansprechend. Zum Lüften gibt es zwei Dachhauben. Dazu würde noch eine Wäsche-Trockenstange gut passen.
Das Schlafzimmer
Woran kann man es festmachen, dass das Schlafzimmer überhaupt nicht nach „Sparmobil“ aussieht? An der kunstlederbezogenen, hinterleuchteten Blende am Kopfende? Aber mehr noch an der eleganten Rundung, mit der die Treppe zwischen den Einzelbetten abschließt. Das lange, schmale Dachfenster, das man sich wirklich gönnen sollte, betont diesen bequem zu erklimmenden Aufgang zusätzlich.

Mit 1,92 und 1,98 Meter sind die Betten für ein 6,99-Meter-Modell mehr als durchschnittlich lang. Die Matratzen aus hochwertigem Schaum ruhen auf Lattenrosten, sind aber nur mäßig dick (10 cm). Es gibt reichlich Ablagen und variable, helle Lesespots, eine praktische Wechselschaltung fürs Ambientelicht und eine Netzsteckdose zum Smartphoneladen – eine USB-Buchse kostet hier Aufpreis, nur an der Sitzgruppe ist sie Serie.
Unter den Fußenden beider Betten warten zwei Kleiderschränke mit Türen, gasfederunterstützten Deckeln und automatischer Beleuchtung auf Beladung. Das rechte Hängeabteil ist schmaler, dafür kann im angrenzenden Fach noch Ersatzwäsche eingelagert werden. Im größeren linken Exemplar haben sogar dicke Daunenjacken Platz. Neben den sechs Hängeschränken bleiben in den Truhen der Seitensitze nur zwei kleine Fächer frei. Im Bodenpodest vorn und den Treppenstufen hinten finden sich keine Stauräume.
Stauraum und Bordtechnik

Den größten Gepäckraum hält die stattliche Heckgarage mit rund 2400 Liter Volumen und drei praktischen Regalfächern für Kleinteile bereit. Die optionale linke Garagentür macht die Benutzung einfacher, ähnlich hilfreich ist das Fixierungssystem mit Schienen an Boden und Rückwand oder gleich das Orga-Fix-Set 2 mit Fahrradhalter und praktischen Taschen.
Alle wichtigen Ver- und Entsorgungs-Bedienelemente sind auch beim Live – markentypisch – in einem zentralen Außenfach zusammengefasst. Dieser Technikblock nimmt die ganze Sitztruhe ein, denn neben Ladegerät und Sicherungen ist auch die Truma-Heizung hier untergebracht. Lediglich die 80-Ah-AGM-Bordbatterie ist ausgelagert in die Fahrersitzkonsole. Wintercamper sollten die optionale Isolierhülle für den Abwassertank nicht vergessen, die jedoch als Teil des Live-TI-Pakets ohnehin fast immer an Bord ist. Serienmäßig ist dagegen das neue Displaykontrollbord, das übersichtlich alle wesentlichen Füllstände abrufbar macht.
Ausstattung und Motorisierung
Mit 6,99 Meter Gesamtlänge und 3,80 Meter Radstand ist der 650 MEG noch ausreichend handlich und wohlproportioniert. Basis ist der Ducato mit Flachrahmen. Seine 130 Serien-PS können zufriedenstellen. Wer die Zuladung häufig voll ausschöpfen möchte oder gar eine Auflastung erwägt, greift aber besser zum spürbar stärkeren 150er Aggregat.
Wenn man den Live TI 650 MEG so anschaut, erscheint ein Preis von rund 53.000 Euro eigentlich ziemlich wenig. Allerdings schmückt sich der Testwagen mit einer ganzen Reihe aufpreispflichtiger Optionen, die zusammen fast 18 000 Euro ausmachen. Und dabei sind nicht nur so offensichtliche Extras wie Markise, Sat-Anlage mit zwei Bildschirmen und Alufelgen inbegriffen, sondern auch Punkte, die man eher in der Serienausstattung wähnt – etwa die Wandverkleidung in der Küche, die AES-Funktion des Kühlschranks oder die Stoffbezüge der Pilotensitze.
Die Aufpreisliste hält aber auch noch für die Klasse eher ungewöhnliche Spezialitätenbereit: Isofix-Ösen an der Sitzbank, eine elektrische Fußboden- oder gar eine Warmwasserheizung, ein Set passender Spannbetttücher sowie die Aufrüstung des Aufbaus mit Rahmenfenstern und PU-Schaum- statt Holzleisten (TVT).
Daten und Preise
Aufbau
Sandwich-Aufbau, außen Wände Alu, Dach GfK, Boden Sperrholz, innen foliertes Sperrholz, Isolierung EPS-Schaum, 4 Kunststoff-Isolierfenster mit Alurahmen, 3 Panorama-Dachfenster, 2 Dachhauben.
Ausbau
Möbel aus Sperrholz, Sitzbank mit 2 Dreipunktgurten, Einzelbetten 2 x 1.920/1.980 x 720–790 mm (als Querbett: 2.080 x 1.570–1.980 mm), Bad mit Kassettentoilette und abtrennbarer Dusche, Küche mit Dreiflammkocher und Absorberkühlschrank 142 L.
Bordtechnik
Gas-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 6, Frischwassertank 100 (10) L, Abwassertank 95 L, Bordbatterie AGM-Typ, 80 Ah, Gasflasche 2 x 11 kg.
Basisfahrzeug
Fiat Ducato 130 Multijet, Vorderradantrieb, Flachrahmen, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2.287 cm3, Leistung 96 kW/130 PS, Sechsgang-Schaltgetriebe.
Maße und Gewichte
- Länge x Breite x Höhe: 6.980 x 2.320 x 2.790 mm
- Radstand: 380 mm
- Zulässiges Gesamtgewicht: 3.500 kg
Preise
Grundpreis inkl. Nebenkosten: 52.689 Euro*
Fiat-Paket 2.075 Euro (u. a. Klimaanlage, el. Spiegel, Beifahrer-Airbag, Tempomat, 16„-Räder), Live-TI-Paket 1.650 Euro (u. a. Moskitotür, isol. AW-Tank, Midi-Heki, Cockpit-Faltverdunkelung, Truma CP-Plus), T-Haubenfenster 549 Euro, Panorama-Dachfenster Heck 435 Euro, Rahmenfenster 729 Euro, AES-Kühlschrank 119 Euro, Ambientelicht + Küchenwandblende 349 Euro, Garagentür links 369 Euro, Sat-TV-Paket 2.850 Euro, Orga-Fix-Set 2.489 Euro, Aufbautür mit Fenster 359 Euro, el. Trittstufe 465 Euro, Spannbetttuchset 69 Euro.
Fazit
Vor allem bei den Kategorien Schlafkomfort, Küche und Möbelbau kann die neue Einsteiger-Baureihe von Knaus überzeugen und erhält im promobil Quickcheck jeweils 4 von 5 möglichen Punkten. Der Sanitärraum bekommt nur drei von fünf.
Insgesamt ist der neue Knaus Live ein attraktives Angebot, das nicht nur den Kopf, sondern noch schneller das Herz überzeugen kann.