Sie schmecken sehr aromatisch und leicht süß, ihr Fruchtfleisch ist knackig: Südtiroler Apfelsorten wie der Pinova mit flammend orangeroter Schale. Die rotbackigen Rundlinge und weitere erlesene Produkte von den Höhen des Vinschgaus türmen sich reihum auf den Ständen am Bozner Obstmarkt. Flugs wandert eine Markttüte, mit Früchten prall gefüllt, in unseren Korb. Danach stapfen wir mit den übrigen Einkäufen des Vormittags, darunter neue Wanderstiefel, vollbepackt in Richtung Bus. Die Expresslinie 131 bringt uns in 20 Minuten zurück zum schönen Stellplatz in Eppan.
Südtirols Hauptstadt Bozen präsentiert sich bunter als früher – ihr historisches Erbe mit zahlreichen gotischen und barocken Fassaden erstrahlt schöner denn je. Die Johanneskapelle in der Dominikanerkirche ist mit herrlichen Fresken ausgemalt. Ihr Stil erinnert an Giotto, einen Florentiner Künstler im 13. Jahrhundert, der als Vorreiter der italienischen Renaissance gilt.

Neben Altem ist Platz für Neues. Seit 2008 steht an der Naht zwischen der Altstadt mit K.u.k.-Vergangenheit und der italienisch geprägten Neustadt das Museion. Das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, eingefasst in einen Kubus aus Aluminium und Glas, zählt mit mehr als 4500 Ausstellungsstücken zu den bedeutendsten seiner Art im Alpenraum. Das Messner Mountain Museum Firmian auf Schloss Sigmundskron nahe der Stadt hat indes die Auseinandersetzung von Mensch und Berg zum Thema.
Anderntags entfliehen wir der Hitze im Bozner Kessel und fahren mit der Seilschwebebahn hinauf auf den Ritten nach Oberbozen, wo bereits im 17. Jahrhundert reiche Städter die ersten „Sommerfrischen“ errichteten. Als besonders sehenswert dort erweist sich der Plattner Bienenhof. Er ist Bienen- und Bauernhofmuseum in einem. In der Küche, Rauchkuchl genannt, wurde bis 1976 auf offenem Feuer gekocht und Fleisch im Kamin geselcht. Strom gab’s noch keinen, das Wasser trug man vom Dorfbrunnen herauf. Der Lokus wurde direkt neben dem Herd eingerichtet und nicht draußen im Hof, was damals sehr fortschrittlich war.
Südtirols kulturelle und alpine Höhepunkte
Liebhaber von kulturhistorischen Schätzen sollten unbedingt Schloss Runkelstein nördlich von Bozen besuchen. Die gut erhaltenen berühmten profanen Fresken schildern Szenen aus dem höfischen Leben und Rittersagen. Die Burg thront auf einem schroffen Felsen aus Porphyr. Das Material hat die Eigenschaft, Wärme zu speichern, was die alten Rittersleut in kalten Nächten sehr zu schätzen wussten, denn eine Heizung im heutigen Sinn kannte man noch nicht.
Das bezauberndste Bauwerk in Brixen, der ehemaligen Bischofsstadt am Eisack, ist der bemalte Kreuzgang neben dem Dom.Der Maler Leonhard von Brixen steuerte hier ein merkwürdiges Motiv bei: ein Pferd mit Elefantenrüssel. Den ersten leibhaftigen Riesensäuger bekamen die Brixner erst Jahrzehnte später zu Gesicht.
Als „Baumeister“ der Erdpyramiden in Percha hat man die Natur ausgemacht. Die seltsamen Säulen entstanden nach zwei Erdrutschen. Sie bestehen aus Lehm und hielten daher der Erosion stand. Die zirka dreiviertelstündige Wanderung dorthin beginnt man am besten am großen Parkplatz zwischen Oberwielenbach und Platten. Ab dem Gasthaus Schönblick ist der Weg ausgeschildert.

Bruneck und Kronplatz heißen unsere nächsten Stationen. Der Hauptort des Pustertals hat sich herausgeputzt: Die Stadtgasse ist die wohl schönste Südtiroler Flaniermeile. Bioläden und Spezialitätengeschäfte haben hinter den pastellfarbenen Mauern Einzug gehalten. Das Messner Mountain Museum Ripa im Schloss porträtiert die Bergvölker Asiens und Südamerikas. Beliebt am 2273 Meter hohen Kronplatz sind die geführten kostenpflichtigen Sonnenaufgangswanderungen, zum Beispiel dienstags in Olang vom Startpunkt am Pracken.
Traumhaft idyllisch breitet sich der Toblacher See am Eingang ins Höhlensteintal aus. Das Gewässer war schon zu Zeiten von Maximilian I. (15. Jh.) für seine „allerpesten vöhrn (Felchen)“ bekannt. Die Stiftskirche in Innichen gilt ob ihres Figurenreichtums als das wunderbarste romanische Bauwerk in ganz Tirol.
Sexten im Hochpustertal besitzt die weltgrößte natürliche Uhr aus Stein, nämlich aus fünf Dolomitengipfeln. Die „Sextner Sonnenuhr“lasse sich, so sagt man uns, am besten zur Wintersonnenwende vom Fischleintalaus bewundern. Dann stehe die Sonne um 12 Uhr genau über der Zwölfer-Spitze und um 13 Uhr genau über dem „Einser“ genannten Berggipfel. Gleich dahinter grüßen uns auch jetzt im Frühsommer die berühmten drei Zinnen, das einzigartige Wander- und Kletterparadies. Einen größeren Kontrast können wir uns kaum vorstellen als zwischen dieser bizarren, schroffen Gebirgswelt und den fruchtbaren Obstgärten rund um Bozen.

Wie lebten unsere Vorfahren? Die Wissenschaft ist der Beantwortung dieser Frage dank „Ötzi“ ein gutes Stück näher gekommen. Der vermutlich 46-Jährige – er war für die damalige Zeit ein Greis – starb vor rund 5300 Jahren, als er den Schnalstaler Gletscher überqueren wollte. Wanderer fanden 1991 zufällig seinen mumifizierten, gefrorenen Körper samt unversehrter Kleidung und Ausrüstung. Der Mann aus dem Eis, so sein offizieller Name, litt an etlichen Krankheiten und wies Kampfwunden auf. Mumie, Beifunde und die vielen Erkenntnisse, die man durch sie gewonnen hat, sind dauerhaft im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen zu bestaunen, begleitet bis 14. Januar 2018 von der Sonderausstellung „Heavy Metal – wie Kupfer die Welt veränderte“. www.iceman.it