Am Anfang der Reise steht ein nackter Kasten. Von den Vordersitzen mal abgesehen lässt nichts erahnen, dass die blanke Blechhülle schon bald einen wohnlichen Ausbau beherbergen wird. In der Campingbus-Fertigung von Knaus im ungarischen Nagyoroszi dauert die Verwandlung vom schnöden Transporter zum Reisemobil knapp drei Tage. 19 Einbaustationen wird der Ducato bis zur Endkontrolle durchlaufen. Und ich werde ihn dabei begleiten.
Campingbus-Fertigung: So wird das Basisfahrzeug vorbereitet
In die Montagehalle rollt der Kastenwagen bereits mit ausgeschnittenen Fensteröffnungen. Damit nichts zu rosten anfängt, erhalten die Ränder als Erstes einen Schutzanstrich von mir. Dann kommt die Isolation dran: selbstklebende Matten aus PE-Schaum zur Dämmung der großen Flächen. Um Wärmebrücken zu vermeiden, werden auch die Holme verkleidet. Für die Fenster werden anschließend Holzrahmen von innen aufgesetzt.
Wenig später durchziehen bereits vorkonfektionierte Kabelstränge den Innenraum. Ich lasse von der Elektrik die Finger, mache mich lieber beim Einkleben und Ausschneiden der Veloursverkleidung an den Heck- und Seitenwänden nützlich. Unterdessen nimmt sich der nächste Monteur den Außenbereich vor, bringt Abwassertank und Trittstufe am Wagenboden an. Arbeiten über Kopf fordern den ganzen Mann. Mein Respekt vor den Kollegen steigt noch weiter beim Einkleben der schweren, mit Styropor isolierten Bodenplatte – rund fünf Euro die Stunde verdient ein Werker hier in Ungarn. Es folgen die Bohrungen für den Gurtbock am Boden. Beim Box Star wird das gewichtige Gestell oben an einer Metallbrücke zwischen den Dachholmen befestigt. Die Bohrmaschinen und Schlagschrauber rattern ohrenbetäubend.
Nachdem Dachverkleidungen eingepasst, die Oberlichter aufgesetzt und von außen abgedichtet, Radhäuser isoliert und schließlich die übrigen Verkleidungen an Sitzgruppe und Küche angebracht sind, kann ich mir zum ersten Mal vorstellen, dass das hier bald ein Wohnmobil sein wird.
Langsam wird es wohnlich: Die Campingbus-Einrichtung
Jetzt geht’s an die Einrichtung. Hinter dem Fahrerhaus wird ein Podest eingesetzt, darunter beziehen Heizungsrohre ihre Position. Dann folgt der Sicherungskasten. Jeder Werker hat hier seine eigene Werkzeugkiste; Versuche, das zu vereinheitlichen, sind bisher gescheitert. Einer ist Bayern-München-Fan. Zum Reden ist nicht viel Zeit. Exakt 55 Minuten dauert ein Arbeitstakt. Quer zur späteren Fahrtrichtung wird der Wagen automatisch zur nächsten Station gezogen. Dort sind die nächsten Kollegen dran.
Einer davon baut den Toilettenraum ein. Ich reiche ihm Holzwände in den Wagen. Jedes Stück steht vorgefertigt exakt in dem Moment an der Station, in dem es dort benötigt wird. Größere Teile der Einrichtung wie die Küche oder die Hängeschränke werden am Rand des Förderbands zusammengeschraubt und komplettiert. Inklusive Klappen beziehungsweise Spüle und Kocher. Vorher setzt ein Werker die Fenster ein. Seit 2013 bekommt der Box Star solide Rahmenfenster, einfachere vorgehängte der Weinsberg Carabus, der hier ebenfalls entsteht.
Es wird eng im Bus. Ich mache Platz für die drei bis vier Kollegen, die gleichzeitig Kühlschrank, die Gasheizung unter dem späteren Bett und Hängeschränke darüber einsetzen. Es folgen die Dachstaukästen auf der anderen Seite, der Frischwassertank im rechten Bettkasten – Leitungen liegen schon – und die beiden Kisten links und rechts, in denen auch der Gaskasten verschwindet. Von der Bordtechnik ist jetzt nichts mehr zu sehen. Von den Lampen, die anschließend eingebaut und angeschlossen werden, abgesehen. Zwischendurch mal Staub wischen schadet nicht. An vier Stationen dokumentiert die Qualitätskontrolle, ob die Teams sauber arbeiten und wo noch mal nachgearbeitet werden muss. Das fördert den Ehrgeiz.
Fast geschafft: Der Knaus BoxStar wird zur Endkontrolle vorbereitet
Zum Schluss kommen Polster, Lattenroste und Matratzen. Ah, ein Bett. Rein körperlich ist der Feierabend schon nah. Ich putze noch schnell die Fenster. Dann ist es geschafft! Der Wagen wird der Endkontrolle übergeben. Und danach kann’s losgehen auf große Fahrt. Gute Weiterreise!