Sylvia und Dietmar kamen lange ohne eigenes Campingmobil aus. Bis die Idee zu einem ungewöhnlichen VW-Bus-Ausbau entstand. Er ist für Paare gedacht, lässt sich aber sehr variabel einrichten.
Sylvia und Dietmar kamen lange ohne eigenes Campingmobil aus. Bis die Idee zu einem ungewöhnlichen VW-Bus-Ausbau entstand. Er ist für Paare gedacht, lässt sich aber sehr variabel einrichten.
Auf unseren Reisen rund um die Welt haben uns schon immer die abenteuerlichen Gelände- und Campingfahrzeuge gefallen. Benötigt hatten wir keines davon, denn wir waren mit Flugzeug, öffentlichen Verkehrsmitteln und Wanderschuhen unterwegs. Als wir 2017 jedoch mit einem gemieteten Toyota-Camper durch Australien fuhren, hatte das Nachwirkungen. Im Hinterkopf war die Idee für einen eigenen Campingbus bereits gereift.
Die Planung begann ungewöhnlich: Ohne ein Auto zu besitzen, packten wir erst einmal ein. Vom Bikini bis zur Daunenjacke, vom Bettzeug bis zum Kochgeschirr. Dass Herd, Spüle, Tisch und Topfschrank auch noch Platz haben müssen, war sowieso klar. Das Ganze verstauten wir in Kisten und hatten dann einen Überblick, was unser Camper alles schlucken sollte. Ein VW T5 wurde innen grob ausgemessen, und schnell war klar: Die Aufgabe ist lösbar.
Mehrfach besuchten wir einen Händler nahe Augsburg, der viele gebrauchte T5 zur Auswahl hat, aber das richtige Fahrzeug war irgendwie nie dabei. Bis der entscheidende Anruf kam: ein T5, vier Jahre alt, 53.000 Kilometer, mit 140-TDI-PS, Standheizung und Allrad. Vorbesitzer war die Bundeswehr, graue Grundfarbe, aber Nato-oliv foliert. Technikcheck und Probefahrt – schon war er gekauft. Zusätzlich bestellten wir ein Aufstelldach, eine zweite Batterie, drehbare Sitze, Anhängekupplung und ein paar Kleinigkeiten, was die Gesamtsumme auf rund 31.000 Euro ansteigen ließ.
Der hilfsbereite Händler versorgte mich mit viel Wissen und einer gebrauchten T5-Bodenplatte, die ich in meinem Bastelkeller auslegte. Mit Kisten, Regalen und Campingstühlen begann ich die Platzverhältnisse zu simulieren. Auf dem Platz der zweiten Sitzreihe Gasherd, Kühlschrank, Topfschrank sowie auf der Schiebetürenseite die Spüle. Der restliche Stauraum sollte sich auf dem Platz der dritten Sitzreihe einfügen. Ein Gas- und Toilettenschrank war im Kofferraum vorgesehen.
Skizzen anzufertigen ist für mich als Maschinenbauingenieur ein Klacks, wobei der Klacks dann bis zur Fertigstellung einige Wochen in Anspruch genommen hat. Die Mustereinrichtung baute ich aus Spanplatten. Nachdem jedes Möbelstück mehrfach angepasst wurde, ging das Puzzle auf. Schwieriger war die Auswahl der Stapelboxen anstelle von Schubladen. Es kommt auf jeden Zentimeter an, damit der Raum optimal genutzt werden kann. Ehrlich, ich kenne alle Baumärkte im Umkreis von 100 Kilometern samt Boxensortiment.
Irgendwann stand er dann vor der Haustür, unser VW T5. Jetzt nur noch die Folie entfernen und dann mit dem Ausbau beginnen. Je länger wir aber das neue Familienmitglied betrachteten, desto cooler fanden wir die Tarnfarbe, die schlussendlich das Äußere unseres Campers bestimmen sollte.
Die Arbeit im Inneren begann mit dem Ausbau der Sitze und dem Entfernen von Verkleidungen und Bodenbelag. Die "Blechkiste" wurde dann zweilagig mit Armaflex isoliert. Außer Steckdosen und Wasserpumpe musste ich nicht viel Elektrik nachrüsten. Aufwendiger war das Verlegen der Gasleitungen, da wir uns für einen Gasherd und einen Absorberkühlschrank entschieden haben. Für die Innenausstattung wählten wir doppelseitig beschichtete Multiplex-Möbelplatten in zwölf Millimeter Stärke.
Die Spannung stieg noch einmal, als ich meine einfachen Mustermöbel erstmals in den Bus einsetzte. Jedes der insgesamt elf Teile wurde auf die vorgesehene Position gesetzt. Nun übertrug ich die Kontur der Karosseriebleche auf die Möbelstücke, und siehe da, zwei Tage später saß alles wie angegossen.
Jetzt noch der Test, ob auch die gewünschte Variabilität vorhanden ist: Spüle, Herd und Topfschrank gegen zweite Sitzreihe tauschen, passt. Regale über den Radkästen gegen dritte Sitzreihe tauschen, passt. Gasschrank und Toilettenschrank gegenüber im restlichen Laderaum belassen, passt auch. Die Prototypenphase war damit beendet, ein tolles Gefühl.
Nun konnten die Möbel fertiggestellt werden und wurden mittels Einpressmuttern mit der Bodenplatte verschraubt. Der T5 ist wandelbar, vom Transporter zum Camper und zurück – ein Transformer. Zwischenzeitlich bekam er auch einen Namen: In Anlehnung an unseren Familiennamen heißt er Wiedibus.
Nun ging es außen weiter: Ein rechteckiger Sonnenschirm bekam ein Kederband zur Befestigung am T5; die Schlafhaube entstand aus einem Tarp aus Tarnoptik. Den Termin für die erste Tour hatten wir schon vor langer Zeit festgelegt. Es klappte gerade so, weil vorher noch Feinarbeiten nötig waren.
Juhu, jetzt beginnt das Reisen. Wir fahren sechs Wochen kunterbunt durch Italien. Immer wieder wird der Wiedibus begutachtet, und oft hören wir: In dieser großzügigen Form haben wir einen T5-Ausbau noch nie gesehen.