Eine Frage der Grundlage: Auf welchem Chassis soll das Reisemobil fahren? Welche Basisfahrzeug-Marken besonders beliebt sind, das zeigt die jährliche promobil-Leserbefragung. Doch welche Varianten es auch jenseits der Marken gibt, das schlüsselt promobil hier auf.
Flachrahmen-Chassis
Auch Werks-Tiefrahmen oder Camper-Spezialchassis genannt. Marktführer Fiat hat diese Rahmenvariante speziell für den Einsatz als Wohnmobil-Basis entwickelt. Inzwischen bieten aber auch andere Hersteller vergleichbare Chassis an.

Anders als beim Leiterrahmen bestehen die Rahmenholme hier nur aus einem U-Profil mit aufgeschweißtem Blechstreifen. Der Rahmen ist dadurch flacher und leichter, erreicht seine geforderte Stabilität aber erst zusammen mit der nach Vorgabe aufgeklebten Bodenplatte.
Zwischen Fahrerhausboden und Chassisoberkante ergibt sich dabei ein Höhenversatz von rund 15 Zentimetern. Deshalb muss man bei vielen Wohnmobilmodellen zum Fahrerhaus eine Stufe hinaufsteigen.
/ Manche Hersteller nutzen diesen Versatz aber auch, um einen flachen Funktionsdoppelboden einzubauen, der die Bordtechnik und teils etwas Gepäck aufnimmt. Die Hinterachsspur ist generell verbreitert.
Tiefrahmen-Chassis
Alko-Tiefrahmen kommen meist bei höherwertigen Modellen und ungewöhnlichen Ausführungen zum Einsatz. Der Fahrwerksspezialist Alko aus Süddeutschland hat sein hochflexibles System immer weiter verfeinert. Es lässt dem Aufbauhersteller viele Freiheiten.

Sowohl die Absenkung des Rahmens gegenüber dem Fahrerhaus als auch die Chassislänge, der Radstand und die Spurweite sind in feinen Abstufungen wählbar.
Nur bei Alko gibt es eine Tandemhinterachse, die in Verbindung mit dem Ducato- oder neuerdings auch Sprinter-Triebkopf ein zulässiges Gesamtgewicht von 5,5 Tonnen erlaubt. Vorteile bietet auch die Hinterachskonstruktion.
/ Anders als beim Original-Chassis handelt es sich nicht um eine Starrachse mit Blattfedern, sondern eine Einzelradaufhängung mit Drehstabfedern. Die Räder federn also unabhängig voneinander. Auch eine Luftfedervariante ist verfügbar. Allerdings sind die Kosten höher als beim Serienchassis.
SLC-Tiefrahmen-Chassis
Diese exklusive Rahmenkonstruktion hat Wohnmobilhersteller Hymer zusammen mit Alko entwickelt. Besonderheit des Rahmens, den es für den Fiat Ducato und den frontgetriebenen Mercedes Sprinter gibt, sind die ungewöhnlich hohen Rahmenholme, die gleichzeitig die Seitenwände eines zentralen Doppelbodens bilden.

Durchbrüche in den Holmen machen den Stauraum auch von außen zugänglich. Die geniale Konstruktion ist bislang nur bei Hymer erhältlich. Ein Beispiel ist die B-Klasse Masterline T Künftig will Hymer die Chassis selbst bauen.
Leiterrahmen-Chassis
Der Klassiker unter den Rahmen kommt als Wohnmobil-Basis kaum noch zum Einsatz – allein schon aus Gewichtsgründen.

Dem stabilen Rahmen aus zwei gegeneinander verschweißten U-Profilen ist es relativ schnuppe, was Spezialaufbauer anschließend darauf montieren – ob eine kippbare Pritsche oder eine Verkaufstheke, seltener eine Wohnkabine.
Gut zu wissen
Bei einem integrierten Reisemobil baut der Hersteller auch ein eigenes Fahrerhaus. Um dafür das Originalcockpit des Basisfahrzeugs nicht mühsam abschneiden zu müssen, wird ein Fahrgestell ohne Fahrerhaus gebaut – Windlauf genannt.
Ähnliches gilt, wenn der Rahmen eines Fremdherstellers angeflanscht werden soll. Dann wird nur ein sogenannter "Triebkopf" produziert – Mercedes hatte das für den Sprinter erstmals 2018 angekündigt.
Für den Transport werden Triebköpfe miteinander gekoppelt, was besonders spektakulär aussieht:

Fazit
Bei den Wohnmobilmodellen der Einsteiger- und Mittelklasse, die meist auf dem Fiat Ducato oder dem Ford Transit basieren, hat sich der günstigere und besser geeignete Flachrahmen durchgesetzt. Anders sieht es bei Oberklassemodellen in der 6,0- bis 7,5-t-Klasse aus, die vom Iveco Daily als Basis dominiert wird. Hier dient der durchgängige Leiterrahmen als solide Grundlage für aufwendige Modifikation, insbesondere der Höhersetzung des Fahrerplatzes.