Die lange Reisesaison und auch der Winter haben Spuren am Mobil hinterlassen: Festgetrocknete Kadaver von französischen Rhonetalfliegen an der Alkovennase, dazu klebriges Baumharz einer Schatten spendenden italienischen Pinie. Auf der Motorhaube finden sich winzige Steinschläge von der langen Rückfahrt aus Spanien, im Wasserkasten moderndes Laub von den letzten Herbstausflügen und am Unterboden Salzreste vom Winter in der Schweiz. Jetzt ist es Zeit, dem abenteuerlustigen Schätzchen ein ausgedehntes Wellness-Wochenende zu gönnen.
Gründlich reinigen und trocknen: Die Beauty-Massage beginnt mit Waschbürste, Hochdruckreiniger und Lackshampoo. Fliegenreste werden zuvor mit Insektenlöser aus dem Autozubehörhandel eingeweicht, die Felgen mit Reinigungsspray aus der Pumpflasche vorbehandelt.
Auch der Unterboden wird mit der langen Lanze eines Dampfstrahlers von anhaftendem Schmutz und Streusalzresten befreit. Unter dem Fahrzeug wird besonders in diesem Fall mit kaltem Wasser gewaschen. Ein heißer Wasserstrahl könnte vorhandene Wachsschichten zerstören und beschleunigt dann in Verbindung mit Restsalzen die Oxidation.
Wenn der Wagen anschließend länger stehen soll, ist das Trockenfahren insbesondere der Bremsanlage besonders wichtig. Rost auf den Scheiben, der sich vor allem unter feuchten Bremsbelägen bildet, verschlechtert die Verzögerungswirkung und bedingt unangenehme Vibrationen in der Lenkung und dem Bremspedal.
Wird der Wagen länger draußen abgestellt, sollte auch im Stand Nässe möglichst von der Bremsanlage ferngehalten werden. Sind darüber hinaus auch Rostschutzmaßnahmen in Hohlräumen und am Unterboden geplant, sollte das Fahrzeug zuvor mindestens eine Woche gut austrocknen.
Prävention gegen Rost und Alu-Fraß
Aufbau und Fahrerhaus zeigen besonders an der Stirn Angriffsflächen. Während für integrierte Mobile mit einer Kunststoff-Frontmaske kaum Rostgefahr durch Steinschläge bestehen kann, sieht dies für den Rest der mobilen Fraktion etwas anders aus. Besonders Motorhaube, Kotflügel und Türen aus Stahlblech sind durch Splitbeschuss oder kleinere Parkrempler gefährdet. Und wo erst mal der Lack ab ist, stehen Gevatter Rost Tür und Tor offen.
Wer mindestens einmal im Jahr die stählerne Außenhaut seines Mobils nach winzigen Lackschäden absucht und diese gleich mit Rostradierer und Lackstift ausbessert, erspart sich größere Schäden und hohe Reparaturkosten. Auf die gleiche Weise können genauso exponierte Teile aus dem Glasfaserkunststoff GfK behandelt werden. Zwar droht hier kein Rost, doch ist etwa durch Steinschlag das Gelcoat, die oberste, glänzende Schicht des Kunststoff-Aufbaus abgeplatzt oder verletzt, kann in das Gewebelaminat eindringendes Wasser weitere Schäden anrichten.
Auch lackierte oder kunststoffbeschichtete Aluminium-Teile an Aufbau und Beschlägen können bei schadhafter Oberfläche der Oxidation anheim fallen. Alu-Fraß nennt sich das Phänomen, das sich zunächst unbemerkt unter der Schutzschicht ausbreitet und diese dann nach Beulen- und Blasenbildung absprengt. Hier hilft ebenso gründliches Entfernen des weißen, pulverförmigen Aluminium-Oxids, das Anschleifen oder Bürsten bis auf das blanke Metall und ein abschließender Lackaufbau.
Nach den Reparaturen wird der Lack am besten mit flüssiger Autopolitur versiegelt, die sich im Übrigen auch bestens zum Entfernen von Baumharzresten und Teerflecken eignet: Dazu wird einfach ein mit Politur getränktes Stoffstück daraufgelegt. Nach rund zehn Minuten Einwirkzeit kann die Harznase oder der Teerfleck einfach abgewischt werden.
Ein Blick drunter
Der Unterboden des Wohnmobils verlangt ebenso nach Zuwendung und Pflege. Steht das Fahrzeug idealerweise über einer Montagegrube oder auf einer Hebebühne, lassen sich die meisten Arbeiten schnell und einfach selbst durchführen. Hartnäckige und immer feuchte Schmutzansammlungen in den Ecken der Radkästen, Schrammen an Schweller oder Rahmen von eventuellen Aufsitzern, die Lackabschürfungen durch das Ansetzen von Wagenheber und Hebebühne. Das sind die kritischen und damit rostgefährdeten Stellen an der Karosserie. Die Diagnose ist einfach, die Therapie zwingend: Wo Rost blüht, muss gehandelt werden.
Blech- und Stahlteile an gut zugänglichen Stellen werden hier zuerst beispielsweise mit Bremsenreiniger von etwaigem Unterbodenschutz gereinigt, anschließend mit dem rotierenden Bürstenaufsatz an der Handbohrmaschine entrostet. Ein Lackaufbau auf Rostschutzgrund folgt. Ist die Roststelle weniger gut zugänglich, helfen chemische Rostumwandler aus der Dose oder Pumpflasche.
Doch auch vor deren Einsatz müssen zuerst chemisch Wachs- und Fettreste, danach loser Rost mit der Handbürste entfernt werden. Dann erst kann der Rostumwandler aufgetragen werden, der nach Herstellervorschrift teils längere Einwirkzeiten oder auch eine Nachbehandlung mit Wasser erfordert. Das macht die Anwendung etwas zeitaufwendiger, zumal auf der behandelten und gut abgetrockneten Oberfläche nun ein Lackaufbau aus Grundierung und Decklack erfolgen muss.
Alternativ bieten sich Lackprodukte mit integrierten Rostumwandlern an, die nach Herstellerangaben sogar direkt auf das angegriffene Metall aufgetragen werden können. Für die Anwendung in Haus und Garten sicherlich gut geeignet, haben sie angesichts der verschärften Bedingungen unter dem Wagenboden einem Wiederbefall des behandelten Bauteils auf Dauer nur wenig entgegenzusetzen.
Prophylaktisch kann an besonders sensiblen Stellen wie im Spritzbereich der Vorderräder zusätzlicher Steinschlagschutz aufgebracht werden. Das Material, meist zäh elastisch aushärtender Butylkautschuk, wird nach gründlichem Reinigen des Untergrunds und sorgfältigem Abkleben der Umgebung in mehreren dünnen Schichten mit der Spritzpistole, Sprühdose oder Rolle aufgetragen. Ist die Beschichtung im Sichtbereich, können viele Produkte nach der Trocknung sogar in der Wagenfarbe überlackiert werden.
Schutzschichten verlängern die Pflege
Weitere Pflege erfährt der Unterboden dann durch Wachse und Öle. Rahmenteile werden von innen mit einer Hohlraumkonservierung behandelt, Schweiß- und Stoßstellen von außen mit dünnflüssigen und kriechfähigen Sprühwachsen etwa zur Motorraumkonservierung. Erst nach Festwerden dieser Wachse kann an exponierten Stellen noch eine kräftige Schicht schwarzen Unterbodenschutzes auf Bitumenbasis aufgebracht werden. Wer hier professionell vorgehen möchte, trägt das Material warm auf. Spraydosen werden dafür zum Beispiel in heißem Wasser vorgewärmt. Die Reifen und besonders die Bremsen müssen natürlich gründlich abgedeckt werden.
Holzunterböden freuen sich natürlich auch über diese Art der Pflege. Sie sind besonders im Spritzbereich der Hinterräder gefährdet. Aufgewirbelte Steine und Spritzwasser treffen hier direkt die Bodenplatte und können so auf Dauer bestehende Schutzschichten abtragen. Um das ungeschützte Holz vor Fäulnis zu bewahren, kann auch hier mit Wachs und Bitumen gearbeitet werden. Im warm-dünnflüssigen Zustand dringt es porentief ein und sorgt so für die notwendige Wasserresistenz. Im Spritzbereich der Hinterräder wird zuletzt eine besonders üppige Bitumenschicht aufgebracht. Auch Spritzlappen machen hier als zusätzliche Maßnahme zum Schutz vor Alterung Sinn.
Sowohl die Hohlraumkonservierung wie auch das flächige Auftragen von Unterbodenschutz sind ein Fall für die Profis der Fachwerkstatt. Nur sie verfügen über extra lange Sprühlanzen, die es erlauben, vorgewärmtes Konservierungsmittel mit Pressluft bis in die entlegensten Winkel des Rahmens zu befördern. Darüber hinaus ist beim Aufspritzen der Versiegelung geeignete Schutzkleidung sowie professioneller Mund- und Augenschutz unbedingt erforderlich.
Auch in Motor- und Hohlräumen droht das Rostrisiko, weil sie verdeckt und oft unbeachtet sind. Im Wasserkasten, unter den Kunststoff-Einstiegsstufen, in den Türen, aber auch in den Hohlräumen der Kotflügel können sich Schmutz und Laub sammeln, die Ablaufbohrungen verschließen und so nachhaltig zu Problemen führen. Wer auch hier konsequent auf Sauberkeit achtet, Schmutz und Laub regelmäßig entfernt und im Zwei-Jahres-Rhythmus eine Motorraumkonservierung vornimmt, wird lange Freude an seinem Mobil haben.
Werkstatt oder selber machen?
Das können Sie selbst:
- Reinigen und Trocknen von Radhaus, Rädern und Bremsanlage.
- Kleine Lackreparaturen, etwa von Steinschlägen, per Lackstift.
- Ausbessern kleiner Schadstellen in Beschichtung oder Gelcoat.
- Unterbodenwäsche und Ausbessern des Unterbodenschutzes mit Spraydose, Pinsel oder Rolle.
- Motorraumkonservierung mit der Spraydose.
Und das die Werkstatt:
- Reparaturen an Fahrwerk und Bremse.
- Beseitigen großflächiger Lackschäden an Fahrzeugteilen im Sichtbereich.
- Ausbessern von tieferen Dellen und Kratzern.
- Reparatur von Durchrostungen, Schweißarbeiten.
- Großflächiges Auftragen von Unterbodenschutz.
- Hohlraumkonservierung mit der Lanze.
Extratipp: Steinschläge ausbessern mit dem Lackstift
Lackstifte in der Originalfarbe das Basisfahrzeugs sind in den jeweiligen Fachwerkstätten oder bei gut sortierten Autoteilehändlern zu haben. Der Farbton lässt sich anhand der Farbnummer exakt bestimmen. Der Farbcode ist meist im Service-Heft und am Fahrzeug-Datenträger des Basisfahrzeugs zu finden. Im Deckel der nur lippenstiftgroßen Gebinde sind meist ein Auftragpinsel sowie eine kleine Drahtbürste (Rostradierer) integriert.
Vor dem Austupfen der Schadstelle wird das Blech zuerst mit Waschbenzin oder Bremsenreiniger gründlich entfettet und gereinigt. Ist noch kein Rost sichtbar, kann direkt ausgetupft werden. Zeigt das Blech bereits Rost, wird dieser mit dem Rostradierer oder feinem Schleifpapier vorsichtig ausgeschliffen. Bei kleineren Flächen oder bei verzinkten Blechen erfolgt der Farbauftrag per Lackstift direkt aufs Blech. Ist die Fläche größer als etwa 4 mm², ist eine Rostschutz-Grundierung empfehlenswert, die zuvor getrennt aufgetragen werden muss.
Um die Lackfarbe gründlich zu mischen, muss der Lackstift vor Anwendung kräftig geschüttelt werden. Mit nur leicht eingetauchtem Pinsel wird nun die vorbereitete Stelle so lange betupft, bis sie möglichst eben mit Lack ausgefüllt ist. Bei tieferen Schäden muss das Tupfen und Zwischentrocknen zwei- bis drei-mal wiederholt werden. Sollte sich dabei versehentlich ein Tropfen bilden, kann er meist mit Waschbenzin einfach wieder weggewischt werden. Für eine glänzende Oberfläche wird bei Metallicfarben zum Schluss eine Schicht Klarlack aufgetragen.
Die besten Ergebnisse bei Lackier- und Ausbesserungsarbeiten werden bei Temperaturen zwischen 10° und 25° C erreicht. Direkte Sonneneinstrahlung ist ebenfalls zu vermeiden, da der Lack auf dem heißen Metall zu schnell antrocknet.
Bei Ausbesserungsarbeiten im Winter werden die Schadstelle und der Lackstift zuvor etwa mit einem Föhn leicht angewärmt. Das verbessert die Haft- und Fließfähigkeit der Lackfarbe.
Extratipp: Motorraumreinigung und Konservierung
Auch der Motorraum ist allerhand Beanspruchung ausgesetzt. Gerade im Winter dringt das aufgewirbelte Salzwasser mit Druck durch den Kühler bis in jede Ritze. Die Abwärme des Triebwerks fördert zudem die Korrosion.
Einer Konservierung geht daher stets eine gründliche Reinigung und Trocknung voraus. Nachdem Laub und Schmutz gegebenenfalls mit Pressluft aus dem Wasserkasten entfernt wurden, werden sämtliche Wasserablauföffnungen überprüft und bei Bedarf frei gemacht. Ohne Lackschichten zu beschädigen, geht das mit einem Holzstäbchen am besten.
Besonderes Augenmerk gilt dem Bereich unterhalb der Frontscheibe. Hier sollte Wasser stets ungehindert abfließen können, eine dünne Wachsschicht - beim Auftragen bitte die Frontscheibe gründlich abdecken - bewahrt auch hier vor Rost. Im Motorraum selbst wird das Wachs intensiv auf die Blechteile, die Ecken und besonders die Längsträger aufgesprüht. Hohlräume werden mit einem den Dosen meist beigefügten, flexiblen Röhrchen ausgenebelt. Auch die kalten Teile des Triebwerks mögen Sprühwachs. Nicht aber die Lichtmaschine und die Riementriebe, die vor Behandlung stets abgedeckt werden sollten.