Vernetzung im Reisemobil
Einfache Wohnmobil-Steuerung übers Smartphone

Die Vernetzung ist einer der wichtigsten Trends in der Reisemobilbranche. Sie wird die Benutzung nachhaltig verändern. Was haben Kunden davon? Über Funktionen, Möglichkeiten, Zukunftsaussichten.

Vernetzung im Wohnmobil
Foto: Ingolf Pompe, promobil

Hätte Ihnen vor etwas mehr als 30 Jahren jemand erzählt, dass die Vernetzung von Computern die Welt von Grund auf verändern würde, hätten Sie ihn wahrscheinlich für verrückt erklärt. Heute, 30 Jahre nach der Kommerzialisierung des World Wide Web, hat das Internet unseren Alltag in vielen Bereichen durchdrungen und ist mit all seinen Facetten nicht mehr wegzudenken. Das verdeutlicht, welches Entwicklungspotenzial in der Verknüpfung von Systemen und Komponenten stecken kann.

Das CI-BUS-System erklärt

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A. Becker, C.Becker, M.Ehrenfeuchter, S.Pfisterer
Moderner Touchscreen: Zeitgemäße Touch-Lösung mit mehreren Menüebenen, einem großen Funktionsumfang und der Möglichkeit einer App-Fernsteuerung.

Als Grundstein für eine Vernetzung bedarf es in erster Linie einer gemeinsamen Sprache – etwas technischer ausgedrückt eines standardisierten Protokolls. Ein solcher Standard speziell für Freizeitfahrzeuge wurde bereits im Jahr 2011 festgelegt. Damals einigten sich rund 20 namhafte Unternehmen unter der Schirmherrschaft des Caravaning Industrie Verbands (CIVD) auf eine gemeinsame technische Plattform – den Caravaning-Industrie-BUS, kurz CI-BUS. Die Bezeichnung BUS hat dabei nichts mit dem Verkehrsmittel gemein, sondern steht für „Binary Unit System“. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich um ein Datenübertragungssystem zwischen den verschiedenen Komponenten der Bordelektronik wie Licht, Heizung, Kühlschrank oder Klimaanlage, die über einen gemeinsamen Übertragungsweg (BUS) gesteuert werden. Feste Bestandteile eines solchen Netzwerkes sind eine Mastereinheit – meist in Form eines zentralen Panels nebst Steuerteil – und je ein sogenanntes Slave-Modul pro Endgerät.

Der größte Nutzen von vernetzten Systemen im Reisemobil liegt im schnellen Überblick über die vorhandenen Ressourcen und in der zentralen Steuerung. Fragen wie „Habe ich noch genügend Gas, wie ist der Ladestand der Batterien und wie viel Frischwasser habe ich eigentlich noch an Bord?“ stellt sich jeder Camper regelmäßig. Die passende Antwort liefern Bedienpanels, die meist zentral innen über der Aufbautür montiert sind.

Die Entwicklungsstufe der Steuerungen reicht dabei vom einfachen Panel mit simplen Diodenanzeigen bis hin zum multifunktionalen Touchscreen mit vielschichtigen Menüebenen. Tim Rüttgers, CI-BUS-Experte des CIVD, zum aktuellen Stand: „Egal ob Panel, Display oder Touchscreen, oft liegt der CI-BUS zugrunde, wodurch die Bedienteile verschiedenster Geräte und Funktionen vereint werden.“ Ein gutes Beispiel für moderne Vernetzung liefert das Bedienteil vom Hersteller und CI-BUS-Partner Swift: Hier lassen sich sogar der Dometic-Kühlschrank sowie die Frisch- und Abwasserablassventile zentral bedienen.

Blick hinter die Kulissen des CI-BUS-Systems

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promobil

Dank BUS-System lässt sich die Technik im Reisemobil zentral abfragen und steuern. Das gelingt über separate Module, welche über den CI-BUS miteinander verknüpft sind. Wird beispielsweise die Wasserpumpe am Panel oder Smartphone aktiviert, gibt die BUS-Steuerung einen adressierten Schaltbefehl auf den CI-BUS, den alle angeschlossenen Geräte empfangen. Durch die Adressierung reagiert aber nur das gewünschte Modul und schaltet die Wasserpumpe ein. Vorteil dieser Lösung ist, dass sich der CI-BUS auch nachträglich um kompatible Module und Geräte erweitern lässt.

Apps zur Fernsteuerung

Zusätzlich zu den Grundfunktionen bilden zentral gesteuerte Komponenten die Ausgangsbasis für eine Fernsteuerungsoption. Dabei greifen die Hersteller heute mit Vorliebe auf das Smartphone als Fernbedienung zurück und versorgen ihre Kunden mit Apps. Dass dieses Vorgehen auch Nachteile hat, weiß Dieter Sojak, Geschäftsführer beim Elektronik-Zulieferer Votronic: „Die Masse an herstellerspezifischen Apps hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Für technikbegeisterte Menschen mag das kein Problem sein, für alle anderen ist es aber eher abschreckend.“ Auf die generelle Akzeptanz der Endkunden zum Thema Connectivity angesprochen, erklärt Sojak: „Ich bin der Meinung, dass die ordinäre Bedienung über Bedienpanels auch weiterhin Bestand haben wird. Die App-Steuerungen als solche sehe ich eher als nette Ergänzung.“ Ähnlich der I-Net Box lassen sich auch Votronic-Podukte im Nachgang um eine App-Steuerung ergänzen, vorausgesetzt, es handelt sich um digital steuerbare Komponenten.

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Geoff Teehan, Nelson Leung, Hobby, Kabe
Apps der jeweiligen Hersteller machen das Smartphone zur Fernbedienung für das Reisemobil.

Bei der App- oder Fernsteuerung wird aus technischer Sicht zwischen dem Nahbereich, also dem unmittelbaren Umfeld des Reisemobils, und dem Fernbereich unterschieden. Der Nahbereich wird von eigens ausgestrahlten Bluetooth- oder WLAN-Netzen abgedeckt, in die man sich mit mobilen Endgeräten wie Smartphone oder Tablet einwählen kann.

Für die Steuerung über größere Distanzen wird das Mobilfunknetz genutzt und deshalb eine eigene SIM-Karte im Steuermodul benötigt. Ist diese aktiviert und eingerichtet, kann das Reisemobil im Grunde von jedem Ort gesteuert und kontrolliert werden, solange Sender und Empfänger ausreichend Netzempfang haben. Zur Übertragung der Fernsteuerungsdaten haben sich aktuell zwei Verfahren durchgesetzt: Während zum Beispiel die I-Net Box von Truma bei der Steuerung auf Befehle via SMS setzt, kommt bei Hobby und Kabe ein zwischengeschalteter Server zum Einsatz.

Sind Smartphone und Reisemobil dort angemeldet, funktioniert die Befehlsübertragung und -verarbeitung beinahe in Echtzeit. Parallel steigt mit der Einwahl in das Mobilfunknetz das Spektrum der Möglichkeiten: Diese reichen von einer Positionsbestimmung mit Bewegungsalarm durch Geofencing bis hin zur Ferndiagnose durch den Hersteller. Adria und einige weitere Hersteller nutzen die Internetverbindung des Smartphones zusätzlich, um in ihrer jeweiligen App Komfort-Funktionen wie Wetterdaten vom aktuellen Standort und eine Campingplatz- bzw. Händlersuche anzubieten. Kehrseite der Medaille: Für die Fernsteuerung fallen im Rahmen des notwendigen Mobilfunkvertrags Kosten an.

Überall alles im Blick: So funktioniert die Fernsteuerung

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promobil

Mittels WLAN, Bluetooth oder GSM gelingt die Fernsteuerung der im Reisemobil eingebauten Bus-Systeme via Smartphone, Tablet oder Computer. Unterschieden wird dabei zwischen der Steuerung im Nah- und Fernbereich. Im näheren Umfeld setzen die Hersteller meist auf selbstgenerierte Bluetooth- oder WLAN-Verbindungen. Langt deren Reichweite nicht, werden Steuerungsbefehle oder Abfragen über das Mobilfunknetz (GSM) in Form von SMS oder Daten übertragen – vorausgesetzt, die Netzabdeckung passt.

Nachrüstung am Beispiel einer Truma I-Net Box

Lichtblick für alle Technikbegeisterten mit einem älteren Reisemobil: Das Vernetzen von vorhandenen Komponenten klappt teilweise auch noch nachträglich. Zum Beispiel mit der I-Net Box. Sie ermöglicht es, CI-Bus-fähige Truma-Geräte um eine App-Steuerung zu ergänzen. Wofür das taugt? Na zum Beispiel, um die Heizung bereits auf dem Rückweg von der Skipiste zu aktivieren oder im Hochsommer die Klimaanlage vorkühlen zu lassen, bevor man vom Strand zurückkehrt. Für die Fernsteuerung schickt die Smartphone-App SMS-Befehle an die Box, was allerdings eine SIM-Karte voraussetzt. Im Nahbereich funktionieren Abfrage und Steuerung völlig kostenfrei via Bluetooth.

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Truma
Die I-Net Box vernetzt vorhandene Truma-Geräte. Fernsteuern klappt im Nahbereich über Bluetooth und im Fernbereich via SMS an die integrierte SIM-Karte.

Voraussetzung für die Heizungs- und Klima-Steuerung ist ein CP-Plus-Bedienteil (Ausführung mit Display). Sollte dies noch nicht vorhanden sein, besteht die Option, I-Net Box und CP-Plus-Bedienteil im Bundle zu kaufen (ca. 370 Euro) und beides in einem Schwung zu installieren. Ein weiterer Vorteil ist die einfache Abfrage des Gasfüllstandes. Wird eine Level-Control (149 Euro) eingebunden, schickt sie den aktuellen Füllstand via Bluetooth an die I-Net Box. Über die separate Level-Control-App funktioniert die Kommunikation im Nahbereich neuerdings auch direkt mit dem Smartphone.

Sprachbefehle als Steuerungsalternative

Die intuitivste Art der Steuerung bietet eine ausgereifte Spracherkennung. Malte Kosub, Geschäftsführer von Future of Voice, erklärt: „In den letzten 30 Jahren mussten wir die Sprache der Computer lernen, um sie zu bedienen. Seit einigen Jahren ist es umgekehrt – jetzt lernen die Computer, uns zu verstehen.“ Welchen Reifegrad Systeme wie Amazon Echo oder Google Assistant mittlerweile erreicht haben, erläutert Kosub wie folgt: „Aktuell sprechen wir von Erkennungsraten von über 95 Prozent.“ Damit liegt die Trefferquote laut Kosub in etwa auf dem Niveau eines geschulten Callcenter-Agenten.

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Hersteller
Im Plugvan übernimmt ein Amazon Echo fast alle Steuerungsaufgaben.

Im Bereich der Freizeitfahrzeuge steht die aussichtsreiche Sprachsteuerung noch am Anfang ihrer Entwicklung und ist hauptsächlich in Technik-Prototypen, Kleinserien wie dem Plugvan oder in der Luxusklasse anzutreffen. Beim Plugvan übernimmt der aus dem Hausgebrauch bekannte Amazon Echo (Alexa) die Steuerung aller elektrischen Geräte. Zusätzlich bietet das Berliner Unternehmen mit dem System Plugvan-Connect die Möglichkeit, die Sprachsteuerung über den Echo auch in andere Reisemobile zu integrieren.

Im Zubehörbereich stellte jüngst der Heizungshersteller Alde die Erweiterung Voice Control vor. Das 395 Euro teure Nachrüst-Set, bestehend aus Mikrofon und Empfänger, erweitert die bestehende Heizungs- und Klimaanlagensteuerung um eine Sprachfunktion. Der Haken dabei ist der Funktionsumfang, der sich auf eine überschaubare Anzahl von Produkten beschränkt. So lassen sich aktuell nur beispielsweise Heizungen von Alde und Klimaanlagen von Truma damit steuern. Größter Unterschied zu Smartspeakern wie dem Echo: Das System reagiert nur auf vordefinierte Kommandos. So lässt sich beispielsweise die Temperatur mit dem Kommando „Hallo Alde System! 23 Grad“ einstellen. Damit die Befehle richtig umgesetzt werden, sollte man zudem auf eine möglichst klare und dialektfreie Aussprache achten.

Fortschrittliche Vernetzung: Mercedes Sprinter

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Daimler AG
Mit dem MBAC-System schafft Mercedes eine Schnittstelle zwischen Basisfahrzeug und Aufbau. Informationen abrufen und Funktionen steuern klappt am Armaturenbrett als auch im Wohnraum.

Wer den neuen Sprinter als Basisfahrzeug nutzt, kann einige MBUX- (Mercedes Benz User Experience) und Mercedes-Me-Funktionen per Sprache abrufen. Auffällig dabei, wie intuitiv die Bedienung bereits gelingt. Navigationsziele werden schnell gefunden, Radiosender gewechselt und sogar indirekte Fragen wie „Brauche ich in Stuttgart heute eine Sonnenbrille?“ mit den passenden Wetterdaten beantwortet.

Eines der fortschrittlichsten Systeme am Markt ist aktuell das von Mercedes entwickelte Schnittstellenmodul MBAC (Mercedes Benz Advanced Control). Vereinfacht betrachtet, schlägt es eine Brücke zwischen Basisfahrzeug und Aufbau. Vorteil für den Endkunden? Er kann die vom zentralen Bedienpanel bekannten Informationen und Funktionen sowohl vorn im Armaturenbrett als auch im Aufbau abrufen und steuern. Einen ähnlichen Ansatz wählte bereits der Multimedia-Spezialist Zenec in Kooperation mit der Erwin Hymer Group. Mit dem entsprechenden Naviceiver an Bord lässt sich das Bedienpanel nach vorn spiegeln – allerdings nicht steuern.

Genau da geht Mercedes mit MBAC einen Schritt weiter mit deutlich größerem Funktionsumfang: Neben elektrischen Schaltbefehlen für einfache Geräte kann MBAC seine Stärken besonders ausspielen, wenn die anzusteuernden Komponenten den CI-BUS nutzen. Dann lässt sich etwa der Kühlschrank vom Bedienpanel oder der App aus auf eine exakte Temperatur einstellen oder die Beleuchtung entsprechend der Stimmung programmieren. In der aktuellen Version, die ab Ende 2019 erhältlich ist, verzichtet Mercedes allerdings noch auf eine Fern- oder Sprachsteuerung und beschränkt sich auf die App-Bedienung via Bluetooth-Anbindung im Nahbereich.

Vernetzungslösungen im Mercedes Sprinter

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Daimler AG
Der Mercedes Sprinter kann über 30 Mercedes-Me-Connect und über 60 MBAC-Dienste- und Funktionen vernetzt werden.

Im Mercedes Sprinter wird zwischen Me-Connect und MBAC unterschieden. Me-Connect vernetzt das Basisfahrzeug, MBAC den Wohnbereich. Den Funktionsumfang der beiden Lösungen finden Sie hier.

Konnektivität Basisfahrzeug (Me Connect)

  • Wartungs-, Unfall- und Pannenmanagement
  • Tele- und Fahrzeugdiagnose
  • Geografische Fahrzeugüberwachung und -ortung
  • Anzeige Fahrzeug-Set-Up (u.a. Kraftstofffüllstand, Reifendruck)
  • Internet im Fahrzeug & WiFi-Hotspot
  • Senden von Routen oder Points-of-Interest ans Fahrzeug

Konnektivität Wohnbereich (MBAC)

  • Steuerung Licht und Ambientelicht
  • Steuerung Markise und Aufstelldach
  • Steuerung Heizung und Klima
  • Anzeige Gasfüllstand und Steuerung Fasabsperrventil
  • Anzeige Status Solaranlage
  • Anzeige Frisch- und Abwasserfüllstand
  • Batteriemanagement

Nachgefragt...

... bei Sven Dannenmann, Leiter Solution Consulting & Branchenmanagement bei Mercedes-Benz Vans.

Worin lagen die größten Herausforderungen bei der Entwicklung von MBAC?

Wir wollen eine Lösung anbieten, die Funktionalitäten wie Licht, Heizung, Frischwasser, Markise etcetera steuert, gleichzeitig aber ein hohes Maß an Flexibilität bei der Auswahl der entsprechenden Bauteile bietet. Eine der größten Herausforderungen war das Herausfiltern der relevanten Funktionen und die Möglichkeit zu schaffen, die Wünsche der Hersteller, Endkunden und Zulieferer unter einen Hut zu bekommen.

Gibt es einen speziellen Kooperationspartner unter den Zulieferern z. B. für das Display?

Auf unsere Hardware bezogen war es uns in erster Linie wichtig, die Mercedes-Welt, wie der Kunde sie vom MBUX (Mercedes-Benz User Experience) aus dem Armaturenbrett kennt, eins zu eins nach hinten in den Aufbau zu übertragen. Dabei hat es sich natürlich angeboten, dass man für das MBAC-Display die gleiche Hardware wie beim MBUX nutzt, dessen Display im Armaturenbrett aus dem Automobilbereich stammt. Das reduziert für uns den Entwicklungsaufwand, da wir zwischen den beiden Displays vorn und hinten nicht unterscheiden müssen. Gleiches gilt übrigens für die Softwareentwicklung. Auch hier lag der Fokus darauf, dass die Formensprache und Farbgebung exakt der des bereits bekannten MBUX entspricht.

Mercedes ist auch Partner des 2011 eingeführten CI-Bus-Standards. Die Ziele und Funktionen beider Systeme gleichen sich auffallend. Wie unterscheiden sie sich im Detail?

Sie unterscheiden sich im Grunde gar nicht. Der CI-Bus ist eine Möglichkeit, Geräte anzusteuern, und der Standard im Camper-Bereich. MBAC unterstützt den CI-Bus zu 100 Prozent. Dank diesem Standard haben wir bereits heute eine ganze Menge CI-Bus-fähige Geräte, die auch von MBAC voll unterstützt werden. Die MBAC ist, wie vom CI-Bus-Standard vorgesehen, im Grunde ein externes Steuergerät für die Komponenten.

Wie flexibel ist die MBAC-Schnittstelle hinsichtlich Nachrüstungen? Beispiel: Ein Camper möchte nach fünf Jahren auf eine neue Heizung umsteigen. Schaffen das auch kleinere Händler und Werkstätten?

Wenn Sie eine CI-Bus-fähige Kombiheizung gegen ein neueres Modell tauschen, wage ich zu behaupten, dass diese sofort funktioniert. Truma hat uns gegenüber mitgeteilt, dass sie den CI-Bus-Standard auch zukünftig rückwärtskompatibel halten wollen. Es kann natürlich sein, dass ein bis zwei neue Features nicht sofort funktionieren, aber die Grundfunktion ist nach dem Plug-and-Play-Prinzip gegeben.

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Daimler AG
Im näheren Umfeld (Bluetooth) funktioniert die Steuerung mit der entsprechenden App.

Ist eine MBAC-Nachrüstlösung für ältere Sprinter-Modelle denkbar oder funktioniert das System nur in Verbindung mit MBUX?

Grundvoraussetzung ist, dass das Basisfahrzeug bereits über MBUX verfügt (Sprinter ab Bj. 2018). Dann wäre eine Nachrüstung von MBAC denkbar, aber trotzdem mit sehr viel Aufwand verbunden.

Die einzeln angeschlossenen Komponenten kommen ja auch weiterhin von verschiedenen Zulieferern. Ist es möglich, dass die Kompatibilität von MBAC die Reisemobilhersteller in der Auswahl einschränkt?

MBAC kann alle Geräte steuern, die direkt angeschlossen auf Schaltzustände wie Ein/Aus oder Viel Strom/Wenig Strom reagieren. Grundvoraussetzung für einen erweiterten Funktionsumfang ist allerdings, dass die Komponenten vernetzungsfähig sind, denn dann gibt es standardisierte Protokolle. Will heißen: Wenn ein Reisemobilhersteller auf smarte Funktionen Wert legt, fallen einfache Geräte, Komponenten und deren Zulieferer per se raus. Aktuell gibt es schon eine Menge smarter Komponenten, die wir bereits unterstützen. In wenigen Fällen kann es jedoch sein, dass ein Gerät aufgrund seiner hohen Komplexität oder seiner geringen Verbreitung noch nicht vollständig unterstützt wird. Unser Ziel ist es aber, den Funktionsumfang von MBAC kontinuierlich zu erweitern.

Gibt es einen manuellen Ausfallschutz für Aktoren wie Gassperrhahn oder Aufstelldach?

Ja, gibt es. Die Advanced Control Unit (ACU) unterstützt alles. Man kann völlig unabhängig von der ACU Taster in einen Steuerungskreis einfügen, die die ACU direkt beeinflussen oder umgehen. Die Ausgestaltung der Steuerkomponenten liegt dabei in der Verantwortung des Aufbauherstellers.

Können Sie uns noch einen kleinen Ausblick über zukünftige Entwicklungen geben?

Connectivity spielt bei uns in den nächsten Jahren eine immer wichtigere Rolle. Das Thema Fernsteuerung außerhalb der Bluetooth-Reichweite ist dabei natürlich eine denkbare Entwicklung. Insgesamt betrachtet stehen wir aber gerade erst am Anfang der Entwicklung. Unser erklärtes Ziel ist es, mit neuen Partnern so viele Komponenten wie möglich für MBAC fit zu machen – entsprechend unserer Grundphilosophie der maximalen Flexibilität.

Fazit

Wir sind auf einem guten Weg: Allen, die der Vernetzung und neuen Formen der Steuerung noch skeptisch gegenüberstehen, sei gesagt, dass sich gute Systeme besonders durch eine intuitive Bedienung auszeichnen. Denn nur dann sind sie ein Gewinn. Skeptisch sehe ich aktuell die Flut von Apps, die jede für sich gut funktioniert, die aber in der Masse die Bedienung des Reisemobils verkomplizieren. Dabei ist die herstellerübergreifende Vernetzung ja eigentlich erklärtes Ziel des CI-BUS-Standards. Mercedes, Swift und einige andere sind mit ihren Systemen auf einem guten Weg und schaffen damit im Grunde eine Art Universalfernbedienung für das vernetzte Reisemobil.

Die aktuelle Ausgabe
Promobil 06 / 2023

Erscheinungsdatum 03.05.2023

148 Seiten