Jahrelang bildeten Alkovenmobile den Mittelpunkt des Knaus-Angebots. Der Traveller entstand in unterschiedlichsten Ausführungen. Wie gut sind die von 1994 bis 2006 gebauten Modelle heute?
Jahrelang bildeten Alkovenmobile den Mittelpunkt des Knaus-Angebots. Der Traveller entstand in unterschiedlichsten Ausführungen. Wie gut sind die von 1994 bis 2006 gebauten Modelle heute?
Der letzte große Modellwechsel beim Fiat Ducato brachte vor zehn Jahren einen Richtungswechsel in der Wohnmobilentwicklung mit sich. Fast alle Hersteller waren 2006 durch die Änderungen am Basisfahrzeug gezwungen, sämtliche Baureihen zu erneuern, und nutzten die Chance zu einer Neuausrichtung. Die zunehmend beliebteren Teilintegrierten rückten in den Mittelpunkt. Alkoven bewegten sich in eine Marktnische, darunter auch der Knaus Traveller.
Der Traveller feierte seine größten Erfolge auf Basis der zweiten Fiat-Ducato-Generation, die zwischen 1994 und 2006 gebaut wurde. Heute sind diese Fahrzeuge eine feste Größe auf dem Gebrauchtfahrzeugmarkt. Wer sich in die Angebote hineinvertieft, bemerkt rasch: Alkovenmobile waren damals vielseitiger als heute. Knaus bot den Traveller nicht nur mit typischen Familiengrundrissen an, sondern auch mit großer Sitzgruppe für Paare, die viel Platz und ein festes Bett über dem Fahrerhaus schätzen. Ebenso erfreuten sich Kompakte wie der hier gezeigte Traveller 500 großer Popularität.
Die Alkovenbauweise mag ein wenigaus der Mode gekommen sein, dem sonstigen Erscheinungsbildeines gebrauchtenKnaus Traveller sieht man sein Alter dagegen nichtunbedingtan. Schon früh setzte man bei Knaus – zumindestbei den gehobenen Traveller-Ausführungen – auf glattes Außenblech. Die sparsamenDekore wirken stilsicher,die geradlinigen Möbel immer noch frisch. Äußerst zeitgemäß erscheinen außerdem die Innenabmessungen, was viele Teilnehmer der promobil-Umfrage zu gebrauchten Knaus Traveller ausdrücklich loben. Bereits Mitte der neunziger Jahre wartete der Traveller mit einer Stehhöhe von über zwei Meter auf und bot ein 2,10 x 1,60 Meter großes Alkovenbett. Auch die dortige Kopffreiheit von 65 Zentimetern liegt deutlich über dem Durchschnitt.
Einen guten Ruf genoss seinerzeit außerdem die Fertigungsqualität der Wohnmobile aus dem Bayerischen Wald. Blickt man auf die Erfahrungen der Besitzer, kann man heute ebenso den Gebrauchten ein gutes Stehvermögen bescheinigen. Von wenigen Ausreißern abgesehen, vergeben Knaus-Fahrer gute Noten für die Verarbeitung.
Allzu blauäugig sollte man dennoch keinen Traveller aus zweiter Hand erwerben. Einige Besitzer berichten von einem Problem, das kostspielige Reparaturen nach sich ziehen kann: Statt einfach abzutropfen, läuft Regenwasser hinter die Kunststoffschürzen und dringt in den hölzernen Boden ein. Im Extremfall führt das zur Verrottung der Platte, was meist zuerst am Heck der Fall ist. Als Ursache kommt allerdings noch ein anderer Mangel in Betracht: Sehr oft reißt im Traveller die Duschwanne. Bleibt das längere Zeit unbemerkt, kann die Feuchtigkeit ebenso ins Sperrholz darunter gelangen. Weitere Gründe für Undichtigkeiten betreffen ebenfalls die hintere Aufbauhälfte, etwa defekte Heckfenster und Garagenklappen sowie Wassereintritt über die dritte Bremsleuchte.
Ein ganz spezieller Fall sind die gleichermaßen eleganten wie seltenen Traveller mit GfK-Dach. Hier kommt es zu Undichtigkeiten an der Naht zwischen Dach und Wänden sowie zwischen Alkovenober- und -unterschale.
Unabhängig von der Ausführung fallen dagegen viele Dachhauben negativ auf. Die Bandbreite der Probleme reicht hier von undicht gewordenen Panoramafenstern bis zu defekten Verschlüssen bei den einfachen Hauben.
Vergleichsweise weit oben in der Mängelstatistik steht die Bordelektrik, wofür vor allem defekte Ladegeräte verantwortlich sind. Nicht selten macht ebenso der Kühlschrank Reparaturen nötig.
Der hohe Aufbau des Traveller mit seinem mächtigen Alkoven bleibt beim Fahren nicht ohne Einfluss. Er sorgt für einen erhöhten Schwerpunkt mit entsprechenden Schunkeleinlagen in flott gefahrenen Kurven und bremst den Knaus auf Autobahnen spürbar ein. Will man flott vorwärts kommen, greift man besser zu einem kräftigen Motor.
Gleichzeitig bringen der Aufbau und die auch innen solide Materialwahl ein erhöhtes Eigengewicht mit sich. Andersherum ausgedrückt: Die längeren Varianten haben als 3,5-Tonner oft keine familiengerechten Zuladungsreserven.Hinsichtlich der Mängel fördert die Befragung typische Fiat-Schwächen jener Jahre zutage. Defektebetreffen den fünften Gang,Antriebswellen und -manschetten, Radlager, Wegfahrsperre und Leuchtweitenregulierung. Auch Undichtigkeit am Dieseltank wurde moniert. Einen geringen Anteil nahmen in der Umfrage die Sun-Traveller mit Alko-Fahrwerk ein. Dem Vorteil der Fahrstabilität steht hier ein Mangel an Bodenfreiheit entgegen.
Noch seltenerwaren bei den Leserantworten die Traveller mit Renault-Master-Chassis vertreten. Hier gab es weder besondere Kritik noch Hinweise auf mangelnde Robustheit.
Ab 10.000 Euro geht es los. Für diese Summe kann man bereits einzelne nach 1994 gebaute Knaus Traveller finden. Mit etwa 15.000 Euro in der Tasche genießt man eine breite Auswahl und kann sich zwischen besonders kurzen Modellen, Varianten mit üppiger Sitzgruppe und Garagengrundrissen entscheiden. Wer jedoch einen nach dem Fiat-Facelift 2003 gebauten Traveller sucht, um die Chancen auf eine grüne Umweltplakette zu verbessern, muss meist über 20.000 Euro ausgeben. Ausnahme ist lediglich der kurze 500, der zu etwas günstigeren Preisen gehandelt wird – wie auch im Fall des vorgestellten Fahrzeugs. Er zählte schließlich auch als Neufahrzeug zu den besonders attraktiven Angeboten. Einen vergleichsweise hohen Wertverlust müssen dagegen die Edel-Traveller mit ihren GfK-Teilen an Dach und Heck hinnehmen. Als Exoten entfalten sie für Design-Liebhaber eigene Reize, erfordern aber eine umso gründlichere Prüfung der aufwendigen Technik.
Baureihe
Nach dem Modellwechsel des Fiat Ducato 1994 startet der Traveller mit fünf Grundrissen. Ein Jahr später kommt der Traveller C (für Compact) als günstigere Alternative mit Hammerschlagblech hinzu. Zum Modelljahr 2000 rückt der erneuerte Traveller mit elegant geformten GfK-Aufbauteilen der Oberklasse näher. Die Mittelklasse bedient von da an der Sun-Traveller. Zur Saison 2001 wird aus dem Traveller C der Sport-Traveller. Das Angebot beschränkt sich unverändert auf drei Grundrisse. Kurzzeitig eingestellt, taucht der Sport-Traveller zunächst als kurzer 500er zum Modelljahr 2003 wieder auf, während der Sun-Traveller das Rückgrat im Alkovenangebot bildet. In der folgenden Saison wird der Sport aufgewertet. Der Sun-Traveller erhält als neuer Top-Alkoven zum Caravan-Salon 2004 schickere Möbel und ein Jahr später alternativ ein Renault-Master-Chassis.