Praxis-Tipp Rückfahrkamera
Alles im Blick

Millimetergenaues Rangieren mit dem Wohnmobil erfordert einiges an Geschick. Einfacher geht's mit einer Rückfahrkamera. Darauf sollten Sie bei Kauf und Einbau achten.

Kaufberatung: Rückfahrkameras
Foto: Bernd Thissen

Einen Meter noch. Oder ist es vielleicht doch nur ein halber? Allein mit einem Blick in die Außenspiegel ist der Platz hinter einem Reisemobil beim Rangieren nicht abzuschätzen. Spielende Kinder, Fußgänger, Pfosten oder Pflanzkästen sind ohnehin nicht zu erkennen. Und nach Gehör zu fahren, bis es vielleicht kracht, ist keine wirkliche Alternative.

Nicht ohne Grund sind Fahrzeugführer vom Gesetzgeber angehalten, beim Rangieren die Hilfe eines Einweisers in Anspruch zu nehmen, wenn das Fahrzeug nur eine eingeschränkte Sicht nach hinten bietet. Das dürfte auf 99 Prozent der Reisemobile zutreffen. Und wenn kein Einweiser zur Stelle ist? Dann ist eine Rückfahrkamera die erste Wahl.

Auf dem Markt tummeln sich verschiedene Anbieter, von denen wiederum jeder verschiedene Rückfahrkamera - Systeme im Programm hat. Da ist für jede Geldbörse und jede Anforderung etwas Passendes dabei. Gleichwohl gilt: Funktion und Qualität bestimmen den Preis.

Mit dem Perfect View NAV 744 hat Dometic Waeco ein Paket für alle wohnmobilen Lebenslagen geschnürt, das mehr ist als nur ein Rückfahrkamera-System. Dazu gehört mit der CAM 44 nämlich nicht nur die zurzeit weltweit kleinste Doppelkamera mit motorbetriebener Abdeckung (Shutter) zum Schutz der beiden Objektive für die Nah- und Fernsicht. Für 1699 Euro gehört auch ein komplettes Multimedia- und Navigationssystem mit den Daten aus der Stellplatzdatenbank von promobil.

Kabel ist besser als Funk

Grundsätzlich ist kabelgebundenen Rückfahrkamera- Systemen gegenüber Funkvarianten der Vorzug zu geben. Grund: Sie sind weniger anfällig für Störungen oder Bildausfälle. Das bedeutet aber auch: Man muss das Kabel von hinten nach vorne bis ins Cockpit verlegen. Je nach Wohnmobil ist das mal mehr und mal weniger mühsam. Meist aber steht der Weg über den Fahrzeugboden offen und ist eine elegante Lösung ohne viel Aufwand - wie beim Einbau des Rückfahrkamera - Systems Perfect View NAV 744 in einen Hymer B 534.

So wird eine Rückfahrkamera montiert

Der erste Schritt, noch vor dem Verlegen des Kabels, ist das Befestigen der Rückfahrkamera am Wohnmobilheck. Bloß wohin damit? In der Horizontalen sollte man die Mitte ausmessen. Vertikal sind, gemessen vom Boden, je nach Rückfahrkamera zwischen 2,30 und 2,50 Meter optimal. 

Für die CAM 44 liegt die ideale Montagehöhe bei 2,30 Meter. Sie filmt in der Nahsicht mit einem Bildwinkel von 140, in der Fernsicht mit 50 Grad. Durch die zwei separaten Objektive liefert sie in beiden Perspektiven ein unverzerrtes Bild. Zudem wurde sie unterhalb der dritten Bremsleuchte montiert, damit der Tritt aufs Pedal keine Lichtreflexionen verursacht. 

Rückfahrkamera ersetzt den Rückspiegel

Wenn wir schon mal bei der Darstellung sind: Das Bild auf dem Bildschirm sollte dem gespiegelten Blick nach hinten aus dem Wohnmobil entsprechen. Wichtig: Dafür muss das Bild der Rückfahrkamera gedreht sein. Überprüfen kann man das, indem jemand ein Schild mit einem aufgedruckten Wort in die Kamera hält. Ist der Schriftzug auf dem Monitor seitenverkehrt lesbar, ist alles in Ordnung.

Bei der Rückfahrkamera CAM 44 übernehmen integrierte Bildchips die Spiegelung. Sie sorgen ebenso dafür, dass die Kamera selbst bei einer Helligkeit von weniger als einem Lux ein Bild liefert, auf dem alle etwaigen Hindernisse erkennbar sind.

Allerdings ist das nur ein theoretischer Wert. Denn schon bei beginnender Abenddämmerung schalten sich automatisch Infrarot-LEDs ein, dank derer die CAM 44 auch in schwarzer Nacht funktioniert. Um auch hier Reflexionen zu vermeiden, sind die LEDs getrennt von den Objektiven in das Aluguss-Gehäuse der Rückfahrkamera eingebaut.

Auf den Bildschirm kommt es an

Allerdings ist das Bild einer Rückfahrkamera immer nur so gut wie der Bildschirm, der es anzeigt. Monitore gibt es in verschiedenen Größen, meist als Fünf- oder Siebenzöller. Sie sind teilweise sogar umschaltbar zwischen 4:3- und 16:9-Format. In neueren Mobilen bietet sich unter Umständen die Möglichkeit, eine Rückfahrkamera an einen vorhandenen Monitor mit integriertem Receiver, sprich: Moniceiver, anzuschließen, der ein PAL-Videosignal verarbeiten kann. Dann bleibt die Mittelkonsole schön aufgeräumt.

Die Perfect-View-NAV-Pakete, von denen Dometic Waeco insgesamt fünf Stück mit verschiedenen Rückfahrkameras  geschnürt hat, gibts nur mit dem Doppel DIN-Navigationsgerät New York 800 Truck von Blaupunkt. Es verfügt über ein berührungsempfindliches TFT-Display, über das die Bedienung erfolgt. Die Bildschirmdiagonale misst rund 15 Zentimeter oder 6,2 Zoll.

Abstandsmarken für mehr Überblick

Der Clou: In das Bild der Nahsicht werden für nochmals gesteigerte Sicherheit beim Rückwärtsfahren verschiedenfarbige Abstandsmarken eingeblendet. Die rote Linie ist 30 Zentimeter entfernt, die gelbe einen Meter, die grüne drei. Die Nahsicht-Perspektive schaltet sich automatisch ein, wenn der Fahrer des Wohnmobils den Rückwärtsgang einlegt.
Eine Rückfahrkamera ist zwar in erster Linie eine Rangierhilfe. Doch zum Beispiel beim Spurwechsel auf der Autobahn kann ein Blick auf den rückwärtigen Verkehr hilfreich sein und die Fahrsicherheit erhöhen - der große Vorteil einer Doppelkamera.

In den Fernsichtmodus der Rückfahrkamera CAM 44 gelangt man, indem man einen separat in den Instrumententräger eingesetzten Schalter betätigt. Das Kamerabild genießt in dem Fall Priorität. Heißt: Falls parallel das Navigationsgerät aktiviert sein sollte, verschwindet die Kartenansicht. Akustisch läuft die Routenführung aber weiter.

Die Rückfahrkamera ist so konzipiert, dass ihre Abdeckklappe im Fernsichtmodus geschlossen bleibt, um die Nahsicht-Optik vor Schmutz zu schützen. Das Fernsicht-Objektiv filmt durch eine Aussparung im Shutter bis weit über das Mobil hinaus.

Ein Hexenwerk ist der Einbau eines Rückfahrkamera- Systems nicht. Wer sich unsicher ist, sollte einen Fachmann zurate ziehen. Auch wenn die Rückfahrkamera juristisch einen Einweiser nicht ersetzt, ist man mit ihr beim Rangieren doch die Souveränität in Person.

Navigation und Rücksicht von der Haustüre bis zum Stellplatz

Eierlegende Wollmilchsäue gibt es nicht. Allerdings kommt Dometic Waeco dem Anspruch mit den Perfect-View-NAV-Rückfahrkamera- Systemen sehr nahe. Mit ihnen kann man nicht nur sicher rangieren, Musik hören, DVDs und Fotos anschauen - nein, Reisende können sich auch durch Europa navigieren lassen, bis auf den Stellplatz.

Herzstück dafür ist das Doppel-DIN-Gerät New York 800 Truck von Blaupunkt. Auf ihm ist digitales Kartenmaterial für 43 europäische Länder hinterlegt. Zudem ist die Software als erste und einzige mit den Stellplatzdaten von promobil verknüpft, also mit Informationen und Zieldaten zu mehr als 5500 Stellplätzen in ganz Europa, von Portugal bis Russland, von Griechenland bis Norwegen. Lassen Sie sich einfach und direkt zu Ihrem Wunschstellplatz lotsen.

Damit Sie auf dem Weg dorthin nicht im Stau stecken bleiben, verfügt das Gerät über einen Traffic Message Channel (TMC), der Verkehrsnachrichten empfängt und bei der Routenplanung berücksichtigt. Außerdem bietet das System die Möglichkeit, Fahrzeugdaten wie Gewicht und Abmessungen einzugeben. Somit ist ausgeschlossen, dass die Fahrt vor einer zu niedrigen Unterführung endet.

Die Navi-Software ist auf einer Micro-SD-Karte gespeichert, die im Gerät verbleibt. Zum Aktualisieren von Software und Stellplatzdaten benötigt man einen internetfähigen Rechner mit entsprechender Schnittstelle: Software herunterladen, auf der SD-Karte speichern und wieder ins Navi-Gerät stecken.

Das New York 800 Truck hat einen berührungsempfindlichen 6,2-Zoll-Bildschirm mit einer Auflösung von 800 mal 480 Bildpunkten. Es verarbeitet alle modernen Speichermedien (CD, DVD, USB), enthält eine Telefon-Freisprechfunktion und erlaubt die Steuerung von iPod oder iPhone.