Winterflucht: Mit dem Wohnmobil durch Spanien

Im Winter mit dem Wohnmobil nach Spanien
Winterflucht an die Atlantikküste in Spanien

Veröffentlicht am 15.01.2025

Leinen los! Wir, mein Hund, mein Alkovemobil und ich verlassen Palma de Mallorca mit der Fähre, die seit 2021 zwischen der Insel und Valencia verkehrt. Ein letzter Blick zurück, dann rückt Mallorca aus meinem Fokus, und ich bin bereit für neue Erfahrungen, spannende Geschichten und interessante Menschen.

Parc Natural de l’Albufera

Die Überfahrt verläuft unspektakulär. Ich benötige keine Kabine und darf mit Lou nicht nur aufs Hundedeck, sondern auch in den Passagierbereich, wo Sessel stehen. In der Nachsaison geht das wohl. Wir legen abends in Valencia an und ich wähle für die erste Übernachtung den Valencia Camper Park, leicht zu erreichen, ruhig und sicher.

46117 Bétera(ES)
Valencia Camper Park
33 Bewertungen
17,00 EUR/Nacht

Nach einem Strandspaziergang fahre ich am nächsten Morgen nur wenige Kilometer weiter zum Parc Natural de l’Albufera. Hier liegt Spaniens größter Süßwassersee, umgeben von Reisfeldern und Wald.Mehr als 300 verschiedene Vogelarten kann man hier beobachten, vor allem Wasservögel, diehier überwintern, und nicht zuletzt Flamingos. Unzählige Restaurants und Bootstrip-Anbieter reihen sich aneinander, auf dem Parkplatz stehen einige Reisebusse. Es ist allen Ernstes nicht möglich, einen Blick auf den großen See zu erhaschen. Das ist definitiv nicht meine Art von Sightseeing.

Spanien, Parc Natural de l’Albufera
Manuela Krieter

Ich komme ins Gespräch mit einem Parkwärter, welcher mir einen eher unbekannten, einsamen Ort verrät, um dieses wundervolle Areal zu genießen, ohne dabei Paella in Massenabfertigung bestellen zu müssen. Ich befolge seinen Tipp und bin hin und weg. Am Himmel und im Wasser zeigen sich alle, aber wirklich alle Schattierungen von Blau, die es gibt. Lou springt auf ein morsches Boot, erschrickt aber furchtbar, als es beginnt zu schaukeln, und kentert fast. Ich lache ihn aus und spüre Hunger aufkommen. Ein verlassenes Häuschen am vermeintlichen Ende der Welt mit einem alten Tisch und einer Bank lädt mich ein, dort mein persönliches Restaurant für heute Abend zu eröffnen. Frisch aus der Womo-Küche gibt es heute Linguine in Meeresfrüchte-Sahne-Sauce mit Meerrettich-Topping, dazu einen berauschenden Blick auf die untergehende Sonne.

25 Grad warmes Wasser an der Quelle Font Salada

Mein Weg führt mich weiter die Küste entlang zu einem anderen Kleinod, der Quelle Font Salada. 25 Grad warmes glasklares Quellwasser strömt aus ihr in einen künstlich angelegten See, der Badegästen kostenlos zur Verfügung steht. Ich genieße das Bad und teile mir das Wasser mit ein paar großen Fischen und Enten. Ein Chiringuito, eine der typischen Strandbars, bietet kostengünstig leckere Speisen und Getränke sowie coole Musik und eine sehr nette Bedienung.

Unbehelligt parke und nächtige ich direkt am See. Eigentlich wollte ich nur einen Tag verweilen, aber ein technisches Problem zwingt mich in die Werkstatt. Bei ACC in Olivo wird mir glücklicherweise sofort geholfen. Ich wohne der Reparatur bei und bekomme mit, wie ein älterer Deutscher versucht, dem Mechaniker in perfektem Denglisch sein Problem zu schildern. Er hofft offenbar mit einem rollenden "rrrr" besser verstanden zu werden, was sogar gelingt.

Ich fahre zurück zur Quelle, um sicherheitshalber noch in Werkstattnähe zu bleiben. Das Wetter schlägt um, es stürmt und der Himmel färbt den Horizont blutrot. Lou und ich machen es uns gemütlich. Mein Ess- und Arbeitsbereich wird zur Eckcouch und der Beamer wirft einen Netflix-Film an die Leinwand. Ein mobiler Router und die SIM-Karte von Simyo mit 150 GB für 17 Euro ermöglichen den kleinen Luxus. Ich liebe dieses Leben auf engstem Raum mit beschränktem Platz sehr, aber ohne Technik und Internet wäre ich lost.

Zwischenstopp an der Manga del Mar Menor

Spanien, Faro de El Estacio
Manuela Krieter

Tags darauf fahre ich ein ganzes Stück weiter und entscheide mich für einen Zwischenstopp an der Manga del Mar Menor. Ein 22 Kilometer langer und teils nur 100 Meter breiter Küstenstreifen trennt hier das Mar Menor vom Mittelmeer. Hier beginnt der darauffolgende Tag mit einem atemberaubenden Sonnenaufgang direkt neben dem Leuchtturm. Ich genieße ihn zusammen mit einer Freundin, die ich via Whatsapp-Video-Telefonie dazuschalte, mache mit Lou einen ausgiebigen Strandspaziergang und fahre weiter gen Süden. Die Batería de La Chapa, ein Lost Place aus dem spanischen Bürgerkrieg, liegt auf meinem Weg, an dem ich unmöglich vorbeikomme. Solche Orte ziehen mich schon immer magisch an. Ich erkunde ihn ausgiebig. Der Strand um diesen Ort herum besteht aus schwarzem Sand. Ich überlege kurz, die Nacht hier zu verbringen, aber langsam zieht es mich nach Andalusien.

Andalusien: Gebirge, Wüste und unfassbar schöne Strände

Eine der riesigen Stier-Silhouetten, die einst als Werbetafeln der Bodega Osborne aufgestellt wurden, begrüßt mich. Mein Herz schlägt jedes Mal höher, wenn ich in Andalusien bin. Es ist wohl diese Kombination aus Gebirge, Wüste, unfassbar schönen Stränden und dem maurischen Einfluss, der oft das Gefühl von 1001 Nacht vermittelt. Gehwege und Plaças, die mit kleinen Kieselsteinen in Ornamenten gepflastert werden, sind wahre Kunstwerke. Sprachlich ist es speziell. Ich spreche zwar Castellano, aber das andalusische Spanisch bringt mich manchmal an meine Grenzen und ich brauche zwei, drei Tage, um mich hineinzuhören.

Spanien, Cuevas Andalucia
Manuela Krieter

Meine Neugier lockt mich landeinwärts in die Wüste nach Baza. Das Thermometer zeigt tagsüber angenehme 25 Grad, dafür steht eine kalte Nacht um die 5 Grad bevor. Ich bin auf 800 Meter Höhe und treffe auf einen wunderbaren Ort, den ein belgisches Ehepaar, Sam und Aurôre, geschaffen hat. Sie haben ein Stück Wüste gekauft und mit viel Aufwand urbar gemacht, ein ausgeklügeltes System an Bewässerung und Solarzellen aufgebaut, Olivenbäume gepflanzt und – am spektakulärsten – Höhlenwohnungen geschaffen. Diese Behausungen faszinieren einerseits durch ihre Fred-Feuerstein-Optik und andererseits durch ihre ganzjährige Temperatur zwischen 18 und 22 Grad.

Außerdem befinden sich auf dem neun Hektar großen Areal noch zehn Caravan-Stellplätze sowie blitzsaubere Sanitäranlagen. Hier war unfassbar viel Liebe im Spiel, viele durchdachte Details, gelebte Nachhaltigkeit. Schön, dass es solche Visionäre gibt, die ihre Ideen – und seien sie noch so verrückt – in die Tat umsetzen. Ich hätte Sam gerne kennengelernt. Leider ist er ein Jahr zuvor verstorben und Aurôre führt das Cuevas Andalucía genannte Anwesen nun alleine. Nach einer ruhigen, aber regenreichen Nacht in der Wüste verabschiede ich mich von Aurôre. Sie empfiehlt mir einen Hotspot im wahrsten Sinne des Wortes, die nahen Baños de Zújar, eine schwefelhaltige Thermalquelle mit ganzjährig 40 Grad warmem Wasser.

Gerne fahre ich den Umweg, obwohl es sich um eine schlecht geteerte Straße mit vielen Schlaglöchern handelt. Also eiere ich in Schlangenlinien, bis ich am Ziel bin. Umso verwunderter bin ich, dass trotzdem einige Autos und Camper dort stehen. Ich werfe mich in Badeklamotten und gehe den steilen Hang hinunter. Mir ist klar: Die Freuden des warmen Wassers muss ich mir bitter erkämpfen, denn ich werde das alles wieder hochlaufen. Auch diese Quelle steht rund um die Uhr kostenfrei allen Besuchern zur Verfügung. Es ist ein wundervolles Fleckchen Erde, alles sauber, keine Schranke, keine Verbotsschilder und auch kein wichtiger Bademeister. Es funktioniert – einfach so. Das am Boden abgesetzte Sediment ist Heilschlamm, den man auf Gesicht und Körper auftragen kann. Ich plansche fast eine Stunde in dieser natürlichen, riesengroßen Badewanne und fühle mich wie neugeboren.

Sommerliche Temperaturen in Málaga

Spanien, Málaga
Manuela Krieter

Als ich in Richtung Málaga direkt auf die schneebedeckte, in der Sonne glänzende Sierra Nevada zufahre, komme ich mir ein bisschen vor wie Lucky Luke, der dem Sonnenuntergang im Winter entgegenreitet. Málaga ist eine schöne Stadt mit einem bezaubernden botanischen Garten. Tagsüber überrascht mich das Thermometer mit 26 Grad, am Abend sind es immer noch 20 Grad und das Mitte Dezember. Die Übernachtung auf dem recht einfachen Campingplatz Area Málaga Beach ist empfehlenswert, um sich die Stadt anzusehen und das Wohnmobil sicher stehen zu wissen.

29720 Málaga(ES)
Area Malaga Beach
56 Bewertungen
20,00 EUR/Nacht

Eine gute Stunde entfernt liegt Sotogrande, wo es ein unfassbar schönes Plätzchen gibt, an dem ich frei mit den Rädern im Sand am Strand stehe. Lou kann den ganzen Tag stromern und Möwen nachjagen. Nicht nur für Hunde ein Traum.

Schönste Küstenstadt Spaniens: Cádiz

Spanien, Parque Genovés
Manuela Krieter

Cádiz, nach eigenem Verständnis Europas älteste Stadt, zählt zu den schönsten Küstenstädten Spaniens. Sie liegt auf einer Halbinsel mit unzähligen Gässchen und ist im Kern fast autofrei, da die Enge der Altstadt keinen Verkehr zulässt. Auch hier komme ich um einen gesicherten Parkplatz nicht drum herum und stelle das Womo auf dem Containerparkplatz (Aparcamiento Muelle Reina Sofía) ab. 8 Euro für 24 Stunden ist mir das allemal wert. Mit dem E-Scooter erkunde ich Cádiz, das mit Weihnachtsbeleuchtung in die winterliche Sonne getaucht besonderen Charme versprüht.

Gut 50 Kilometer weiter liegt Chipiona, ein wundervoller kleiner Ort am Atlantik und unweit der Mündung des Guadalquivir. Die Meeresbrise ist hier merklich frischer und das Ebbe-Flut-Schauspiel, das es so am Mittelmeer nicht gibt, fasziniert mich. Der Meeresspiegel bewegt sich um satte drei Meter. Man hat sich hier früher die Gezeiten zunutze gemacht und riesige Rückhaltebecken angelegt. Bei Flut schwimmen die Fische hinein. Wenn das Meer zurückgeht, können sie mühelos abgefischt werden. Der Ort hat noch weitere Attraktionen: eine Kathedrale am Strand und den höchsten Leuchtturm Spaniens. Gleichzeitig ist es hier entspannt kleinstädtisch, ganz nach meinem Geschmack.

Ich genieße Churros con Chocolate unter wärmender Sonne mit Blick aufs Meer kurz vor Weihnachten. Life could be worse.