Radolfzell am Bodensee hat Besuchern viel zu bieten: eine idyllische Lage am Untersee mit dem Naturschutzgebiet Mettnau, einem regional bedeutenden Vogelbrutgebiet, Strand- und Seebad sowie vielfältige Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten. Jetzt will der Ort auch gezielt Wohnmobil-Gäste anlocken.
Die Attraktivität des 30.000-Einwohner-Städtchens hatte sich bislang nicht in der Stellplatz-Infrastruktur widergespiegelt. Vor allem der Stellplatz In den Herzen erregte in jüngster Vergangenheit die Gemüter der Reisemobilisten. Hier wurde ohne ersichtlichen Grund der Preis von acht auf fünfzehn Euro erhöht – happig für einen einfachen Platz ohne nennenswerten Service.
Kritikpunkte erfolgreich umgesetzt

Auf die vielfach in der promobil-Stellplatz-Radar-App geäußerten Beschwerden hat die Stadt Radolfzell nun reagiert und innerhalb von nur zweieinhalb Monaten einen neuen Stellplatz geschaffen. Dieser liegt auf der Halbinsel Mettnau in unmittelbarer Nähe zum Naturschutzgebiet und bietet Platz für 31 Mobile. Weichen musste dafür ein bisher an dieser Stelle angesiedelter, ver- und entsorgungsloser Stellplatz. Ein guter Tausch, denn der neue Platz ist deutlich besser ausgestattet. Auf den sechs mal zehn Meter messenden Parzellen kommen auch große Reisemobile mühelos unter, ebenso großzügig angelegt ist die Entsorgungsstelle.
Das Herzstück stellt jedoch das neu errichtete Sanitärgebäude dar. Auf der einen Seite beherbergt es öffentliche Toiletten für die Gäste des angrenzenden Sportgeländes. Auf der anderen Seite befinden sich exklusiv für Reisemobilgäste Duschen und Toiletten. Der Zugang erfolgt mit einer Chipkarte, die auch zur Entnahme von Frischwasser und Strom gebraucht wird. Gezahlt werden kann ausschließlich mit EC- oder Kreditkarte an einem Automaten.

Mehr Gelder für die Stellplatzfinanzierung
Zufrieden mit Ausstattung und Kapazität des Stellplatzes zeigte sich am offiziellen Eröffnungstag Anfang Juli der Radolfzeller Oberbürgermeister Martin Staab: „Für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre sind wir nun gut aufgestellt.“ Nina Hanstein, die Geschäftsführerin des Tourismus- und Stadtmarketings Radolfzell, ergänzt: „Die negativen Reaktionen der Reisemobilgäste auf die Preiserhöhung am Stellplatz In den Herzen gaben den Anstoß, den schon seit 2010 geplanten neuen Stellplatz in die Tat umzusetzen.“ Dass man die Reisemobilisten nicht vergrätzen wollte, betont auch OB Staab: „Wir haben die Reisemobilgäste gerne in der Stadt.“ Dazu passt auch, dass der überteuerte Preis am Stellplatz In den Herzen inzwischen auf 11 Euro gesenkt wurde.
Ebenfalls zur Stellplatz-Eröffnung angereist war der baden-württembergische Minister für Justiz und Europa, Guido Wolf. In seinem Grußwort hob er die Bedeutung des Reisemobiltourismus hervor und kündigte an, das Volumen des Tourismus-Infrastrukturprogramms, das Kommunen bei der Finanzierung eines Stellplatzes unterstützt, in den kommenden Jahren von sieben auf zehn Millionen Euro aufzustocken. Wenn das mal keine guten Nachrichten für die Stellplatzlandschaft im Südwesten von Deutschland sind!