VIPs & Promis der Reisemobil-Industrie
„promobil ist für die ganze Branche dagewesen“

Viele Menschen haben die Reisemobil-Industrie nachhaltig beeinflusst. Unter ihnen sind pfiffige Erfinder, gerissene Macher und mutige Pioniere. promobil lud Branchengrößen zum Interview ein.

Tischer
Foto: promobil Archiv

Zum 40-Jahre-Jubiläum fragte promobil Menschen, die die Reisemobilwelt prägten und prägen, wie sie die letzten 40 Jahre wahrgenommen haben. Allen stellten wir dieselben drei Fragen.

Harald Striewski

Reisemobil-Branchengroessen im Interview
promobil Archiv
Harald Striewski

Konstrukteur, Ideengeber, Inhaber, Geschäftsführer. Der Branchen-Pionier und Hobby-Gründer hat viele Gesichter gezeigt, seit er 1965 seinen ersten Caravan baute. 1984 folgt das erste Reisemobil, der Hobby 600, ein Knaller, den Striewski als einen seiner größten Erfolge bezeichnet.

Wie sind Sie auf die Branche gekommen? Was begeistert Sie an Reisemobilen?

Ich kann mich noch sehr genau an meine ersten Berührungspunkte mit der Caravaningbranche erinnern. Alles begann 1965, als ich mit meiner Familie Urlaub auf einem Campingplatz in Dänemark machte. Hier sah ich meinen ersten Wohnwagen; es war ein "Continent" und der einzige auf dem gesamten Campingplatz. Als gelernter Schiffbauingenieur wollte ich einen eigenen Wohnwagen bauen und machte mich direkt ans Werk. Nach und nach habe ich dann mein Hobby zum Beruf gemacht und auch nach all den Jahren begeistert mich mein Job noch immer. Wer einmal in der Branche tätig war, der bleibt hier auch.

Was in den letzten 40 Jahren würden Sie als Ihren größten Erfolg verbuchen?

Insgesamt blicke ich in den vergangenen Jahren auf viele Highlights zurück. Mein persönlich größter Erfolg war allerdings der Hobby 600 – mein erstes selbst konstruiertes Wohnmobil. Es wurde ununterbrochen mehrmals zum "Reisemobil des Jahres" gewählt und begeistert viele Camper auch heute noch als Kultfahrzeug. Nicht umsonst gibt es einen Hobby-600-Fanclub, der von Hobby-Kunden gegründet wurde. Ein weiterer sehr großer Erfolg war für mich die Übernahme von Fendt 1998. Das Modellprogramm von Fendt, das vor allem in der Oberklasse angesiedelt ist, bildet noch immer die ideale Ergänzung zu unserem Angebot bei Hobby. Bis heute eine meiner besten Entscheidungen.

Welche Geschichte verbindet Sie mit promobil? Gab es etwas, das Sie besonders gefreut oder geärgert hat?

Mithilfe von promobil-Redakteur Ulrich Kohstall habe ich 2017 das Buch "Ein bewegtes Leben" geschrieben. Dafür bin ich bis heute sehr dankbar und das werde ich immer mit euch in Verbindung bringen.

Maria Dhonau

Reisemobil-Branchengroessen im Interview
Becker
Maria Dhonau​

Mit zwei Wohnwagen begann sie 1960 ihre Karriere als Händlerin. Mit Beharrlichkeit und einem guten Bauchgefühl setzte sie sich in einer noch immer von Männern dominierten Welt durch. Noch heute wirkt sie als Seniorchefin im Hymer-Zentrum B1 aktiv mit.

Wie sind Sie auf die Branche gekommen? Was begeistert Sie an Reisemobilen?

Ich kam vom Zelten. Seit 1979 reise ich mit Reisemobilen. Bis dahin machten wir unsere Urlaube mit dem Caravan, was für die Kinder wichtig war. Von 1992 bis 2019 verbrachte ich mit meinen Kunden – auf deren Wunsch – sogar meinen Jahresurlaub. Reisemobil-Urlaub ist für mich die absolute Freiheit. Im vergangenen Jahr wollte ich mit Freunden eigentlich nach Italien fahren, doch wegen der schlechten Wetterprognose fuhren wir spontan Richtung Ostsee und hatten die ganze Zeit tolles Wetter. Mit dem Reisemobil konnten wir überall nahe der Städte stehen. Magdeburg etwa oder Tangermünde mit dieser einzigartigen Geschichte und den toll restaurierten Bauten. Außerdem ist Deutschland so schön. Ich könnte viel erzählen. Da komme ich schnell ins Schwärmen.

Was in den letzten 40 Jahren würden Sie als Ihren größten Erfolg verbuchen?

Dass ich in den heute 63 Jahren in der Caravanbranche als Frau die Branche mitprägen und das Caravaning im positiven Sinne zu dem machen durfte, was es heute ist: eine niveauvolle Art zu reisen.

Welche Geschichte verbindet Sie mit promobil? Gab es etwas, das Sie besonders gefreut oder geärgert hat?

promobil ist immer für die ganze Branche da gewesen. Der Motor Presse bin ich schon lange verbunden. Wir hatten 1985 in Stuttgart das 1. auto-motor-und-sport-Treffen und diese Treffen finden immer noch statt. Obwohl die Branche mittlerweile stark gewachsenen ist, ist sie immer noch eine große Familie mit einem starken Zusammengehörigkeitsgefühl. Auch dafür steht für mich promobil, das ebenso immer ein großer Teil des Touristikbereiches gewesen ist.

Karl-Heinz Schuler

Reisemobil-Branchengroessen im Interview
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Karl-Heinz Schuler​

Der Carthago-Gründer begann 1979 mit Malibu-Kastenwagen. Heute steht die Marke für hochwertige Reisemobile. Der leidenschaftliche Unternehmer ist noch immer aktiv im Geschäft und zudem Vorstand der Familienstiftung.

Wie sind Sie auf die Branche gekommen? Was begeistert Sie an Reisemobilen?

Nach dem Studium wollte ich mich schnell selbstständig machen. Eher zufällig fand ich im Ausbau von VW-Campingbussen die Möglichkeit. Das besser zu machen als andere, das jeweils beste Reisemobil zu bauen, ist immer mein Antrieb gewesen. Echte Produktinnovationen begeistern mich. Innovativität kann man aber nicht lernen.

Was in den letzten 40 Jahren würden Sie als Ihren größten Erfolg verbuchen?

Der größte Erfolg und der Startschuss für die rasante Entwicklung war die Einführung des Chic. Es ist schnell zum Inbegriff eines integrierten Premium-Reisemobils geworden. Ein weiterer Meilenstein war das erfolgreiche Revival des Malibu Van vor genau zehn Jahren, dieses Mal auf Fiat und nicht auf VW. Die große Nachfrage von Anfang an hat uns alle überrascht.

Welche Geschichte verbindet Sie mit promobil? Gab es etwas, das Sie besonders gefreut oder geärgert hat?

Ich schätze die konstruktive Zusammenarbeit mit promobil und freue mich natürlich auch über die vielen Leserwahl-Auszeichnungen. Manche Kritik hat mich aber auch geärgert. Ein Redakteur schrieb einmal über die innovativen Kunststoffmöbel unseres Voyage von einem "Möbelexperiment".

Pierre Rousseau

Reisemobil-Branchengroessen im Interview
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Pierre Rousseau​

1976 trat der heutige Präsident der Rapido-Gruppe in die Firma des Vaters ein, die noch pfiffige Faltwohnwagen baute. 1983 übernahm er die Gesamtverantwortung und baute Rapido zur renommierten Marke auf.

Wie sind Sie auf die Branche gekommen? Was begeistert Sie an Reisemobilen?

Anlässlich der Krise im Wohnwagenmarkt Anfang der 80er-Jahre beschloss ich 1983 den Einstieg in das damals noch kleine Reisemobilsegment. Bis 1987 entwickelten wir eine komplette Baureihe mit Alkoven, Teilintegrierten und Integrierten. Mich begeistert, gute Produkte für unsere Kunden mit einem schönen Design zu entwerfen, Reisemobile mit den Bedürfnissen und Wünschen unserer Kunden weiterzuentwickeln.

Was in den letzten 40 Jahren würden Sie als Ihren größten Erfolg verbuchen?

Mein größter Erfolg: dass ich die kleine Firma meines Vaters, die einfache Wohnwagen baute, in einen internationalen Hersteller von hochwertigen Reisemobilen umgestaltet habe. Und dass ich schon früh ein starkes Händlernetz im Ausland aufbauen konnte.

Welche Geschichte verbindet Sie mit promobil? Gab es etwas, das Sie besonders gefreut oder geärgert hat?

Wir haben immer den technischen und umfassenden Ansatz von promobil geschätzt. Durch sein Fachwissen ist das Magazin sehr nah am Produkt. Ich denke, es ist diese Leidenschaft, die uns verbindet. Stolz macht uns, dass Rapido seit langem ernst genommen wird und seinen Platz im Magazin neben anderen großen europäischen Herstellern gefunden hat.

Carl-Heinz Niesmann

Reisemobil-Branchengroessen im Interview
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Carl-Heinz Niesmann​

Freunde und Partner nennen ihn Carlo. Als Gründer von Niesmann + Bischoff kennt er die Branche aus dem Effeff. 1992 verkaufte er die Firma an Fleetwood, von wo der Hersteller schließlich in den Besitz von Erwin Hymer überging.

Wie sind Sie auf die Branche gekommen? Was begeistert Sie an Reisemobilen?

1975 hat mein Vater auf der RAI in Holland amerikanische Wohnmobile gesehen und daraufhin begonnen, diese zu importieren. Seitdem bin ich begeisterter Wohnmobilfahrer. Als 1980 der Dollar unter dem neuen Präsidenten Ronald Reagan so stark anstieg, dass ein Import sich nicht mehr lohnte, habe ich daraufhin mit meinem Schwager Rainer Bischoff die Niesmann + Bischoff GmbH gegründet. Neue Landschaften und Kulturen zu entdecken, in unserem eigenen Rhythmus und mit einer ständigen Rückzugsmöglichkeit, das lieben wir am Reisemobilurlaub. Es gibt keine andere Urlaubsform, die diesen Anspruch besser erfüllen kann.

Was in den letzten 40 Jahren würden Sie als Ihren größten Erfolg verbuchen?

Auf drei erreichte Ziele bin ich besonders stolz: mit meinem Schwager eine Produktionsfirma gegründet und übergeben zu haben, die heute noch marktbestimmend ist. Einen Händlerverbund (InterCaravaning) initiiert und mit Kollegen gegründet zu haben, der Synergien aus der Handelskooperation generiert. Mit meiner Familie einen Handelsbetrieb (Niesmann Caravaning) gegründet und übergeben zu haben, der heute in seinem Marktsegment führend in Europa ist.

Welche Geschichte verbindet Sie mit promobil? Gab es etwas, das Sie besonders gefreut oder geärgert hat?

Was ich mit promobil verbinde: In den Anfangsjahren von Niesmann + Bischoff haben uns die Berichterstattung des Magazins sowie die Preisverleihungen im Rahmen der Leserwahlen zum Wohnmobil des Jahres sehr geholfen. Wir haben Neues geboten und dies wurde honoriert.

Peter Tischer

Reisemobil-Branchengroessen im Interview
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Peter Tischer

Seit fast 50 Jahren gibt es Mobile von Tischer. Waren anfangs noch unterschiedliche Basisfahrzeuge und Pritschenwagen die Träger der Wohnkabinen, schultern sie heute gängige Pick-ups von Nissan Navara bis zum markanten Dodge Ram. Treibende Kraft hinter dieser Historie ist Gründer Peter Tischer, der seine Marke fest in ihrer Nische etablierte und heute noch als Seniorchef beratend aktiv ist.

Wie sind Sie auf die Branche gekommen? Was begeistert Sie an Reisemobilen?

Meine allerersten Reisemobil-Erfahrungen habe ich wie viele mit einem minimal ausgebauten VW T2 gemacht. Die Reise führte uns damals nach Griechenland und hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Am Urlaub mit dem Reisemobil begeistert mich die große Flexibilität und Unabhängigkeit.

Was in den letzten 40 Jahren würden Sie als Ihren größten Erfolg verbuchen?

Als größten Erfolg sehe ich die Etablierung der Reisemobilkabinen für Pick-ups auf dem europäischen Markt an. 1973 entstand der erste Eigenbau einer Wohnkabine auf einem VW-Pritschenwagen. Unsere Firma beschäftigt heute rund 50 Mitarbeiter, die mehr als 230 Kabinen im Jahr produzieren. Teilweise erfüllen wir auch ausgefallene Kundenwünsche und halten auch nach dem Kauf engen Kontakt, unter anderem bei unserem jährlichen Treffen, das dieses Jahr bei uns in Kreuzwertheim stattfindet. 2022 ging die Leitung der Firma an meinen Stiefsohn Patrick Sauer über.

Welche Geschichte verbindet Sie mit promobil? Gab es etwas, das Sie besonders gefreut oder geärgert hat?

Was Tischer mit promobil verbindet? Das Magazin hat als Erstes über uns berichtet. Besonders gefreut hat mich die gute Beziehung zu Margret Müller, die durch ihre Arbeit die Anzeigenabteilung von promobil lange Jahre geprägt hat. Besonders geärgert hat mich die Aussage eines Chefredakteurs, dass die Leserschaft der promobil nicht unser Käuferkreis sei.

Robert Strauß

Reisemobil-Branchengroessen im Interview
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Robert Strauß​

Seit 1979 arbeitet Robert Strauß bei Truma, dem wichtigsten Heizungshersteller der Branche. Zunächst im Service, war er ab 1989 mit dem Aufbau der IT betraut. 2012 wechselte er in die Geschäftsführung und ist seit 2021 CEO der Truma Group.

Wie sind Sie auf die Branche gekommen? Was begeistert Sie an Reisemobilen?

Das Schönste ist, dass der Urlaub bereits beim Einsteigen in das fahrende Zuhause beginnt. Man betritt gleich eine andere, entspannende, aber auch abenteuerliche Welt. Egal ob man auf einer Messe in ein Reisemobil steigt, es bei der Vermietung abholt oder eben direkt vor der Haustür startet – das sofortige Urlaubsgefühl ist das, was meine Begeisterung ausmacht. Aussteigen aus dem stressigen Alltag und einsteigen in eine neue Welt.

Was in den letzten 40 Jahren würden Sie als Ihren größten Erfolg verbuchen?

Ein wichtiger Erfolg für uns als Truma sind die Internationalisierung und Digitalisierung sowie unser stetiger Produktfortschritt hin zum Systemlieferanten für die Caravanbranche. Truma ist dank unserer Heizungen in Zusammenarbeit mit den Fahrzeugherstellern Erfinder des Winter-Campings. Auch der dazugehörige Service ist ein Meilenstein. Truma wird nun in der dritten Generation weiter erfolgreich von der Familie geführt. Nach über 70-jähriger Geschichte mit vielen Meilensteinen. Unsere Produkte und Lösungen sind von Campern für Camper.

Welche Geschichte verbindet Sie mit promobil? Gab es etwas, das Sie besonders gefreut oder geärgert hat?

promobil hat als Marktbegleiter der Branche in Deutschland einen ganz besonderen Stellenwert – als Trend-Barometer für Themen, die die Branche bewegen, und als Meinungsquelle und wichtiges Informationsmedium. promobil ist eine Fachzeitschrift mit 40-jähriger Tradition, ehrlichen Inhalten und fundierter redaktioneller Expertise – und das schätzen wir sehr.

Die aktuelle Ausgabe
Promobil 10 / 2023

Erscheinungsdatum 13.09.2023

172 Seiten