Obwohl nur einer von beiden Nugget heißt, sind beide goldrichtig. Vor allem für Menschen, die einen kompakten und fahraktiven Campingbus suchen, der mit wenig Einschränkungen auch im Alltag funktioniert. Was ihre Anlagen betrifft, sind sowohl Club Joker als auch Nugget mehr Pkw als Nutzfahrzeug. Hier dient als Basis der beliebte VW T5, der inklusive Facelift schon über zehn Jahre auf dem Buckel hat. Dort sorgt sein junger Herausforderer für Vortrieb: der Transit Custom, mit dem Ford in der Liga künftig ein gewichtiges Wörtchen mitreden will.
Das klappt besser denn je, denn der Transit Custom hat gegenüber dem Vorgänger in jeder Hinsicht gewonnen. Beim Komfort kann er dem T5 Paroli bieten, das Cockpit ist sogar etwas praktischer und reicher an Ablagen; besonders auf längeren Reisen freut man sich über zwei griffgünstige Flaschenhalter. Dank Lenkradverstellung findet jeder die passende Sitzposition. Die Übersicht ist nach allen Seiten gut; im Gegensatz zum T5 haben die Außenspiegel separate Weitwinkelfelder.
Bisweilen trübt beim Transit jedoch sein raues Nageln die Freude am Fahren. Gespräche bei höheren Tempi sind nur mit gehobener Stimme möglich. Dem stellt der 125-PS-Motor solide, aber nicht unbedingt sportliche Fahrleistungen gegenüber. Das ausgefeilte Eco-Programm spart Sprit, doch wer es nicht deaktiviert, kommt auf der Autobahn nicht über Tempo 115 hinaus. Und an Steigungen gilt es, den ellenlang übersetzten Ford rechtzeitig zurückzuschalten. Mit dem 155-PS-Diesel steht für den Nugget noch eine attraktivere Antriebsvariante zur Wahl.
Von ganz anderem Kaliber ist der T5. Der potente und trotzdem wesentliche leisere 180-PS-TDI harmoniert prächtig mit dem formidablen Doppelkupplungs-Getriebe. Wer nicht auf die Kosten achten muss und auf diese ohnehin schon sündhaft teure Kombination noch rund 3300 Euro für den Allradantrieb 4Motion drauflegt, erhält ein Auto, das in Sachen Agilität Maßstäbe setzt. Gerade gegenüber dem traktionsschwächeren Transit.
Wenden wir uns den wahrhaft nutzbringenden Eigenschaften zu. Das Wichtigste, was man im Urlaub braucht, haben beide von Westfalia mit auf den Weg bekommen: Ein Bett, das sich in beiden Fällen im Dach befindet.
Einfach und bequem haben Sie es in beiden
Das Prinzip ist jeweils gleich. Man klappt ein Brett herunter und zieht den Rest des Unterbaus samt Matratze in Schienen geführt nach hinten. Auf punktelastischen Tellerfedern und sechs Zentimeter starken Kaltschaummatratzen schläft man in Club Joker und Nugget bequem. Darüber hinaus gibt es aber entscheidende Unterschiede. Sowohl in der Länge als auch der Breite haben Nugget-Eigner deutlich mehr Platz. Wobei 2,18 Meter Länge im Club Joker ebenfalls allemal reichen. Auch 1,27 Meter Breite funktionieren als Doppelbett, doch fast 1,40 beim Nugget – das ist für die Klasse rekordverdächtig.
Der Aufstieg funktioniert im Nugget etwas leichter. Über die Leiter geht’s auf die Küchenplatte und von da ab in die Koje. Beim Club Joker gibt’s dafür einen Klapptritt, dann ein Ausfallschritt nach rechts auf die Küche. Und hoch. Zwei seitliche Dachfenster und freien Blick auf den Sternenhimmel genießt man hier wie da.
Die Liegeflächen unten unterscheiden sich noch wesentlicher. Während beim Nugget die Sitz- gleichzeitig Liegefläche ist, gönnt sich der Joker eigene Matratzen. Bei den Maßen reicht es aber gerade mal für ein Einzelbett. Im Nugget dürfen sich’s auf 1,91 mal 1,23 Meter (an der breitesten Stelle) ruhig auch mal zwei Schläfer gemütlich machen.
An der Sitzgruppe bleibt in beiden Fällen sogar bei ausgezogenem Dachbett genug Höhe zum Sitzen. Nach wie vor bietet der Nugget in der zweiten Reihe drei Gurtplätze. Die Bank ist ganze 1,23 Meter breit. Und noch einen Vorteil gewährt der Nugget: Zum Drehen der Vordersitze müssen die Türen nicht geöffnet werden.
Sitze verstellen - im Club Joker kein Spaß
Beim schmaleren Club Joker ist das Wenden der Sitze wie üblich bei Campingbussen auf T5 ein Geduldsspiel, weil die Längsverstellung unpraktischerweise nicht mitdreht. Dafür ist die Anmutung im VW-Westfalia automobiler. Die einzelnen Rücksitze haben ausgeprägte Wangen für mehr Seitenhalt – im Alltag angenehmer zum Mitfahren.
Der Tisch im Joker fährt in der Schiebetür verstaut mit. Im Nugget hängt er an der linken Seite und wird einfach nach oben geklappt. Ausreichend groß sind beide. Ein stabilerer Stand täte aber ebenfalls beiden gut. Für Ausgleich sorgt der Club Joker bei schönem Wetter, denn er hat optional einen zweiten Tisch für den Außeneinsatz nebst zwei Campingstühlen. Im Nugget fehlt dazu ein fester Platz.
Dank Heckpodest steht die Küche im Club Joker eine viertel Etage höher. Was in erster Linie eines bedeutet: Menschen über 1,85 Meter Körpergröße haben mit der Stehhöhe ihre Not. Vorteile beim Zugriff hat der hoch positionierte Kühlschrank gegenüber. Doch beim Küchendienst erweist sich die Halbkugel-Spüle nicht als der Weisheit letzter Schluss.
Eingeschränktes Kochen in beiden
Hier wie auch im Nugget reicht ein Zweiflammkocher mit Piezozündung für gängige Pasta-Gerichte. An der Winkelküche des Nugget jedoch kocht man mit Blick nach vorn. Das ist nicht nur kommunikativer, auch die Bewegungsfreiheit im Nugget ist dank voller Stehhöhe besser. Einzig hinten engt der Rahmen des Dachausschnitts die Schulterbreite etwas ein. An die Kühlbox kommt man von oben gut heran, allerdings ist die Belegung etwas unübersichtlicher.
Der größte Vorteil des Joker ist der viele Stauraum für Vorräte, mit denen es unter anderem fünf große Schubladen aufnehmen. Im Nugget kriegt man deutlich weniger Küchenutensilien unter.
Praktisch und groß ist allerdings auch hier der Kleiderschrank, rechts im Heck platziert und mit einigen Fächern garniert. Mehrere Stofftaschen nehmen Kleinteile auf. Das praktische Podestfach für die Campingstühle bleibt allerdings dem Club Joker vorbehalten, der beim Stauraum auf Augenhöhe mithält.
Ein Badezimmer für den Club Joker
Ein Pfund, mit dem der Club Joker wuchert, ist sein Sanitärraum. Es gibt nicht viele Campingbusse dieser Größe, die solche Unabhängigkeit bieten, und hier reicht es sogar für eine Dusche, für die ein Teil des hinteren Wohnbereichs einfach mit Plexiglastüren abgetrennt wird. Die Toilette duscht aber immer mit und nimmt den Beinen viel Bewegungsraum. Ein kleines Facelift spendierte dem Joker inzwischen auch ein – allerdings winziges – Handwaschbecken.
Nugget-Fahrer bleiben auch in der Neuauflage für die Körperhygiene auf den Campingplatz angewiesen. Wer will, kann ein Porta Potti bekommen, das genau in das Fach unter dem Kleiderschrank passt. Für die Benutzung der Tragetoilette muss man einen gewissen Teil seines Schamgefühls aber an der Tür abgeben, denn das Geschäft findet quasi in der Küche statt. Bleibt noch die Außendusche zu erwähnen, die Westfalia Nugget- und Club-Joker-Fahrern gönnt. Wer sich nach einem Tag am Meer das Salz von der Haut spülen möchte: bitte schön!
Durch sein ebenes Erdgeschoss wirkt der Nugget insgesamt offener. Ford und Westfalia muss man ausdrücklich dafür loben, das bewährte Grundrisskonzept beibehalten zu haben. Es ändert auch nichts am guten Raumeindruck, dass der Durchgang nach hinten an der engste Stelle nur knapp 32 Zentimeter misst.
Frostfreie Tanks gibt es sowohl im Nugget als auch im Club Joker. Dort allerdings sind beide wesentlich größer und fallen mit je 70 Liter Volumen für die Klasse besonders üppig aus. Da Gas nur zum Kochen benötigt wird, genügt eine 2,75- kg-Kartusche. Die Heizung bedient sich hier wie dort aus dem Dieseltank. Während ein aufwendiges Warmwassersystem im Club Joker wohlige Wärme verbreitet, bleibt Ford dem Gebläseofen treu. Warmwasser gibt es beim Nugget daher nur optional in Form eines elektrischen Boilers. Die Entwicklung in Sachen Beleuchtungstechnik hat beiden gutgetan. Für mehr Gemütlichkeit sorgt ein optionales Licht-Paket mit indirekten und teils dimmbaren LED-Leisten.
Geht man vom reinen Listengrundpreis aus, liegen Nugget und Club Joker nur unweit auseinander. Hier wie dort reißen gut 50.000 Euro ein veritables Loch in die Haushaltskasse. Doch der Vergleich hinkt. Zum einen fährt der besser ausgestattete Nugget schon mit 125 PS vor, während allein der vergleichbare 140-PS-TDI beim Club Joker 4000 Euro extra verschlingt. Zum anderen wird der Club Joker über das kleine Westfalia-Netz vertrieben, den Nugget kann man bei jedem Ford-Händler kaufen. Die zeigten sich in der Vergangenheit flexibel, und so wird der Nugget in der Praxis auch künftig deutlich günstiger zu haben sein.
Modell | Club Joker | Nugget |
Grundpreis | 53 490 Euro | 56 975 Euro |
Testwagenpreis | 87 390 Euro | 56 975 Euro |
Turbodiesel 125/155 PS | - | Serie/ 2023 Euro |
Turbodiesel 102/140/180 PS | 1540/3997/7350 Euro | - |
Fahrer-/Beifahrer-Airbag, ESP | Serie | Serie |
Klimaanlage | 1485 Euro | Serie |
Bettumbau unten | 849 Euro | Serie |
CD-Radio, Navigation | 2940 Euro | 1708 Euro |
Panorama-Dachfenster | 599 Euro | 399 Euro |
LED-Lichtpaket | 499 Euro | 399 Euro |
Markise (weiß) | 690 Euro | 690 Euro |
Fazit
Trotz größerer Länge: Der Westfalia Club Joker bleibt das Auto mit den besseren Fahreigenschaften – auch im Alltag. Wer auf die Unabhängigkeit einer Nasszelle Wert legt, wir hier fündig. Zum Campen ist der Ford Nugget, der auch mal für vier Personen taugt, mit seinem ausgereiften Grundrisskonzept der geräumigere und auch komfortablere Bus.