Naturparadies mit großem Potenzial, aber dringendem Modernisierungsbedarf –
Der Campingpark Reiterparadies in Zwergen besticht auf den ersten Blick durch seine idyllische Lage und sein einzigartiges Konzept. Eingebettet in ein weitläufiges Waldgebiet, bietet der terrassenförmig angelegte Platz atemberaubende Ausblicke und ein Gefühl von unberührter Natur. Gerade auf den oberen Terrassen fühlt man sich inmitten des Grüns und der Ruhe. Auch der untere Bereich, die Birkenwiese, vermittelt dank der nur leicht parzellierten Stellplätze ein großzügiges Freiheitsgefühl.
Ein absolutes Highlight sind die tierischen Bewohner und das engagierte Team. Annähernd 100 Pferde und Ponys tummeln sich auf dem Hof, und der Streichelzoo ist jederzeit zugänglich, was besonders Kinderherzen höherschlagen lässt. Die Mitarbeiterinnen des Hofes sind stets freundlich, bemüht und bilden ein großartiges Team, das spürbar Freude an seiner Arbeit hat. Das Animationsangebot ist schlichtweg fantastisch und übertrifft viele Erwartungen: Ob Ponyreiten, Bogenschießen, Luftpistolenschießen oder der Indoor-Spielplatz – für Unterhaltung ist bestens gesorgt. Das Animationsteam leistet hier wirklich hervorragende Arbeit.
Leider trüben jedoch erhebliche infrastrukturelle Mängel das ansonsten so positive Gesamtbild. Der Platz ist in die Jahre gekommen, und das zeigt sich besonders bei der Stromversorgung. 6 Ampere sind heutzutage absolut nicht mehr zeitgemäß, und die tatsächliche Leistung scheint noch geringer zu sein, wenn bereits ein 800-Watt-Wasserkocher die Sicherungen auslöst. Besonders auf der Birkenwiese sind zudem viel zu wenige Wasseranschlüsse vorhanden, was den Komfort erheblich mindert.
Ein gravierender Missstand ist das Fehlen einer vernünftigen Entsorgungsstation für Wohnmobile. Das mühsame Hantieren mit Eimern und weite Wege zur Entleerung sind für einen Platz dieser Größe und Preisklasse inakzeptabel.
Die Rezeption ist an Stoßtagen wie verlängerten Wochenenden (Pfingsten, Himmelfahrt, Fronleichnahm) hoffnungslos überfordert. Unsere Wartezeit von 50 Minuten an Pfingsten war noch moderat im Vergleich zu anderen, die teils über zwei Stunden auf ihren Check-in warten mussten. Eine einzelne Rezeptionistin, die alle Aufgaben und die direkte Bezahlung abwickelt, ist an solchen Tagen völlig unzureichend. Die Schlange, die sich am Pfingstfreitag bis auf die Landstraße erstreckte, spricht Bände und ist nicht hinnehmbar. Eine Entschuldigung am nächsten Tag mildert die Verärgerung kaum.
Der größte Knackpunkt ist jedoch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit nahezu 93 Euro pro Nacht für zwei Erwachsene, Kind, Hund und Wohnmobil, zuzüglich Kosten für das Duschen, ist der Preis schlichtweg zu hoch für die gebotene Infrastruktur. Gerade das Problem mit dem fehlenden Warmwasser über das gesamte Pfingstwochenende ist bei diesem Preisniveau absolut indiskutabel. Heiße Duschen sind ein Grundbedürfnis und müssen zu jeder Zeit gewährleistet sein.
Fazit:
Der Campingpark Reiterparadies Zwergen hat enormes Potenzial und bietet mit seinem Waldambiente, den Tieren und dem herausragenden Animationsprogramm ein einzigartiges Erlebnis, insbesondere für Familien. Um jedoch dem hohen Preis gerecht zu werden und die Zufriedenheit der Gäste zu gewährleisten, sind dringend Investitionen in die Infrastruktur notwendig. Eine Modernisierung der Stromversorgung (mindestens 10-16 Ampere), mehr Wasserentnahmestellen, eine adäquate Wohnmobil-Entsorgungsstation, eine verbesserte Rezeptionsbesetzung an Stoßtagen (mindestens eine zweite Rezeptionistin und ein zweiter PC), ein geordneteres Buchungs- und Animationssystem (weg von der Zettelwirtschaft) sowie ausreichend warmes Wasser sind unerlässlich. Nur dann kann der Campingpark sein volles Potenzial ausschöpfen und den hohen Erwartungen gerecht werden, die der Preis weckt.