Mit dem Wohnmobil durchs Moseltal
Weinberge und Aktivurlaub

Eine Wohnmobil-Tour durchs Moseltal führt entlang des Flussverlaufs vorbei an steilen Weinbergen. Das lädt zum Radfahren, Wandern und Paddeln ein. promobil hat alle Tipps für Geschichtliches, Genussmomente und Rad- und Wanderwege.

Reise-Tipp Moseltal
Foto: Udo Bernhart

Von blühenden und reichen Landschaften am Fluss im Tal der Mosel schreibt schon der römische Dichter Decimus Magnus Ausonius. Und in der Tat: Schon am ersten Tag meiner Recherche mit dem Wohnmobil an der Mosel habe ich das Gefühl, viel weiter im Süden zu sein, als ich eigentlich bin. Das hat sicher damit zu tun, dass hier mit die höchsten Temperaturen in Deutschland gemessen werden.

Das Moseltal ist geprägt von seinem stark mäandernden Flussverlauf und eingerahmt von steilen Weinbergen. Das lädt nicht nur zum Radfahren, Wandern und Paddeln ein, sondern sorgt auch im Handumdrehen für Urlaubsstimmung. Es gibt sogar einen Klettersteig, der mitten durch den steilsten Weinberg Europas führt. Überall stoße ich auf Weinhöfe und nette Landgasthäuser, die zu einer Rast einladen und zum Verkosten von hervorragenden lokalen Weinen. Spätestens aber, als ich in Trier vor der Porta Nigra stehe, fühle ich mich dem fernen Rom ganz nah.

Auf den Spuren der Römer

Der wichtigste Knotenpunkt der Römerstraßen und lange Zeit die größte und wichtigste Stadt nördlich der Alpen war Augusta Treverorum, das heutige Trier. Das ehemalige Siedlungsgebiet der Römer ist heute Unesco-Welterbe und birgt über 100 bedeutende Sehenswürdigkeiten aus dieser Zeit.

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Udo Bernhart
Das größte Stadttor der Antike nördlich der Alpen: die Porta Nigra in Trier. Zur Römerzeit wurde sie „Porta Mogontiacum“, das „Tor Richtung Mainz“, genannt.

Das sicher bekannteste Bauwerk ist das „Stadttor des Nordens“, die Porta Nigra. Vom Campingpark Treviris brauche ich nur zehn Minuten mit dem Rad, bis ich vor dem beeindruckenden Bauwerk stehe. Als Erstes fallen mir die massiven Sandsteinblöcke auf, die mit Eisenstreben fixiert wurden. Beeindruckend, wie weit die Ingenieurskunst vor 1800 Jahren schon war! Davon legen auch andere monumentale Bauwerke der Römer Zeugnis ab: das Amphitheater am Fuß des Petrisberges, das 18 000 Zuschauern Platz bot, die Römerbrücke über die Mosel oder die Konstantinbasilika.

Aber Größe ist nicht alles, was die vielen kleinen sehenswerten Bauwerke entlang der Mosel beweisen. Etwas ganz Besonderes und schon von Weitem sichtbar mitten in den Weinbergen des Winzerhofes „Löwener Mühle“ ist das Grutenhäuschen. Dabei handelt es sich um einen teilweise restaurierten römischen Grabtempel aus dem 3. oder 4. Jahrhundert, dessen helle Steinsäulen heute bei Kaiserwetter in der Sonne gleißen. In der Nähe im Örtchen Igel, das fünf Kilometer moselabwärts liegt, finde ich ein weiteres sehenswertes Grabmal: die 23 Meter hohe „Igeler Säule“, letzte Ruhestätte einer römischen Tuchhändlerfamilie.

So viel Kultur macht durstig, gut, dass es an der Mosel auch römische Kelteranlagen gibt. In Piesport, das von Rebbergen wie von den Rängen eines Amphitheaters umschlossen wird, befindet sich eine solche originalgetreu restaurierte und funktionstüchtige Anlage. Im Oktober während des Piesporter Kelterfestes kann man dort bei einer authentisch-römischen Traubenkelterung zusehen. Wer nun immer noch nicht genug von den Römern hat, erkundet die römische Weinstraße. Sie folgt zum Teil der alten römischen Versorgungsstraße parallel der Mosel.

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Udo Bernhart
Das Neumagener Weinschiff.

Der besondere Tipp:
Das Neumagener Weinschiff, das 1878 entdeckt wurde, ist wohl der beste Beweis, dass der Moselwein bereits in der Antike verschifft und exportiert wurde. Aufgrund dieses historischen Fundes wird Neumagen als ältestes Weindorf Deutschlands bezeichnet. Die Mosel wie vor 2000 Jahren befahren kann man auch heute noch: mit dem Nachbau eines römischen Weinschiffes, der „Stella Noviomagi“.
Info: www.neumagen-dhron.de

Wein und Genuss

Die geschützten Flusstäler an Mosel, Saar und Ruwer zählen zu den wärmsten Gegenden Deutschlands. Das Mikroklima und die urzeitlichen Schieferböden sind der Grundstein für die markanten mineralischen Weine der Region. In den steilen Hängen werden in Knochenarbeit schon seit 2000 Jahren unverwechselbare Weine angebaut. Besonders die eleganten Rieslinge genießen Weltruf.

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Udo Bernhart
Im Weinhaus in der Trierer Brückenstraße hilft die Inhaberin Victoria Büsching gerne weiter.

In vielen Winzerhöfen, Landgasthäusern und Gourmetrestaurants kann man zudem regionale Spezialitäten genießen. Ich statte heute einem Traditionshaus, der „Weinhexe“ in Trier, einen Besuch ab. In der holzgetäfelten Stube ist gleich neben dem romantischen Kachelofen mit seinen grün-weißen Fliesen noch ein Plätzchen frei – perfekt! Geführt wird dieser etwas andere Weinsalon von Eleonore Ley und ihrer Tochter Andrea. Zum Flammkuchen servieren sie mir einen passenden Weißwein, einfach lecker. Hinter dem Haus entdecke ich dann noch das „Hexenhöfchen“, eine kleine, charmante Terrasse für ein Gläschen zwischendurch – wie gemacht für warme Sommertage.

Wer den Moselwein nicht nur im Urlaub genießen will, kann sich in einer Vielzahl von Weinhandlungen eindecken – beispielsweise in der Weinhandlung Duhr in Trier mit ihrer kunstvoll gearbeiteten Jugendstilfassade. Mehr als 900 verschiedene Weine und Sekte findet man im Angebot des renovierten Weinhauses direkt neben dem Karl-Marx-Museum, übrigens das einzige in ganz Deutschland.

Das Weinhaus ist bekannt für seine Veranstaltungen. Besonders beliebt ist die „Big-Bottle-Party“, bei der nur Weine aus Magnum- und Doppelmagnum-Flaschen kredenzt werden. Auf der Speisekarte finden sich saisonale Gerichte. Ein schöner Winzersekt von Mosel, Saar oder Ruwer, hergestellt in traditioneller Flaschengärung, kann sich mit so manchem Champagner messen – das sollte man als Besucher nicht verpassen.

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Pizza-Kreationvon Pello Bender.

Der besondere Tipp:
Eine Pizza-Kreationvon Pello Bender in der „Pizzamanufaktur Pellolitto“ in der Stockstraße in Trier passt hervorragend zu einem kühlen Glas lokalem Wein. „Essen Sie nichts, was Ihre Großmutter nicht als Essen erkannt hätte“, steht auf seiner Speisekarte. Neben Pizza mit Schinken und Feigen oder Pizza „Nero“ mit Carpaccio vom Rind mit Rucola und Pecorino werden köstliche mediterrane Speisen angeboten. Info: www.pellolitto.de

Aktiv in der Natur

Auf Kultur und Kulinarik folgt nun das dritte „K“ – Klettern. Das geht ganz famos im steilsten Weinberg Europas, dem Calmont. Ganze 70 Grad Steigung hält der Weinberg über Bremm und Ediger-Eller bereit. Das sind ideale Voraussetzungen für den Klettersteig, den die Sektion Koblenz des Deutschen Alpenvereins in Zusammenarbeit mit engagierten Winzern durch den „Heißen Berg“, wie der Calmont übersetzt heißt, angelegt hat. Als ich über Leitern und Stufen den Berg hochkraxle, frage ich mich, wie man das als Winzer jeden Tag machen kann. Chapeau!

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Udo Bernhart
Den besten Blick – und bestimmt auch den gemütlichsten – über das Tal der Urmosel, das Konzer Tälchen, hat man von der Weinbergaussicht in Oberemmel.

Zum Glück gibt es einige kleine Rastplätze zum Verschnaufen. So kann ich auch den traumhaften Ausblick auf die Moselschleife mit dem Moselstrand und die Klosterruine Stuben in Ruhe bewundern – und da, ganz hinten blitzt sogar der Camping zum Feuerberg hervor, auf dem ich heute übernachtet habe. Interessant, luftig und eine technische Meisterleistung ist die im Weinberg installierte Einschienenzahnradbahn, die zum Abtransport der Trauben genutzt wird, aus denen dann der einzigartige Steilhangriesling gekeltert wird.

Wieder auf Flussniveau angekommen, schwinge ich mich in den Fahrradsattel und genieße die höhenmeterarme Fahrt auf dem Moselradweg. Meist führt er auf eigenen Trassen, abwechselnd beidseits der Mosel, die immer wieder mit Fähren und Brücken überquert wird, vorbei an Winzerdörfern und malerischen Städtchen.

Wer nicht nur ans, sondern auch aufs Wasser möchte, macht in Konz einen Abstecher auf den naturbelassenen Altarm der Saar in Schoden. Mit dem Kanu an einem heißen Sommertag im Naturschutzgebiet still über das Wasser gleiten und dabei Eisvögel und Biber beobachten – schöner kann der Urlaub nicht mehr werden.

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Udo Bernhart
Beim Wandern an der Mosel geht es oft hoch hinaus.

Der besondere Tipp:
Beim Wandern an der Mosel geht es oft hoch hinaus. Gutes Schuhwerk und Trittsicherheit sind Voraussetzung, wenn man von Mehring aus über den Rioler Klettersteig zum Aussichtsturm „Fünfseenblick“ wandert. Die Aussicht von dem in den 90er Jahren gebauten und über 20 Meter hohen hölzernen Turm über das Moseltal ist spektakulär – die „fünf Seen“ sind übrigens die gewundenen Moselschleifen. www.wanderwege-trier.de

Weitere Infos zum Moseltal

Über Veranstaltungen, Freizeitmöglichkeiten und die Region informiert detailliert die Webseite www.mosel.de

Stellplätze in diesem Artikel
54295 Trier (D)
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