Stellplatz-Trends
Stellplatz-Komfort nach Maß

Darf es noch ein wenig mehr sein? Immer häufiger umwerben Stellplätze ihre Gäste mit verlockenden Serviceangeboten. Wird die Übernachtung im Reisemobil nicht nur komfortabler, sondern auch kostspieliger? promobil.de nennt die fünf wichtigsten Trends in der Stellplatzlandschaft.

Report: Stellplatz-Trends
Foto: Hess, Fotolia

Davon hätten die ersten Reisemobilfahrer nicht zu träumen gewagt. Touristen werden heute auf dem Stellplatz regelrecht umsorgt. Wurden die Urlauber früher manchmal misstrauisch beäugt, dürfen sie sich längst als gern gesehene Gäste fühlen. Servicewüsten liegen woanders. Doch diese erfreuliche Erfahrung ruft bei einigen Reisemobilurlaubern auch Skepsis hervor. Wird der Stellplatz – ursprünglich eine einfache und praktische Übernachtungsfläche – zum Campingplatz ohne Caravans? promobil hat sich die Fakten angesehen.

Reisemobilfahrer sind beliebte Übernachtungsgäste. Mit der Anzahl der Stellplätze geht es in Deutschland stetig bergauf. Verzeichnete die promobil-Datenbank vor zwei Jahren noch 2824 Stellplätze, sind es heute bereits 3229, ein Anstieg um 15 Prozent. Zum Vergleich: Die Anzahl der Hotelbetriebe bleibt hierzulande seit einigen Jahren konstant. Noch weit beeindruckender gerät die Fülle an Stellplätzen, wenn man sich daran erinnert, dass es nicht einmal 30 Jahre her ist, als im bayerischen Viechtach der erste kommunale Übernachtungsplatz für Reisemobile eröffnet wurde.

Sind Wohnmobil-Stellpätze nicht oft recht teuer?

Dieser in Leserbriefen oft geäußerte Eindruck täuscht. Eine Auswertung der promobil-Daten zeigt, dass besonders Angebote im unteren bis mittleren Preissegment zugenommen haben. Luxusplätze bleiben die Ausnahme. Es sind besonders Städte und Gemeinden, die attraktive Stellplätze schaffen. Sie wollen den lokalen Tourismus ankurbeln, nicht die Stadtkasse mit Stellplatzgebühren füllen. In Regionen, die ohnehin bevorzugt angesteuert werden, ergibt sich auch für private Betreiber ein funktionierendes Geschäftsmodell. Nicht zuletzt sind es auch Campingplätze, die von der Stellplatznachfrage profitieren wollen und vor ihren Schranken spezielle Wohnmobilstellplätze schaffen. Vielschichtiger könnte die Auswahl also kaum sein.

Die Fakten zeigen: Komfortplätze verdrängen günstige Angebote ebenso wenig wie das Luxushotel dem klassischen Gasthaus Konkurrenz macht. Traditionelle einfache Stellplätze bleiben. Auch die Pioniergemeinde Viechtach bietet unverändert Stellplätze an – und zwar kostenfrei.

Der schlichte Parkplatz mit Entsorgungsstation bleibt im Rennen. Im Trend liegt er allerdings nicht. Wie sich die Stellplatzlandschaft weiterentwickelt, zeigt das Beispiel Bad Königshofen. 1990 stellte man Reisemobilfahrern hier eine Asphaltfläche hinter der Therme zur Verfügung. Drei Jahre später kamen Stromanschlüsse hinzu, dann eine Entsorgungsstation. Heute gibt es einen gekiesten Untergrund, Mülltrennung, eine Info-Tafel, die Möglichkeit, Toiletten und Duschen zu benutzen, neuerdings W-LAN. War die Kapazität zu Anfang auf 18 Fahrzeuge begrenzt, haben nun 77 Platz.

Die Stellplatzentwicklung folgt den Gästewünschen

Die Triebfeder für diese Entwicklung beschreibt Werner Angermüller, der den Platz von Beginn an betreut, mit einem Satz: „Wir haben den Leuten schon immer aufs Maul geschaut.“ Die Ansprüche der Reisemobiltouristen sind gestiegen. Und sie nehmen den erhöhten Komfort gerne an. Angermüller freut sich angesichts von 33.000 Übernachtungen auf dem Bad Königshofener Platz: „Das entspricht einem guten Hotelbetrieb.“ Ein Ausbau der Kapazität ist fest eingeplant. Steigt auch das Ausstattungsniveau weiter an? Angermüller: „Stillstand gab es bei uns noch nie.“ Wohin die Reise gehen kann, zeigt etwa die privat betriebene Wohnmobil-Oase Rügen von Ralph Pfeifer. Duschen und Toiletten sind hier selbstverständlich.
Pfeifer vermietet seinen Gästen sogar ein eigenes Bad. Er sieht für sein Angebot eine Marktlücke zwischen traditionellem Stellplatz und Campingplatz: „Wir wollten einen komfortablen Urlaubsplatz schaffen.“ Der gute Zuspruch der Gäste gibt Pfeifer recht. Er weiß allerdings auch, dass die beliebte Ostsee-Insel ihren Teil beiträgt: „So ein Konzept funktioniert nicht überall.“ Ralph Pfeifer will seinen Platz demnächst sogar mit Geschirrwaschbecken bestücken. Aus seiner Sicht ist das kein Wettlauf um eine maximale Stellplatzausstattung, sondern schlicht ein Kundenwunsch: „Unsere Gäste fragen uns immer wieder danach.“

Stellplätze mit Wohlfühlklima sind beliebt

Den typischen Stellplatz gibt es ebensowenig wie das Hotel schlechthin. Mehr noch als in der Hotellerie entscheiden die örtlichen Gegebenheiten über das Angebot. Und doch lassen sich bei neueren Plätzen Gemeinsamkeiten erkennen: Moderne Stellplätze sind längst mehr als ungenutzte
Ecken eines Großparkplatzes, sie werden gezielt angelegt. Professionelle Berater helfen dabei ebenso wie engagierte Reisemobilfahrer. Wer bereits bei der Planung die Wünsche der Gästemehrheit berücksichtigt, kann selbst dort mit Zuspruch rechnen, wo Touristenströme sonst achtlos vorbeiziehen. Ein Beispiel: der Stellplatz in der kleinen Gemeinde Hornbach in der südlichen Pfalz. Als erfahrener Reisemobilist hat Rolf Behnke zahllose Plätze kennengelernt und seinem Heimatort zu einer geradezu mustergültigen Planung verholfen. Rolf Behnke beschäftigte sich intensiv mit der optimalen Größe von Stellflächen und der Positionierung der Entsorgung. Sein eigentliches Anliegen geht aber darüber hinaus. Behnke spricht von einem „Wohlfühlkonzept“. Das beginnt mit der liebevoll gestalteten gärtnerischen Anlage: „Man soll den Platz genießen.“ Keine Frage, dass man auf allen Flächen die Markise auskurbeln und Stühle darunter stellen kann. Grillhütte, Sitzbänke und Spielmöglichkeiten führen die Gäste zusammen. Ein Stadtbeigeordneter, der in der Nähe wohnt, kommt ebenso regelmäßig vorbei wie Initiator Behnke: „Man unterhält sich. Wir binden die Leute ein und wollen, dass die Gäste kommunizieren.“ Selbst die von manchen Reisemobilfahrern ungeliebte Schranke wirkt hier nicht abschreckend. Sie lässt sich jederzeit manuell öffnen und soll lediglich Pkw-Parker fernhalten. Behnke sieht auch diese Einrichtung nicht allein praktisch: „Hinter der Schranke fühlt man sich gekuschelt.“ Mit solchen Überlegungen verstärken neue Plätze einen Trend, der einige altgediente Angebote erfolgreicher gemacht hat als andere. In Bad Königshofen setzt man seit jeher auf besondere Kundennähe. Werner Angermüller: „Bei uns herrscht eine familiäre Atmosphäre. Die Gäste spüren schnell, dass sie als Reisemobilisten willkommen sind.“

Moderate Grundpreise machen den Aufenthalt attraktiv

Wohnmobiltouristen genießen den Aufenthalt am Ziel. Ein Blick auf typische Aktivitäten während kurzer Touren zeigt, dass sie zu Recht als Wirtschaftsfaktor ernst genommen werden. Nur bei den Übernachtungspreisen wollen sie verständlicherweise Abstand zu Hoteltouristen halten. Erfahrene Stellplatzbetreiber kennen die Schmerzgrenzen und reagieren entsprechend. Rund 90 Prozent der einheimischen Plätze kosten eine Grundgebühr von maximal zehn Euro. Selbst der oben erwähnte Komfortplatz auf Rügen überschreitet diese Grenze nicht. Betreiber Ralph Pfeifer: „Wir haben eine richtige Rezeption, die zehn Stunden lang besetzt ist. Die Personalkosten steigen. Dennoch werden wir in der Vor- und Nachsaison den Preis von zehn Euro halten.“ Egal ob aus privater oder kommunaler Hand: Ein guter Stellplatz verlangt Investitionen. Das beginnt schon bei scheinbaren Selbstverständlichkeiten wie einem guten Bodenbelag. Rolf Behnke, der den Hornbacher Platz ins Leben rief, wendet sich deshalb entschieden gegen jede Geiz-istgeil- Mentalität: „Man muss mit den Menschen reden, dann verstehen sie das.“ Der Grundpreis auf dem kommunalen Platz beträgt aktuell sechs Euro. Auf diesem moderaten Preisniveau liegen ebenfalls populäre Plätze an der Mosel, die von Manfred Hero betrieben werden. Hero hält in Minheim und Klüsserath die Kosten niedrig, weil er ganz bewusst auf Komfortausstattung verzichtet: „Die Fahrzeuge haben doch alles an Bord. 80 Prozent meiner Gäste sagen, sie brauchen keine Toiletten und Duschen auf dem Platz. Wenn ich aber Sanitäranlagen anbiete, werden sie sicher von allen genutzt.“ Seine Erfahrung: „Der Sprit und alles wird teurer. Da achten die Leute bei der Übernachtung auf den Grundpreis.“ Letztlich bestimmen die Gäste selbst, wo es langgeht. Hero: „Wenn ich irgendwann einmal merke, dass die Leute nicht mehr zu mir kommen, weil ihnen Duschen und Toiletten fehlen, dann werde ich darüber nachdenken.“

Kostenmodelle wie bei Aufpreislisten der Wohnmobilhersteller

Stellplatzbetreiber haben offenbar von Wohnmobilherstellern gelernt. Die Grundpreise sind durchweg attraktiv. Extras gibt es jedoch reichlich, und sie schrauben die Gesamtkosten zum Teil in ungeahnte Höhen. Einfacher für alle Beteiligten wären zweifellos All-inclusive-Preise, wie sie Hoteltouristen kennen. Doch geht der Trend auf Stellplätzen in die andere Richtung: Zu individuell sind die Ansprüche der Reisemobilisten, und niemand bezahlt gerne für Leistungen, die er nicht in Anspruch nimmt. Daher kostet auf der Wohnmobil-Oase Rügen selbst die Abwasserentsorgung am Bodeneinlass oder eine kleine Menge Frischwasser extra. Für Duschen und Toiletten sollte man auf dem Platz sowieso immer passende Münzen parat haben. Betreiber Ralph Pfeifer sieht darin eine transparente Kostentrennung: „Es liegt am Gast, das jeweilige Angebot zu nutzen oder nicht.“ Nach guter Stellplatztradition spielt hier die Anzahl der Reisenden für die Rechnung aber keine Rolle. Es gibt bereits einige Betreiber, die wie auf dem Campingplatz nach der Personenzahl abrechnen. Fast allerorts wurde der Stromanschluss empfindlich teurer. Manfred Hero, der die Plätze in Minheim und Klüsserath bewirtschaftet, begann im vergangenen Jahr nachzurechnen: „Ich habe die Zählerstände kontrolliert und festgestellt, dass ich in zwölf Tagen 235 Euro für Strom eingenommen habe, selber aber 550 Euro bezahlen musste.“ Nicht nur die Strompreise steigen, auch der Verbrauch. Hero: „Wer mit seinem Zwölf-Meter-Mobil kommt und pauschal 1,50 Euro für den Strom
bezahlt, für den ist das wie ein Weihnachtsgeschenk.“ Logische Konsequenz: Immer mehr Betreiber montieren neue Stromsäulen, die den Verbrauch anzeigen und eine faire Abrechnung erlauben. Manfred Hero weiß, wovon er spricht, denn er geht selber mit seinem Clou Liner auf Tour. Wohl deshalb redet er lieber über eine gute Lage als über Kosten: „Wenn ich morgens die Rollos aufmache, dann will ich eine schöne Aussicht haben. Darum geht es doch.“

Geprüft und bewertet

Die Fülle des Angebots macht die Suche nach dem richtigen Stellplatz nicht immer einfach. Aus diesem Grund ist das promobil-Stellplatz-Team fast rund ums Jahr für Sie unterwegs. Ergebnis sind detaillierte und nachvollziehbare Bewertungen der besuchten Plätze. Besonders einladende Ziele werden in jeder Ausgabe als Stellplatz des Monats ausgezeichnet. Darüber hinaus können auch promobil-Leser ihre -Erfahrungen einbringen. Jedes Jahr stimmen mehrere tausend aktive Reisemobilfahrer über die Stellplätze des Jahres ab.

 

Zahlen und Fakten

Die Statistik in unserer Fotoshow oben zeigt eine klare Tendenz: In den vergangenen zwei Jahren sind in Deutschland vor allem gebührenfreie Stellplätze sowie Übernachtungsangebote in der mittleren Preisregion hinzugekommen. Über zehn Euro teure Plätze bleiben die Ausnahme.
Bei den genannten Werten handelt es sich um die Grundpreise für eine Übernachtung. Oft werden Wasser, Strom oder eine Kurtaxe extra berechnet.

Frankreich und Italien

Die Urlaubsländer mit dichtem Stellplatznetz folgen ihren eigenen Regeln. In Frankreich trifft man im Normalfall auf kommunale Plätze mit Ver- und Entsorgung. Duschen bilden ebenso die Ausnahme wie Rezeptionsgebäude. Die Preise zeigen Abweichungen zwischen Küste und Inland, bleiben aber durchweg günstig. Eine Auswertung der promobil-Datenbank offenbart, dass 95 Prozent der französischen Plätze weniger als 10 Euro pro Übernachtung kosten.
Etwas höher liegt das Preisniveau in Italien. Hier ordnen sich nur 73 Prozent der Plätze unter der 10-Euro-Marke ein. Kostspielig ist die Übernachtung an touristisch attraktiven Orten sowie auf einigen privat betriebenen Stellplätzen mit campingplatzähnlicher Ausstattung.

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