Campingbustour in Portugal
Von Azinhal über Odemira - Ein Winter in Portugal

Sabbatical im Campingbus: Anfang Oktober zieht es Anna und Basti wieder fort. Über den Winter soll es nach Portugal gehen. Nach einem besonderen Sommer in Schweden ist die Iberische Halbinsel das Ziel, wo sie mit ihrem Campingbus überwintern wollen.

Lagos Portugal
Foto: Anna und Sebstian Hilke

Nachdem wir den ersten Teil unseres Sabbaticals in Schweden verbracht haben, zieht es uns in den Süden. Als sich in Deutschland langsam der Herbst ankündigt, fahren wir durch ein verregnetes Frankreich und sind überglücklich, als wir die Mittelmeerküste bei Béziers erreichen. Die Palmen versprechen ein mildes Klima. Ursprünglich hatten wir mit der Idee gespielt, den Winter in Marokko zu verbringen, aber aufgrund der Pandemie und möglicher Reisebeschränkungen erscheint uns dies zu unsicher.

Überwintern mit dem Camper in Portugal

Noch ein kurzer Abstecher in die Pyrenäen, und dann geht es ganz langsam die spanische Mittelmeerküste entlang. Trips ins Landesinnere belohnen mit einem tollen Mountainbikepark (La Fenasosa Bike Park) oder dem weiten Ausblick vom 2168 Meter hohen Calar Alto. Und dann heißt es endlich: Bem-Vindas a Portugal!

Campingbustour in Portugal
Anna und Sebastian Hilke
Einer unserer Lieblingsplätze in Portugal wird diese Wiese hinter einem Strandrestaurant in Albufeira.

Nach der trockenen Vegetation in Spanien können wir uns gar nicht sattsehen an dem saftigen Grün um uns herum. Aufgrund eines drohenden Lockdowns in Spanien sind wir in einem Rutsch aus der Nähe Granadas durchgefahren und übernachten direkt hinter der Grenze auf einem kleinen Platz in der Nähe von Azinhal. Den Ort erkunden wir am nächsten Tag und finden prompt "A Prova Pastelaria", eine kleine Bäckerei mit sagenhaft guten Teilchen und Kuchen. Portugal gefällt uns auf Anhieb.

Campingbustour in Portugal
Anna und Sebastian Hilke
Fast an jeder Straßenecke gibt es in Portugal eine Pastelaria mit den typischen Gebäckspezialitäten. Wer es gerne süß mag, kann dort auch frühstücken.

Wer wie wir den südlichsten Grenzübergang Portugals überquert, der kommt unweigerlich am Castro Marim vorbei. Die Ritterburg inklusive gruseligem Foltermuseum darf auch mit Hund besichtigt werden, und so verbringen wir dort zwei Stunden, bevor wir uns mit etwas ausstatten, auf das wir uns schon gefreut hatten: eine SIM-Karte für unseren kleinen LTE-Router. Mit der Karte des Anbieters NOS haben wir unbegrenztes Datenvolumen – und das für einen Euro am Tag. Natürlich haben wir die hauptsächlich fürs Online-Arbeiten zur Aufstockung der Urlaubskasse gekauft, aber der eine oder andere Regentag wird uns dadurch auch versüßt. Und Regentage gibt es leider gar nicht so wenige. Im Lauf unseres dreimonatigen Aufenthalts werden wir immer wieder hören, dass dies der regenreichste und kälteste Winter seit 20 Jahren sei.

Daher beschließen wir, an der Algarve zu bleiben, anstatt weiter in den Norden zu fahren, wo das Wetter noch regnerischer wäre. Hier gibt es neben vielen schönen Stellplätzen auch unglaublich viel zu entdecken, und besser als daheim ist das Wetter allemal. Neben süßen Städtchen wie Loulé und São Brás de Alportel zieht es uns vor allem raus in die Natur.

Vor allem die schroffen Steilklippen aus rotem Sandstein an der Küste rund um Albufeira haben es uns angetan. Hier verbringen wir drei Wochen, die meiste Zeit davon auf der Wiese hinter einem Strandrestaurant, die im Winter von Campern kostenlos genutzt werden darf. Nur für Dusch- und Auffüllstopps fahren wir einen nahegelegenen Campingplatz an, doch dann zieht es uns immer wieder zurück. Hier, direkt am Meer, können wir richtig entspannen, und unsere Hündin Ida hat viele Spielkameraden, mit denen sie über die Wiese toben kann. Basti hat auch seinen Spaß und fährt mit seinem Mountainbike die herrlichen – und sehr schmalen – Wege auf den Klippen entlang.

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Anna und Sebastian Hilke
Auch Hündin Ida freut sich über die langen Spaziergänge entlang der Felsenküste bei Lagos.

Burgen, Surfer und Wildcamping-Verbote

Schließlich wollen wir aber doch weiter: Unser nächster Stopp ist das Städtchen Silves. Bereits vor 3000 Jahren haben hier Menschen gelebt. Dann wurde die Stadt abwechselnd von Phöniziern, Karthagern, Römern, Westgoten, Arabern, Berbern, Muriden und vielen anderen regiert, die alle Spuren hinterlassen haben. Es ist ein schöner Tag, und wir laufen den Berg hoch zur alten Burg, nur um dann vor einem Hundeverbotsschild zu stehen. Während Anna und Ida also draußen Leckerlis in der Burgmauer verstecken und suchen, sieht Basti sich allein die Burg an. Es lohnt sich wegen der schönen Aussicht und einem sehr gepflegten Burggarten.

Campingbustour in Portugal
Anna und Sebastian Hilke
Silves liegt im Hinterland der Algarve und lohnt schon wegen seiner Burganlage zumindest einen Tagesausflug.

Bei den Temperaturen könnte man glatt vergessen, dass Weihnachten vor der Tür steht. Doch vorher machen wir noch einen Ausflug an den südwestlichsten Zipfel Portugals, nach Sagres. Nicht nur Surfer treibt es scharenweise an dieses schöne und windige Fleckchen Erde. Auch bei Campern ist dieser Küstenabschnitt beliebt. Leider zu beliebt, muss man wohl sagen, denn wir finden einige Aufkleber, die Camper davor warnen, hier frei zu stehen. Auch hören wir Geschichten von Campern, die nachts bedroht wurden. Wir können andererseits verstehen, dass die Flut an Campern für die Einwohner langsam zu viel wurde. Im Januar wird dann schließlich ein Gesetz verabschiedet, das das Wildcampen in Portugal stark einschränkt. Schade, aber absehbar. Daher stehen wir hier ausschließlich auf offiziellen Plätzen und machen von dort aus kleine Ausflüge.

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Anna und Sebastian Hilke
Die Hinweise für Wildcamper sollte man ernst nehmen. Bild rechts: Landspitze bei Sagres.

Besonders gut hat uns der Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina gefallen, wo wir bei Carrapateira einen schönen Rundwanderweg entlang der Klippen finden. Die über Jahrtausende durch den anbrandenden Atlantik geformte Steilküste ist wirklich beeindruckend. Im Vergleich zum Süden ist die Westküste der Algarve eindeutig rauer und wilder. Mit einem gut ausgeschilderten Wegenetz von fast 400 Kilometern ist dieser Abschnitt der Algarve ein Muss für Wanderfreunde.

Jahreswechsel in Lagos

Zugegeben, nach einigen Wochen im Bus sind wir ein wenig reisemüde, und so sehen wir uns nach einem Campingplatz für die Feiertage um. Wir landen auf einem der luxuriösesten Plätze der Algarve. Hier auf dem Platz Algarve – Turiscampo in der Nähe von Lagos gibt es mehrere Pools, extrem saubere Sanitärhäuser und vor allem: Es sind noch Plätze frei. Wie schon in Spanien haben wir pandemiebedingt große Auswahl, sonst wäre die Anlage wohl in der Wintersaison ausgebucht gewesen.

8600-109 Lagos(PT)
Yelloh Village Camping Turiscampo Algarve
7 Bewertungen
45,00 EUR/Nacht

Portugal ist nicht nur im Sommer ein beliebtes Touristenziel, auch im Winter haben viele Plätze geöffnet, und gerade an der Algarve gehört die Zeit um Weihnachten zur Hauptsaison. In diesem Jahr jedoch haben wir Platz um uns herum und erkunden gemütlich die wunderschöne Küste und das Hinterland rund um Lagos. Wir müssen uns eingestehen: Sogar als überzeugte Freisteher gewöhnen wir uns schnell an die Annehmlichkeiten eines Campingplatzes. Wo wir uns bisher nicht vorstellen konnten, längere Zeit an einem Ort zu verbringen, richten wir es uns erstaunlich schnell häuslich ein.

Ida freut sich auch über etwas Routine und knabbert entspannt vor dem Bus auf einem Stück Kork herum, der hier, wo fast 50 Prozent des weltweiten Korks produziert werden, oft zu finden ist. Wir unternehmen lange Spaziergänge oder Touren mit dem Mountainbike (Toureninfos gibt es beim Centro de BTT de Lagos), und so vergehen die Tage wie im Flug.

Campingbustour in Portugal
Anna und Sebastian Hilke
Das Centro de BTT de Lagos verzeichnet 300 Kilometer Mountainbike-Strecken.

Weihnachten und Silvester so weit weg von der Familie zu verbringen fühlt sich erst mal ungewohnt an, aber wir sind nicht allein, sondern verabreden uns mit einem Pärchen samt Hund, das wir in Spanien kennengelernt haben. Das gemeinsame Essen bei Sunita, der Inhaberin des gleichnamigen indischen Restaurants in der Nähe unseres Campingplatzes, wird dann auch zum kleinen Festmahl.

Campingbustour in Portugal
Anna und Sebastian Hilke
Weihnachten mal anders: Vanlife statt Weihnachtsgans.

Kurz bevor wir uns endlich doch aufraffen können weiterzufahren, passieren noch zwei Dinge: Zuerst geht unser Laptop kaputt, und dann klingt Emil, unser VW Bus, plötzlich wie ein abhebendes Raumschiff. Das Gebläse der Heizung ist einfach so angesprungen und geht nicht mehr aus. Unsere erste Autopanne. Eigentlich ein guter Schnitt nach fünf Jahren VW Bus.

Ein neuer Laptop ist schnell bestellt, die Lieferung über Landesgrenzen gestaltet sich jedoch als Herausforderung. Für die Heizung ist unsere erste Idee: Sicherung raus. Damit ist zunächst Ruhe. Und als wir sie wieder einstecken, haben wir Glück, es bleibt dabei.

Pferdeglück auf der Ranch

Unsere letzte Station in Portugal ist die Sundance Ranch in der Nähe von Odemira. Neben dem künstlerischen Camping-Stellplatz Mikki's Place in Pera ist die Ranch noch einer dieser typischen, portugiesischen Aussteiger-Orte.

Letzter Stop Sundance Ranch: Anna verbringt viel Zeit auf dem Pferderücken.

Die Besitzerin Sandra ist eine Deutsche, die vor etlichen Jahren ausgewandert ist und mitten im hügeligen Hinterland ein kleines Paradies für Pferdefreunde erschaffen hat. Während Anna also jeden Tag reiten geht, stromern Basti und Ida durch die schöne Gegend. Wir dürfen mit unserem Bus auf dem weitläufigen Grundstück stehen und genießen die Ruhe. Nur nachts wird es ziemlich kalt, es ist eben doch Winter. So schlafen wir meist nicht im Aufstelldach. Für Feriengäste gibt es auch Zimmer, aber wir haben uns so an unseren Bus gewöhnt, dass auch der Frost an den Fenstern (innen!) uns nicht ins Haus treiben kann.

Währenddessen neigt sich unser Sabbatical rasant dem Ende zu. Anfang Februar müssen wir die Heimreise antreten. Dabei haben wir uns in Portugal gerade so richtig eingelebt.

Campingplatz-Tipps und Wildcamping in Portugal

Eine der ersten Adressen für die Freunde von etwas Luxus und schöner Umgebung: Campingplatz Algarve – Turiscampo in Lagos (siehe oben). Ein kunterbunter Campingplatz mit Kunst und Tieren: Mikki’s Place to Stay in Albufeira:

Wildcamping: Von Übernachtungen außerhalb ausgewiesener Plätze ist abzuraten. Seit August 2021 gilt ein Gesetz, das nächtliches Parken (mit Personen im Fahrzeug) zwar für maximal 48 Stunden in derselben Gemeinde erlaubt. Ausnahmen sind jedoch Gebiete, die als Rede Natura 2000 (etwa ein Drittel von Portugal) oder POOC (Plano de Ordenamento da Orla Costeira) ausgewiesen sind (ein großer Teil der Küste) – hier darf man nicht mehr frei stehen. Hinzu kommen alle Gemeinden, in denen ein Parkverbot für Wohnmobile erlassen wurde.

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Promobil 06 / 2023

Erscheinungsdatum 03.05.2023

148 Seiten