Quirliges Fahrvergnügen bereits mit der Serienmotorisierung. Schon in der Grundversion hat der Sweet 130 PS unter der Fiat-Haube. In Verbindung mit seinem moderaten Eigengewicht und der hinteren Breitspurachse entwickelt der Kurze eine angenehme, fast sportliche Dynamik. Egal ob zügig, flott oder im Bummeltempo auf kurvenreichen Nebenstrecken, der Ducato macht immer Laune. Dabei genießt der Fahrer die unverbaute Übersicht des Seriencockpits. Auf der Autobahn überzeugt das Flachrahmen- Chassis mit einem stabilen Geradeauslauf. Allerdings entwickelt das Dachfenster bei höherem Tempo deutliche, noch akzeptable Windgeräusche. Störender sind allerdings die vielen Klapper- und Scheppergeräusche, durch die Aufbau und Einrichtung während der Fahrt auf sich aufmerksam machen. Offenbar hat man bei Chausson die produktionstechnischen Feinheiten des innen sehr offen gestalteten Grundrisses noch nicht ganz im Griff. Die Rückbank ist auch auf längeren Strecken bequem und erlaubt einen guten Ausblick. Dabei lässt sich der Tisch zum Schutz der Passagiere elektrisch absenken. Zwischen Tisch und Polster verbleibt dann noch Platz für die Beine der Mitfahrer. Die hinten mitreisenden Personen werden allerdings nur durch Beckengurte gesichert – bestenfalls eine Notlösung. Damit empfi ehlt sich der Sweet-Grundriss vor allem für eine Zwei-Personen-Besatzung. Ein weiteres Ärgernis während der Fahrt: die mangelhaft fi xierte Schiebetür zum Bad. Im Testwagen genügten schon sanfte Kurven, und die Tür sauste ungebremst von einem Anschlag zum anderen.
Überraschend geräumig dank innovativem Grundrisskonzept. Der Sweet verblüfft durch seinen luftig wirkenden Innenraum: viel Platz rund um die Küche, großes Bad, eine üppige Sitzgruppe. Und das auf gerade mal sechs Metern Gesamtlänge. Wie ist das möglich? Der Trick besteht im elektrisch bedienbaren Hubbett. Am Tage hängt es platzsparend an der Decke über der Sitzgruppe. Zu später Stunde senkt man zunächst den Esstisch elektrisch ab und klappt die Lehne der Sitzbank um. Dann hat das Hubbett freie Fahrt und lässt sich bis auf 84 Zentimeter Höhe absenken. So hat man einen bequemen Zugang und kann dennoch die Küche und das Bad uneingeschränkt nutzen. Im Falle eines Batteriedefekts lässt sich die Bettmechanik auch per Hand bedienen. Die Küche muss ohne Extras wie eine elektrische Zündhilfe am Herd oder einen Dunstabzug auskommen, und fürs Besteck gibt es nur eine offene Ablage im Unterschrank. Dafür lässt sich die Arbeitsfläche durch ein praktisches Klappelement sinnvoll vergrößern. Die Stehhöhe rund um die Küche beträgt über zwei Meter, und unter dem Hubbett verbleiben immerhin noch 183 Zentimeter. Dafür ist eine relativ dünne Matratze nötig, die auf einem Lattenrost aufliegt. Dennoch schläft man hier angenehm bequem. Die Liegelänge genügt übrigens auch für Hünen, denn zum Ausstrecken steht über die 191 Zentimeter lange Matratze hinaus noch ein gewisser Raum zur Verfügung. Die Bettbreite von bis zu 1,36 Metern reicht gut für zwei Personen aus. Zusätzlich lässt sich die Sitzgruppe zum Bett umbauen. Um beide Liegeflächen gleichzeitig zu nutzen, senkt man das Hubbett nur auf die definierte Höhe von 141 Zentimetern ab. Eine solide Alu-Leiter erleichtert dann den Zugang. Die Kopffreiheit im Erdgeschoss ist allerdings beschränkt. Dennoch überzeugt diese Lösung, weil sie auf kleinstem Raum maximale Flexibilität bietet. Flexibilität – das war auch das Motto bei der Badgestaltung. Die intensiv genutzten Elemente – Waschbecken und WC – sind sehr gut zugänglich, dennoch gibt es eine vollwertige, überraschend große Dusche. Möglich wurde das durch eine Duschkabine, die man mit zwei Kunststofftüren nur dann abtrennt, wenn man sie braucht. Sonst dient sie als Durchgang zum Kleider schrank an der Außenwand. Dabei schont ein Holzrost die Duschtasse. Ein Hängeschrank und ein Unterschrank bieten genügend Stauraum.
Pfiffige Details ermöglichen eine flexible Nutzung. Dass bei so viel Bewegungsraum in einem so kompakten Reisemobil keine Heckgarage Platz findet, liegt auf der Hand. Doch die Chausson-Techniker haben auch hier einen Trick auf Lager: Über dem hinten links platzierten Außenstaufach befindet sich einer der beiden Kleiderschränke. Wenn man mehr Stauvolumen für sperriges Gepäck benötigt, dann klappt man einfach den Boden zwischen Außen staufach und Schrank hoch und vergrößert so die Höhe des Gepäckraums. Da sich im Hubbettbereich keine Hängeschränke befinden, ergänzen zwei Schränke im Wohnraum das Stauraumangebot. In Verbindung mit den vier Seitenfächern reicht das für zwei normalerweise aus. Das gilt auch für die Zuladung: Der Sweet bietet hier gute Reserven und eine gleichmäßige Lastverteilung.
Eigenständige Lösungen und kleine Unstimmigkeiten. Unkonventionelle Details kennzeichnen auch die Bordtechnik des kurzen Franzosen. So wird der Wohnraum über eine dieselbetriebene Gebläseheizung erwärmt, während ein Gasboiler das Warmwasser bereitet. So ist man auch beim intensiven Heizbetrieb von großen Gasvorräten unabhängig und kommt mit einer Elf-Kilo-Flasche an Bord gut aus. Wenn die Flasche leer ist, steht allerdings nicht gleich ein Ersatz bereit. Den Frischwassertank in der Sitzbank befüllt man von außen über einen speziellen Schlauchanschluss. Da die Tankzuleitung zunächst unter dem Fahrzeugboden verläuft, ist dafür ein gewisser Überdruck nötig. Das verhindert eine Gießkannenbefüllung von außen. Dafür gibt es einen Einfüllstutzen am Küchenblock. Der Frischwassertank ist allerdings so eingebaut, dass man nicht an die Reinigungsöffnung gelangt, was nicht der gültigen Norm entspricht. Die übrige Bordtechnik entspricht dem Standard dieser Preisgruppe. Sie ist sauber installiert, und die wichtigsten Komponenten sind gut zugänglich. Die Wohnkabine mit Rahmenfenstern besteht aus robustem GfK-Sandwich, die ein Holzboden komplettiert. Dabei sind die Übergänge zum Fahrerhaus sauber abgedichtet, und auch die Seitenschür zen sowie die Heckteile aus Kunststoff geben keinen Anlass zur Klage. Kritik muss allerdings die Eingangstür des Testfahrzeugs einstecken. Sie ließ sich nicht korrekt schließen.
Interessantes Grundkonzept zu einem attraktiven Preis. Die Verarbeitungsqualität des Chausson Welcome Sweet erscheint insgesamt dem Preis angemessen. Ein Kostenvergleich mit direkten Wettbewerbern fällt jedoch schwer. Abgesehen von seinem Zwillingsbruder der Marke Challenger besitzt der Sweet keinen unmittelbaren Konkurrenten. Dennoch bleiben die Franzosen bei den Kosten auf dem Teppich und sammeln so Sympathiepunkte.
Fazit
Seine frische Art kommt an: Als Zwei- Personen-Mobil hält sich der Sweet alle Optionen für bis zu vier Personen offen. Doch erst Nachbesserungen an den Aufbaugeräuschen und der Schiebetür sowie Dreipunktgurte an der Rückbank könnten den Kurzen vollends zum Liebling aktiver Paare machen.