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Kraftstoffheizungen - Heizen mit Diesel wird interessanter

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Verbesserte Geräte mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten machen den Gassystemen Konkurrenz. promobil schürt die Diskussion pro und kontra Dieselheizung mit neuen Argumenten.

Kraftstoffheizungen - Heizen mit Diesel wird interessanter

Zwar ist es richtig, dass sich übliches Flaschengas leichter verbrennen lässt als der eher reaktionsträge Diesel. Ebenso richtig ist, dass es lärmende, stinkende Bolleröfen waren, die einst das Image der typischen Standheizung geprägt haben. Aber: Mit modernen Brennersystemen und Schalldämpfern bricht bei den Kraftstoffheizungen jetzt fast schon ein neues Zeitalter an. Wird es demnach höchste Zeit, die Gasflaschen zu verschrotten und Öl sprich Diesel ins Feuer zu gießen? Eberspächer und Webasto, die Marktführer für kraftstoffbetriebene Standheizungen, wollen der Gasfraktion jedenfalls tüchtig einheizen. Zu Hilfe kommen ihnen dabei zwei Faktoren. Zum einen ist Diesel leicht verfügbar und im Reisemobil sowieso vorhanden. Zum anderen stellt sich die Gasversorgung in Europa durch länderspezifische Normen und Systeme nach wie vor selbst ein Bein. Und die Heizung ist nun mal der größte Brennstoffverbraucher an Bord. Ein weiterer bestechender Vorteil der Kraftstoffsysteme: die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten – von der klassischen Motorvorwärmung beim Kaltstart bis hin zum kompletten Heizungssystem mit Warmwasserbereitung. Wie bei den Gasheizungen gibt es auch bei den Dieselöfen Warmluft- und Warmwassersysteme. Die Wasserheizungen, beispielsweise die Hydronic D5W von Eberspächer oder die Thermo Top C von Webasto, werden meist in den Motorwasserkreislauf integriert und wärmen zunächst den Motor und dann den Wärmetauscher im Armaturenbrett, der schließlich über das Gebläse Warmluft ins Fahrerhaus bringt.

Diese Art der Standheizung kann inzwischen bei den meisten Basisfahrzeugherstellern bereits ab Werk bestellt werden und ist gerade bei integrierten Reisemobilen, bei denen das Fahrerhaus mitbewohnt wird, eine komfortable Ergänzung. Das zeigte sich auch im großen Heizungstest in promobil 4/2003 am Beispiel eines Dethleffs Esprit I 6970. Schaut man in die Sonderausstattungslisten der beiden wichtigsten Basisfahrzeuge für Aufbauten, Fiat Ducato und Mercedes Sprinter, so entdeckt man dort allerdings einen Preisunterschied von einigen hundert Euro. Das hat weniger damit zu tun, dass es sich einmal um eine Webasto-, das andere Mal um eine Eberspächer-Heizung handelt; vielmehr gehört beim Sprinter ein Zuheizer bereits zum Serienumfang – und damit das Grundaggregat für die Standheizung (siehe dazu auch Kasten Seite 36). Speziell für die Bedürfnisse im Reisemobileinsatz bringt Webasto ganz aktuell eine Nachrüstlösung auf den Markt, die über die Campinghändler vertrieben und eingebaut werden soll. Dabei handelt es sich um eine Thermo-Top-C-Wasserheizung, die wie üblich in den Motorkreislauf integriert wird. Neu sind spezielle Vorkehrungen zur Geräuschminderung, etwa durch eine dämpfende Aufhängung der Dieselpumpe. Darüber hinaus eröffnet diese Thermo-Top-C-Heizung eine neuartige Eingriffsmöglichkeit: Statt der automatischen Regelung, die immer zuerst den Motorkreislauf erwärmt und dann den Wärmetauscher für das Fahrerhaus bedient, gibt es hier für den Standbetrieb ein Bedienelement, das beide Kreisläufe getrennt ansteuert; damit kann bei Bedarf nur der Innenraum beheizt werden.

Dieses spezielle Reisemobilkit soll für rund 1100 Euro in den nächsten Monaten im Campinghandel erhältlich sein. Hinzu kommen die Kosten für etwa vier Stunden Einbauzeit. Wenn im Aufbau bereits eine (Gas-)Warmwasserheizung ihre Arbeit verrichtet, können beide Kreisläufe auch miteinander gekoppelt werden. Das hat den Vorteil, dass je nach Brennstoffversorgung die eine Heizung den anderen Kreislauf mitversorgt oder bei Bedarf beide Brenner zusammenarbeiten. Doch der Ehrgeiz von Eberspächer und Webasto geht über das reine Zusatzheizungs-Dasein hinaus. Was bei Campingbussen vom Schlage eines VW California, Ford Nugget oder neuerdings Trigano Eurocamp auf Fiat Ducato in Form einer Diesel-Warmluftheizung längst akzeptiert ist, soll auch bei aufgebauten Reisemobilen zunehmend eine Alternative werden. Den Anfang machen die italienischen Marken Ci, Roller Team und Elnagh, die in ihren Topbaureihen Webasto-Airtop-Luftheizungen für den Aufbau einsetzen. Ein separater, gasbefeuerter Boiler ist hier allerdings zusätzlich nötig. Einen Schritt weiter geht das System, das die französischen Schwestermarken Challenger und Chausson bei ihren jeweils kostspieligsten Teilintegrierten verwenden: Ein Thermo-Top-C-Aggregat von Webasto erzeugt heißes Wasser, das seine Wärme über Wärmetauscher und Ventilatoren einerseits als Warmluft im Mobil verteilt und andererseits auch das Brauchwasser erwärmt. Auch Eberspächer geht in die Offensive und umwirbt die Reisemobilhersteller mit einem ausbaufähigen Warmwasser-System, das nicht nur den Motor und das Fahrerhaus, sondern auch den Aufbau und das Brauchwasser erwärmen kann – und damit als Zusatz- wie als Hauptheizung fungieren kann. Die Karten werden also neu gemischt. Dem Käufer kann das nur recht sein – auch wenn das Angebot zunächst unübersichtlicher wird. Durch die große Auswahl an Aggregaten und die vielerlei Kombinationsmöglichkeiten bekommt jeder die Chance, seinen persönlichen Wärmebedarf zu decken.