Rekordsommer 2003. Die Dauerhitze drückt unerträglich. Da reift bei manchem die Entscheidung, eine Klimaanlage in seiner rollenden Wohnstube nachzurüsten. Ein Wunsch, der nicht ganz einfach zu erfüllen ist, denn die Kühlung von heißer Sommerluft benötigt viel Energie. Schließlich versucht der Reisemobilist nichts anderes, als aus dem Mobil einen riesigen Kühlschrank zu machen. Früher musste man, um diesen befriedigend betreiben zu können, auf Strom vom Bordgenerator oder aus der Steckdose zurückgreifen. Dies war und ist allerdings noch keine Gewähr für ein prima Klima, denn der hohe Anlaufstrom der Kompressoren ließ reihenweise die Sicherungen auf den Campingplätzen kapitulieren. Heute gibt es bei modernen Anlagen elektronische Kniffe, die den Anlaufstrom so in Zaum halten, dass die Sicherung heil bleibt. Zudem kann man auch bei den Wunschtemperaturen sparen. Bei einer Bullenhitze von 35 Grad muss im Fahrzeug nicht auf 20 Grad gekühlt werden. Schon ein Unterschied von acht Grad wird als angenehm frisch empfunden. Insgesamt tut sich vieles auf diesem Gebiet. Reine 230-Volt-Geräte gibt es zwar immer noch, aber die Zukunft dürfte den neuartigen Klimageräten gehören, die auch mit Bordstrom (12 Volt) funktionieren. Eine Klimaanlage kühlt nicht nur, sie wirkt auch positiv, wenn im Mobil „dicke Luft" herrscht. Beim Kühlen wird die Luft auch gereinigt und entfeuchtet, so dass der Camper besser durchatmen kann. Die mit 230 Volt betriebene Dachklimaanlage ist das Kühlgerät, das man klassischerweise im Reisemobilbereich antrifft. Die Bauteile stecken in einem stromlinienförmigen Gehäuse, das aufs Dach aufgesetzt wird. Ins Fahrzeuginnere ragt ein Deckenpanel, das mit den Kaltluftausströmern bestückt ist. Nachteil: Das hohe Gewicht der Anlagen – 20 bis 50 Kilogramm – verlagert den Schwerpunkt des Fahrzeugs nach oben.
Weite Verbreitung unter den Dachklimageräten hierzulande erreichen die Airconditioner von Dometic, die es in sechs Leistungsabstufungen gibt, allesamt reine 230-Volt-Geräte. Die leistungsschwächeren arbeiten mit verträglichen Anlaufströmen. Auch Telair mit seinen Iceberg-Klimaanlagen und Autoclima mit der Rio 46 sind bei den konventionellen Geräten vertreten. Waeco, der Newcomer auf diesem Markt, liefert seine Easy Cool als reine 230-Volt-Lösung in drei Leistungsstufen. Neben den Starkstromanlagen gibt es auch Klimaanlagen, die sich auf die reisemobile Spannung von zwölf Volt herabgelassen haben. Alle bisherigen Probleme scheinen sich für die beiden Sunny Airco und die Telair Iceberg 5012/12 V in Luft aufgelöst zu haben. Zwölf Volt liegt als Bordspannung im Stand und während der Fahrt vor. Allerdings hält sich die Kühlleistung sehr in Grenzen. Der Anforderung nach optimaler Kühlung im Stand und während der Fahrt begegnen die Hersteller auf unterschiedliche Weise. So verbaut Telair in seinen Bipower-Anlagen einen Kompressor, der mit 12 und 230 Volt betrieben werden kann. Auch Waeco bietet eine komplette Easy-Cool-Reihe an, die auch unterwegs funktioniert. Kernstück der Anlagen ist ein Wechselrichter, der aus der Bordbatterie eine Spannung von 230 Volt zaubert. Die Installation und Absicherung der Bordstromanlage ist aufgrund der hohen Ströme aufwendig. Dem Wunschbild einer idealen Klimaanlage kommt die Dual Power des italienischen Herstellers Autoclima schon sehr nahe. Im Stand entspricht sie einer 230-Volt-Dachklimaanlage mit elektrischem Kompressor. Während der Fahrt wird auf einen keilriemenbetriebenen Kompressor im Motorraum umgeschaltet. Über eine Leitung pumpt er das Kühlmittel aufs Dach. Der Installationsaufwand und Kosten dieses Geräts sind sehr hoch. Eine Klimaanlage muss nicht unbedingt auf dem Dach kauern. Manche verzieht sich in tiefere Gefilde, findet im Staukasten oder unterflur ihren Platz. Pluspunkte: Eine Menge Gewicht wird von einem hohen auf einen tiefen Schwerpunkt verlegt.
Die Luftverteilung kann flexibler gehandhabt werden als bei Dachanlagen, selbst ein Ausströmer im Fahrerhaus ist denkbar. Die Montage ist allerdings mit Aufwand verbunden und nicht gerade billig. Die Frostair von Truma ist momentan die bekannteste Unterfluranlage auf dem Markt. So genannte Splitanlagen lassen den Verdampfer an der Decke und platzieren den schweren Kondensator unter dem Fahrzeug. Hier wird nicht die kalte Luft nach oben transportiert, sondern das Kältemittel. Die Splitanlagen von Telair und dem deutschen Hersteller Womotec sind prinzipiell so aufgebaut. Die hochwertigen Womotec-Geräte verfügen über eine zweistufige Kompressorschaltung, die die Ströme beim Anlaufen in campingplatzverträglichen Grenzen hält. Ein Außenseiter auf Zwölf-Volt-Basis ist das Trav-l-cool-Gerät, das kühle Luft auf seine eigene Art produziert. Es handelt sich um ein Klimagerät, das sich das Prinzip der Verdunstungskälte zunutze macht: Mittels einer Pumpe wird Wasser auf einen Schwammfilter gebracht. Durch die dort entstehende Verdunstungskälte im Filter saugt ein Ventilator heiße Raumluft an, die abgekühlt wird und in den Raum zurückströmt. Die Vorteile des Systems: Es ist günstig in der Anschaffung, wiegt wenig und wird mit zwölf Volt betrieben. Der Haken an der Sache: Das System arbeitet nur bei trockener Hitze zuverlässig. Steigt die Luftfeuchtigkeit aber deutlich an, wie vor einem Gewitter, verkehrt sich die gute Absicht der Luftbefeuchtung in unangenehme Schwüle. Vor knapp zwei Jahren hat sich zur Trav-l-cool der Mitbewerber Oxycom (Vertrieb: Movera) gesellt, der auch nach dem Verdunsterprinzip arbeitet. Das moderne und schicke Gerät kann zum Kühlen und als großvolumiger Lüfter genutzt werden. Wer sich, überzeugt durch die Annehmlichkeiten, dazu entschlossen hat, eine Klimaanlage nachzurüsten, sollte dies für die kältere Hälfte des Jahres einplanen. Im Hochsommer ist der Bedarf groß, und die Nachrüster stehen bei den Kältespezialisten Schlange. Im Herbst und Winter hat der Experte mehr Zeit für seinen Kunden und mangels Aufträgen möglicherweise auch einen finanziellen Nachlass zu bieten.