Vier Verse der Divina Commedia haben aus dem kleinen Ort Gradara in den Marken eine Hauptstadt der Verliebten gemacht. In der Tat hat die Barmherzigkeit und die Menschlichkeit, mit der Dante die Sünde der Liebe von Paolo und Francesca beschreibt, durch die Jahrhunderte die Spitze der Liebesliteratur dargestellt. Daraus erklärt sich auch der mächtige Touristenandrang in der Feste von Gradara, der berühmtesten Burg Italiens. Der stille und bewegende Besuch des Zimmers der Verliebten sowie der Falltür, durch die das junge Paar vor der Rache des betrogenen Ehemanns zu fliehen versucht hatte, lockt Neugierige. Außer der quadratischen, turmbewehrten sowie mit Waffen und einem Folterkeller reichlich ausgestatteten Burg gefällt auch die Vorstadt. Im Inneren der Burgkapelle ist eine Terrakotta mit Glasur von Andrea della Robbia zu sehen. Der lange, trapezförmige Mauergürtel aus dem 14. Jahrhundert wird durch ein großes Tor unterbrochen, durch das ein Weg zum Rathaus führt. Hier sind viele berühmte Gemälde zu bestaunen, eines von Giovanni Santi, dem Vater von Raffael: die „Madonna mit Kind und Heiligen“. Seit dem 12. Jahrhundert gehörte der Ort erst den Malatesta von Verucchio, dann den Sforza und den Della Rovere. Der herrliche Ausblick vom Tal des Taviolo bis nach Gabicce entschädigt für den Aufstieg zum Burgturm.