Wer ein neues Reisemobil erwirbt, will sich mit den schönen Dingen des Lebens beschäftigen. Der ungeplante Besuch von Werkstätten zählt nicht unbedingt dazu. Zwar weiß jeder Praktiker, dass sich solche Erlebnisse selten vollkommen vermeiden lassen, doch muss es wirklich so häufig sein, wie es von einigen promobil-Lesern immer wieder berichtet wird?
Um Antworten auf diese Frage zu finden, haben wir die Ergebnisse regelmäßiger Leserbefragungen ausgewertet und uns auch die Erfahrungen aus über 20 Gebrauchtchecks näher angesehen. Wo lauert der Ärger, und wie lässt er sich womöglich vermeiden?
Auswertung der Leserbefragung
Zunächst gilt es, die auf diesen Seiten gezeigten Zahlen richtig einzuschätzen. Sie stammen aus einer promobil-Umfrage im Rahmen der Leserwahl mit mehr als 16.000 TeilnehmerInnen.

Die Diagramme zeigen, in welcher Altersklasse der Reisemobile in den letzten zwölf Monaten Probleme auftraten. Wenn das Basisfahrzeug nun bei den jüngeren Fahrzeugen mit einer Schadenshäufigkeit von 17 Prozent genannt wird, kann hier eine gewisse Entwarnung gegeben werden. In der gesamten Gruppe der befragten BesitzerInnen – also auch derer, die keine Mängel hatten – rutscht der Wert in den einstelligen Prozentbereich. Das deckt sich mit den Erfahrungen der Redaktion durch Tests und Dauertests.
Jüngere Basisfahrzeuge machen üblicherweise wenig Ärger. Größere Schäden sind in den ersten vier Jahren die Ausnahme. Weil rund drei Viertel der befragten ReisemobilbesitzerInnen einen Fiat Ducato oder die eng verwandten Modelle von Citroën und Peugeot als Basisfahrzeug bewegen, beziehen sich die Werte vor allem auf diese Fahrzeugtypen. Sollte es hier in den ersten Jahren überhaupt zu nicht vorgesehenen Werkstattbesuchen kommen, dann liegt es oft an einer der regelmäßigen Rückrufaktionen.
Anders sieht es bei älteren Reisemobilen aus. Hier nimmt die Basis den wenig ruhmreichen ersten Platz in der Mängelstatistik ein. Systematische Probleme lassen sich da- raus mit Blick auf die Erfahrungen aus zahlreichen Gebrauchtchecks aber nicht ableiten.
Eher liegt die hohe Quote daran, dass viele promobil-LeserInnen häufig unterwegs sind (durchschnittlich 12.600 Kilometer pro Jahr) und deshalb auch der Verschleiß eine Rolle spielt.
Bleiben wir beim Fiat Ducato, der Statistiken und Markt dominiert. Hier deutet sich eine Tendenz an: Je höher das zulässige Gesamtgewicht, desto schneller nutzen sich Radlager, Kupplung und seltener auch das Getriebe ab. Insgesamt erweist sich der gesamte Antrieb aber als solide und langlebig. Motorschäden sind beim Ducato absolute Einzelfälle. Vor dem letzten großen Modellwechsel 2006 gebaute Fahrzeuge kämpfen allerdings zunehmend mit Rost an Fahrerhaus und Unterboden.
Größte Gefahr Dichtigkeitsschäden am Aufbau

Eine solide Hülle ist für Alkovenmobile, Teilintegrierte und Integrierte ebenso wichtig wie ein zuverlässiges Basisfahrzeug. Beim Blick auf die Statistik ergibt sich für die neueren Modelle ein erfreuliches Bild. In den ersten vier Jahren kommen Undichtigkeiten praktisch kaum vor. Das ist wohl auch eine Folge der Dichtigkeitsuntersuchungen, die bei jüngeren Fahrzeugen schon wegen des Garantieerhalts regelmäßig durchgeführt werden.
Auf diese Vorsorge sollten aber auch BesitzerInnen älterer Reisemobile nicht verzichten. Mit den Jahren wächst das Risiko für Feuchtigkeitsschäden, wie unsere Auswertung zeigt. Zwar rangieren Undichtigkeiten nur auf Platz fünf unserer Mängelliste, doch können sie zu besonders kostspieligen Reparaturen führen. Der überwiegende Teil unter den betagten Fahrzeugen hat einen Aufbau mit tragenden Holzelementen, die durch eindringende Feuchtigkeit verrotten können.
Anders als bei neueren Fahrzeugen muss hier nicht unbedingt Schlamperei des Herstellers die Ursache sein, denn die ist beim älteren Modell meist schon behoben. Der Grund für Nässeprobleme sind vielmehr alternde Abdichtungen an Dachkanten und Ausschnitten; versprödet können sie ihrer Aufgabe nicht mehr nachkommen.
Und noch etwas fällt beim Auswerten von Umfragen zu Gebrauchtmobilen regelmäßig auf: Risse in Duschwannen verursachen oft eine Undichtigkeit von innen, die auf Dauer den gleichen Effekt hat. Die tragende Holzkonstruktion des Bodens saugt sich voll, und der Untergrund löst sich langsam auf. Durch eine höhere Materialqualität der oft einfachen Plastikteile im Bad könnte dieses Problem von vorneherein gelöst werden.
Qualitätsprobleme an Anbauteilen

Meist ist es nicht der Aufbau selbst, der Probleme bereitet, sondern das Drum und Dran, wie unsere Diagramme aufzeigen. Bei neueren Fahrzeugen nervt die Aufbautür ganz besonders. Oft schließt sie nicht richtig oder fällt nur mit Gewalt ins Schloss. Die Justierung durch eine versierte HändlerIn hilft vermutlich häufig, denn bei älteren Reisemobilen monieren die BesitzerInnen seltener Probleme. Dass die Tür hier dennoch nicht ganz aus der Statistik verschwindet, liegt wohl auch daran, dass hakelnde oder unbrauchbare Schlösser mit steigendem Fahrzeugalter ins Gewicht fallen.
Auf Besserung im Lauf der Jahre darf man auch bei Markisenproblemen hoffen. Jedenfalls ergibt sich durch unsere Befragung ein solches Bild. Wie bei der Tür ist die Reparatur meistens Einstellungssache, etwa wenn die Markise nicht mehr vollständig einfährt, hängt oder klemmt. Als oft genutztes und vielen Wettern ausgesetztes Anbauteil kommt der gereifte Schattenspender nicht ganz aus den Mängel-Top-Ten heraus, wird aber unauffälliger.
Ganz anders Fenster und Dachhauben: An neueren Modellen eher wenig problematisch, geben sie bei den mehr als vier Jahre alten Reisemobilen häufiger Anlass für Reparaturen. Im Fall der Fenster geht es meistens um Undichtigkeiten und hakelnde Aufsteller, seltener um Risse oder Verfärbungen. Die Befragungen im Rahmen von Gebrauchtchecks zeigen, dass vor allem die Dachluken Ärger bereiten.
In früheren Jahren kamen oft Hauben aus sehr einfachen Kunststoffen zum Einsatz, die brüchig werden und im Extremfall auch schon einmal während der Fahrt davonfliegen. Aufwendige Hebe-Kippdächer im Panoramaformat bringen aufgrund ihrer komplexen Funktionen eine ganze Reihe anderer Fehlerquellen mit. So oder so verursachen Anbauteile nicht unbedingt teure Reparaturen, wohl aber Alltagsärger, der sich durch höhere Materialqualität verhindern ließe.
Pflegeleichte Heizungen, problematische Kühlschränke

Die beiden unverzichtbaren Komponenten im Reisemobil geben in der Mängelstatistik ein unterschiedliches Bild ab. Vorbildlich ist die geringe Fehlerquote bei den Heizungen, die vor allem auf das Konto der weit verbreiteten Gas-Gebläseheizung von Truma geht. Wenn es doch einmal zu Problemen kommt, reicht die Spannweite von defekter Steuerelektronik bis zur durch Verschmutzung verstopften Kaminöffnung.
Nicht ganz so unproblematisch sieht es bei den Kühlschränken aus. Während in den ersten vier Jahren kein großer Ärger zu befürchten ist, häufen sich danach offenbar die Probleme und die Geräte klettern auf den zweiten Platz hinter den Basisfahrzeugen. Am häufigsten in älteren Reisemobilen zu finden sind die Absorber-Kühlschränke aus dem Hause Dometic. Auftretende Schwierigkeiten haben auch hier eine enorme Bandbreite.
Mangelnde Leistung kann bei großer Hitze prinzipbedingt sein oder an verschmutzten Brennern liegen – denn beim Absorber wird geheizt, um zu kühlen. Ebenso kommt es manchmal zu übermäßiger Vereisung der Kühlrippen, und dann kann es auch passieren, dass Tauwasser so unglücklich abläuft, dass bei einigen Kühlschrankmodellen elektronische Bauteile beschädigt werden. Die Liste möglicher Störungen wurde im Lauf der Jahre nicht zuletzt durch zusätzliche Komfortmerkmale wie die automatische Umschaltung der Energiearten ein wenig länger.
Bordtechnik und Installationen

Gas, Strom, Wasser – das ist die aufsteigende Rangfolge der Risiken, wenn es um Mängel an bordtechnischen Installationen geht. Besonders problemfrei zeigt sich nach Auskunft der ReisemobilbesitzerInnen die Gasanlage. Angesichts vorstellbarer Nebenwirkungen ist es schön zu wissen, dass Mängel hier bei neueren und älteren Reisemobilen eine völlige Ausnahme darstellen. Zu diesem hohen Maß an Sicherheit trägt wohl nicht zuletzt die – für das Bestehen der Hauptuntersuchung – verpflichtende Gasprüfung bei. Auch wenn diese Regelung aktuell bis 2023 ausgesetzt ist, spricht doch vieles dafür, den Check der Anlage aus eigenem Interesse alle zwei Jahre durchführen zu lassen.
Im Mittelfeld unserer Mängelliste bewegt sich die Bordelektrik, wobei die Probleme bei älteren Fahrzeugen etwas seltener vorkommen. Liegt es daran, dass moderne Reisemobile mit ihrer immer aufwendigeren Elektronik stärker von Störungen betroffen sind? Oder sind durchgeführte Reparaturen dauerhaft erfolgreich? Darüber lässt sich nur spekulieren. Leserberichte zeigen auf jeden Fall, dass sich elektrische Probleme vergleichsweise oft auf defekte Bordbatterien zurückführen lassen – und zwar auch bei neueren Reisemobilen. In älteren Exemplaren muss außerdem häufiger das Ladegerät ersetzt werden.

Die Wasseranlage führt unsere Negativliste an – zumindest bei den bis zu vier Jahre alten Fahrzeugen. Später ist dann etwas Besserung in Sicht, wie die Auswertungen zeigen. Woran liegt die ungünstige Platzierung? Erfahrungen von LeserInnen und aus Dauertests legen nahe, dass es sich oft um Verarbeitungsmängel handelt, wenn etwa unzureichend befestigte Schlauchverbindungen zu kleinen Überschwemmungen führen.
Als anfällig erweisen sich manchmal auch die Mikroschalter in Wasserhähnen, mit denen meist eine Tauchpumpe gesteuert wird. Die Tauchpumpe selbst kann ebenfalls schon in den ersten vier Jahren ausfallen. In der höheren Altersklasse zählt sie zu den Verschleißteilen. Hier kommen oft undichte Wasserhähne und -verteiler hinzu. Alles in allem keine aufwendigen Reparaturen – es sei denn, eine Undichtigkeit wird erst spät bemerkt oder der Tausch eines unglücklich positionierten Hahns erfordert größere Demontagearbeiten in Küche oder Bad.
Was tun bei Mängeln?
In den ersten zwei Jahren nach dem Neukauf eines Reisemobils sind Probleme für die KäuferIn ohne finanziellen Einsatz lösbar. Wenn es sich nicht um Verschleiß handelt, greift die Sachmängelhaftung, früher auch Gewährleistung genannt. Bei Gebrauchten wird sie meist auf ein Jahr verkürzt. Während der Gesetzgeber davon ausgeht, dass ein Defekt in den ersten sechs Monaten bereits bei der Übergabe vorhanden war, kehrt sich danach die Beweislast um: Die KäuferIn muss nachweisen, dass der Mangel bereits bei der Auslieferung vorhanden war. AnsprechpartnerIn ist immer das Unternehmen, das das Fahrzeug verkauft hat und deshalb nicht zu weit entfernt sein sollte.
Darüber hinaus geben Hersteller Garantien, die an bestimmte Bedingungen geknüpft sind, etwa für die Dichtigkeit des Aufbaus. Danach bleibt nur Kulanz, eine freiwillige Leistung, die unterschiedlich gehandhabt wird. Erfahrungsgemäß haben treue KundInnen mit nicht zu alten, werkstattgepflegten Fahrzeugen die besten Chancen.
Wie klappt es mit der Ersatzteilversorgung?

Den Marken ist durchaus bewusst, dass Reisemobile sehr lange genutzt werden. Obwohl es vom Gesetzgeber nicht über die Sachmängelhaftung hinaus verlangt wird, kann man bei den großen Marken davon ausgehen, dass auch nach zehn Jahren kein Engpass bei der Ersatzteilversorgung entsteht. Typische Verschleißteile und häufig nachgefragte Komponenten werden auch deutlich länger vorgehalten.
Problematisch kann es jedoch werden, wenn es um spezifische Teile für ein bestimmtes Modell geht, das nur kurz im Angebot war. Schwierig wird die Sache auch, wenn die Marke komplett verschwunden ist. Ebenso können Zulieferer etwa konkursbedingt den Betrieb einstellen, was wiederum Herstellern bei der Teilebeschaffung Kopfzerbrechen bereitet.
Erste Adresse für die Ersatzteilbestellung ist der Markenhändler vor Ort. Wohnmobil-Hersteller lehnen eine direkte Kundenbelieferung oft ab. Hauptgrund dafür ist die Erfahrung, dass nur eine FachberaterIn beim Blick aufs Fahrzeug zweifelsfrei feststellen kann, welches Teil wirklich benötigt wird. Geht es um das Basisfahrzeug oder wichtige Einbauten wie Heizung und Kühlschrank, stehen auch die Serviceabteilungen der jeweiligen Komponentenhersteller zur Verfügung.
promobil-LeserInnen beurteilen die Ersatzteilversorgung überwiegend positiv, wobei die Werkstätten der Basisfahrzeuge besser beurteilt werden als Fachhändler für Reisemobile. Typische Kritikpunkte sind neben mangelnder Lieferfähigkeit auch lange Wartezeiten und hohe Preise. Letztere begründen Hersteller mit Lagerkosten, die auf die Teile umgeschlagen werden.
Teuer wird es auch, wenn der Hersteller beispielsweise nur den kompletten Wasserhahn liefert, obwohl lediglich der Mikroschalter defekt ist. In solchen Fällen helfen manche Zulieferer direkt. Doch was tun, wenn ein wichtiges Teil wie die Duschwanne gar nicht mehr zu haben ist? Auch dafür gibt es Spezialbetriebe, die Nachfertigungen produzieren.
Fazit
Zufriedenheit sieht anders aus: Regelmäßig treffen in der Redaktion Leserberichte ein, die lange Mängellisten von neueren Reisemobilen enthalten. Solche Extremfälle sind insgesamt glücklicherweise die Ausnahme. Dennoch: Wenn laut unserer Umfrage bereits die Hälfte der ReisemobilbesitzerInnen ein Problem mit ihrem bis zu vier Jahre alten Fahrzeug hatte, dann finde ich diesen Wert überraschend hoch, zu hoch.
Auch wenn es sich oft nur um Kleinigkeiten handelt, darf sich die Branche nicht mit dieser Fehlerquote zufriedengeben. Ich bin mir sicher, dass sich mit etwas mehr Qualität im Detail und gründlichen Kontrollen vor der Auslieferung viel Ärger – für KundInnen und Handelsbetriebe – vermeiden ließe.