Wohnmobil-Tour durchs Weinland Rheinland-Pfalz
Über die Weinstraße mit dem Reisemobil

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Wein und Wohnmobil passen bei einer Tour durch die Pfalz ganz vorzüglich zusammen – vorausgesetzt es kommt ein Fahrrad mit ins Spiel. Wir zeigen Ihnen die schönsten Radwege, Weinorte und Stellplätze der reisemobilfreundlichen Region.

An einem sonnigen Sonntag in der Theresienstraße von Rhodt unter Rietburg.
Foto: Joachim Negwer

Warnung: In dieser Geschichte sollte es eigentlich ums Aktiv-draußen-Sein und das Naturerlebnis in der Pfalz gehen. Aber irgendwie endet immer alles beim Saumagen.

Das perfekte Picknick für die Pfalz? Am besten kauft man beim Metzger, zum Beispiel in Rhodt, eine der lokalen Spezialitäten. Heute steht auf dem Schild: „Jetzt ist es so weit – Kastanien-Saumagen!“ Und eine „Woiknorze“, die aussieht wie ein Stück alte, knorrige Rebe, aber in Wahrheit ein deftiges Brötchen ist, mit Kümmel und viel Salz. Gibt’s in der Pfalz bei jedem guten Bäcker. Dazu noch eine Flasche Riesling oder jetzt gerade neuen Wein, den’s wirklich überall und sehr günstig gibt – und fertig ist die ideale Verpflegung für unsere Radtour.

Die Pfalz hat ein Herz für Reisemobilisten

Die Pfalz im Spätsommer und im Herbst – das ist immer wieder ein Traum für Wohnmobil-Fahrer.

Links der Ort, geradeaus die Weinberge und das Hambacher Schloss
Joachim Negwer
Hier steht man richtig nett – links der Ort, geradeaus die Weinberge und das Hambacher Schloss: einer von mindestens vier Stellplätzen in St. Martin.

Es fängt schon mit den Stellplätzen an: In der Pfalz gibt es so viele wie kaum irgendwo sonst. In der promobil-Datenbank stehen allein für Neustadt an der Weinstraße 17 Stellplätze, auch kleine Orte bieten meist mehrere Übernachtungsmöglichkeiten an. Flächen am Stadtrand, mittendrin, vielfach auch komfortable Stationen bei einem Winzerhof, nicht selten inmitten der Weinberge. Übrigens: Die Liebe beruht auf Gegenseitigkeit. Auch wir Reisemobilisten haben ein großes Herz für die Pfalz. Im richtigen Leben bedeutet das, dass auch die vielen Stellplätze oft schnell besetzt sind. Gut also, wenn man früh dran ist.

Wir haben, obwohl wir spät am Abend ankamen, noch einen schönen Platz bei einem Weingut in Sankt Martin gefunden. Mit Blick über die Reben und auf das Hambacher Schloss. „Brauchen Sie Strom?“, hat die nette Frau Hormuth gefragt, „dann schick’ ich gleich meine Tochter.“ Sie kam, erklärte kompetent und nett, wie alles funktioniert – und wir konnten den Abend beruhigt beginnen. Erst am nächsten Morgen sahen wir auf dem Schild neben der Haustür, dass unser Strom-Girl eine leibhaftige Prinzessin ist: Karolin die Erste, für drei Jahre Weinprinzessin in St. Martin.

Weinorte, ein Märchenschloss und der Pfälzer Wald

Sankt Martin ist ein netter, fast idyllischer Weinort. Der Pfälzer Wald ist nicht weit. Von hier aus wollen wir die Region mit dem Rad erkunden – es gibt mehr als genug schöne Wege, die eigentlich immer abseits der großen Straßen durch die Weinberge führen. Heute also erst mal von Sankt Martin nach Edenkoben, weiter nach Rhodt und dann rauf zur Villa Ludwigshöhe.

Direkt in den Weinbergen wenig unterhalb der Villa Ludwigshöhe – mit Ausblick auf das Rheintal.
Joachim Negwer
Ist das nicht ein Traum von einem Picknickplatz? Direkt in den Weinbergen wenig unterhalb der Villa Ludwigshöhe – mit Ausblick auf das Rheintal.

Dort wollen wir unser Picknick in den Reben machen. Also Decke raus, Kastaniensaumagen, Woiknorze und Riesling auspacken und genießen. Das hier ist der perfekten Ort dafür. Direkt am Pfälzer Märchenschloss, das sich einst der bayerische König Ludwig I. nach italienischem Vorbild als Sommerresidenz hat bauen lassen. Mit grandioser Aussicht auf die Pfalz, das Rebenmeer und die Rheinebene. Ein Genuss.

So eine Radtour ist ja immer auch lehrreich. Seit heute wissen wir: In der Villa Ludwigshöhe gibt es nicht nur Führungen über Bayern, die Pfalz und Ludwig I., sondern auch eine Dauerausstellung mit den Werken von Max Slevogt, dem großen Pfälzer Landschaftsmaler. Und unterwegs wird man manchmal auch im Vorbeiradeln schlauer: Auf dem Weinlehrpfad von Edenkoben lernen wir zum Beispiel, warum der Dornfelder Dornfelder heißt oder dass der Kerner eine Kreuzung aus Trollinger und Riesling ist. „Die Aromen erinnern an Äpfel, Pfirsiche oder Eisbonbon.“ Ach was – Eisbonbon? Hatten wir noch nie mit Weingeschmack in Verbindung gebracht. Müssen wir gleich mal probieren.

Straußenwirtschaften und Weingüter besuchen

An Radwegen, die wir in den nächsten Tagen fahren, gibt es immer wieder Straußwirtschaften – mal sind es nur ein paar Biertische, die in den Weinbergen stehen, mal ist es ein perfekt eingerichteter Innenhof eines Weinguts, in dem an Sommertagen die Post abgeht. Die Winzer dürfen – meist mehrmals im Jahr für ein paar Wochen – in ihrem Weingut oder im Rebgarten den Strauß raushängen und (hauptsächlich) eigene Produkte anbieten.

Wichtigste Erkenntnis jeder Pfalz-Tour: Das Leben ist hier immer ein bisschen deftiger als im Rest der Welt: Saumagen, Fleeschknepp, Knorze, Flammkuchen mit Blutwurst – und selbst zum Salat gibt’s nicht einfach Putenbrust, sondern, jawoll, Ochsenfetzen, die übrigens wirklich gut schmecken. Aber ehrlich, wenn man nur lang genug gewandert ist oder mit dem Rad 30, 50 oder womöglich gar 100 Kilometer durch die Weinberge gefahren ist, dann ist das Deftige doch genau das, was der Urlauber braucht.

Wir hatten uns auf der Tour vorgenommen, überall Saumagen zu probieren. Und tatsächlich: Er schmeckt wirklich immer ein bisschen anders, kommt mal mit Kartoffelbrei, mal mit Bratkartoffeln, immer mit Sauerkraut, immer lecker. Dazu neuer Wein, der schon ein „bissele bizzelt“, wie der Winzer sagt – und der Tag ist gerettet.

Tipps und Stellplätze für die Pfalz

Radler-Glück: Räder einpacken lohnt sich bei der Reise in die Pfalz. Das Radwegenetz ist gut ausgebaut, insgesamt 34 Themenradwege gibt es in der Region, in der Regel sind sie gut ausgeschildert. Große und bekannte sind darunter wie der Radweg Deutsche Weinstraße oder weniger bekannte, die aber schon die Richtung vorgeben: Die Kirschruoute, der Weg „Vom Rhein zum Wein“ oder „Vom Riesling zum Zander“. Eine gute Übersicht mit Links zu Tourenplänen bekomtm man unter www.pfalz.de.

Infos: Mehr Touristik-Tipps und Infos über Rheinland-Pfalz finden Sie unter www.gastlandschaften.de

Übernachten: Die perfekten Stellplätze für die beschriebene Tour finden Sie am Ende des Artikels.

Stellplätze in diesem Artikel