Gehocab Kora 4x4 im Test
Luxus-Pick-Up auf VW-Amarok-Basis

Der VW Amarok ist ein robuster Allradler, die Firma Gehocab baut ihn mit dem edlen Monocoque-Aufbau Kora zu einem Camper um. promobil hat den Luxus-Ausbau auf Island getestet. So geht Glamping auf Offroad-Tour.

Gehocab Kora Pick-Up auf VW Amarock
Foto: Sophia Pfisterer

Der Seikel-Schnorchel röchelt leise, während sich der Gehocab Kora durch den morgendlichen Stadtverkehr rund um Reykjavik schiebt. Gemächlich trottet der Pick-Up auf VW Amarok hinter den anderen Autos her. Seine Beschleunigung aus dem Stand funktioniert eher widerwillig statt wild. Doch das Schnorchel-Geräusch verrät: Asphaltierte Straßen sind nicht das natürliche Habitat dieses Allrad-Fahrzeugs.

Von außen sieht man der Gehocab Kora den Hang zur Wildnis nicht sofort an: Die Monocoque-Kabine aus Carbon ist fest auf dem Amarok verbaut, das Fahrzeug wirkt wie aus einem Guss. Mit der metallicblauen Lackierung erweckt der Pick-Up mehr den Eindruck eines schnieken Accessoires als eines echter Abenteurers.

Der Spagat zwischen Expeditionsgeist und Extravaganz ist die volle Absicht von Erfinder Ulrich Gehrke-Hoog. Der ehemalige VW-Manager erfüllte sich mit der Gründung der Gehocab-Firma und der Kora Kabine einen langgehegten Jugendtraum: „Der wilde Kerl Amarok trifft hier auf die elegante Lady Kora und soll eine Marktnische füllen, die das Beste aus beiden Welten vereint.“

Luxus-Camping trifft auf Allrad-Abenteuer

Im Vergleich zu anderen exklusiven 4x4-Welterkundungsmobilen hat der Pick-Up eine recht kompakte Fahrzeuglänge mit unter sechs Metern. Der Grundpreis liegt wie bei den großen recht weit oben mit 180.000 Euro und unterscheidet sich damit von einfachen Pick-Up-Campern, die zwischen 100.000 bis 120.000 Euro liegen. Somit gibt es bislang auch nur einen erlauchten Kreis von Kora-Käufern: Bis September wurden im Jahr 2017 nur drei dieser Exoten-Fahrzeuge bestellt. Doch macht so ein kurzer Camper Sinn bei 4x4-Touren?

Gehocab Kora Pick-Up auf VW Amarock
Sophia Pfisterer
Selbst durch Flüsse fährt die Gehocab Kora ganz lässig.

Bis zum spektakulären Wasserfall Seljalandsfoss fahren wir mit Gehocab Kora nur asphaltierte Wege, so ist die Natur der nordischen Insel zunächst beeindruckender als die Fahreigenschaften des Pick-Up-Campers. Das ändert sich schlagartig, als wir Richtung Thorsmörk-Gebirge zu einem Canyon abbiegen. Die Schotterpiste nimmt der Amarok gelassen und selbst bei großen Schlaglöchern zuckt Kora nur cool mit den Schultern: Der fest verbaute Monocoque gibt sich unbeeindruckt und fährt sich anders als andere Pick-Up-Kabinen ohne groß ins Schwanken oder Wippen zu geraten.

Wohnkomfort für die Wildnis

Nach den ersten Fahrerlebnissen suchen wir uns abends einen Stellplatz inmitten der isländischen Wildnis und machen es uns in der Heck-Sitzgruppe gemütlich, bis zu vier Personen finden hier bequem Platz. Insgesamt wirkt die Wohnkabine geräumig und hell dank des gelungenen Grundrisses und 13 Fenstern.

Gehocab Kora Pick-Up auf VW Amarock
Sophia Pfisterer
Geräumig und modern wirkt die Kora Wohnkabine.

Die weißen Möbelfronten und hellen Holzfarben tragen zum luftigen Raumgefühl bei, sind allerdings anfällig für Gebrauchsspuren und offenbaren jeden einzelnen Vulkanerde-Rest, den wir nach der Canyon-Tour in die Kabine tragen. Immerhin kommen die Wanderstiefel in einem Fach im Doppelboden gut unter, auch sonst ist für einen Pick-Up erstaunlich viel Stauraum in den Sitzgruppen-Truhen, einem recht großen Küchen- und einem Kleiderschrank.

Das Abendessen in der gasfreien Küche wird rein elektrisch zubereitet: Ein Induktionsherd, der Kühlschrank und die Mikrowellen-Backofen-Kombi werden von zwei großen Akkus gespeist, die am Landstrom oder mit der Solaranlage auf dem Dach aufgeladen werden. Praktisch für unsere Test-Tour: Dank der 220-Volt-Wechselrichter können unsere Computer am Stromnetz anschließen und Handy- und Fotoakkus aufladen. WLAN ist auch an Bord.

Gehocab Kora Pick-Up auf VW Amarock
Sophia Pfisterer
Neben dem großen Alkovenbett kann man die Sitzgruppe zur zweiten Schlafgelegenheit umbauen.

Zur Nachtruhe verwandelt sich die Sitzgruppe zur Schlafgelegenheit oder man klettert in das sehr geräumige, 1,98 x 2 Meter große Alkoven-Bett mit einer 10 Zentimeter hohen Komfortmatratze. Nur am Frontfenster-Ende ist die Matraze auf 1,40 Meter verengt. Zusammen mit der dicken Daunendecke und dem Kissen, die Wohnmobil-Vermieter Elkja-Tours zur Verfügung stellt, ergibt das ein sehr kuschliges Bett.

Volle Punkte also beim Glamping-Wohnkomfort? Es gibt leider einen kleinen Punktabzug: Ist man zu viert unterwegs, fehlt etwas Privatsphäre, da sich am Alkoven-Bett kein Vorhang befindet.

Missgeschick mit der Heizung

Gehocab Kora Pick-Up auf VW Amarock
Sophia Pfisterer
Das Ersatzrad quetscht die Zuluft für die Dieselheizung ab.

Leider wird die Nacht unerwartet kalt, da die Heizung nicht ans Laufen kommt. Am nächsten Morgen finden wir die Fehlerquelle: Damit beim Überqueren von Flussläufen kein Wasser in die Heizungsanlage kommt, hatte Gehocab-Erfinder Ulrich Gehrke-Hoog das Zuluft-Rohr für die Heizung verlängert und bis ans Heck geführt. Hier kann man es komfortabel mit einer Handbewegung abriegeln. Eine praktische Lösung mit einem gravierenden Fehler in der Ausführung: Unterhalb des Rohrs wird am Unterboden das Ersatzrad festgezurrt, welches das Rohr einquetscht und beschädigt. Ohne Frischluft produzierte die Diesel-betriebene Standheizung nur Rauch und Fehlermeldungen statt wohliger Wärme.

Dafür entschädigt ein frisch gebrühter Kaffee aus der Jura-Kaffeemaschineeine und eine heiße Dusche (der Boiler funktioniert!) mit richtig gutem Wasserdruck am nächsten Morgen. Mit wenigen Handgriffen entsteht neben der Küchenzeile in der Fahrzeugmitte ein geräumiger Duschraum. Die Bodenplatte wird herausgenommen, ein Faltwand ausgeklappt, das Badezimmer ist fertig – und ist so geschnitten, dass die Küche gleichzeitig nutzbar bleibt.

Auch die Ent- und Versorgung ist mehr als ausgeklügelt: Per Knopfdruck entleert sich der 100 Liter Schwarzwassertank, der Grauwassertank wird mit einem kleinen Hebel am Heck geleert – letzterer fasst allerdings nur 40 Liter. Wieso? Weil das Grauwasser gleichzeitig zum Spülen der Zerhackertoilette genutzt wird. Der Frischwassertank, man kann es fast erraten, fasst 140 Liter.

Fahrspaß pur im Gehocab Kora

Die Tour geht weiter: Eine Hochland-Straße führt uns bis nach Landmannslaugar. Das Schild „Nur 4x4-Fahrzeuge erlaubt“ registrieren wir nicht mit Sorge, sondern mit Vorfreude: Der VW Amarok Pick-Up fährt routiniert durch die einmalige isländische Landschaft mit ihren fesselnden Farben und Felsformationen. Flussläufe zu überqueren macht mit der Kora richtig viel Spaß, das Luxus-Gefährt fühlt sich an wie ein schicker Regenstiefel, mit dem man gern mal lachend in eine Pfütze springt.

Gehocab Kora Pick-Up auf VW Amarock
Sophia Pfisterer
Straße nur für 4x4-Fahrzeuge? Kein Problem!

Ihre Widerstandsfähigkeit beweist uns Kora, als wir auf der Tour erleben wie der Rahmen eines anderen Pick-Ups auf derselben Strecke in die Knie geht und bricht. Der Gehocab mit VW Amarok-Basis hingegen meistert ohne Probleme die raue Vulkanlandschaft, in der wir uns mitunter so fühlen wie auf einem fremden Planeten. Im Sonnenuntergang entfaltet sich ein mystisches Farbspiel über den isländischen Hügeln und wir fahren immer noch tiefenentspannt die letzten Meter Rüttelpiste, bevor es zurück Richtung Zivilisation geht.

Daten und Preise des Testwagens

Gurt-/Schlafplätze: 5/4
Zulässiges Gesamtgewicht: 3,5 t
Länge/Breite/Höhe: 5,97/2,14/2,98 m
Grundpreis: ab 180.000 Euro

Fazit

Der hohe Preis für den Luxus-Pick-Up scheint nach der (fast) reibungslosen Tour gerechtfertigt, das Konzept mit Maximalkomfort gepaart mit Autarkie und Allradantrieb geht auf. Ein Vernunftskauf ist so eine Gehocab Kora zwar nicht. Doch weder die Abenteuerlust noch der Luxus haben jemals behauptet, vernünftig zu sein.

Die aktuelle Ausgabe
Promobil 06 / 2023

Erscheinungsdatum 03.05.2023

148 Seiten