Reifenpannen kommen recht selten vor. Deshalb muss sich der eine oder andere fragen, wo sich das Ersatzrad im Reisemobil eigentlich versteckt.
Doch eins nach dem anderen: Beim Basisfahrzeug ist die Reserverad-Welt noch in Ordnung. Die Fahrgestelle und Kastenwagen von Fiat Ducato, Mercedes Sprinter und Ford Transit tragen das Reserverad meist weit hinten integriert und geschützt zwischen den Holmen des Rahmens. Bei Bedarf wäre es hier gut und ohne Schwierigkeiten erreichbar. Dies gilt auch für das Alko-Chassis. Der Platz unter dem Auto ist grundsätzlich kein schlechter, denn das Rad lagert hier weitgehend geschützt vor mechanischer Beanspruchung, vor allem vor UV-Strahlung und großer Hitze, drei Dinge, die den Lebenslauf der Reifen entscheidend verkürzen (siehe Kasten rechts). Der Schmutz, der unter dem Fahrzeug anfällt, stört das Rad selbst wenig – schon eher den Menschen, der mit dem Reserverad zu hantieren hat. Das Transporterchassis verschwindet beim Reisemobil allerdings zwangsläufig unter dem Aufbauheck. Durch längeren hinteren Überhang, seitliche Verbreiterung und tief gezogene Schürzen ändert sich die Situation für den Ersatzreifen entscheidend. Er sitzt plötzlich nicht mehr an einem zentralen, gut zugänglichen Ort, sondern rückt für den Pannenhelfer in weite Ferne unter das inzwischen gewachsene Fahrzeug.
Wenn nun noch Rahmenabsenkungen oder Wassertanks die Bewegung unter dem Fahrzeug einschränken, tut man sich schwer und schwerer beim Reifenwechsel. Dies gilt für Fahrzeuge aus der streng kalkulierten Einsteigerklasse, nicht selten aber auch für Luxusmobile. Eine komfortable Reserveradlösung scheint eine Herausforderung zu sein, die nur wenige Hersteller annehmen. Das Ersatzrad bleibt häufig einfach dort, wo es der Basiskonstrukteur hingepackt hat, mit allen Problemen für den Fahrer.
Andere Hersteller transportieren das Ersatzrad hochkant in einem passenden Halter. Reifen lieben es kühl, deshalb sollten die Heizungsausströmer in Garagen nur sparsam dosiert werden. Unpraktische Lösungen gibt es auch unter den Stauraumriesen. Manche Ersatzreifen liegen einfach auf der Ladefläche, ohne die nötige Sicherung für das potenzielle Geschoss. Oder sie lagern es in viel zu kleinen Stauräumen, aus denen es nur schwer wieder herausgewuchtet werden kann. Die Platzierung des Ersatzrades hat auch Einfluss auf seine Wartung und Pflege. Ab und zu sollte man sich an das Produktionsdatum des Pneus erinnern oder dieses an den Flanken ablesen. Viel mehr als sechs Jahre lang darf auch der Ersatzreifen nicht im Einsatz bleiben. Von Vorteil ist auch eine turnusmäßige Kontrolle des Reifendrucks, um nach dem Radwechsel gleich sicher weiterfahren zu können. Der Luftdruck-Check empfiehlt sich spätestens nach zwei, drei Monaten (an den rollenden Reifen alle 14 Tage). Als Reservepolster stiftet man dem fünften Rad etwa 0,5 Bar mehr als den übrigen Reifen. Für die Prüfung des Reifendrucks liefert der Zubehörhandel Ventilverlängerungen in unterschiedlicher Länge, die bequem von der Fahrzeugseite aus benutzt werden können. Von Zeit zu Zeit tut dem außen angebrachten Reservereifen eine Reinigung mit klarem Wasser gut – aus dem Hochdruckreinigungsgerät jedoch allenfalls aus einem Meter Entfernung, denn der scharfe Strahl kann die Gummiwandung verletzen. Vernachlässigt wird bei der Wartung auch häufig das innere Rad einer Zwillingsbereifung. Apropos Zwillingsbereifung: Es soll wirklich Fahrer geben, die das Reserverad zu Hause lassen und mit voller Überzeugung einen Zwillingsreifen im Pannenfall als Ersatz an anderer Stelle verwenden. Damit wird der verbliebene Zwilling plötzlich doppelt belastet, was innerhalb kurzer Zeit zu irreparablen Schäden führt. Der Reifenplatzer ist programmiert und nur eine Frage der Zeit. Wer ein Reisemobil mit Lkw-Chassis besitzt, kann dennoch auf seinen schweren Ersatzreifen verzichten. Für die großen Größen bieten einige Reifenhersteller europaweit einen Schnellservice, eine Art Mobilitätsgarantie, an. Nach Anruf in der Zentrale ist innerhalb kurzer Zeit der Monteur mit passendem Reifen vor Ort und erledigt den Wechsel. Continental offeriert diesen Service zum Pauschalpreis. Inklusive Reifen belaufen sich die Kosten auf rund 400 bis 500 Euro.