Unterwegs mit einem Alkoven auf Fiat Ducato 2.8 JTD. Ziel der Reise: WKR in Sinzig. Das Unternehmen ist auf Chiptuning spezialisiert und soll dem Mobil zu mehr Leistung verhelfen.
Auf dem Weg an den Rhein lässt sich die Charakteristik des Ducato noch einmal erfahren. Mit gemessenen 122 PS fehlen ihm fünf Pferde zur Nennleistung. Wie schlapp der Motor in Kombination mit dem 3,5-Tonnen-Alkoven ist, merkt der Fahrer an Steigungen: Ohne Herunterschalten läuft fast gar nichts. Selbst in der Ebene wirkt der Fiat angestrengt.
Christian Urbanus und Cay Engelstädter nehmen die Herausforderung an. Die beiden Geschäftsführer von WKR setzen bei der Leistungssteigerung direkt in der Motorelektronik an. Dazu wird der Chip mit der Motor-Software ausgebaut und gelöscht, dann wird die modifizierte WKS-Software auf den Chip gespielt, dieser wieder auf der Platine des Steuergeräts festgelötet und alles zusammen eingebaut. Zeitaufwand: zwischen ein und zwei Stunden.
Doch wozu ein so radikaler Eingriff, während andere Tuner einfach ein zusätzliches Steuergerät einbauen? „Das Problem dabei ist, dass dann zwei Programme zusammenarbeiten müssen, was häufig zu Problemen führt: Das Triebwerk geht in ein Notlaufprogramm." Wenn die Originalsoftware gelöscht wird, kann dieses Problem nicht auftreten. „Entweder der Motor läuft nach unserem Tuning, oder er springt gar nicht erst an.“
Der Test-Ducato jedenfalls startet. Zusätzlich zur modifizierten Motorelektronik verpassten ihm die Tuner einen neuen Luftfilter, der für rund 40 Prozent mehr Luftzufuhr sorgt. Vom versprochenen Mehr an Leistung ist zu Beginn der Testfahrt nur wenig zu spüren. Der Motor muss erst eingefahren werden, erklärt Engelstädter.
Erste Erfolge und Misserfolge
Und tatsächlich: Nach einem Zwischenstopp an einer Autobahnraststätte, rund 100 Kilometer nach dem Start, zeigt sich der einst phlegmatische Ducato ungewohnt dynamisch: Ab rund 1800 Umdrehungen schiebt er vehement vorwärts. Das Einfädeln auf die Autobahn wird zum Vergnügen: Zügig gewinnt er an Tempo und erlaubt so ein stressfreies Auffahren auf die Autobahn. Steigungen verlieren praktisch an Bedeutung: Brav erklimmt sie der Alkoven im fünften Gang oh- ne nennenswerte Geschwindigkeitseinbußen.
Getrübt wird dieser gute Eindruck allerdings durch den Blick in den linken Rückspiegel: Eine dicke schwarze Rußwolke begleitet den Ducato. Also zurück zu WKR. Urbanus und Engelstädter sind von dieser Tuning-Begleiterscheinung nicht begeistert. Eine Analyse bringt den Fehler ans Licht: „Die Kennfelder des elektronischen Gaspedals passen nicht zur Motor-Software, das kommt bei Fiat manchmal vor“, erklärt Christian Urbanus. Nachdem der Fehler behoben ist, benimmt sich der Ducato manierlicher: Qualm unter Volllast ist nun kein Thema mehr. Hier zeigt sich, dass auch Kunden das Angebot zu einer ausführlichen Probefahrt nutzen sollten. Wer nicht zufrieden ist, so betonen die Motorspezialisten, bekommt kostenlos wieder die Original-Software aufgespielt.
Der Prüfstand zeigt das Ergebnis der Kraftkur: 37 PS mehr Leistung, stattliche 113 Newtonmeter mehr Drehmoment. Und auch die Fahrleistungsmessungen sind beeindruckend. Vor allem im Durchzug macht sich der Leistungszuwachs bemerkbar, das zahlt sich gerade beim Überholen aus. Mit der Leistung steigt allerdings auch der Testverbrauch des ohnehin wenig genügsamen Ducato: im Durchschnitt um 0,7 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Ein Zeichen dafür, dass die gebotene Mehrleistung im Alltag ausgeschöpft wird. Vor dem Tuning verdammte das lahme Triebwerk den Fahrer zu einer deutlich geduldigeren Fahrweise.
Bleibt die Frage, wie sich die Leistungssteigerung auf Motor und Antrieb auswirkt. Die WKR-Crew beruhigt: „Der Motor ist für weitaus höhere Leistung ausgelegt, um weitere Ausbaustufen ab Werk möglich zu machen." Auf Wunsch können Kunden eine Garantie-Versicherung abschließen. Kosten für drei Jahre: 220 Euro. Eine empfehlenswerte Investition, denn schließlich erlischt durch Tuning-Maßnahmen die Werksgarantie auf Motor und Antrieb. Das Tuning schlägt im Falle des Ducato 2.8 JTD mit 970 Euro zu Buche. Hinzu kommen noch 135 Euro für den Eintrag in die Fahrzeugpapiere. Dafür bekommt man eine neue Definition von Fahrspaß im Reisemobil.