Geschafft: Der Stellplatz ist erreicht, man hat sich nach der Anreise häuslich eingerichtet. Aber die Brötchen für den nächsten Morgen, vielleicht ein regionaler Wein für den Abend? Nochmals aufräumen und erneut losziehen, und was wird während des Einkaufs aus dem Stellplatz?
Wer nicht gerade einen Campingbus fährt, der kennt das Thema: Je abgelegener und verlockender der Übernachtungsplatz, desto attraktiver ist eine motorisierte Mini-Alternative zum Reisemobil für die kleinen Erledigungen und großen Erkundungen. Nicht zuletzt enge Gassen und niedrige Durchfahrtshöhen machen das Dickschiff als Fortbewegungsmittel gerade auf unbekanntem Terrain schnell zum Elefanten im Porzellanladen.
Kein Wunder also, dass Reisemobilurlauber unterwegs zunehmend nicht mehr auf ein motorisiertes Zweirad oder gar einen Kleinwagen verzichten wollen. Erst recht, wenn am Zielort der öffentliche Nahverkehr alles andere als einladend ist – so es ihn überhaupt gibt.
Auch kein Wunder, dass mit dieser wachsenden Beliebtheit das Angebot an maßgeschneiderten Anhängern und Lastenträgern von Jahr zu Jahr wächst. Denn der Anteil derer, die großzügige Liner mit eigener Garage für den Pkw ihr Eigen nennen können, hält sich nach wie vor in sehr überschaubaren Grenzen.
Die große Vielfalt von Lastenträgern und Anhängersystemen kann leicht verwirren und die Kaufentscheidung erschweren. Von den zwei Elektrofahrrädern am Heck bis hin zum Motorboot-Trailer: Unser Überblick schafft Orientierung und zeigt, welche Träger-Idee am besten für Ihre Reisemobil-Beiboot-Kombination geeignet ist.
Heckträger
Auch wenn der Testwagen-Fuhrpark der Redaktion mitunter ein anderes Bild vermittelt: Für Fahrräder sind Heckträger unverändert beliebt. Modelle für schwereres Zweirad-Gepäck bedürfen aber einiger Vorab-Überlegung. Die vom Hersteller vorgegebene Traglast der Rückwand muss bei der Auswahl mit einbezogen werden, auch wenn bei vielen Trägern zugunsten der Reisemobilisten sehr auf leichte Aluminium-Konstruktionen gesetzt wird.
Schwere Lasten jenseits von 100 Kilogramm gehören nicht an die Heckwand, sondern auf einen Träger, der sich auf die Anhängerkupplung oder den Rahmen stützt. Im Falle motorisierter Zweiräder ist diese Variante sowohl für das Reisemobil als auch die Fracht die beste Wahl. Die Frage nach den Zuladungsreserven muss in beiden Fällen auf den öffentlichen Waagen von TÜV und Dekra verlässlich geklärt werden.
Erst danach geht es an die Auswahl der oft nach Reisemobilhersteller unterteilten Träger, die je nach Nutzlast 500 bis 1.500 Euro kosten können.
E-Bike-Heckträger
Die Urlaubskombi Reisemobil und Elektrorad hat Bürstner auf eine Idee gebracht. Zusammen mit den Akku-Experten von Ansmann wurde ein Träger-Prototyp entwickelt, der mit einer Nutzlast von 100 Kilo speziell dem Gewicht der motorisierten Räder entgegenkommt. In den Träger integriert ist eine Ladestation, die in drei Stunden beide Räder mit dem Bordstrom der Lichtmaschine lädt.
Ähnlich speziell, allerdings ohne integrierte Ladestation bietet der Zubehörspezialist Linnepe den Bikeport an. Das E-Bike-System berücksichtigt das Gewicht dieser Räder und kann zum bequemen Beladen bis auf den Boden abgesenkt werden. Die Absenk- und Hebefunktion ist dank der eingebauten Gasfedern mühelos, die nötige Stabilität gewährleistet die direkte Montage am Fahrzeugrahmen.
Roller-Heckträger
Ein gutes Stück mehr Gewicht erwartet das Reisemobil bei Trägersystemen für Motorroller. Sie sind bei einem Eigengewicht von rund 40 Kilo meist auf eine Nutzlast von 150 bis 170 Kilo ausgelegt. Wahre Kassenschlager für das Verladen ohne Schweißtropfen sind hydraulisch absenkbare Schienen, bei denen der Roller nur noch ebenerdig aufgefahren und per Fußpedal hochgepumpt werden muss. Allerdings muss hier aufgrund der aufwendigeren Verarbeitung trotz Aluminium-Gestell mit gut 50 Kilo Eigengewicht gerechnet werden.
Motorrad-Heckträger
Ist das Mobil mit üppigen Reserven für Achslast und Zuladung ausgestattet, lässt sich sogar die Mitnahme eines Motorrads am Heck bewerkstelligen.
Die Systeme dafür sind Sonderanfertigungen und für eine Last von bis zu 300 Kilo ausgelegt, verfügen aber in den meisten Fällen nicht über das offizielle EG-Prüfzeichen. Die Freigabe wird hier erst nach der Abnahme bei TÜV oder Dekra in die Fahrzeugpapiere eingetragen. Besonders beim Motorradtransport am Heck nicht zu unterschätzen: Je größer Last und Hecküberhang sind, desto stärker ist die Hinterachsbelastung. Auch der Böschungswinkel wird dann kleiner. Ein Hecküberhang von zwei bis drei Metern ist bei Reisemobilen keine Seltenheit mehr. Die Entlastung der Vorderachse verschlechtert zudem das Lenkverhalten und bei Fronttrieblern die Traktion.
Wem die Rechnung von Böschungswinkel, Hinterachsbelastung und Hecküberhang zu kompliziert ist, sollte sich die Angebote für Reisemobilanhänger ansehen. Neben alteingesessenen Herstellern für Transportanhänger haben sich in den letzten Jahren auch solche hervorgetan, die ihre Lösungen speziell auf Reisemobilfahrer und deren Bedürfnisse zugeschnitten haben.
Anhänger
Motorrad, Kleinwagen oder Sportboot müssen unterschiedlich gesichert und transportiert werden. Während die Auswahl eines Bootstrailers schlichtweg nach Gewicht, Form und Länge getroffen wird, gibt es bei den anderen Kandidaten gleich eine ganze Reihe von Kriterien.
Hoch- oder Tieflader, Ein- oder Zweiachser, Stahl- oder Aluminiumunterbau, rutschhemmender Boden oder Ladefläche aus Schienen, kippbar oder starr, gebremst oder ungebremst, offene oder geschlossene Form, mit oder ohne Rückfahrautomatik – hinzu kommt die Frage nach den Kosten.
Die Preisspannen aller Anhänger orientieren sich neben der Nutzlast vor allem an der ausgewählten Technik: Starre Anhänger mit Auffahrrampen sind zwar günstiger, nehmen beim Beladen aber auch entsprechend mehr Platz ein. Teurer und komfortabler sind solche Varianten, die entweder kippbar oder hydraulisch absenkbar sind. Für das Budget gilt beim Anhängerkauf wie beim Reisemobil: Je aufwendiger und hochwertiger, desto teurer wird es. Angefangen bei einfachen Einsteigermodellen für 2.000 bis 3.000 Euro sind den Preisen nach oben keine Grenzen gesetzt.
Motorrad- & Quad-Anhänger
Als beliebtes Multitalent unter den Anhängern hat sich der Kurzanhänger Wheely vom Zubehörspezialist Sawiko durchgesetzt. Der transportiert Roller und Motorräder mit einer Nutzlast von bis zu 560 Kilo bei einem Eigengewicht von nur 190 Kilo. Mit variablem Zubehör lässt er sich auch für weitere Transportzwecke umbauen. Eine andere, neue Anhänger-Variante von SMV ist der Space-Extender – bei Redaktionsschluss war das Zulassungsverfahren allerdings noch nicht abgeschlossen.
Für richtig dicke Brocken oder den Transport von gleich mehreren Motorrädern sollte allerdings besser zum Profi-Anhänger gegriffen werden. Die Kapazität der Anhänger, die im Fachhandel für drei Bikes oder einen Kleinwagen ausgelegt sind, packt mühelos drei Maschinen der 300-Kilo-Klasse. Beim Beladen der freilich sperrigen Fracht sind etwas Übung und Geduld sowie ausreichend Zurrgurte gefragt.
Gute Nachrichten für Quad-Besitzer: Die große Mehrheit der Motorrad-Anhänger ist ebenfalls gut für das leichte Vierrad geeignet. Camping-Spezialisten wie Sawiko, Sylvansport oder Antevo nehmen das Quad auch auf ihre Schultern.
Kleinwagen-Anhänger: Höhere Ansprüche, längerer Aufenthalt, größere Pläne oder auch nur schlechtes Wetter machen den Wechsel vom sportlichen Zweirad auf den Klein- oder Kleinstwagen im Urlaub sinnvoll. Nahezu alle Anhänger in Stahlbauweise oder aus leichtem Aluminium haben ein geringes Eigengewicht zugunsten der Ladung – addieren Sie trotzdem, was der Anhänger und das Auto wiegen, der Pkw bleibt bestenfalls unter einer Tonne.
Bootstrailer
Ob Angel-, Ruder- oder Motorboot, Gewicht und Länge spielen bei der Wahl des richtigen Trailers die Haupt-rolle. Achten Sie beim Kauf auf Konstruktionen, die zum Beispiel eine minimale Belastung des Bugs und der Bootswände sicherstellen. Hinzu kommen Kriterien wie wasserdichte Bauweise, je nach Bootsform verstellbare Stützen am Fahrgestell, rostfreie Bremszüge und schützende Kotflügel aus Kunststoff.
Fahrverhalten
Wenn Sie bisher wenig Übung im Fahren eines Reisemobilgespanns haben, ist etwas Theorie über die veränderten Fahreigenschaften hilfreich. Je nach Motorleistung, Vorder- oder Hinterradantrieb und Anhängelast verhält sich Ihr Reisemobil mit Anhänger auf kurvigen, nassen oder holprigen Strecken anders. Beeinträchtigungen durch Eigenbewegungen des Hängers sollten gerade ungeübte Gespannfahrer nicht unterschätzen.
Obwohl Reisemobile durch ihr hohes Eigengewicht gegenüber Pkw im Vorteil sind: Bewegungen des Aufbaus machen das Eigenleben des Anhängers deutlich. Auch der Bremsweg beim Gespann verlängert sich – bitte Abstand halten.
Nicht nur das Fahrverhalten, auch die Fahrvorschriften verändern sich beim Gespann. Welche Regeln in Sachen Führerschein, Tempolimit und Gesamtgewicht beim Fahren mit Anhänger gelten, lesen Sie unten.
Tipps und Tricks zum Reisen mit Anhängern
Nehmen Sie auf Stell- und Campingplätzen Rücksicht auf Urlauber ohne Anhänger, und bezahlen im Zweifel lieber für zwei Stellplätze statt den Nachbarn einzuengen. Pkw und Motorrad gehören auf dafür vorgesehene Parkplätze.
Achten Sie vor allem im Ausland auf Tempolimits beim Fahren mit Anhänger. Sie weichen zum Teil erheblich von den sonst üblichen Geschwindigkeitsbegrenzungen ab. Zehn bis 20 km/h Überschreitung können bereits mehrere hundert Euro Strafe kosten.
Ladung muss immer gut gesichert sein, mit mindestens vier Spanngurten und auf festem Stand mittig über der Achse des Anhängers. Zum Abstellen des Hängers empfiehlt sich eine Diebstahlsicherung. Wer auf Nummer sicher geht, schließt eine Zusatzversicherung ab, meist ist die Ladung bei der Versicherung des Anhängers nicht mit inbegriffen – der geplante Einkaufsbummel könnte sonst teuer kommen.
Blickpunkt Fahrvorschriften
Zulässiges Zuggesamtgewicht
Reisemobile kämpfen häufig mit mangelnder Zuladung und beschränktem Zuggesamtgewicht. Wie viel Kilo dürfen Fahrzeug, Fracht und Anhänger auf die Waage bringen? Hier kommt es auf Fahrwerk, Chassis, Antriebsart und Bremsleistung an. Drei Beispiele von (1) Gesamtgewicht und (2) Zuggesamtgewicht verdeutlichen es:
- TEC Travel Style 699: (1) 3650 kg (2) 6150 kg
- Hymermobil 534: (1) 4005 kg (2) 6505 kg
- Adria Matrix M680 SP: (1) 3500 kg (2) 5500 kg
Achtung: Abweichungen des zulässigen Zuggesamtgewichts zwischen Hersteller von Aufbau und Basisfahrzeug sind nicht selten. Achten Sie beim Check unter der Motorhaube auf eine eventuelle zweite Plakette, mit der die Reisemobilhersteller auf Angaben hinweisen, die von denen des Basisfahrzeugherstellers abweichen.
Führerscheinklassen
Wird das Mobil zum Gespann, ändert sich nicht nur das Gewicht: Reicht der Führerschein aus, wenn ich mein Reisemobil mit Anhänger auf die Straße bringe? Aus dem alten Führerschein der Klasse drei, dessen Besitzer keinerlei Einschränkungen für das Reisemobil-Gespann erwartet, wurden folgende drei Führerschein-Kategorien:
- Klasse B: Reisemobile bis 3,5 t mit Anhänger bis 750 kg
- Klasse BE: Reisemobile bis 3,5 t mit Anhänger über 750 kg
- Klasse C1E: Reisemobile bis 7,5 t mit Anhänger über 750 kg
Tempolimits
Ist das Reisemobil bei einem Gesamtgewicht von unter 3,5 Tonnen nun mit Anhänger unterwegs, sind plötzlich ungewohnte Geschwindigkeitsbegrenzungen zu beachten. Denken Sie im Ausland an abweichende Vorschriften. So schnell dürfen Sie auf deutschen Straßen mit einem Gespann fahren:
- Tempo 50: Alle Gespanne in geschlossener Ortschaft
- Tempo 60: C1E-Gespanne auf Landstraßen
- Tempo 80: BE- und C1E-Gespanne auf Autobahnen
- Tempo 100: BE-Gespanne mit 100-Plakette auf Autobahnen
Montage Anhängerkupplung
Anhängerkupplung werden, wenn nicht ab Werk montiert, häufig nachgerüstet. Soll also in Zukunft Auto, Boot oder Motorrad mit in den Urlaub reisen, sind folgende Tipps wichtig:
- Zu Beginn gilt es, anhand des Fahrzeugscheins festzustellen, ob die Anhängelast des Reisemobils der geplanten Transportaufgabe gerecht wird. Details zum zulässigen Gesamtgewicht und dem Zuggesamtgewicht finden Sie oben.
- Welche Anhängerkupplung passt, entscheidet das Fahrwerk. Je nachdem, wo das Chassis endet, wird die Montage einer Rahmenverlängerung als Brücke notwendig. Eine Standard-Anhängerkupplung ist bei Reisemobilen meist unbrauchbar, weil die Kugel ohne verlängerten Rahmen unter dem Aufbau säße.
- Spezielle Anhängerkupplung für Reisemobile finden Sie im Fachhandel. Auch einige Anbieter der Liste bieten Rahmenverlängerungen und Anhängerkupplung an.
- Lassen Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit den Umbau und auch die abschließende Stromverbindung für die Beleuchtungsanlage von Kfz-Profis erledigen. In den meisten Fällen können Sie die Anhängerkupplung direkt beim Reisemobilhändler anbringen lassen.
Blickpunkt PKW-Schlepp in Deutschland tabu
A-Frame, Zuggabel, Koppeldeichsel, das Top-Diskussionsthema auf Fähre, Autobahn oder Stellplatz hat viele Namen und einen entscheidenden Nachteil: Derlei Technik ist in Deutschland verboten. Viele Leser senden Fotos, auf denen britische oder holländische Reisemobile einen Kleinwagen auf den eigenen vier Rädern hinterherziehen. Doch das deutsche Recht ist gegen diese komfortable Lösung. In Paragraph 32a der Straßenverkehrsordnung steht es schwarz auf weiß: "Das Schleppen von betriebsbereiten Fahrzeugen als Anhänger ist untersagt."
Auch der Jurist und promobil-Rechtsexperte Rüdiger Zipper gibt einem lang erhofften Schlupfloch als Umgehung des Zulassungsverbots keine Chance: "Eine Zulassung in einem Nachbarland bringt nichts. An der Grenze muss abgehängt werden." Eine Anpassung des Verkehrsrechts innerhalb der EU ist ebenfalls nicht in Sicht, auch nicht unter bestimmten technischen Auflagen.
Denn: Kfz-Experten haben durchaus ihre Zweifel daran, ob das Schleppen im Leerlauf über lange Strecken ohne Probleme für das Getriebe und den Motor des gezogenen Pkw bleibt.