Nachgiebige Türen und gleichartige Schließsysteme machen Reisemobile nur eingeschränkt sicher vor Langfingern. promobil verrät, welche Zusatzschlösser den effektivsten Schutz vor Einbruch und Diebstahl bieten.
Nachgiebige Türen und gleichartige Schließsysteme machen Reisemobile nur eingeschränkt sicher vor Langfingern. promobil verrät, welche Zusatzschlösser den effektivsten Schutz vor Einbruch und Diebstahl bieten.
Handy, Laptop, Geldbörse, Schmuck – wer mit dem Reisemobil unterwegs ist, hat auch allerlei Wertsachen an Bord. Wenig überraschend also, dass Reisemobilisten hin und wieder auch Opfer von Einbrüchen und Diebstählen werden. Völlig vermeiden lässt sich das nicht, mit Hilfe von Zusatzsicherungen ist das Risiko aber immerhin minimierbar.
Einbrecher bevorzugen Objekte, die sie einfach und mit möglichst geringem Zeitaufwand aufknacken können. Deshalb raten Fachleute und Polizei dazu, deutlich zu zeigen, dass das Fahrzeug gesichert ist. Mit von außen gut sichtbaren Zusatzschlössern am Mobil versucht der Täter bestenfalls erst gar nicht einzubrechen.
Doch auch Vorrichtungen, die nicht auf Anhieb erkennbar sind, haben ihre Vorzüge, sagt uns Sascha Holz. Wir treffen den staatlich geprüften Techniker im niederbergischen Velbert. Im Prüfinstitut Schlösser und Beschläge Velbert (PIV) testet er als Laborleiter täglich die verschiedensten Schlösser und Schließsysteme. "Sichtbare Schlösser wirken zwar abschreckend, sind aber auch angreifbarer, da der Kriminelle weiß, womit er es zu tun hat. Bei Systemen, die sich im Fahrzeuginneren befinden, kann er schlecht einschätzen, wo er mit seinem Werkzeug ansetzen soll", erklärt Holz.
Der Standort des akkreditierten Prüfinstituts ist keineswegs zufällig gewählt. In Velbert werden nicht nur seit über 450 Jahren Schlösser hergestellt, nach wie vor ist die Region auch weltweit führender Standort für Schließ- und Sicherheitstechnik. Mit Zusatzsicherungen von Burgwächter, Heosolution, Fiamma und Thule im Gepäck treffen wir Sascha Holz und PIV-Geschäftsführer Stephan Schmidt in der Schlüsselregion. Der erste Eindruck der mitgebrachten Schlösser fällt positiv aus. "Die Produkte machen einen massiven, professionellen und durchdachten Eindruck", beurteilt Schmidt.
Doch mit genügend krimineller Energie und ausreichend schwerem Gerät sind prinzipiell alle Schlösser überwindbar. Deswegen spricht man bei der Beurteilung nicht von Einbruchsicherheit, sondern von Einbruchhemmung. Dabei unterscheidet man zwischen verschiedenen Hemmungsklassen (auch Resistant Class), wobei die Klasse 1 einem geringen Widerstand entspricht und die Klasse 6 selbst einem schwersten Angriff widersteht. Für Wohngebäude etwa wird die Klasse 2 empfohlen.
promobil stellt sechs Sicherungssysteme für die Fahrerhaustür mit Vor- und Nachteilen vor.
Dieses Riegelschloss ist für alle gängigen Basisfahrzeuge erhältlich. Beim Fiat Ducato wird es in die Armlehne integriert. Ver- und Entriegeln lässt sich das Schloss durch Drücken und Drehen, blockiert wird die jeweilige Position durch Abschließen mit dem Schlüssel. Passt auch mit einer Remis-IV-Faltverdunkelung. Preis: 149 Euro/Paar
Lässt sich nur von innen bedienen.
Der Safe Door Guardian wird an der Innenseite von Fahrer- und Beifahrertür angebracht. Bedient werden die Schlösser aus Druckgussaluminium lediglich über einen Drehgriff. Sie eignen sich ebenso für Aufbautüren oder Garagen mit Zugang vom Wohnraum. Erhältlich für Ducato- und Ford-Transit-Modelle ab Baujahr 2006. Preis: ab 46,50 Euro/Paar
Nach Bruch der Scheibe leicht zu öffnen.
Verriegelt wird das Schloss, indem der Griff von der senkrechten in die waagerechte Position gedreht wird. Dabei legt sich der Riegel, der auf einen etwa 6,5 cm hohen Abstandsblock montiert wird, vor den Rahmen. Abgeschlossen blockiert der Griff dann in dieser Position. Das Cab Lock ist für alle gängigen Basisfahrzeuge erhältlich. Preis: ab 109 Euro/Paar
Nur von innen zu öffnen. Nicht mit Kassetten-Faltverdunkelung kombinierbar.
Die Sicherheitsstange von Fiamma wird einfach in die Führung der beiden Seitenscheiben geschoben. Das soll verhindern, dass sich die Türen von außen öffnen lassen. Da sich die Duo-Safe Pro von 119 bis 190 Zentimeter ausziehen lässt, passt sie in nahezu jedes Basisfahrzeug, allerdings meist nicht bei Integrierten. Preis: 54,20 Euro
Kein Schutz bei Einbruch der Scheibe.
Dass Einbrecher die Zentralverriegelung ansteuern, indem sie mit einem spitzen Gegenstand die Fahrertür unterhalb des Griffs einstechen, soll der Prickstop verhindern. Das Edelstahlblech wird zwischen Türinnenverkleidung und Karosserie platziert und nutzt die Originalschrauben des Griffs für den Einbau. Preis: 24,90 Euro
Passt nur auf Ducato, Boxer und Jumper.
Auch diese aus Edelstahl gefertigte Platte soll Kriminelle davon abhalten, mit einem Schraubendreher an das Gestänge der Schlossmechanik zu gelangen. Für die Montage müssen keine zusätzlichen Löcher gebohrt werden. Erhältlich für Ducato, Boxer und Jumper ab Baujahr 2016 sowie für den Iveco Daily ab 2014. Preis: 49 Euro/Paar
Passt nicht für alle Basisfahrzeuge.
Die Zusatzschlösser für die Fahrerhaustüren machten bei den Experten den besten Eindruck. Da rund jedes zweite Reisemobil in Deutschland auf einem Fiat Ducato basiert, sind Einbrecher mit dem Schließsystem vertraut und steigen entsprechend häufig über die Fahrerhaustüren ein. Wenig überraschend also, dass es für deren Sicherung zahlreiche Möglichkeiten gibt. Schlösser mit Schließzylinder bieten etwa Heosolution und Thule.
Fiamma hingegen verzichtet beim Safe Door Guardian für die Fahrerhaustüren auf einen Zylinder. Zwar werden alle Zusatzschlösser für die Fahrerhaustüren im Inneren angebracht, zerschlägt der Täter jedoch die Seitenscheibe, lässt sich das schlüssellose Modell von Fiamma problemlos öffnen. Gleiches gilt für die Sicherheitsstange Duo-Safe Pro, die in die Führung der Seitenscheiben eingehängt wird.
Auch die Auslösung der Zentralverriegelung mit Hilfe eines spitzen Gegenstands wie etwa einem Schraubendreher ist eine gängige Methode unter Einbrechern. Das Werkzeug wird knapp unterhalb des Türgriffs angesetzt, das Blech damit durchbohrt und die darunterliegende Schließmechanik manipuliert. Gegen dieses Vorgehen hat Womo-Tuning den Prickstop entwickelt. Eine Platte aus robustem Edelstahl wird zwischen der Karosserie und der Türinnenverkleidung platziert, sodass es kaum noch möglich ist, an die Zentralverriegelung heranzukommen. Der Prickstop macht sich zudem den Vorteil der Unsichtbarkeit zunutze. Vor derselben Attacke soll auch der Einstechschutz von Mobil-Safe bewahren. Anders als der Prickstop ist dieser von außen sichtbar, da er zwischen Türgriff und Karosserie sitzt. Die gute Sichtbarkeit wiederum hat den Vorteil der Abschreckung.
6 Produkte, die das Aufbrechen der Aufbautür verhindern sollen.
Die Gesamtlänge von 20 Zentimetern ermöglicht es, mit dem Safe Door Magnum auch das Originalschloss zu verdecken. Befestigt wird es mit vier Schrauben an einer Gegenplatte im Fahrzeuginneren. Ist der Platz dort durch Möbel verbaut, bietet Fiamma das Safe Door Magnum Frame, das am Türprofil befestigt wird. Preis: 63,10 Euro
Langer Hebel bietet Angriffsfläche.
Das Gehäuse dieser Zusatzsicherung schiebt sich über Türgriff und Originalschloss. Beides kann dann nicht mehr betätigt werden. Für den Einbau muss zunächst der Griff samt Schloss weichen, bevor alles auf der Grundplatte des Heosafe wieder montiert wird. Erhältlich für die Grifftypen Zadi, POS und Hartal-Arch. Preis: 69 Euro
Keine innenliegende Gegenplatte.
Dieses Zusatzschloss von Thule lässt sich von außen und von innen ver- und entriegeln, wobei für die Betätigung von innen kein Schlüssel notwendig ist. Die Sicherung selbst befindet sich auf der Außenseite der Tür. Das Schloss kann je nach Platzverhältnissen im Innenraum horizontal als auch vertikal montiert werden. Preis: 95 Euro
Langer Hebel bietet Angriffsfläche.
Ein weiteres Zusatzschloss mit Sicherheitsriegel von Thule ist das Door Lock. Es lässt sich in der Horizontalen bewegen und schiebt sich so vor die Tür. Die massive Optik der Sicherung hat eine zusätzlich abschreckende Wirkung. Das Door Lock gibt es sowohl einzeln als auch im Dreier-Set mit gleichschließendem System zu kaufen. Preis: 56 Euro
Auffällige, aber auch klobige Form.
Für die Sicherung der Aufbautüre eignen sich auch Sicherheitsgriffe wie dieser von Fiamma, der in verschiedenen Größen erhältlich ist. Dank der Scharniere lässt sich der Griff vor die Türe schwingen und abschließen, in geöffneter Position dient er dann als Einstiegshilfe. Eine Türsicherung dieser Art hat auch Thule im Programm. Preis: ab 86,90 Euro
Schlösser von außen erreichbar.
Kleines Blech, große Wirkung: Die wie ein Elefant geformte Edelstahlplatte wird von innen bei geschlossener Tür zwischen Schließblech und Schloss eingelegt, wodurch sich die Tür von außen nicht mehr öffnen lässt. Je nach Fahrzeugmodell sind acht verschiedene Ausführungen und Formen des Türelefants erhältlich. Preis: 20,50 Euro
Tür lässt sich nur von innen sichern.
Grundvoraussetzung für effektiven Schutz – unabhängig davon, welches Produkt man wählt – ist die korrekte Montage. Damit das wiederum möglich ist, braucht es eine ausführliche und gut verständliche Montageanleitung. Vorbildlich geht dabei Heosolution vor. Allen Produkten liegt eine bebilderte Anleitung bei, die bis zum richtigen Bohrdurchmesser jeden Schritt detailliert erklärt. Wer sich unsicher ist bei der Montage, sollte unbedingt Rückfrage beim Hersteller halten oder den Einbau einem Profi überlassen.
Eine detaillierte Montageanleitung ist nicht zuletzt auch deswegen wichtig, da in den meisten Fällen, die Karosserie oder der Aufbau für den Einbau angebohrt werden muss. Das gilt auch für die Modelle, die die Aufbautür sichern sollen. Sämtliche Schlösser mit Schließzylinder werden fest mit der Wohnmobilwand oder der Tür verschraubt. Wie uns PIV-Geschäftsführer Stephan Schmidt erklärt, sei zudem wichtig, dass die Schlösser von der Innen- zur Außenseite durchgeschraubt sind.
Noch mehr Sicherheit bieten Schlösser, die wie das Fiamma Safe Door Magnum und die Modelle von Thule mit einer innenliegenden Gegenplatte verschraubt werden. Bei einer flächenmäßig größeren Platte und Anpressfläche sitzt das Schloss noch fester. Nicht immer ist eine solche Montage mit Gegenplatte jedoch möglich. Für den Fall, dass die Einbauposition etwa durch Möbel verbaut ist, bieten Fiamma und Thule die Option, das Schloss am Türprofil zu befestigen. Übrigens: Zusatzschlösser für die Aufbautür eignen sich auch zur Sicherung der Fahrerhaustür von integrierten Reisemobilen sowie der Garagenklappen.
3 Schlösser und Sicherheitsriegel, die zur besseren Sicherung von Stauklappen und Garagen dienen.
Unter der Produktnummer 1958 führt Heosolution dieses solide Zusatzschloss. Es lässt sich von innen und außen öffnen und passt nicht nur an die Aufbautür, auch Stauraumtüren und -klappen lassen sich damit gegen Zugriff sichern. Preis: 89 Euro
Verschiedene Distanzplatten für variable Unterlegung im Lieferumfang enthalten.
Das kompakte Schloss sichert Stauklappen und Garagen besonders unauffällig. Der Schließkasten ist aus Stahl gefertigt. Auf Wunsch gibt es das WZ 60 auch in gleichschließend. Für die Sicherung von Türen von innen ist auch eine Variante ohne Schließzylinder erhältlich. Preis: 34,50 Euro
Wenig abschreckende Wirkung.
Der kleine Bruder des Safe Door Magnum (hier in der Version für die Montage am Türprofil) legt sich durch eine 90°-Drehung des Sicherheitsriegels vor die Tür der Stauklappe. Durch Verschließen mit dem Schlüssel bleibt das Schloss dann in der verriegelten Position. Preis: ab 53 Euro
Sicherheitsriegel bietet Hebelfläche.
Um ein ungebetenes Öffnen der Tür zu verhindern, ragen die Schließriegel mancher Schlösser weit über den Türschlitz. Das mag im ersten Moment sicher und stabil wirken. Wegen der größeren Hebelwirkung bieten lange Riegel aber eine bessere Angriffsfläche für Attacken mit dem Brecheisen. Deswegen ist der vermeintlich größte Vorteil des Fiamma Safe Door Magnum – nämlich der zwanzig Zentimeter lange Riegel, der auch das Originalschloss verdeckt – zugleich seine größte Schwachstelle.
Besser macht es Heosolution beim Van Security. Der Riegel der Sicherung für die Kastenwagentür ragt in verschlossenem Zustand nur 32 Millimeter über die Trägerplatte und den Türschlitz hinaus. Einige Hersteller bieten Sets bestehend aus mehreren Schlössern an, die sich mit nur einem Schlüssel betätigen lassen. Solche gleichschließenden Systeme mindern den Sicherheitsfaktor nicht, bieten aber den Komfort, mit einem einzigen Schlüssel beispielsweise Aufbautür und Ladeklappen zu öffnen.
4 Sicherungssysteme, die Schiebetüren vor Einbrechern schützen.
Speziell für Kastenwagen entwickelt, soll das Modell Saturn von Mobil-Safe auch Schiebetüren vor Einbrüchen sichern. Das Schloss in Halbkugelform wird von außen an die Tür geschraubt. Saturn gibt es auch im gleichschließenden Doppelpack. Preis: 95 Euro
Keine solide Gegenplatte im Fahrzeuginneren.
Wie der Name schon sagt, passt das Universal Lock an beinahe jede Reisemobil-Tür und eben auch an die Schiebetür eines Campingbusses. Mittels vier Schrauben wird das Zusatzschloss auf eine außenliegende Grundplatte geschraubt. Preis: 78 Euro
Recht langer Riegel begünstigt Aufhebelversuche.
Für Busse auf Fiat-Ducato-Basis hat Heosolution ein Schloss im Sortiment, das den innenliegenden Griff der Schiebetür ersetzt. Es besitzt massive Schließbolzen und eine Zylinderkopfschraube anstelle der Befestigungsschraube. Preis: 79 Euro
Dient ausschließlich der Verriegelung von innen.
Simpel, aber effektiv ist diese Sicherung. Ein Ende der Stahlkette an die Gurtbefestigung gehängt, das andere an das Blech, das unter den Gummipuffer der Tür montiert wird, macht diese nur noch einen Spalt weit öffenbar. Preis: 34,90 Euro
Lässt sich nur von innen öffnen und schließen.
Besonders bei Campingbussen ist der Zugang über Hecktüren möglich. 4 Helfer für mehr Sicherheit.
Um die für Kastenwagen entwickelte Sicherung zu verriegeln, wird das Rotationsschloss um 180° gedreht und mit dem Schlüssel verschlossen. Angebracht wird das Van Security, das bereits auf der Grundplatte sitzt, mit vier Spezialblechschrauben. Preis: 79 Euro
Keine innere Gegenplatte, Anbringung von außen.
Sicherheitsriegel des Thule Van Lock wird über zwei Führungsschienen geschoben und verbindet so eine Flügeltür mit der anderen. Abgeschlossen bleibt das Schloss dann in dieser Position. Das Modell ist ebenfalls im 2er-Pack erhältlich. Preis: 75 Euro
Bohrung in die Karosserie notwendig.
Dieses Zusatzschloss für Kastenwagen verfügt über ein selbstschließendes System. Der Schlüssel wird lediglich zum Öffnen benötigt. Wird die Tür geschlossen, schnappt das Noval von Mobil-Safe automatisch ein. Die Tür ist verriegelt. Preis: 127,50 Euro
Die Montage ist etwas aufwendiger, hoher Preis.
Die Sicherung besteht aus zwei Winkeln, die von innen am oberen Türschließer befestigt werden. Wird ein Klappsplint oder ein Vorhängeschloss durch die Öffnungen in den Blechen geschoben, lassen sich die Hecktüren nicht mehr öffnen. Preis: 34,50 Euro
Dient nur der Sicherung von innen, unschöne Optik.
Am Ende des Tages bestätigt sich bei den Experten des Prüfinstituts der positive erste Eindruck der mitgebrachten Schlösser. Allerdings stellen die Schließzylinder eine Schwachstelle dar. Sie verfügen über keinen Bohrschutz, wie es etwa an Gebäuden üblich ist.
Da Einbrecher aber selten mit einem Akkubohrer unterwegs sind, zeigt sich Schmidt zufrieden: "Mit genügend krimineller Energie sind die Produkte zwar überwindbar, aber sie alle sind massiv und gut."