Schlafsäcke Test Silke Schwell
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Wohlig warm: Drei Mantelschlafsäcke im Test

Drei Modelle von Mantelschlafsäcke im Test Kuschelige Wärme bei kühleren Temperaturen

Der Schlafsack gehört beim Camping nur ins Zelt oder Fahrzeug? Von wegen – immer mehr Hersteller bieten Schlafsack-Mantel-Kombis. Ideal für die kühlere Zeit.

Die Herbsttage sind noch angenehm warm, die Morgenstunden und die Abende allerdings schon fühlbar kühler. Wer zum schnellen Frösteln neigt, kennt das Problem: kalte Hände, Nase oder sogar Füße. Dass ein Schlafsack mit ein bisschen Modifikation Mantelpotenzial hat, entdecken zuletzt immer mehr Hersteller von Outdoorzubehör. Wir haben uns exemplarisch drei Schlafsäcke angeschaut und ausprobiert. Die Test-Schlafsäcke gibt es jeweils mit verschieden dicken Füllungen: Bergstop bietet den Cozybag in fünf verschiedenen Stärken, den Dreamwalker von Exped gibt es in zwei Ausführungen und Vaude hat drei unterschiedlich isolierte Gamplüt-Modelle im Repertoire.

Bei diesem Vergleich geht es in erster Linie um das Handling des Schlafsacks als Mantel, nicht um die bessere Isolierung. Generell sollten sich Camper jedoch vor dem Schlafsackkauf mit dem Schlafsackfüllmaterial sowie den angegebenen Temperaturbereichen auseinandersetzen. Deshalb ein kurzer Ausflug in die Schlafsacktheorie.

Temperaturbereiche bei Schlafsäcken

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Bergstop und Vaude bieten lediglich einen kompakten Packsack für unterwegs.

Wer einen Schlafsack kauft, findet oftmals am Packsack, auf einem Etikett oder im Schlafsack Angaben zur Komfort-, Grenz- und Extremtemperatur. Diese Angaben beruhen auf der Schlafsacknorm EN 13537, die erstmals 2002 festgelegt wurde. Sie beschreibt Anforderungen und Vergleichskriterien von Schlafsäcken für Sport- und Freizeitaktivitäten in der EU. Seither gab es mehrere Neuerungen und vergangenes Jahr wurde sie von der überarbeiteten Norm EN 23537 abgelöst.

Neben dem Gewicht und Packmaß sind insbesondere die Temperaturbereiche für Schlafsack-Käufer interessant.

  • Komforttemperatur: Dieser Wert wird für eine „Standard-Frau” (25 Jahre, 60 Kilogramm, 160 Zentimeter) errechnet, die beim Schlafen im Schlafsack bei dieser Temperaturgrenze gerade noch nicht friert.
  • Grenztemperatur: Dieser Wert gilt für einen “Norm-Mann” (25 Jahre, 70 Kilogramm, 173 Zentimeter), der bei dieser Temperaturgrenze gerade noch nicht fröstelt.
  • Extremtemperatur: Dieser Wert gilt wiederum für eine „Standard-Frau” (25 Jahre, 60 Kilogramm, 160 Zentimeter), jedoch unter starker Kältebelastung. Das bedeutet, dass die Schlafsack-Innentemperatur noch gerade zum Schutz vor Erfrieren für einen Zeitraum von sechs Stunden ausreicht.

Die Norm unterscheidet zwischen Mann und Frau, da Männer in der Regel einen höheren Muskulaturanteil haben, was sie wiederum kälteresistenter als Frauen macht. Neben Geschlecht und Muskelmasse spielen natürlich noch andere Faktoren wie Gewicht, Alter und aktuelle Gemütslage eine Rolle. Als Orientierungswert beim Schlafsackkauf, sowohl für Frau als auch Mann, ist die Komforttemperatur empfehlenswert.

Daune oder Kunstfaser?

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Wenn es draußen kühler und windiger wird, sind Schlafsackmäntel perfekt fürs Campen.

Schlafsäcke sind entweder mit Daunen isoliert oder besitzen eine Kunstfaserfüllung. In der Regel sind Kunstfaserschlafsäcke beim Kauf günstiger als Daunenschlafsäcke. Letztere gelten als langlebiger und bieten die bessere Kombination aus Isolation, Gewicht und Packmaß. Denn Daunen sind leichter und insgesamt einfacher komprimierbar als Kunstfaser. Außerdem isoliert ein Daunenschlafsack, vorausgesetzt, er ist trocken, weitaus besser als Kunstfaser. Daunen klumpen bei Nässe und verlieren ihre Isolationskraft, wenn sie nicht trocknen können.

Daneben sind Daunenschlafsäcke auch bei höheren Temperaturen angenehmer, weil die Füllung atmungsaktiver ist. Ideal sind Daunenschlafsäcke für Camper mit wenig Stauraum, die oft auch noch bei kälteren Temperaturen unterwegs sind und lange etwas von ihrem Schlafsack haben wollen. Neben dem günstigeren Preis ist ein Vorteil der Kunstfaserfüllung bei Schlafsäcken, dass sie, auch wenn die Füllung nass wird, weiterhin warm halten. Kunstfaserschlafsäcke sind aber weniger dampfdurchlässig, was beim Schlafen schnell zum Schwitzen führen kann. Schlafsäcke mit Kunstfaser eignen sich für Camper, die in feuchteren Gegenden campen und denen es nicht superwichtig ist, wie schwer und groß der Schlafsack ist.

Getränkehalter
Zubehör

Die Preisunterschiede aufgrund der Füllung sind bei den Testmodellen ebenso ersichtlich. Der Exped-Schlafsack hat eine RDS-zertifizierte Daunenfüllung. Dies garantiert, dass die Daunenfüllung von regelmäßig geprüften Produzenten und von bereits getöteten Enten und beispielsweise nicht aus einer Stopfmast stammt. Bergstop und Vaude geben beide an, dass ihre Schlafsackfüllung aus Kunstfaser besteht. Bei Vaude kommt ein sogenanntes Sensofiber-Material hinzu. Dieses Material reflektiert die Körperwärme des Trägers und hält dadurch laut Hersteller ebenso im nassen Zustand noch sehr gut warm.

Die Schlafsäcke als Mantel

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Im Lieferumfang des teuersten Modells von Exped war neben einem Packbeutel auch ein luftiger Netzsack zur Lagerung mit dabei.

Beim Auspacken fällt positiv auf, dass Exped als einziger Hersteller neben einem kompakten Transportsack ebenso einen luftigeren, größeren Netzsack für den Schlafsack mitliefert. Dieser dient zur richtigen Lagerung und Lüftung des Schlafsacks. Das tut nicht nur Daune gut, sondern wäre ebenso für die zwei Kunstfaser-Kandidaten von Bergstop und Vaude empfehlenswert. Tipp: Zuhause den Schlafsack in einem Kissenbezug lagern. Den Cozybag liefert Bergstop mit einer praktischen Tragetasche samt Schultergurt, das Vaude-Modell wird in einem üblichen, mit Kordel verschließbaren Packsack geliefert. Es wird empfohlen, Schlafsäcke nicht ordentlich gerollt, sondern wild gestopft im Packsack zu verstauen. So werden immer wieder andere Stellen der Füllung komprimiert und die Isolationswirkung der Füllung bleibt länger erhalten.

Die Modelle haben alle einen Frontreißverschluss, wodurch das Anziehen dem eines herkömmlichen Mantels ähnelt. Beim Bergstop-Modell sind die Reißverschlüsse am Ärmelende idealerweise bereits geöffnet. Das Öffnen von innen heraus erweist sich als frickelig. Hinzu kommt, dass bei unserem Testmodell in Größe L, das laut Hersteller für Personen zwischen 1,75 und 1,90 Meter groß geeignet sein soll, die Ärmel bei zwei Redakteuren mit 1,75 und 1,85 Metern generell zu lang waren. Hilfreich zum Ärmelhochkrempeln wären ein Druckknopf oder Klettband.

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Der Druckknopf am Fußende des Vaude erleichtert das Schließen des langen Reißverschlusses deutlich.

Der Schlafsackmantel von Exped hat für die Arme seitlich je einen Reißverschluss, der von innen und außen zu öffnen ist. Nachteil beim Dreamwalker ist, dass es für die Arme keine wärmenden Ärmel gibt. Vaude löst den Ärmelzugang beim Gamplüt durch zwei Druckknöpfe und nach außen heraustülpbare, kurze Ärmel. Da die Armzugänge aus einem mehrlagigen gefütterten Schlafsackstoff bestehen, brauchen Camper an dieser Stelle auch kein unangenehmes Eindringen kalter Luft befürchten. Im Vergleich mit Bergstop und Exped ist die Ärmellänge von Vaude am besten. Der Träger bekommt weder kalte Oberarme noch stören die Ärmel beim Hantieren mit Gegenständen.

Damit der Schlafsack als Mantel nicht auf den Boden schleift, faltet der Träger bei allen Modellen die untere Stoffhälfte hoch und befestigt das Fußteil auf Hüfthöhe. Hierzu hat Bergstop Druckknöpfe an der Innenseite des Schlafsackmantels angebracht. Exped nutzt dafür die Kordel, die auch zum Verschließen des Fußendes gebraucht wird. Vaude verwendet ebenso das Zurrband, arretiert aber den Schlafsackstoff zusätzlich mit einem Druckknopf mittig. Durch diesen Knopf gelingt den Testern das Schließen des aufgrund des Hochklappens doppellagigen Reißverschlusses beim Vaude-Modell am leichtesten.

Bei dem Bergstop- und Exped-Modell lässt sich zusätzlich die Kapuze fixieren, wodurch ein Ins-Gesicht-Fallen verhindert wird. Der Cozybag von Bergstop bietet hierfür einen Klettverschluss; die Kapuze des Exped Dreamwalker wird mit einem Zurrband fixiert. Vaude bietet für die Kapuze nichts, hat aber als einziges Modell einen Wärmekragen, der dafür sorgt, dass ab Hals abwärts keine kalte Luft eindringt.

Nutzung als Schlafsack

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Besonders für Camper, die nur begrenzt Stauraum an Bord haben oder die nur mit Zelt unterwegs sind, ist ein Schlafsack mit Mantelfunktion ein platzsparender und praktischer Deckenersatz.

Alle drei Modelle haben als Schlafsack eine Mumienform und eigenen sich gleichermaßen zum Schlafen. Beim grünen Exped-Modell und beim roten Vaude-Schlafsack ist das Schlafgefühl wie in einem typischen Schlafsack. Positiv beim Vaude Gamplüt sind die relativ große Kapuze und der Wärmekragen.
Leicht ungewohnt ist das Schlafen im Cozybag von Bergstop, da man zwar ein typisches Kokon-Schlafsackgefühl hat, die Hände jedoch nicht am eigenen Körper spürt. Dafür ist die Bewegungsfreiheit deutlich höher. Er eignet sich beispielsweise gut für Bauchschläfer, die gerne den Arm unter das Kopfkissen schieben. Am angenehmsten hat sich der Daunenschlafsack von Exped angefühlt, weil er durch das Material am weichsten und luftigsten war.

Daten & Fakten

  Bergstop Cozybag Classic Vaude Gamplüt 800 SYN Exped Dreamwalker -2°
Schnitt Mumie mit Armen Mumie Mumie
Gewicht 1200 g - 1800 g 1850 g 1090g-1150 g
Norm & Temperaturbereiche EN 13537: 2012
Komforttemperatur: 10°C
Temperaturlimit: 6°C
Extremtemperatur: -8°C
EN 13537: 2012
Komforttemperatur: 1°C
Temperaturlimit: -4°C
Extremtemperatur: -21°C
EN 23537: 2016
Komforttemperatur: 4°C
Temperaturlimit: -2°C
Extremtemperatur: -15°C
Füllmaterial Polyester-Mikrofasern Polyester- und isolierende Sensofiber-Mikrofasern Daunen
Ober- und Untermaterial Polyester Polyester Nylon
Positive Features Kapuze kann hinter dem Kopf befestigt werden; aufgesetzte Taschen für die Hände. Wärmekragen, der den Sitz des Mantels optimiert; aufgesetzte Taschen für die Hände. Kapuze kann nach hinten festgezurrt werden.
Ärmellösung Doppelseitiger Reißverschluss, komplette Ärmel. Kurze Ärmel, mehrlagige Füllung, mit Druckknopf verschließbar. Seitliche Reißverschlüsse, ärmellos.
Bestellmöglichkeit Bergstop.com Weiter zu Amazon Weiter zu Bergzeit.de

Wertung

Bergstop Cozybag Classic

Ärmel: 3/5 Sternen
Hochstecken des Fußendes: 4/5 Sternen
Tragekomfort: 3/5 Sternen
Schlafkomfort: 3/5 Sternen
Komprimierbarkeit: 3/5 Sternen
Material: 3/5 Sternen
Mitgelieferte Verpackung: 3/5 Sternen

Vaude Gamplüt 800 SYN

Ärmel: 5/5 Sternen
Hochstecken des Fußendes: 5/5 Sternen
Tragekomfort: 5/5 Sternen
Schlafkomfort: 4/5 Sternen
Komprimierbarkeit: 3/5 Sternen
Material: 4/5 Sternen
Mitgelieferte Verpackung: 3/5 Sternen

Exped Dreamwalker -2°

Ärmel: 3/5 Sternen
Hochstecken des Fußendes: 3/5 Sternen
Tragekomfort: 4/5 Sternen
Schlafkomfort: 5/5 Sternen
Komprimierbarkeit: 5/5 Sternen
Material: 5/5 Sternen
Mitgelieferte Verpackung: 5/5 Sternen

Fazit

Zwischen den drei Schlafsäcken fällt die Entscheidung schwer. Müsste ich sie treffen, würde ich mich Folgendes fragen: Wie oft wird der Schlafsack zum Einsatz kommen? Wie lange soll er halten? Welchen extremen Wettersituationen werde ich mit dem Schlafsack ausgesetzt sein? Und: Wie viel möchte ich ausgeben? Der Exped Dreamwalker mit Daunenfüllung und Nylon ist der angenehmste von allen Testprodukten – aber eben auch der teuerste. Für meine Anforderungen als Camperin, die im Herbst und Frühjahr draußen schnell friert, aber bei viel tieferen Temperaturen auch nicht draußen ist, reicht das Vaude-Modell aus. Außerdem finde ich die Gamplüt-Ärmellösung am praktischsten und auch weitere Features des Modells wie der Wärmekragen und die aufgesetzten Taschen sagen mir zu. Ob es nun das dickste Modell, 800 SYN, wie in diesem Test sein muss oder eines der preiswerteren mit dünnerer Füllung reicht, würde ich dann entscheiden.

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