Mit einem Elektro-Tretroller durch die Stadt, über den Campingplatz oder zum nächsten Strand? Im europäischen Ausland gehören die E-Scooter schon fest zum Stadtbild. Wir haben den BMW X2 City getestet.
Mit einem Elektro-Tretroller durch die Stadt, über den Campingplatz oder zum nächsten Strand? Im europäischen Ausland gehören die E-Scooter schon fest zum Stadtbild. Wir haben den BMW X2 City getestet.
Noch im Frühjahr 2019 werden Elektro-Tretroller, oft E-Scooter genannt, endlich auch in Deutschland eine Straßenzulassung bekommen. Dazu gehört auch der BMW X2 City, der schon seit 2017 um diese Legalisierung buhlt (mehr hier). Redakteurin Sophia Pfisterer prüft ihn auf Alltags- und Urlaubstauglichkeit.
Vom Elektro-Tretroller BMW X2 City höre ich mit heller Begeisterung. Großartig, dass es endlich Scooter gibt, die Straßenzulassungen bekommen und man so nicht halbillegal auf dem Bürgersteig behäbige Fußgänger umschiffen muss.
Mein erster Eindruck: Was für ein Brummer! Der Roller ist so groß, dass ich ihn nicht in den Aufzug bekomme. Deshalb merke ich schnell, als ich ihn drei Stockwerke durchs Treppenhaus trage: Der BMW X2City ist auch ziemlich schwer. Minuspunkt eins, aber wenn ich ehrlich bin: Mein E-Bike ist mindestens genauso schwer und sperrig.
Minuspunkt zwei stelle ich ebenfalls noch vor dem Losfahren fest: Der Tretroller bietet keine Möglichkeit, irgendwelches Gepäck zu verstauen. Es gibt weder Korb noch Gepäckträger. So muss ich alles via Rucksack buckeln – vor allem das schwere Schloss, mit dem ich den Roller unterwegs anschließe. So ein 2.400 Euro teures Fortbewegungsmittel will in der Stadt gut gesichert sein und ich will ihn auf keinen Fall nochmal durchs Treppenhaus tragen müssen.
Natürlich habe ich mir extra nicht erklären lassen, wie der E-Scooter funktioniert. Natürlich, um den Intuitionstest zu machen. Und ich muss sagen: Für mich ist der BMW X2City alles andere als intutiv. Vergeblich versuche ich vorne am Plus-Minus-Schalter den E-Scooter zum Laufen zu bekommen. Der Schalter auf dem Trittbrett ist in meinem Kopf eine Bremse. Vorne per Hand beschleunigen, hinten per Fuß bremsen? Klingt für mich logisch.
Erst ein Blick in die Betriebsanleitung nach 15 Minuten Fluchen zeigt: Nein, es ist genau andersherum. Vorne am Lenker sind die Bremsen, die wie beim Fahrrad funktionieren. Der Plus-Minus-Schalter daneben regelt, wie schnell der Scooter beschleunigen soll. Der Trittschalter hinten ist das Gas.
Der E-Motor schaltet erst zu, sobald der Scooter mit eigener Kraft auf 6 km/h gebracht wird. Blöd in der hügeligen Stadt Stuttgart, wenn man versucht am Berg anzufahren. Immer wieder muss ich an Steigungen bremsen, um Vorfahrt zu gewähren oder wegen einer Ampel. Beim Antreten am Berg komme ich ganz schön ins Schwitzen. Einige Male schaffe ich es überhaupt nicht mehr, den schweren Scooter überhaupt auf 6 km/h zu bringen und muss dann schieben.
Auch das mehrmalige Nachtreten, um zu Beschleunigen finde ich gewöhnungsbedürfig bis lästig. Alle fünf Meter hat man die Chance nochmals ein paar km/h mit einem Tritt draufzupacken. Das gelingt mir erst an Tag drei so richtig gut, an Tag zwei werde ich in meiner eigenen Straße von einem Schüler überholt, der seinem E-Treter auf dem Gehweg neben mir herfährt. Neidisch blicke ich rüber, der Junge regelt die Geschwindigkeit seines kleinen E-Rollers locker mit einem Finger am Handschalter.
Die Lenkung ist einfach und geschmeidig. Kurvenverhalten und Seitneigung fühlen sich sicher und stabil an, auch wenn ich nur mit einem Hand am Lenker bin, um mit der anderen Handzeichen fürs Abbiegen zu geben. Selbst über kleinere Bordsteine und Kopfsteinpflaster federt der Scooter locker drüber.
Im Stuttgarter Straßenverkehr muss ich schon als Radfahrerin höllisch aufpassen, dass mich keine fahrenden Autos mitnehmen – auf dem Scooter mache ich ähnliche Erfahrungen. Zu Pass kommt mir wenigstens das Überraschungsmoment: Viele Verkehrsteilnehmer glotzen verduzt oder schimpfen sogar („Dürfen Sie das denn überhaupt?“), als ich stehend über die Straße gleite. Ich nehm’s sportlich: Immerhin werde ich gesehen.
In drei Tagen lege ich etwa 17 km Wegstrecke zurück, für die ich etwa zwei von fünf Strichen auf der Batterie benötige. Meine Einschätzung: Auf dem E-Bike würde nicht so viel Strom benötigen, da ich hier häufig noch selbst mehr „zutrete“, um so ein bisschen Workout zu absolvieren, bzw. um mich selbst bei kälten Temperaturen aufzuwärmen – das fällt beim E-Roller komplett weg. Außer eben an besagten Steigungen…
sicherer Stand auf dem Roller auch mit großen Füßen
sehr hochwertige Komponenten (Licht, Bremsen, Ergo-Griffe)
große Räder kommen gut klar mit Bordsteinen, Schlaglöchern und Gullideckeln
ausreichend Platz auf dem Trittbrett
externer Ladeanschluss im vorderen Rahmen
entnehmbarer Akku
ordentliche Akkureichweite
tolle Beleuchtung mit Bremslicht
Display gut ablesbar und in der Helligkeit einstellbar
Display-Pin als Wegfahrsperre
gutes Fahrverhalten in Kurven
hohes Gewicht
schwieriges Anfahren am Berg (6 km\h-Schwelle)
geringer Lenkeinschlag -> verhältnismäßig großer Wendekreis
keine Staumöglichkeit ab Werk (Korb oder Gepäckträger, o.ä.)
keine Warnfunktion, wenn der Ständer beim Losfahren noch ausgeklappt ist
Motor bei größeren Steigungen etwas schwach
Bedienung: Das Gaspedal ist dort, wo man die hintere Bremse erwartet.
Das Stufensystem für die Leistungsabgabe ist wenig intuitiv und nicht gut dosierbar. Ein Drehgriff oder Daumengas wie an einigen Quads wären hier eine bessere Lösung.
Faltmechanismus: Der abgeklappte Lenker verursacht Lackschäden am Rahmen.
kein integriertes Schloss
Preis: 2.399 Euro
Maximalgeschwindigkeit: 20 km/h
Akkuladezeit: 2,5 h
Straßenzulassung: Ja.
Versicherung: BMW übernimmt für die ersten 2.000 ausgelieferten Fahrzeuge die Versicherung im ersten Jahr. Plus: Gutschein fürs Kennzeichen im Wert von 35,70 Euro.
Helmpflicht: Nein.
Würde ich mein E-Bike im Alltag gegen den Tretroller tauschen? Nein. Denn: Auf dem E-Scooter kann ich im Alltag einfach nicht so viel transportieren (Sporttasche, Einkäufe, etc.) wie auf dem Fahrrad mit Korb und Gepäckträger. Außerdem wünsche ich mir von BMW eine Berganfahrhilfe.
In den Campingurlaub hingegen würde ich den BMW X2 City jederzeit mitnehmen. Das Teil macht extrem viel Spaß zu fahren. Wenn ich damit morgens vom Stellplatz zum Brötchenholen cruise, beginnt der Urlaubstag gleich richtig gut. Ich könnte mir auch gut vorstellen, vom Campingplatz, wo das Reisemobil perfekt nivelliert stehen bleiben darf, damit in die Innenstadt zu fahren, statt auf Öffis angewiesen zu sein. Die einzige Voraussetzung: Genügend Platz in der Heckgarage, denn selbst zusammengefaltet ist der E-Scooter noch recht wuchtig.