Das Blech der pulverbeschichteten Aluminium-Außenhaut eines Reisemobils ist gerade einmal 0,6 bis 0,8 mm stark. Hinzu kommt eine extrem dünne Lackschicht des Aufbaus, die bei Wohnmobilen zwischen 35 und 40 µm liegt – im Pkw bei relativ dicken 120 bis 140 µm. Für einen Lackschaden oder eine Delle am Reisemobil genügt da schon ein gegen die Fahrzeugwand gefallener Campingstuhl, ein Rempler an der Tür oder ein Ast, der das Fahrzeug während der Fahrt streift.
Um festzustellen, ob ein Schaden selbst repariert werden kann oder doch besser ein Lackierbetrieb beauftragt wird, gibt es einen einfachen Test: Hierzu vorsichtig mit dem Fingernagel quer über den Kratzer fahren. Funktioniert das, ohne hängenzubleiben, muss die Stelle nicht zwingend ausgebessert werden, denn bei Oberflächenkratzern besteht kein Risiko von Alufraß (Alu-Aufbau) oder Rost (Fahrerhaus).
Beseitigung leichter Kratzer

Leichte Kratzer an einer glatten Aufbauwand oder am Original-Fahrerhaus lassen sich mit silikonfreier Schleifpolitur auspolieren. Silikonhaltige Produkte enthalten Füllstoffe, die Kratzer nur zusetzen und nach mehrmaligem Waschen ausgespült werden. Dann kommen die Kratzer erneut zum Vorschein.
Um tiefe Kratzer zu entfernen, eignen sich Schleifpasten mit einer höheren Abtragsleistung; sie müssen aber mit größter Vorsicht angewendet werden. Während des Polierens ständig den Abrieb kontrollieren, um sicherzustellen, dass aus dem kleinen kein großer Schaden wird. Zunächst wird die Stelle gereinigt und, falls nötig, leicht angeschliffen. Um zu verhindern, dass der Schleifstaub weitere Kratzer verursacht, nach dem Schleifen noch einmal gründlich reinigen.
Dann eine feine Schleifpolitur auf ein Tuch oder ein Polierpad geben. Mit mäßigem Druck beziehungsweise niedriger Drehzahl (sonst wird es zu heiß) polieren, bis der Kratzer nicht mehr fühlbar ist. Vor dem Auftragen unbedingt die Anwendungshinweise lesen.
Kratzer mit Politur entfernen
- Zunächst prüfen, ob der Kratzer oberflächlich ist. Hierbei leistet der Fingernageltest gute Dienste.
- Nach gründlicher Reinigung der betreffenden Stelle erfolgt das Auftragen des Poliersprays.
Tiefere Kratzer ausbessern
Bleibt man beim Fingernageltest hängen, ist eine Lackausbesserung unumgänglich, um Korrosion vorzubeugen. In dem Fall wird die Stelle mit einem Lappen, Wasser und einem fettlösenden Reiniger (z. B. Silikonentferner) gründlich gesäubert.
Sobald der Bereich trocken ist, den Lack dünn mit dem Lackstift auftragen, sonst wird die Oberfläche uneben. Die Trockenzeit des Lacks beachten. Den Lackstift richtig verschließen, damit er nicht eintrocknet. Fertig. Die Versiegelung schließt die Stelle sowohl luft- als auch wasserdicht ab und verhindert, dass Sauerstoff an die Metalloberfläche gelangt und dort Korrosion verursacht.

Um den exakten Reparaturfarbton des eigenen Reisemobils für den Lackstift zu bekommen, kann man sich an den Hersteller wenden oder einfach mit dem Fahrzeug in einen Lackierbetrieb fahren. Dort wird die exakte Farbe mit einem digitalen Farbtonmessgerät bestimmt. Anschließend mischt der Lackierer die Farbe aus und füllt das Ganze als kleines Gebinde ab. Die Kosten für die Farbtonmessung, das Mischen und den Lackstift belaufen sich auf etwa 20 bis 30 Euro.
Neben der Farbtonmessung und dem Lackstift bieten Lackierbetriebe auch die Möglichkeit, Lack in Spraydosen abzufüllen. Je nach Farbton kostet das etwa 35 Euro. Eine Auflistung zertifizierter Fachbetriebe mit Kontaktinformationen bietet der Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF).
Um Kleinstschäden auch unterwegs behandeln zu können, empfiehlt es sich, immer einen Lackstift an Bord zu haben. Gründlich verschlossen sind die kleinen Lackfläschchen auch angebrochen lange Zeit einsetzbar und versiegeln Oberflächen wirkungsvoll. Auf diese Weise lassen sich alle während der Saison auftretenden kleinen Kratzer zumindest provisorisch reparieren.
Der Weg zum passenden Lackstift
- Für die Bestimmung des exakten Farbtons werden drei Messungen am Fahrzeug durchgeführt.
- Auf dem Display des digitalen Darbtonmessgeräts wird dann der Code des Farbtons angezeigt.
- Über den Farbcode wird der Reparaturlack ausgemischt und als Lackstift ins Fläschchen gefüllt.
Maßnahmen bei fehlendem Lack

Während sich leichte Kratzer oder Steinschläge einfach selbst ausbessern lassen, muss bei fehlendem Lack oder bereits sichtbarem Untergrund schnell ein Fachbetrieb aufgesucht werden. Dies gilt auch für Schäden, die größer als ein Quadratmeter sind. Derart umfangreiche Flächen können nur in einer Lackierkabine mit Absaugung repariert werden. Zudem erfordern solche Lackreparaturen viel Erfahrung. Nur so ist sichergestellt, dass die Außenhaut mit korrektem Lackaufbau sowie einem nahtlosen Übergang zu den angrenzenden Bereichen instand gesetzt wird.
Die professionelle Reparatur eines Lackschadens umfasst das Schleifen, Spachteln, Füllern sowie das Aufbringen von Farb- und Klarlack. Je nach Aufwand variieren die Kosten. So rechnet Franco Ficociello, Inhaber eines Lackierbetriebs in Isny, vor, dass für einen Streifschaden pro Quadratmeter etwa 300 bis 450 Euro fällig werden.
Ist ein Schaden großflächig oder gar ein tiefer Riss in der Fahrzeugwand, muss eventuell sogar die komplette Seitenwand getauscht werden. Informationen liefert in diesem Fall der Fahrzeughersteller. Die Kosten für den Tausch einer Seitenwand summieren sich dabei schnell auf 10.000 Euro oder mehr.
Lackvorbereitung im Fachbetrieb
- Als Erstes wird die Stelle geschliffen. Den Bereich klein halten.
- Nicht erreichte Stellen werden von Hand nachgeschliffen.
- Nach der Reinigung wird die erste Schicht Spachtel aufgetragen.
- Ist der Spachtel trocken, wird mit einem Schleifblock geschliffen.
- Nach der zweiten Spachtelschicht wird geschliffen und gereinigt.
- Als letzte Schicht vor dem Lack wird Füller aufgetragen.
- Bei forciertem Trocknen unbedingt auf die Temperatur achten.
- Nach dem Füllerschliff werden Farb- und Decklack appliziert.
Gegen Lackschäden vorsorgen

Für die Werterhaltung des Reisemobils empfehlen Experten, zum Jahresende oder alle ein bis zwei Jahre eine professionelle Lackaufbereitung durchführen zu lassen. Die Kosten für ein typisches Reisemobil mit etwa sieben Meter Länge betragen, abhängig vom Aufwand, ab 300 Euro aufwärts. Beim Aufpolieren der Außenhaut werden Kleinstschäden, ohne nachzulackieren, behoben und die komplette Oberfläche wird versiegelt.
Dabei wird das Reisemobil zunächst gründlich gereinigt. Nur dann werden auch kleinste Schäden der Oberfläche sichtbar. Kratzer und Kleinstschäden entfernen die Experten mit feiner Schleifpolitur und Poliermaschine. Bei größeren Kratzern wird mit gröberer Politur gearbeitet.
Anschließend folgt die zweite Reinigung, bei der sämtliche Politurreste entfernt werden. Um Lackirritationen, so genannten Hologrammen, die besonders stark bei Lichteinfall hervortreten, vorzubeugen, kommt eine Finishpolitur zum Einsatz. Abschließend folgt die Oberflächenversiegelung des gesamten Reisemobils.
Praxistipp – Polieren
- Fingernageltest: Nur oberflächliche Kratzer lassen sich auspolieren.
- Vor jedem Arbeitsschritt die zu reparierende Stelle gründlich reinigen.
- Politur auftragen und mit einem Poliertuch Kratzer auspolieren.
- Kratzer eventuell mit feinkörnigem Schleifpapier anschleifen. Das Schleifpapier kann zuvor in Wasser getaucht werden. So verläuft der Schleifprozess schonender und die Oberfläche wird gekühlt.
- Silikonfreie Schleifpolituren liefern besseren Abtrag als silikonhaltige Produkte, die Kratzer zusetzen und mit der Zeit ausgewaschen werden.
- Immer die Gebrauchshinweise auf der Schleifpolitur beachten.