Kennst du das Gefühl, wenn du aus dem Urlaub zurückkommst und das Erste, an was du denkst, ist das nächste Reiseziel, noch bevor alles ausgepackt ist? Wenn du diese Gedanken kennst, kannst du wahrscheinlich verstehen, warum das Leben in einem Van so verlockend ist.
Du entscheidest, welche Aussicht heute vor deinem Fenster ist und wie viel Zeit du an einem bestimmten Ort verbringen möchtest. Du entscheidest, wann der Tag beginnt oder wann die Nacht endet. Dies sind nur einige Vorteile des Wohnens in einem Van, die uns spontan einfallen. Vor zwei Jahren konnten wir uns überhaupt nicht vorstellen, dass wir diesen Lifestyle führen werden. Für viele brachten die Zeiten der Pandemie viele Veränderungen mit sich.

In unserem Fall haben diese Veränderungen unser Leben in ein aufregendes Abenteuer verwandelt. Vielleicht denken wir so, weil das Reisen uns gelehrt hat, die Welt in einem positiven Licht zu sehen. Auf diese Fähigkeit kannst du nicht verzichten, wenn du dich dafür entscheidest, Vollzeit in einem Van zu leben.
Was braucht man fürs Leben im Van?
Lasst uns nun über einige andere Fähigkeiten sprechen, die du entwickeln solltest, wenn du ernsthaft über diese Art des Lebens nachdenkst.
1. Lektion: Veränderungen
Das Wichtigste vorab: Sei auf viele Veränderungen vorbereitet. Stelle dich auf viele tolle und oft herausfordernde Dinge ein. Es ist ein Lebensstil, der mit einem All-inclusive-Urlaub in keiner Weise zu vergleichen ist, weil er mehr enthält, als du es erträumen kannst. Gleichzeitig muss man aber immer bereit sein für: Bis morgen leben wir ohne … Wasser, Strom, Gas oder sogar ohne eine richtige Toilette.
Wie zum Beispiel in unserer ersten Wintersaison, als wir in die Berge von Montenegro fuhren. Es war unglaublich schön dort, aber nachts so kalt, dass das Wasser in der Küche und in den Duschschläuchen einfror und selbst der Duschkopf davon Risse bekam.

Wir beschlossen, an die Küste zu fahren, da es dort viel wärmer zu sein schien. Dort wollten wir einen neuen Duschkopf kaufen und unseren Van auftauen. Aber der Weg dorthin war nicht so einfach, wie wir dachten. Als wir fast die richtige Straße erreicht hatten, blieben wir bei minus 20 Grad auf einer schmalen Straße zwischen den Schneewehen stecken, die so hoch waren wie unser Camper.
Doch wir hatten Glück: Ein paar Einheimische kamen und schoben uns bis zu dem Punkt, an dem wir wenden konnten, damit wir rückwärts auf einem Schneehügel hinauffahren konnten. Es war die einzige Option, da sonst die Räder durchgedreht haben. Nach dem Schneehügel erwartete uns dann endlich eine bessere Straße.
2. Lektion: Alltag
Zwei weitere wichtige Stichpunkte: Alltag und Spontanität. Wenn du aus einem "normalen" Leben in das Vanlife eintauchst, entwickelst du bestimmte Routinen, von denen viele neu für dich sein werden: Wassertank auffüllen, Grauwasser und Toilettenabfälle entsorgen oder einen Ort finden, wo du deine Gasflaschen auffüllen kannst.
Die Planung ist also ein sehr wichtiger Teil. Aber sei darauf gefasst, dass alles, was du geplant hast, sich in kürzester Zeit ändern kann. Sich an spontane Planänderungen anpassen zu können ist eine weitere Fähigkeit, ohne die du es im Camper nicht einfach haben wirst.

Wenn wir zum Beispiel vorhaben, den ganzen Tag zu fahren, um einen bestimmten Ort zu erreichen, und dabei plötzlich eine wunderschöne Landschaft sehen, halten wir an, um Fotos, Videos und einige Skizzen von dort aus zu machen. Dann, während wir mit unserer Drohne fliegen, entdecken wir ein altes Dorf hinter einem Hügel. Natürlich ändern wir unsere Pläne und fahren zu diesem Dorf.
Wie so oft sind wir dann erst nach Einbruch der Dunkelheit wieder auf der Straße. Das bedeutet, dass wir für die Nacht einen anderen Übernachtungsplatz finden müssen. Ja, unser ursprünglicher Plan hat sich komplett geändert. Aber wir haben viel mehr davon, einen neuen Ort zu erkunden, als wenn wir uns strikt an "den Plan" halten.
Eine schöne Aussicht ist jedoch nicht immer der Grund, warum wir anhalten. Manchmal geht irgendwas in unserem Van kaputt. Oft gibt es kein Wasser an der Stelle, wo du es erwartest, um den Wassertank aufzufüllen. Gelegentlich bleibt man beim Wenden im Schlamm, Sand oder Schnee stecken.

Diese Erfahrung machten wir, als wir gerade anfingen, in unserem Van zu leben. Wir fuhren sehr spät in der Nacht die serbischen Berge hinauf und stellten fest, dass es dort keinen guten Parkplatz gibt. Dann fing es plötzlich sehr stark zu regnen an, und wir beschlossen, an einen anderen Ort zu fahren. Als wir versuchten umzukehren, gerieten wir in eine große Schlammpfütze und konnten nicht mehr herausfahren. Es war Mitternacht. Alle Fenster im nahegelegenen Dorf waren schon dunkel. Der Regen wurde immer stärker, und wir gruben uns immer fester in den Schlamm hinein. Obendrein hatten wir am nächsten Morgen um neun Uhr einen geplanten Online-Termin, und es gab nur ein sehr schwaches Internet-Signal.
Wir hatten keine andere Wahl, als bis zum Morgen zu warten und auf Hilfe zu hoffen. Sehr früh wachten wir auf und sahen eine alte Dame an unserem Camper vorbeigehen. Wir erklärten ihr, dass wir Hilfe brauchten. Sie verschwand und kam nach kurzer Zeit mit ein paar kräftigen Landsleuten zurück. Die Jungs und sogar die Oma, halfen uns, den Van aus dem Schlamm zu schieben und auf eine gute Straße zu bringen.
Fünf vor neun waren wir bereit für die Online-Konferenz. Ordentlich gekleidet und mit vollem 4G-Empfang. Ja, wir hatten keinen sehr entspannten Abend und unser Morgen war voll matschiger Action. Es war aber die Zeit, in der wir lernten, dass es wichtig ist, sich zu beruhigen, geduldig zu sein und keine Angst zu haben, jemanden um Hilfe zu bitten, auch wenn die Menschen deine Sprache nicht verstehen. Je mehr wir reisen, desto mehr sehen wir, dass Helfen und Freunde finden keine kulturellen Grenzen kennt.
3. Lektion: Flexibilität

Lasst uns ein bisschen mehr über Flexibilität sprechen. Auch wenn wir unsere Mahlzeiten planen, gibt es Zeiten, in denen die Dinge anders laufen können. Als wir in Albanien waren, hielten wir bei einem Family-Camp an. Morgens organisierten wir unseren Tagesplan. An dem Tag mussten wir viel arbeiten.
Gerade als wir uns für das Frühstück fertig machten, klopfte die Besitzerin des Camps an unsere Tür und bot uns an, ihr bei der Zubereitung von lokalem Gebäck zu helfen. Das möchte man sich nicht entgehen lassen. Nun, zumindest haben wir es nicht getan.
Unser Zeitplan hat sich geändert und erst nachmittags konnten wir unsere geplante Arbeit angehen. Indem wir unsere Pläne geändert haben und zu diesem Kochkurs "ja" sagten, haben wir sehr viel über die lokale Kultur und Gastfreundschaft gelernt.
4. Lektion: Ess- und andere Gewohnheiten
Eines der unzähligen Dinge, die wir am Vanlife lieben, ist, dass wir im Reisemodus neue Gerichte in verschiedenen Ländern ausprobieren können. Es gibt aber eine Sache zu erwähnen. Während unserer Reisen haben wir festgestellt, dass wir uns anpassen müssen, vor allem was die Nahrungsmittel betrifft. Nicht in jedem Land gibt es alle Lebensmittel, die du auf deinem Tisch gewohnt bist. Hier hilft ein kleiner Vorrat, oder man stellt sich besser auf die Essgewohnheiten des jeweiligen Landes ein.
Für die Medizin gilt das gleiche Prinzip. Wenn du etwas Bestimmtes benötigst, erwarte nicht, dass du es in allen Ländern bekommst. Sei dir also sicher, dass du in deiner Bordapotheke alles Wichtige auf Vorrat hast.
Es ist eine großartige Sache zu entscheiden, wo wir essen, arbeiten oder entspannen möchten. Wenn es das Wetter zulässt, ist die ganze Welt außerhalb des Vans unser Esszimmer, Atelier oder Büro. Denke jedoch daran, dass du nicht das einzige Lebewesen auf diesem Planeten bist. Mücken, streunende Tiere und Vögel möchten möglicherweise auch deine Mahlzeit mit dir teilen oder beim Kunstprojekt helfen. Wenn die Temperaturen fallen, bleiben wir oft drinnen und verwandeln unseren Camper in ein Esszimmer, einen Arbeitsraum mit einem Tonstudio oder einen kleinen Kinosaal mit allem, was dazugehört.

Wir genießen die gemütliche Atmosphäre unseres Wind the Van sehr. Ach ja, Wind the Van ist der Name unseres Campers. Gekauft haben wir ihn, als wir in verschiedenen Ländern feststeckten. Aufgrund des Lockdowns waren wir für mehr als drei Monate getrennt. In der Zeit lernten wir, wie es ist, online füreinander da zu sein. Wir wollten uns befreien und "Wind" war das erste Wort, das uns in den Sinn kam, als wir an einen Namen für unseren Van dachten.
Er hat uns Freiheit geschenkt. Mit seiner Hilfe konnten wir einen Weg finden, die behördlich geschlossenen Grenzen legal zu überqueren. Mit jeder Grenze, die wir hinter uns ließen, wurde uns klar, dass alle wirklichen Grenzen nur in unseren Köpfen existieren, und erst die Überwindung dieser Barrieren macht uns wirklich grenzenlos. Dieser Gedanke hat uns außerdem dazu inspiriert, unsere Social-Media-Kanäle "Unbordered_Life" zu nennen.
5. Lektion: Arbeiten

Wir haben viel über Reisezeiten gesprochen. Aber es gibt Zeiten, in denen wir einen Platz für mehr als einen Tag finden und in einen "Stand-by"-Modus wechseln. Wenn du nicht von Ort zu Ort reist, ist es viel einfacher den Tag zu planen. Unter anderem empfiehlt sich das, wenn es um die Arbeit geht. Arbeiten, während man im Van lebt. Nun, das lernen wir immer noch. Meistens arbeiten wir online. Um diese Art des Lebens zu bewältigen, mussten wir einige der Gewohnheiten aufgeben, die wir aus dem Leben vor dem Van-Leben hatten.
Wir mussten uns daran gewöhnen, kein konstantes Einkommen zu haben. Bei Projektarbeiten haben wir gelernt, dass der Kunde jederzeit die Zusammenarbeit verweigern kann. Dafür kann es viele Gründe geben, die nicht unbedingt etwas mit uns zu tun haben. Bereit für Veränderungen zu sein, ist – wie eingangs erwähnt – eine wichtige Fähigkeit und erfordert in manchen Fällen lebenslange Übung.