Globecar Scouty im Test
Im kompakten Scouty ist alles drin

Der knuffige Globecar Scouty bringt auf der Fläche eines Pkw der gehobenen Mittelklasse eine komplette Reisemobilausstattung unter.

Globecar Scouty
Foto: Konstantin Tschovikov

Scouty findet jeden Pfad. Der von Globecar ausgebaute Citroën Jumper mit kurzem Radstand kapituliert weder vor den engen Gassen südfranzösischer Altstädte noch vor den Spitzkehren am Stilfser Joch. Scouty ist auch gut bei der Parkplatzsuche. Wo eine ausgewachsene Mittelklasse- Limousine unterkommt, findet er mit knapp fünf Meter Länge auch eine bequeme Lücke. Und all dies schafft er mit einer kompletten Einrichtung für zwei Personen auf dem Buckel. Den kompakten Grundriss ermöglichten die Globecar-Entwickler durch geschickte Verschachtelung der einzelnen Bereiche. Die Sitzgruppe liegt auf einem Podest und ist als Halbdinette unter Einbeziehung der Fahrerhaussitze realisiert. Schräg rechts gegenüber findet sich eine kompakte Küche, die wiederum den Kühlschrank auf die linke Seite auslagert. Der voll unterkellerte Sanitärbereich nimmt die ganze Fahrzeugbreite im Heck ein, und das Doppelbett belegt rund die halbe Länge des Hochdachs. Alle Ecken und Winkel werden für Stauräume genutzt. 

Mit dem Globecar geht es wieselflink über Berg und Tal

Den Scouty über kurvige Landstraßen zu jagen macht echt Spaß. Der Jumper mit kurzem Radstand ist außerordentlich handlich und mit der leichtgängigen Lenkung sicher in der Spur zu halten. Mit dem 120- PS-Diesel ist er vollkommen ausreichend motorisiert, um seine Last souverän durch die Lande zu tragen. Die kleine Maschine hat genügend Kraft, um auf Autobahn und Landstraße agil mitzuschwimmen und wenn nötig genügend Dampf, um auch mal einen langsameren Pkw zu vernaschen. Und was kostet der ganze Spaß? Auch bei fl otter Fahrt selten mehr als zehn Liter Diesel auf 100 Kilometer. Zu dem Wohlfühlerlebnis während der Fahrt tragen auch die mit Mikrofaser ausgestatteten SKA-Pilotensitze bei, die straff bezogen, passend konturiert und vielfach verstellbar sind. An einen Transporter erinnern allenfalls lange, bisweilen leicht hakelige Schaltwege. Doch die sind selten nötig, da die Elastizität des Motors schaltfaules Fahren problemlos zulässt. Bei heftigem Seitenwind kann der Scouty eine gewisse Empfi ndlichkeit nicht verbergen, und in schnell gefahrenen Kurven mit raschen Lastwechseln neigt er sich merklich und tendiert zum Übersteuern. Unpassend wirkt der Sparkurs bei der sicherheitsrelevanten Ausstattung – Beifahrerairbag und ESP kosten Aufpreis.

Tiefer Schlaf, schöne Träume unter fast freiem Himmel

Verantwortlich für die Höhe des Globecar von über drei Metern ist die geräumige Schlafmansarde unterm Dach. Basis sind zwei Bretter, die die halbe Fläche des Hochdachs einnehmen. Das hintere Brett lässt sich von Gasdruckfedern unterstützt nach oben drücken und sorgt im mittleren Fahrzeugbereich für Stehhöhe. Die Federkraft sollte aber verstärkt werden, denn das Brett kommt leicht wieder herunter. Der Liegekomfort im Hochdach ist sehr gut. Die Fläche reicht auch für zwei größere Schläfer sowohl in der Breite als auch in der Länge aus. Die Betteneinlage besteht aus einer ordentlich dicken Schaumstoffmatratze sowie einem sogenannten Abstandsgewirke aus Kunststoff, das für Belüftung der Matratzenunterseite sorgt. Die luftige Innenhöhe ließe aber auch noch eine etwas dickere Matratze oder einen flachen Lattenrost für noch mehr Komfort zu. Belüftet wird über zwei seitliche Klappfenster und am besten auch mit dem aufpreispflichtigen Heki, das zudem einen herrlichen Blick in den Nachthimmel ermöglicht. Beleuchtung und Ablagen finden sich ebenfalls im bequemen Oberstübchen.

Das Nachtlager erklimmt der müde Urlauber über eine tragfähige Aluminiumleiter, die während der Fahrt sicher im Heck untergebracht ist. Die Auflagefläche der Sprossen ist auch für Barfüße breit genug. Der Aufstieg an sich gelingt problemlos. Oben angekommen ist allerdings eine Drehung um 180 Grad notwendig – die ist nicht ganz ohne, vor allem, wenn man nicht alleine im Oberstübchen liegt. Diese Übung sollte jeder Interessent nebst Partner vor der Kaufentscheidung durchexerzieren, um entscheiden zu können, ob er in seinem Wunschmobil liegt oder nicht. Wer ein weiteres Bett braucht, bekommt gegen Aufpreis eine Umbaumöglichkeit für die Halbdinette-Sitzgruppe. Die drehbaren Fahrerhaussitze lassen sich durch die vielen Verstellmöglichkeiten bestens an den verlängerbaren Tisch anpassen. Die Sitzbank ist komfortabel gepolstert, aber schmal – vor allem im Schulterbereich. Zur Abdunkelung des Fahrerhauses dient ein breites Rollo an der Windschutzscheibe und je ein Faltfächer an den Seitenfenstern. Die rechte Fächercassette versperrt allerdings dem Fahrer die Sicht auf den Weitwinkelteil des Außenspiegels.

In der kompakten Küche des Globecar kann nur ein Koch glücklich werden – gemeinsame Kochaktionen scheitern an den Platzverhältnissen. Wer den Kochlöffel schwingt, erreicht jedoch von einer Position aus sämtliche wichtigen Einrichtungen, um ein gelungenes Mahl zu zaubern. Vor ihm liegt die Kocher-Spüle-Kombi mit zwei kleinen Brennern und einer fl achen Spüle. Hinter ihm verrichtet ein erstaunlich geräumiger Kühlschrank seine Arbeit, und um ihn herum verstauen Hängeschränke, Auszüge und Regale alles Wichtige für den kleinen Haushalt. Eine teilweise transparente Schiebetür trennt den Sanitärraum von der restlichen Kabine ab. Festgestellt wird der Sichtschutz mit einem etwas labilen Drehschloss. Gäbe es eine robustere Lösung, könnte auch das leichte Klappern während der Fahrt unterbunden werden. Im Sanitärbereich erfreut ein tiefes Ovalwaschbecken den Hygiene-Suchenden. Im Spiegelschrank sind Duftwässerchen, Cremes und Zahnpasta gut und in den nötigen Mengen untergebracht. Duschen lässt es sich im Innenraum, allerdings muss man sorgfältig auf den umlaufenden Vorhang achten, damit nichts daneben geht.Ohne Fehl und Tadel ist die moderne Banktoilette die durch ihre Bauweise den notwendigen Platz reserviert, den der Mensch auf diesem Örtchen braucht. Als Gast im Bad gesellt sich der kompakte Kleiderschrank mit zwei großen Wäschefächern zur Einrichtung und macht aus diesem Raum zusätzlich einen praktischen Ankleidebereich.

Das sperrige Urlaubsgepäck verschwindet im Keller

Zum Ausbaukonzept des Scouty gehört eine Art Teildoppelboden. Mehrere Podeste steigen von der Sitzgruppe bis zum Sanitärraum stufenweise an. Im Heck erreicht der Keller schließlich die Höhe eines Mineralwasserkastens. Vom großen Heckstauraum aus ergibt sich sogar eine Durchlademöglichkeit für lange dünne Gepäckstücke bis in die Sitztruhe. Im Podest unter der Sitzgruppe wartet eine Luke auf Dinge, die man schnell mal verschwinden lassen möchte, wie beispielsweise schmutzige Wäsche. Das restliche Gepäck nehmen geschickt verteilte Schränke und Ablagen in allen Bereichen auf. Auch die Zuladungsreserven an Rädern, Achsen und insgesamt legen beim Beladen keine Fesseln an.

Die Bordtechnik heimst weder besonderes Lob noch Tadel ein.

Leitungen für Wasser, Strom und Gas sind im Scouty routiniert, sauber und verdeckt verlegt. Die Elektrik mit Lader und Batterie belegt einen Teil der Sitztruhe, einen FI-Stromschutzschalter gibt es nicht. Bis auf zwei LED-Spots übernehmen Halogenlampen die Beleuchtung. Gasverteilerblock samt zwei Elf-Kilo-Flaschen kommen im Waschtischschrank im Bad unter. Das spart zwar Platz an anderer Stelle, verlangt beim Flaschenwechsel aber Kraft und Geschicklichkeit. Für Warmluft und warmes Wasser sorgt die Combi-Heizung von Truma. Drei Ausströmer sind für eine passende Wärmeverteilung etwas knapp. Der Abwassertank lässt sich gegen Aufpreis isolieren, die unverkleideten Blechteile an Schiebe- und Hecktüren sind dafür nicht vor gesehen – eine gemütliche Skihütte ist der Scouty also eher nicht.

Die Ausstattung ist eher knapp, das All-in-Paket fast Pfl icht.

Die 41 299 Euro des Scouty erscheinen günstig angesichts des aufwendigen Hochdachs und des soliden Ausbaus. Wie oft üblich, muss allerdings ein Ausstattungspaket – hier Allin-Paket genannt – praktisch gleich mit eingerechnet werden. Darüber hinaus weckt die Aufpreisliste weitere Begehrlichkeiten, beispielsweise das fernbedienbare Heki oder auch die bequeme Trittstufe. Als
wichtige Sonderausstattung empfi ehlt sich zudem die Markise, weil man in einem kompakten Mobil wie dem Scouty so das mobile Leben nicht nur im, sondern auch vor dem Fahrzeug genießen kann.

Fazit

Der Scouty ist kompakt und relativ günstig. Zwei Argumente, die ihn auf den ersten Blick zum Einsteigermobil stempeln. In Wirklichkeit ist es ein Mobil für erfahrene Campingbusfans. Die wissen, wo sie konzeptbedingte Kompromisse eingehen müssen und an was sie ihre helle Freude haben werden.