+++ Teil 1 und 2 dieser Reise, die von der kroatischen zur italienischen Adria-Küste führt, plus alle Stellplatz-Tipps gibt's als kostenpflichtigen PDF-Download. +++
Tja, Pech gehabt. Die Adria-Küste war ja in den 1960er-Jahren bei den deutschen Urlaubern das gelobte Land, und daher passierte es in Rimini genauso wie in Jesolo, Cesenatico und wie sie alle heißen: Das Geld der Urlauber gab den Architekten die Möglichkeit, ein hohes Lied auf die Schönheit des Betons zu singen. Diese Bausünden sind zum Teil immer noch da. Aber es gab (und gibt) ja auch diesen großartigen, feinen und ungemein breiten Sandstrand an der Adria. 15 Kilometer zieht er sich allein in Rimini dahin.
Was fehlt, ist eine schöne Strandpromenade mit freiem Blick aufs Meer, denn den verstellen die dicht an dicht stehenden Hotels. Was auch fehlt, sind schöne Restaurants direkt am Strand, und die Strandstraße Lungomare Adriatico ist meist viel befahren. Aber der Stellplatz im Zentrum von Rimini ist riesig, ruhig und genial zentral gelegen: Zur Altstadt sind es nur 200, zum Strand gerade mal 400 Meter. Schön zu gehen oder mit dem Rad zu fahren, jeweils durch einen kleinen Park.
Die schönste Jahreszeit für Rimini: Die Vorsaison
Rimini hat in der Vorsaison eine ganz eigene Atmosphäre. Die Bagni, die Strandbäder, sind durchnummeriert. Dort, wo im Hochsommer das heilige Trio – zwei Liegestühle und ein Sonnenschirm – eng an eng stehen und schon mal 20 Euro pro Tag kosten können, sind jetzt nur die Hülsen für die Schirme zu sehen. Das wirkt manchmal wie ein grafisches Kunstwerk. Die Sonne hat schon im Mai und Juni richtig Kraft, doch am Strand liegen nur vereinzelt erste Sonnenanbeter. Hotels, Bars, Restaurants, Läden – vieles hat noch geschlossen, aber überall wird schon gearbeitet.
Die Altstadt von Rimini gibt sich um diese Jahreszeit und später wieder im Herbst auf schöne Weise italienisch. An der Piazza Tre Martiri singt ein Musiker 70er-Jahre-Lieder, viele entspannte Radfahrer sind unterwegs, auf dem Markt kann man die großen Gesten von Händlern und Käufern beobachten. An der Piazza Cavour mit einem Brunnen, den Leonardo da Vinci gebaut haben soll, herrscht das ganz normale Alltagstreiben. Studenten sitzen auf den Stufen vor dem antiken Rathaus und zeichnen den Platz, Kinder spielen überall, und im Café gegenüber werden Brioche und Cappuccino serviert.

Mit dem Fahrrad kann man Rimini gut erkunden. Erst mal einkaufen in der Markthalle, dem Mercato Coperto an der Via Castelfidardo. Das Fischangebot ist großartig, Calamari, Sepia und mindestens 20 Arten von Muscheln – gedeiht ja alles hervorragend ganz in der Nähe. Wir aber kaufen ein frisches Stück Braten, dazu Tomaten und Focaccia, das herrliche Brot mit Olivenöl und Rosmarin. Das sind doch beste Voraussetzungen für ein gemütliches Picknick am Strand.
Rimini ist Ziel unserer Tour von Venedig an der Adria entlang in der Vorsaison. Wir wollten die stille Seite der Region entdecken, waren in den Valli di Comacchio unterwegs, sind mit dem Ausflugsschiff Abatros 2 nach Ravenna gefahren. Und es zog uns immer wieder weg vom Strand ins Hinterland. Wir haben einen Tag Pause in Ferrara eingelegt und einen in Ravenna, zwei besondere Städte mit vielen Sehenswürdigkeiten. Das Schöne an dieser Gegend ist, dass es viele Stellplätze gibt, noch mehr Campingplätze – und ein dichtes, sehr gut ausgeschildertes Radwegenetz.
Mit dem Fahrrad entlang des Poufers
An einem Tag radeln wir zum Beispiel am Po entlang nach Mesola – eine herrlich ebene Strecke am Ufer von Italiens längstem Fluss. Das Schloss von Mesola war einst derJagdsitz der Familie Este. Die Machtzentrale des bekannten italienischen Adelsgeschlechts ist in Ferrara, doch die gesamte Region zeigt eindrucksvolle Spuren der hohen Herren. Die Adelsfamilie war ein ebenso grausames wie schöpferisches Geschlecht, das viel Zeit damit verbrachte, sich gegenseitig umzubringen.

Genauso unermüdlich war die Familie Este allerdings auch, wenn es galt, Kunst und Wissenschaft zu fördern. Ferrara erhielt zum Beispiel schon im Jahr 1391 eine Universität. Das Schloss von Mesola wurde im 16. Jahrhundert gebaut und diente als standesgemäße Unterkunft für die feinen Herrschaften, wenn sie im Wald von Mesola auf Hirschjagd gingen.
Mehr als 400 Baumarten wachsen dort, Steineichen sind darunter, Eschen, Ulmen oder Silberpappeln. Ein Teil des Bosco della Mesola ist heute Bannwald, das bedeutet, dass er für Besucher gesperrt ist, um die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt zu schützen. Dort leben nicht nur Hirsche, Rehe, Otter und Dachse, sondern unter anderem auch die größte Schildkrötenpopulation Italiens.
Ganz in der Nähe liegt zwischen Feldern die Abbazia di Pomposa, eines der ältesten Klöster Italiens – ebenfalls sehr gut mit dem Rad zu erreichen. Heute ist es ruhig geworden um Pomposa, speziell in der Vorsaison sind das Städtchen und die Abtei auf wunderbare Weise verschlafen. Der Kirchturm von Pomposa ist 48 Meter hoch und eine prima Orientierung im topfebenen Mündungsgebiet des Po.
Wir könnten jetzt weiterfahren nach Riccione oder Cesenatico, beide sind sie jetzt noch ganz ähnlich wie Rimini: sympathische Kleinstädte mit weiten, leeren, herrlichen Sandstränden. Noch – im Juli und August sieht hier alles ganz anders aus.
promobil-Tipp zur Region: Die Abtei von Pomposa

Einstiges Zentrum der Macht – Ein lohnendes Ziel auf einer Mobil-Tour durch die obere Adria-Region ist die ehemalige Benediktiner-Abtei von Pomposa. Sie stammt aus dem 7. Jahrhundert und war im Spätmittelalter ein Zentrum der politischen und der religiösen Macht. In dieser Zeit verwalteten die Mönche von hier aus 50 Kirchen und 18 Diözesen. Die Abtei gilt als Meisterwerk der romanischen Baukunst, Fresken aus dem 14. Jahrhundert sind zum Teil noch erhalten und zu besichtigen. 1671 verließen die letzten Mönche das Anwesen, das später an einen Privatmann verkauft wurde. Im ehemaligen Schlafsaal über dem Kapitelsaal ist heute ein Museum eingerichtet, im Sommer finden in der stimmungsvollen Anlage Konzerte statt.