Alle Reisemobil-Sitzgruppen im Überblick
Dinette, Längsbank oder Sitzgruppe im Heck?

Inzwischen sind Reisemobile mit den unterschiedlichen Sitzgruppen ausgestattet. Wir stellen die gängigsten Sitzgruppen und deren Vor- und Nachteile vor. Außerdem zeigt promobil aktuelle Trends und interessante Alternativen.

Sitzgruppen im Wohnmobil
Foto: Ulrich Kohstall

Die Sitzgruppe soll gleich mehrere Aufgaben gut erfüllen. Zum Essen will man aufrecht an einem stabilen Tisch sitzen, der genügend Platz für die Gedecke bietet. Den Abend möchte man entspannt und gemütlich beim Fernschauen oder Lesen verbringen, und während der Fahrt sollen in der Regel vier sichere und möglichst bequeme Fahrplätze verfügbar sein.

Einst gehörten Hecksitzgruppen im Reisemobil zum Standard. Heute hingegen sind Anordnungen am beliebtesten, die Fahrer- und Beifahrersitz mit einbeziehen. Die Doppelnutzung spart Platz, der etwa bequemeren, weil größeren Betten zugutekommt. Zudem sind die Fahrerhaussitze auch beim Wohnen gefragt, weil sie individuell einstellbar und oft komfortabler sind als stramme Sitzbänke mit meist aufrecht stehenden Lehnen.

Platzsparende Halbdinette

Adria Twin Axess 600 SL
Hersteller
Durch die Integration der Fahrersitze nutzt die Halbdinette (Foto: Adria Twin Axess) den Raum im Reisemobil optimal aus.

Die quer eingebaute Rückbank bildet zusammen mit den beiden drehbaren Vordersitzen eine sogenannte Halbdinette. Der Tisch ist dabei meist an einer Wandschiene eingehängt. Wenn die Tischplatte nicht mittels Dreh- oder Klappmechanismus erweitert werden kann, ist sie vom Beifahrersitz eher schlecht zu erreichen. Die Sitzbank bietet oft zwei Gurtplätze für Mitreisende. Zudem lässt sie sich häufig in eine halbwegs passable Liegefläche für eine Person umbauen.

 Doppelnutzung der drehbaren Vordersitze spart Platz
 Sitzbank dennoch teils zur Liegefläche umbaubar
 Tisch manchmal während der Fahrt wegklappbar
 Gegenübersitzen nur mit gedrehten Fahrersitzen möglich
 Beifahrersitz oft zu weit weg vom Tisch

Beliebt in Alkovenmobilen: Dinette

Challenger C256
Hersteller
Die Doppeldinette bietet noch mehr Platz zum Sitzen, etwa für Familien. Das Beispiel zeigt das Alkovenmobil C256 von Challenger.

Die klassische Dinette zeichnet sich durch zwei gegenüberliegende Bänke aus, die quer im Reisemobil eingebaut sind. Im Gegensatz zur Halbdinette werden hier die Fahrersitze nicht benötigt, um zu viert beisammenzusitzen. Diese Variante ist vor allem in Alkovenmobilen zu finden.

Sollten vier Sitzplätze nicht ausreichen, bieten sich Modelle mit Doppeldinette an. Hier ist eine weitere kleine Bank-Tisch-Bank-Kombination mit Platz für meist zwei zusätzliche Personen gegenüber oder nach hinten versetzt eingebaut.

 Kein Drehen der Vordersitze nötig
 In der Regel zu einer Liegefläche umbaubar
 Fahrerhaus lässt sich im Winter meist gut abschotten
 Verschwendete Länge wegen des ungenutzten Cockpits
 Starre Aufteilung
 Keine verstellbaren Pilotensitze zum Lümmeln

Gemütliche L-Sitzgruppe

Hymer ML-T 580
Hersteller
Die Eckbank-Sitzgruppe ist eine beliebte Variante der Halbdinette in integrierten und teilintegrierten Modellen. Sie verleiht dem Raum mehr Gemütlichkeit. (Foto: Hymer ML-T 580)

In Teil- und Vollintegrierten setzen Hersteller immer öfter auf eine Abwandlung der Halbdinette mit L-förmigem Sofa. Die Variante braucht zwar etwas mehr Platz, ist aber gemütlicher. Der Tisch steht dabei frei auf einem oder zwei Füßen. Zum Fahren kann die Eckbank meist in eine Querbank mit zwei Gurtplätzen verwandelt werden. Komplettiert wird die L-Sitzgruppe gern durch eine Längsbank gegenüber.

 Gemütlicher Raumeindruck
 Füße hochlegen möglich
 Bei Zwei-Personen-Belegung Drehen der Fahrersitze nicht zwingend notwendig
 Sitzfläche des Längsteils oft nicht tief genug, um bequem zu sitzen
 Vierter Gurtplatz erst nach Umbau verfügbar
 Oft kein Bett möglich

Luxuriöse Barsitzgruppe

Concorde Credo
Hersteller
Vor allem in Linern, wie hier im Concorde Credo, ist die Barsitzgruppe vertreten.

Wesentlich seltener begegnet man sogenannten Barsitzgruppen. Der Tisch ragt hier meist von der Beifahrerseite in den Raum hinein. Um ihn herum gruppieren sich eine großzügige Längsbank oder ein Ecksofa, die beiden drehbaren Fahrersitze sowie ein weiterer Einzel-Komfortsessel. Dieser verfügt teils sogar über eine ausfahrbare Fußablage, wie man es von Relaxsesseln in heimischen Wohnzimmern kennt. Diese De-luxe-Sitzgruppe benötigt relativ viel Raum und ist deswegen nur in großen Integrierten und Linern zu finden.

 Offenes Raumgefühl
 Dritter Komfortsitzplatz beim Fahren und Wohnen
 Großes und gemütliches Längs- oder Ecksofa
 Nimmt viel Platz in Anspruch
 Funktioniert nur in großen Integrierten und Linern

Großzügige Längsbänke

Rapido 656 F
Ulrich Kohstall
Immer häufiger in Teilintegrierten und Integrierten zu finden: zwei einander gegenüberstehende Längsbänke.

Zwei Längsbänke, die sich gegenüberstehen, sieht man in letzter Zeit immer häufiger, auch in kompakten Modellen. Die fehlende Querbank lässt den Raum angenehm offen wirken, obgleich der mittig platzierte Tisch den Durchgang ins Fahrerhaus teils erschwert. Diese Variante inkludiert zudem die Vordersitze und bietet je nach Bankbreite Platz für vier bis sechs Personen. Während der Fahrt können die beiden Bänke zu je einem Gurtplatz umgebaut werden. So sind zusätzlich zum Fahrer und Beifahrer zwei weitere Mitreisende möglich.

 Je nach Personenzahl ist das Drehen der Vordersitze nicht nötig
 Zwei separate Gurtplätze mittels Umbau möglich
 Großzügiges Raumgefühl
 Mittig platzierter Tisch erschwert mitunter den Durchgang
 Mitfahrer sitzen hinten teils recht unbequem

Comeback der Hecksitzgruppe

Auch die Hecksitzgruppe, die aufgrund der halbkreisförmigen Anordnung der Bänke gerne auch als Rundsitzgruppe bezeichnet wird, kommt wieder mehr in Mode. Vor allem wenn sie clever mit einer Heckgarage kombiniert ist und auch mit Gurtplätzen ausgestattet werden kann. Obwohl diese gemütliche Sitzgruppenvariante recht viel Platz in Anspruch nimmt, findet sie sich sogar in manchen kompakten Teilintegrierten und Campingbussen.

Eura Mobil Integra Line 650 HS
Hersteller
Die Hecksitzgruppe erlebt momentan ein kleines Comeback, nachdem sie über Jahre aus der Mode gekommen war. Auch der Eura Mobil Integra Line 650 HS (Foto) ist mit dieser, besonders gemütlichen Sitzgruppenvariante ausgestattet.

 Sorgt für eine sehr wohnliche Atmosphäre
 Viele Sitzplätze
 Angenehm auch im Winter, weil weit vom schlecht isolierten Fahrerhaus entfernt
 Heckgarage, wenn vorhanden, mit wenig Raum
 Gurtplätze für Mitreisende weit weg vom Fahrerhaus

Extra-Bank

Zusätzliche Sitzbänke in Längsrichtung gegenüber der Sitzgruppe schaffen Platz für einen gemütlichen Spieleabend in großer Runde. In vielen Reisemobilen komplettiert solch eine Längsbank für ein oder zwei Personen die Halbdinette, die Dinette oder die Sitzgruppe mit L-Sofa. Sie bietet Platz für Gäste. In manchen Fällen lässt sie sich – meist optional – auch zu einem weiteren Gurtplatz umbauen. Bei kompakten Fahrzeugen reicht der Platz aber häufig nur für einen schmalen Hocker als Notplatz oder Beinauflage.

Außergewöhnliche Sitzgruppen

Bürstner City Car 603
Ulrich Kohstall
Der knapp sechs Meter lange Bürstner City Car 603 richtet sich an Paare. Außer den Vordersitzen gibt es keine Sitzgelegenheit.

Immer wieder zeigen Hersteller alternative Sitzgruppenlösungen etwa für Camper, die ausschließlich zu zweit reisen, besonders gern in großer Runde zusammensitzen oder solche, denen die Standardsitzgruppen in Reisemobilen einfach nicht zusagen. Einige Beispiele solcher besonderen Ausführungen der Sitzgelegenheiten finden Sie in der Bildergalerie.

Die aktuelle Ausgabe
Promobil 06 / 2023

Erscheinungsdatum 03.05.2023

148 Seiten