Stabiles Internet für unterwegs
Drei Methoden für besseren Empfang

Stabiles Internet unterwegs ist auch im 21. Jahrhundert noch nicht selbstverständlich. Wir haben drei gängige Methoden unter die Lupe genommen, die Ihre Empfangschancen verbessern.

Zubehör: Mobiles Internet, Ratgeber
Foto: Ingolf Pompe, Hersteller
In diesem Artikel:
  • 1. Internet über Mobilfunknetz
  • 2. Internet über ein bestehendes WLAN-Netzwerk
  • 3. Internet über Satellit
  • Tipps fürs Internet unterwegs
  • Mobile LTE-Router
  • Mobilfunk-WLAN-Hybride
  • Fazit

Zuhause ist da, wo sich Laptop, Tablet und Smartphone automatisch mit dem WLAN verbinden. Doch getreu dieser freilich augenzwinkernden Definition machen sich immer mehr Camper Gedanken, wie sich das Internet auch im rollenden Zuhause immer und überall entern und nutzen lässt. Die Frage nach dem Warum erübrigt sich: Das weltweite Netz ist zur wichtigsten Just-in-Time-Informationsquelle geworden – und das nicht erst seit der Corona-Pandemie.

Drei Möglichkeiten gibt es, um von überall aus ins WWW zu kommen: 1. über das Mobilfunknetz, 2. durch das Verstärken und Nutzen eines öffentlichen WLAN-Signals und 3. per Schüssel über einen Satelliten.

Das WLAN im Fahrzeug ist eine separate Geschichte. Denn das Signal muss auf die oben genannten Wege erstmal ins Fahrzeug gelangen, bevor man es per WLAN-Netz ausgeben kann. Vorteile eines Heimnetzwerks: Mehrere Endgeräte können sich kabellos über eine Verbindung einwählen und das eigene Netzwerk lässt sich deutlich besser schützen. Aktuelle mobile Router zum Nachrüsten hat promobil vorgestellt.

1. Internet über Mobilfunknetz

Wer beim Campen auf das Mobilfunknetz zugreifen will, hat das notwendige Basis-Equipment häufig bereits in der Hosentasche: Smartphones sind heute fast alle in der Lage, über die integrierte Hotspot-Funktion einerseits eine Internetverbindung über Mobilfunk aufzubauen und andererseits ein WLAN-Netz für andere Endgeräte auszustrahlen.

Stabiler funktioniert das aber, zumal man mit dem Handy auch gleichzeitig surfen möchte, mit einem mobilen Router. Diese kompakten Geräte arbeiten nach einem ähnlichen Prinzip: Mit einer eigenen SIM-Karte versehen, werfen sie ein Netz aus, in das man sich mit dem Smartphone, Tablet, Laptop oder Smart-TV einwählt. Dank integriertem Akku funktioniert das je nach Router sogar autark – ausreichend starker Empfang vorausgesetzt.

Der Phonebooster verstärkt das Signal.

Genau darin liegt eine der Schwächen des Mobilfunks – zumindest was den Aufenthalt in Deutschland anbelangt: Laut einer Studie des App-Anbieters Etrality (Speedcheck) aus dem Jahr 2019 liegt die Netzabdeckung in Deutschland bei gerade einmal 65,5 Prozent. Im internationalen Vergleich kommen wir damit nur auf Platz 70. Kurzum: Ein schwaches oder gar fehlendes Empfangssignal kann auch der beste Router nicht ausgleichen.

Was dann helfen kann, ist eine zusätzliche Antenne. Der dafür notwendige Anschluss ist eines der Qualitätskriterien für einen mobilen Router, genauso wie die maximale Surf-Geschwindigkeit, die Netzkompatibilität (LTE, 5G) und die Akkulaufzeit. Erhältlich sind mobile Router ab etwa 50 Euro. Eine beispielhafte Auswahl findet sich unten auf dieser Seite.

Problematisch für alle Empfangsgeräte sind die Abschirmung und die damit verbundene Signalschwächung durch den Aufbau des Reisemobils. Das hat der italienische Hersteller Teleco erkannt und den Phonebooster entwickelt. Das System setzt sich aus einer Außenantenne, einem Verstärker und einem Innensender zusammen. Anders als beim Router werden die empfangenen Daten dabei nicht in ein WLAN-Signal verwandelt, sondern das Mobilfunksignal lediglich verstärkt. Allein die erhöhte Antennenposition auf dem Reisemobildach sorgt für bessere Empfangsbedingungen als im Innenraum. Je nach Stärke des empfangenen Mobilfunksignals wird dieses bis zu 400-fach verstärkt und über den Sender im Innenraum verbreitet. Dabei kalkuliert der Booster permanent, wie viel Verstärkungsleistung tatsächlich gerade notwendig ist, und reduziert diese, sobald das empfangene Signal wieder stark genug ist. Vorteile des knapp 1000 Euro teuren Systems: Einerseits ist für den Betrieb keine eigene SIM-Karte nötig und andererseits halten Smartphone-Akkus so länger durch, da die energieintensive Netzsuche durch den guten Empfang entfällt.

Eine relativ simple Lösung, die aber immer nur für ein Endgerät funktioniert, sind sogenannte Surfsticks. Die Funktionsweise gleicht jener eines mobilen Routers und setzt eine SIM-Karte voraus. Größter Unterschied ist, dass die Daten-Ausgabe nur direkt via USB-Stecker erfolgt. Zu kaufen gibt es Surfsticks einzeln oder mit passendem Datentarif ab etwa 20 Euro.

O2 Prepaid Surf Stick
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Simple Lösung: Ein Surfstick.

Deutlich vielseitiger als ein Surfstick ist die Empfangslösung von Aeritec. 340 Euro ruft Reimo für die Evolution-Antenne auf, die neben allen gängigen Mobilfunkstandards (2G–5G) auch terrestrisch ausgestrahltes Fernsehen (DVB-T2) und Digitalradio (DAB+) empfängt. Beim Router hat man die freie Wahl, da die Aeritec mit jedem SIM-Karten-fähigen Gerät betrieben werden kann, das den passenden Antenneneingang hat.

Mit Hybrid-Systemen wie dem Roam von Maxview oder dem Connect von Oyster sind Camper noch breiter aufgestellt. Die Dachantennen beider Geräte sind in der Lage, sowohl WLAN- als auch Mobilfunksignale zu empfangen. Dabei sorgt ihre erhöhte Position im Freien für einen Empfangsvorteil gegenüber dem Smartphone. Arbeiten die Anlagen im WLAN-Modus, wird das ankommende Signal nicht wie bei einem Repeater lediglich verstärkt, sondern in ein eigenes und somit sichereres WLAN-Signal umgewandelt. Der Vorteil: Auf Plätzen mit stabilem und günstigem WLAN muss man nicht auf das teurere und meist limitierte Datenvolumen des Mobilfunkvertrages zurückgreifen.

Die Mobilfunknutzung ist zwar durch die Abschaffung der Roaminggebühren und stetig sinkende Datenkosten attraktiver geworden, Tarife mit unlimitiertem Datenvolumen sind aber immer noch eine teure Ausnahme. Gängige Vertrage mit monatlich 2 bis 5 GB Datenvolumen reichen fürs normale Surfen zwar aus. Eng wird es aber spätestens, wenn das Streamen von HD-Filmen ins Spiel kommt – bei 30 MB pro Minute sind nach 90 Minuten Spielfilm etwa 2,7 GB verbraucht. Deutsche Nutzer verfügen im Schnitt über ein monatliches Datenvolumen von 2,06 GB (laut www.statista.com, 2019). Unbegrenztes und schnelles Surfen gibt es in Deutschland ab etwa 50 Euro im Monat. Eine Alternative für den Urlaub im Ausland sind länderspezifische Daten-Prepaidkarten.

2. Internet über ein bestehendes WLAN-Netzwerk

Gut besuchte WLAN-Areale rund um die Rezeption kennt man von vielen Campingplätzen. Leider endet der Empfang oftmals nur wenige Meter außerhalb dieser Bereiche und im Reisemobil kommt nichts mehr an. Ändern lässt sich das mit der richtigen Empfangstechnik, bestehend aus einer starken Antenne und einem kompatiblen Router.

Passende Antennen gibt es in verschiedenen Größen. Dabei gilt: Je größer die Antenne, desto besser ist auch ihre Reichweite und Verstärkungsleistung. Mit dem größten Modell von Batlink (1,34 Meter, siehe Foto unten) soll es unter guten Voraussetzungen sogar möglich sein, sich in ein vier Kilometer entferntes Netzwerk einzuwählen. Dabei ist es egal, wer das WLAN ausstrahlt – wichtig ist nur, dass es entweder unverschlüsselt ist oder man das Passwort kennt.

Für die sichere Außenmontage hat der Hersteller Batlink verschiedene feste (Schraub-, Kleb-Adapterplatten) sowie einige flexible Lösungen wie Magnet-, Klemm- oder Saugnapfhalterungen im Angebot.

Im Set liegt der Travel Connector TCS312 mit größter Antenne und Router bei knapp 400 Euro. Wer sich nicht sicher ist, ob die reine WLAN-Variante ausreicht, bekommt das Set für knapp 60 Euro mehr auch mit einem LTE-kompatiblen Router – dann wird auch daraus eine Hybridanlage. Denn auch die reine WLAN-Variante hat einen nicht unerheblichen Haken: Alle in einem Campingplatz-WLAN eingewählten Endgeräte nutzen ein und dieselbe Verbindung. Somit beansprucht jeder aktive Nutzer einen Teil der verfügbaren Bandbreite.

Kommt die Leitung dadurch an ihre Grenzen, kann es sein, dass die Surfgeschwindigkeit – selbst bei perfektem Empfang – einbricht. Andererseits verbessert eine Antenne mit großer Empfangsreichweite aber natürlich auch die Chance, ein alternatives offenes WLAN-Netzwerk zu finden.

3. Internet über Satellit

Unabhängig von allen erdnah ausgestrahlten Netzen lässt sich ein stabiler Internetzugang aber auch über eine Satellitenverbindung realisieren. Anders als beim Sat-Fernsehen ist dafür aber neben dem Empfangs- auch ein Sendemodul nötig. Die Schüssel muss also mit einer speziellen Kommunikationseinheit bestückt sein, die sich mit einer Variante für den TV-Empfang kombinieren lässt.

Web To Go Fly Sattelitensystem
Web To Go
Weltweit WWW bieten Satelliten.

Vorteil dieser Lösung ist eine gute Internet-Versorgung bis in die entlegensten Regionen. Solange man sich in der Ausleuchtzone des Satelliten aufhält und der Empfangsweg nicht durch Gebäude oder Äste gestört wird, ist Internet verfügbar. Bevor es allerdings so weit ist, stehen größere Investitionen an. Die Anschaffungskosten etwa der Autosat 2S mit 85-Zentimeter-Spiegel liegen bei knapp 3000 Euro. Wer auch im Ausland Fernsehen und Internet parallel nutzen will, sollte weitere 450 Euro in die Skew-Funktion investieren. Beide Empfangseinheiten (LNB) sind dann drehbar gelagert, so dass sie sich selbst optimal ausrichten können.

Hinzu kommen fixe und Datenmengen-abhängige Kosten für den Vertrag, ähnlich wie beim Mobilfunk. Es gibt auch hier Volumen-Pakete oder teure unlimitierte Varianten. Nachteile gegenüber Mobilfunk sind die teils geringeren Geschwindigkeiten und die längere Latenzzeit (Reaktionszeit) von 600 bis 800 Millisekunden bei Internet via Satellit – über LTE: 20 Millisekunden.

Tipps fürs Internet unterwegs

  • Hintergrunddaten abschalten spart Datenvolumen. Das Smartphone kann nicht zwischen einem stationären und einem selbsterzeugten Mobilfunk-WLAN unterscheiden. Daher finden im Hintergrund öfter datenintensive App-Updates statt.
  • Mobiler Router für mehrere Endgeräte. Gibt ein Campingplatz Internet–Zugänge nur für einzelne Geräte heraus, lohnt sich ein mobiler Router gleich doppelt: Zum einen ist das eigene Netz durch die individuellen Zugangsdaten sicherer und zum anderen kann man sich am eigenen Router selbst mit mehreren Geräten einwählen.
  • Multi-SIM-Karte für den Router. Viele Mobilfunkanbieter offerieren eine günstige Zweitkarte für einen bereits bestehenden Vertrag. Damit ist der Router auch ohne separaten Vertrag in der Lage, das vorhandene Datenvolumen des Handyvertrages zu nutzen.
  • Prepaid-Datenvolumen im Urlaub kaufen. In einigen Urlaubsländern ist Internet-Datenvolumen (Prepaid) günstiger als in Deutschland.
  • Datenkabel zum Smart-TV. Streaming ist relativ datenintensiv. Daher ist es gut, wenn die Übertragung vom Router zum Ausgabegerät so verlustfrei wie möglich funktioniert.

Mobile LTE-Router

Netgear Nighthawk M1
Mit einer Download-Geschwindigkeit von bis zu 1 Gbit/s ist der Nighthawk der Ferrari unter den mobilen Routern (270 Euro). Er kombiniert eine hohe Download-Geschwindigkeit mit Unterstützung für LTE Advanced Pro und 4-Band-Carrier-Aggregation. Noch schneller (2 Gbit/s, 360 Euro) ist der M2.

Telekom Speedbox
Beim mobilen WLAN-Router der Telekom kann man mit bis zu 300 Mbit/s downloaden. Der Akku hält vier Stunden, ein verstärktes LTE-Signal sowie eine unkomplizierte Plug-and-Play-Installation sorgen für eine einfache Handhabung. Der Router allein kostet 116 Euro. Oder für Vielnutzer inklusive Datenvertrag: 39 Euro im Monat.

D-Link DWR-932
Ab 50 Euro gibt es den mobilen Router von D-Link. Die Download-Geschwindigkeit des Geräts beträgt 150 Mbit/s, und der Akku hält rund fünf Stunden. Neben dem SIM-Karten-Slot gibt es auch einen Platz für eine Micro-SD-Karte. Der schmale und dünne D-Link DWR passt in jeden Rucksack.

Die aktuellsten mobilen Router sind hier zu finden.

Mobilfunk-WLAN-Hybride

Maxview Roam
Für einen Preis von 469 Euro bietet Maxview die Hybridlösung Roam, die neben Mobilfunk- auch WLAN-Signale empfangen und in ein eigenes WLAN-Netzwerk umwandeln kann. Das funktioniert im Reisemobil sogar während der Fahrt. Die notwendige SIM-Karte steckt im innen installierten Router.

Oyster Connect
Ab 01.01.2021 kommt die Oyster Connect für 899 Euro (UVP) in den Handel. Besonderheit hier: Die SIM-Karte sowie beide Empfangs- und Sendemodule befinden sich in der Außeneinheit empfangsgünstig auf dem Fahrzeugdach. Der Datentransfer zum Router erfolgt verlustfrei über ein vier Meter langes Datenkabel.

Fazit

Hybridlösungen überzeugen

An den Grundproblemen wie einer löchrigen Netzabdeckung oder teuren Datentarifen kann auch moderne Empfangstechnik nichts ändern. Aber sie hilft, das Beste daraus zu machen. Und genau dabei überzeugen die Hybridlösungen. Ist das WLAN auf dem Campingplatz gut oder ein Hotspot in der Nähe, sorgen sie für einen Empfangsvorteil. Schwächelt das WLAN, greift das Mobilfunknetz als Backup ein. Dank abgeschafftem Roaming, weiterem Netzausbau und sinkenden Datentarifkosten wird auch das LTE-/5G-Netz immer attraktiver. Etwas abgeschlagen ist die Sat-Variante mit teurer Hardware – für Weltenbummler ist sie aber eine Alternative.

Die aktuelle Ausgabe
Promobil 06 / 2023

Erscheinungsdatum 03.05.2023

148 Seiten