Es soll ja Menschen geben, denen das Hobby Camping im Urlaub nicht reicht. Beispiele liefern Motorradfahrerinnen und -fahrer, Biker oder Surfer. Genau auf diese Zielgruppe zielt der kompakte Reisecaravan Knaus Sport & Fun 480 QL ab. Warum? Weil er in Sachen Grundriss gänzlich anders aufgestellt ist als seine klassischen Geschwister der Baureihen Sport und Südwind.
Größter Unterschied ist dabei sicherlich die 87 Zentimeter breite Hecktür, die den Weg in den breiten Mittelgang freigibt. Eine zweiteilige, seitliche Einstiegstür mit Fliegenschutz hat der Sporty, wie er bei uns zwischenzeitlich genannt wird, zusätzlich. Ermöglicht wird der breite Gang durch die L-Sitzgruppe, die in einem Schwung ins Fußende des in der Grundstellung bereits hohen Doppelbettes übergeht.
Ein ganzes Jahr lang stellen wir den Knaus Sport & Fun Black Selection auf die Probe. Nach den ersten 1.000 Kilometern und drei Campingerfahrungen wagen wir einen ersten Zwischenbericht. Zukünftige Reiseberichte unserer Tester und das abschließende Fazit nach einem Jahr Dauertest werden Sie hier ebenfalls finden. Doch zunächst möchten wir unseren Reisebegleiter einmal vorstellen und berichten, was uns bereits aufgefallen ist.
Vorderradwippe mit Hang zum Verschleiß
Soll ein Motorrad mit in den Urlaub, lässt sich der kürzere Teil der Sitzgruppe ausbauen, wodurch in der dann offenen Sitztruhe Platz für eine Vorderradwippe (280 Euro) entsteht. Diese wird mit vier Schrauben gesichert, wobei sich bereits nach der zweiten Nutzung eine der Bodenhülsen mit herausdrehte. Erkenntnis: Ein Akku-Schlagschrauber statt Ratsche mag brachial wirken, er lässt die gelockerte Bodenhülse aber beim Lösen der Schrauben an Ort und Stelle.

Die Kombüse punktet mit Arbeitsfläche und Stauraum. Allerdings nervt die Kabelführung in der Praxis etwas.
Mit einem großen Fenster im Rücken fällt der Blick von der Sitzgruppe aus automatisch auf die geschwungene Küche, die mit einem Dreiflammkocher, ausreichend Arbeitsfläche und viel Stauraum überzeugt. Dass die Steckdosen über der Spüle montiert sind, ist für die Kabelführung der Kaffeemaschine nicht optimal. Zwar lässt sich für Letztere eine Ablage in der seitlich montierten Schiene einhängen, dann ist allerdings das Spülbecken blockiert. Ein praktisches, aber aufpreispflichtiges Detail ist der große Apothekerauszug in Griffweite, rechts neben der Küche.
Kühl- und Kleiderschrank strotzen vor Platz
Von Anfang an defekt war die Verriegelung der mittleren von drei Schubladen im Unterschrank. Nach allen bisherigen Fahrten war die Schublade entweder offen oder herausgefallen. Komplettiert wird die Küche von einem 142-Liter-Absorberkühlschrank gegenüber. Dieser überzeugt zwar mit Größe und Kühlleistung, ist aber selbst im Gasbetrieb auf Strom angewiesen. Zudem hat das Thetford-Modell Defizite bei der Beleuchtung, da sie mehr die Front des Gefrierfachs als den Inhalt erhellt.
Den Raum zwischen Kühlschrank und Heck füllt ein geräumiger Kleiderschrank, den die Abwärme des Dachkamins der darunter montierten S3004-Heizung beheizt. Geht es ohne Motorrad auf Tour, kommt dem Kleiderschrank eine wichtige Rolle zu, da er ganz im Heck zumindest teilweise die hohe Stützlast durch den großen Hauptstauraum und den Wassertank vor der Achse ausgleichen kann.
Abstriche im Bad
Das schmale Bad ist aus funktioneller Sicht ein denkbar schlechter Kompromiss: Es trägt zwar seinen Teil zum breiten Mittelgang bei, ist aber in der Praxis für große Camper kaum vernünftig nutzbar. Das liegt unter anderem an dem Podest, in dem optional eine ausziehbare Duschwanne – bei unserem Sporty aber nur eine flache Schublade – untergebracht ist. Dieses Podest lässt die Stehhöhe im Bad auf 1,79 Meter schrumpfen, weshalb Zähneputzen vorm Spiegel nur in demütig gebeugter Haltung funktioniert.

Das Bad ist bei geschlossener Tür sehr eng und hat durch das Podest wenig Stehhöhe.
Ein weiteres Ärgernis ist die Dometic-Kassettentoilette, die komplett an der Camping-Praxis vorbei entwickelt wurde. Sie hat zwar eine leicht zu reinigende Keramikschüssel, verlangt aber durch ihren außermittigen Ablauf und die schwache Spülung bei jedem größeren Geschäft nach manueller Reinigung. Positives gibt es auch zu berichten: Das große Aufstellfenster lässt Handtücher an der ausklappbaren Handtuchstange schnell trocknen, und das Stauraumangebot passt insgesamt dank Spiegel- und Waschbeckenunterschrank.
Wohlfühloase Schlafgemach
Im 131 x 194/122 cm großen Doppelbett im Bug schläft es sich gut – wenn man nicht gerade auf der Stange des Herausfallschutzes liegt, der bei Nichtgebrauch unter der Matratze liegt. In der Annahme, dass keine schutzbedürftigen Kleinkinder im Testwagen übernachten, haben wir die Stange kurzerhand demontiert. Ein besonderes Highlight des Schlafbereichs ist das schmale, große Bugfenster am Kopfende des Bettes. Dessen Rasthalterungen sind für das Gewicht allerdings unterdimensioniert, weshalb sie nach einem Windstoß bereits auf der vierten Tour ihre Rastfunktion eingebüßt haben, weshalb sich das Fenster seither nur noch mit einer Holzlatte offenhalten lässt.

Das Bugfenster am Kopfende ist ein Highlight. Leider sind die Aufsteller schwach und bereits defekt.
Technisch trumpft der Sporty mit einem gewichtsoptimierten Alko-X-Chassis auf, dessen Aussparungen sich wunderbar zum Durchfädeln eines Fahrradschlosses anbieten. Eine weitere Besonderheit ist der im Stauraum integrierte, seitlich zugängliche Gaskasten. Er ist zum Innenraum hin abgedichtet, bietet Platz für zwei Flaschen und bringt eine Mono-Control samt Crashsensor mit, die den Kühlschrank-Gasbetrieb während der Fahrt ermöglicht. Aufpreispflichtig, aber empfehlenswert, ist das hochklapp- und -stellbare Bett für 1089 Euro. Allerdings weist dessen Rahmen schon jetzt einige unschöne Lackabplatzungen vom Kontakt mit seinen Führungspuffern auf.
Ärgerliche Extras bei der Preisgestaltung
Preisgestaltung & Details sorgten bereits für Kritik: So ist es unverständlich, weshalb der letzte verbleibende "Transportcaravan" von Knaus im Konfigurator mit einer Basis-Zuladung von nur 50 kg angeboten wird und weshalb trotz des sportlichen Grundpreises von knapp 23.000 (27.500 Euro für die Black Selection) so viele Details extra bezahlt werden wollen. Beispiele sind die Auflastung (1,7 Tonnen), das höhenverstellbare Bett, der Apothekerauszug in der Küche und die Transportsicherungen.
In Summe kommt der Testwagen auf etwa 34.000 Euro – ein Preis auf Augenhöhe mit einem Fendt Bianco. Daher sollte sich der 6,25-Meter-Caravan qualitativ eigentlich kaum Schwächen leisten. Dennoch weist der Bodenbelag bereits nach vier Transportfahrten unschöne Druckstellen und einen kleineren Schaden auf. Und auch die unterdimensionierten Tackernadeln, mit denen die gekletteten Türverblendungen fixiert werden, stehen in keiner Relation zum Preis.
Das fiel uns auf
In den Sitzquader, der unter dem Kühlschrank beheimatet ist, passt sogar ein XL-Integralhelm.
Der große Kleiderschrank im Heck ist nicht nur praktisch, er hilft beladen auch beim Trimmen der Basisstützlast.
Das Bugfenster am Kopfende ist ein Highlight. Leider sind die Aufsteller schwach und bereits defekt.
Dass der Klettverschluss stärker ist als seine Befestigungskrampen, stellte er schnell unter Beweis.
Anderer Caravan, gleiches Malheur: Auch beim Supertest in 2020 löste sich diese Bodenschraubhülse.
Daten und Preise

Der Grundriss des Knaus Sport & Fun Black Selection.
Die wichtigsten Daten und Preise in der Übersicht.
- Aufbau: Sandwichbauweise mit EPS-Schaumisolierung. GfK-Dach (31 mm), Alu-Seitenwände (31 mm). Boden Sperrholz-Sandwich (38 mm). Seitlicher Flaschenkasten hinter Klappe. Zweiteilige Aufbautür mit Jackenhaken, Ablage und Mülleimer.
- Ausbau: Sperrholzmöbel mit kratzfester CPL-Folie. Metallscharniere mit integrierten Federaufstellern.Schnapphaken-Verriegelung an Ober- und Unterschränken, Drehstangenschloss am Kleiderschrank.
- Technik: Heizung Truma S3004, Frischwassertank 45 L, Kühlschrank Thetford N4142 mit 136,5 L Nutzinhalt, Gasflasche 2×11 kg, Truma Mono Control, mit Crashsensor.
- Chassis: Alko-X-Chassis mit Schräglenkerachsen, selbst nachstellende Bremsen, Schlingerdämpfer Alko AKS 3004, Schwerlastkurbelstützen.
- Maße (Länge x Breite x Höhe): 6,25 x 2,32 x 2,57 m,
- zulässiges Gesamtgewicht: 1.700 kg mit Auflastung,
- Masse in fahrbereitem Zustand (Werksangabe mit Extras): 1374 kg.
Preise und Ausstattungen
Auf den Grundpreis der Black Selection von 27.569 Euro kommen folgende Extras in unserem Dauertester hinzu:
- Auflastung von 1,5 auf 1,7 Tonnen (30 kg) 392 Euro,
- 2 x Motorradhalter für Mittelgang und Stauraum (je 12 kg) für je 280 Euro,
- Auffahrrampe (8 kg) 490 Euro,
- 8 Verzurrösen (3 kg) 290 Euro,
- höhenverstellbares Bugbett (80 kg) 1.089 Euro,
- Deko-Paket Cozy-Home (3 kg) 228 Euro,
- Apothekerauszug Küche (12 kg) 389 Euro,
- Klimaanlage Dometic FJX4 2200 FS (30 kg) 2.798 Euro,
- Abwassertank rollbar (4 kg) 197 Euro.