Links und rechts wachsen die Felswände jäh in den Himmel. Dann öffnet sich ein schwarzes Loch im Berg und verschluckt die Radfahrer. 340 Meter misst der längste der zwölf Tunnel auf dem Hintergebirgsradweg im Nationalpark Kalkalpen. Wo heute Aktiv-Urlauber unterwegs sind, rollten bis 1.971 mit Holzstämmen schwer beladene Züge aus der tiefsten Waldeinsamkeit hinab an die Enns. Ein Themenweg legt dar, dass sich ein Holzknecht anno dazumal 7.000 Kalorien am Tag zuführen musste, um bei seiner harten Arbeit nicht umzukippen. Der Radweg ist weniger mühsam – es reicht eine Brettljause auf der Großen Klaushütte, um sich für den Rest der gut 50 Kilometer langen Route fit zu machen.

210 Quadratkilometer groß ist der Nationalpark, der sich im Süden Oberösterreichs zwischen den Flüssen Enns und Steyr erstreckt und noch immer ein touristischer Geheimtipp ist. Unverständlich, können doch Abertausende Urlauber auf ihrem Weg in den Süden gar nicht anders, als die wilde Symphonie aus grauem Kalk und glitzernden Gewässern von der Pyhrn- Autobahn aus wahrzunehmen. Wenn Ihnen also nach der Tunnelkette Klaus ein türkisfarbener See entgegenleuchtet, sollten Sie abfahren und am Gasthaus Seeblick ein Tretboot für eine Expedition in den „Grand Canyon“ Oberösterreichs chartern. Enten ducken sich unter den Klippen, die bunte Muster auf die Wasseroberfläche werfen. Wendet man den Blick nach unten, sieht man kapitale Kiemenatmer über den Seegrund huschen.
Noch lieblicher gestaltet sich das Wechselspiel aus bizarrem Fels, dunklen Wäldern und kristallklarem Wasser am Gleinkersee bei Roßleithen. Hier betreibt die Familie Dutzler das Gasthaus Seebauer samt Bio-Landwirtschaft, Liegewiese, Bootsverleih sowie einem Campingplatz-Idyll. Das saftige Steak stammt vom Rind, das auf hiesigen Wiesen ein schönes Leben geführt hat, der Speck vom Mangalitza-Schwein. „95 Prozent unserer Speisen sind bio. Schinken-, Speck- und Wurstspezialitäten erzeugen wir selbst“, erzählt Gunda Dutzler. Dazu kommen die selbstgemachten Kuchen – zum Niederknien.

Eine Dreiviertelstunde dauert der Verdauungsspaziergang zum Pießling-Ursprung. Eine kühle Brise weht aus der Karstquelle, die am Fuße einer Felswand ans Tageslicht tritt. Gluckernd bahnt sich die Pießling den Weg hinab ins Tal. Hier ließen einst die Sensenschmiede die Hämmer sausen, wie man auf einem Themenweg erfährt. Schon seit dem Mittelalter machten sich die Menschen an Steyr, Enns und Krems die Urkraft des Wassers zunutze, um das Eisenerz vom steirischen Erzberg zu exportfähigen Produkten zu verarbeiten. Im 15. Jahrhundert stieg das malerische Steyr zur vornehmsten Stadt Österreichs nach Wien auf.
Doch auch im Kleinen funktionierte das Modell. Im Trattenbach-Tal zum Beispiel erzeugten Familienbetriebe über Generationen nur ein einziges Produkt: günstige Taschenmesser – in Österreich sagt man dazu gerne auch „Taschenfeitel“ – aus Scharsachstahl, die bis nach Übersee verkauft wurden. Heute können Besucher dem letzten der Messerer bei der Fertigung eines Trattenbacher Zauckerls zusehen.

In Franz Wimmers Werkstatt in der Nationalparkgemeinde Molln ist der Abstecher in die Arbeitswelt von einst mit einem Hörerlebnis verknüpft. Der Schaubetrieb ist gespickt mit Maultrommeln aus aller Welt. Mit routinierten Griffen biegt Wimmer ein Stück Metall zu einer Maultrommel alpinen Typs zurecht und entlockt ihr sogleich die hypnotischen Klänge, die das „Brummeisen“ zum wohl poetischsten Erzeugnis entlang der „Eisenstraße“ machen.
Von großer Erfindungsgabe zeugen die ausgestellten Jagdgeräte im Wilderermuseum St. Pankraz. Mit abgesägten Stutzen und Spezialbüchsen zogen einst die Raubschützen los, um eine Gams oder ein Reh zu erlegen. Probleme mit Wilderern gibt es in der Nationalparkregion bis heute: Sogar einige Exemplare des vor kurzem ausgewilderten Luchses fielen jüngst Trophäenjägern zum Opfer. Ob die scheue Raubkatze im Nationalpark Fuß fassen kann? „Heuer gab es fünf bestätigte Sichtungen, davon mindestens drei Weibchen. Jetzt hoffen wir auf Nachwuchs“, gibt sich Luchs-Koordinator Christian Fuxjäger vorsichtig optimistisch. Einen Luchs auf freier Wildbahn zu erspähen wäre ein absoluter Glücksfall. Doch wenn es gelingt, dann am ehesten auf einer Führung mit den Nationalpark-Rangern. Sie kennen alle Steige im einsamen Reich von Luchs und Gämse wie ihre Westentasche.
Tipps zu Campingplätzen in der Region
- Tipps zu Wohnmobilstellplätzen finden Sie am Ende dieses Artikels

A-4463 Großraming: Camping Großraming-Aschatal
Gemeindeeigener Campingplatz am Enns-Stausee, 3 größere und mehrere kleine Parzellen auf Wiesengelände mit Bäumen und Büschen. Einfache Sanitäreinrichtungen, Grillplatz, Angelmöglichkeit, Gasthäuser in ca. 800 m Entfernung; Richtpreis 16 Euro (2 P./Mobil, inkl. Strom und Personengebühr), Dusche 0,50 Euro. Geöffnet 1. Mai bis 31. Oktober.
Standort: Ascha-Siedlung, beim Kreisverkehr, GPS 47°53’10”N, 14°32’20”O, Telefon 00 43/ 68 02 35 39 28, E-Mail gemeinde@grossraming.ooe.gv.at, www.grossraming.at
A-4443 Maria Neustift: Camping Pfaffenlehen
10 Plätze für Tagescamper am Bio-Bauernhof der Familie Unterbuchschachner (auch Zimmer und Appartements werden vermietet). Ebenes Wiesengelände, Stellplätze teils beschattet und parzelliert; Brötchenservice; Eier, Speck und weitere Bio-Produkte ab Hof erhältlich; Radverleih, Spielplatz, kleiner Pool und Möglichkeit für Kinder, am Hof „mitzuhelfen“. Gute Wandermöglichkeiten rundum in der Region. Richtpreis 20 Euro (2 P./Mobil, inkl. Strom und Ortstaxe). Geöffnet von Mai bis Ende Oktober.
Standort: Buchschachen 13, GPS 47°56’03”N, 14°35’20”O, Telefon 00 43/7 25 04 75,
www.oberoesterreich.at/oesterreich/unterkunft/430016339/camping-pfaffenlehen.html
A-4563 Micheldorf: Camping Schön
Kleiner, aber feiner Campingplatz, der einer Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigungen angeschlossen ist. 12 ebene Stellplätze in 1600 m² großer, ruhiger Gartenanlage mit Baumbestand. Barrierefreie, moderne Sanitäranlagen, Küche, Waschmaschine und Grillplatz vorhanden; beheiztes Schwimmbad und Minigolf für Camper kostenlos zu benutzen. Pauschalpreis 24,70 Euro (2 P./Mobil, inkl. Strom, Entsorgung, Dusche, Tourismusabgabe). Geöffnet von Mai bis Ende September.
Standort: Schön 60, GPS 47°51’02”N, 14°08’44”O, Telefon 00 43/66 49 10 73 90, Mobil 00 43/7 58 26 09 17, www.schoen-kreuzbichlhof.at
A-4575 Roßleithen: Camping Seebauer Gleinkersee
Kleiner, ansprechend ausgestatteter Campingplatz an einem idyllischen Berg- und Badesee; 25 ebene Stellplätze (Wiese bzw. geschottert, z. T. mit Seeblick), mit Strom-, Wasser- und Kanalanschluss. Kostenloser Internetzugang am Gelände; dazugehöriges Gasthaus mit exzellenten Fisch- und Fleischgerichten, Frühstück, Take-away sowie Verkauf von Bio-Grillgut, Liegewiese am See gratis für Camper, Bootsverleih (kostenpflichtig). Richtpreis 25 Euro (2 P./Mobil, Strom 0,50 Euro/kWh, Müllgebühr 0,50 Euro/Nacht). Geöffnet 1. Mai bis 30. September.
Standort: Gleinkersee 2, GPS 47°41’25”N, 14°17’48”O, Telefon 00 43/75 62 75 03,
E-Mail: seebauer@gleinkersee.at, www.gleinkersee.at
promobil-Tipp zur Region: Himmlische Genüsse
Ein kulinarisches Aushängeschild der Region ist die Klosterkäserei Schlierbach. Die Mönche haben vor einigen Jahren auf Bio umgestellt und sind auch sonst am Puls der Zeit. Im Genusszentrum des Stifts, mit herrlichen Blicken auf das Kremstal, öffnet sich für Genießer sozusagen das himmlische Tor. Der Schlosskäse – würzig! Der Schaf-Camembert – köstlich mild! Und erst der bei seiner Reifung mit Weingeläger behandelte Bio-Bacchus – Poesie am Gaumen! Infos: kaeserei-schlierbach.at
Weitere Infos und Tourismusverbände in Oberösterreich
- Tourismusverband Pyhrn-Priel: Hauptstraße 28, A-4580 Windischgarsten, Telefon 00 43/75 62 52 66 99, www.urlaubsregion-pyhrn-priel.at
- Tourismusverband Nationalpark Region Ennstal: Eisenstraße 75, A-4462 Reichraming, Telefon 00 43/7 25 48 41 40, www.nationalparkregion.com
- Tourismusverband Nationalpark Region Steyrtal: Pfarrhofstraße 1, 4596 Steinbach an der Steyr, Telefon 00 43/72 57 84 11 13, www.nationalparkregion.com
- Tourismusverband Oberes Kremstal: Hauptplatz 10, A-4560 Kirchdorf, Telefon 00 43/7 58 26 34 74, www.oberes-kremstal.at
- Infoportal für Nationalpark-Besucherprogramm und Naturerlebnisse: www.kalkalpen.at