Vergleichstest Hymer und Knaus
Hymer Tramp SL 588 vs. Knaus Sun TI 700 MEG

Knaus gegen Hymer – ein Duell mit besonderer Brisanz. In der Klasse der Teilintegrierten mit Doppelboden geht der Sun TI gegen den Tramp SL ins Rennen. Welcher von beiden macht mehr Freude?

Vergleichstest: Hymer Tramp SL 588 / Knaus Sun TI 700 MEG
Foto: Frank Eppler

Ein Doppelboden hat viele Vorteile. Gepäck und Bordtechnik verschwinden darin. Das Mobil ist besser gedämmt. Die Wassertanks sind vor Frost geschützt. Dennoch gibt es wenige Teilintegrierte mit Zwischenboden. Die Technik kostet Geld und Gewicht. Und macht Fahrzeuge höher – gerade bei Teilintegrierten eher ein unerwünschter Nebeneffekt.

Hymer und Knaus haben mit Tramp SL und Sun TI solche Modelle im Angebot. Beide treten in der Saison 2015 neu entwickelt oder grundlegend erneuert an. Knaus gelang beim Modellwechsel sogar das Kunststück, den Grundpreis des Sun TI gegenüber dem Vorgänger um fast 1500 Euro zu senken. Ab 60.189 Euro ist beispielsweise das lange Einzelbetten-Modell 700 MEG zu haben und liegt damit leicht unter dem Hymer Tramp SL 588. Doch zu den Kosten später.

Innenraum und Doppelboden

Während der Sun TI von vornherein doppelbödig entwickelt wurde, stockt Hymer beim Tramp SL mehr oder weniger dessen günstigeren Bruder CL auf, indem man das Podest unter der Sitzgruppe mit dem im Heck verbindet. Der Aufbau erhöht sich dadurch nicht, ist wie beim Sun TI 2,90 Meter hoch. Der Innenraum ist durch den Doppelboden bei beiden frei von Stufen; Fahrerhaus und Wohnraum liegen auf einem Niveau. Allerdings nur räumlich betrachtet.

Betritt man nacheinander die beiden Doppelboden-TI, wähnt man den Knaus mindestens eine halbe Klasse edler. Die Hängeschränke ziehen sich in einer Linie bis ins Fahrerhaus. Kenner registrieren dezente Anleihen beim Adria Coral und sind doch beeindruckt. Die feinen, dunklen Hochglanzklappen der Dachstaukästen schließen selbsttätig gedämpft. Runterziehen, loslassen. Das kennt man so nur von Designermöbeln für den Haushalt.

Welches Wohnmobil setzt sich am Besten in Szene?

Die prächtige Beleuchtung setzt den Innenraum des Knaus Sun TI effektvoll in Szene. Es wäre auch verwunderlich, wenn insgesamt 36 Lichtquellen ohne Wirkung blieben. Praktisch ist auch, das Wohnzimmerlicht im Sun TI via Wechselschaltung vom Bett aus löschen zu können. Allein, es dauert eine ganze Weile, bis man herausgefunden hat, welcher der vielen Schalter für welche Lampe zuständig ist. Und die fummeligen, unsensiblen Folientaster können einem bei der Suche beinahe den Spaß verderben.

Das klappt im Hymer leichter, weil die Kippschalter angenehm groß sind und einen klar definierten Druckpunkt haben. Natürlich aber auch, weil es signifikant weniger Lampen gibt.

Auch was das Mobiliar angeht, wirkt der Hymer gegen den Knaus geradezu nüchtern. Akzente setzen allenfalls dunkelbraune und metallfarbene Streifen auf den Klappen. Die konventionelle Möbelkonstruktion entspricht dem Tramp CL. Wirklich lebhaft ist hier vor allem das neue Holzdekor.

Schlafen und Sitzen im Hymer Tramp SL und Knaus Sun TI

Sowohl der Hymer als auch der Knaus lassen sich wahlweise mit hohen oder niedrigen Einzelbetten ordern. Wer eine Fahrradgarage braucht, wählt die hohe Anordnung, die auch in beiden Testwagen eingebaut war. Der Zustieg im Hymer Tramp SL ist geringfügig bequemer; die Kopffreiheit minimal größer. Komfortabel sind die Betten in beiden Teilintegrierten. Die Matratzen des Knaus liegen – bis auf das Fußende – auf Lattenrosten, die dickeren des Hymer auf leichten Abstandsgeweben zur Unterlüftung. Ein Unterschied beim Schlafkomfort ist kaum auszumachen.

Das Ambiente im Schlafzimmer des Knaus Sun TI gefällt mit prunkvoller Beleuchtung, einem Spiegelregal und halboffenen Ablagen an den Längsseiten. Mit 1,99 und 1,95 Meter Länge gibt es auch an den Maßen nichts auszusetzen. Die des Hymer sind nicht merklich kürzer, aber weniger breit. Auch hier gibt es viele Ablagen rundum und – sehr vorbildlich – drei Steckdosen mit Schuko-, 12-Volt- und USB-Anschluss.

Die Sitzgruppe im Knaus, deren L-förmige Rückbank wie auch die neuartigen, schmutzunempfindlichen Active-Stoffe Aufpreis kostet, umgarnt mit Gemütlichkeit. Die Polster sind straff und geben guten Halt. Der Tisch ist gleichmäßig beleuchtet und größer als im Hymer. Besonders die Blende um die beiden großen Dachfenster (Option) integriert das Fahrerhaus eleganter in den Wohnraum als beim Hymer, in dem der Dachausschnitt überm Cockpit etwas schmaler ist. Die Sitzecke ist ähnlich aufgeteilt. Eckbank samt Einsäulentisch gehen ebenfalls extra. Der Seitensitz – eher ein Hocker – ist eine Spur größer.

Das Fahrerhaus in den Teilintegrierten

Das Fahrerhaus verdunkelt im Tramp SL ein Vorhang, was grundsätzlich prak­tikabel ist und die Sicht durch die Frontscheibe nicht – wie beim Sun TI – durch Faltrollo-Rahmen beschneidet. Zudem kann Hymer so den neuen Fiat-Fahrspurassistent anbieten, der auf eine Frontscheibenkamera angewiesen ist. Andererseits macht der Vorhang den Raum optisch kleiner. Nicht zu schweigen davon, dass die beiden Hälften im Testwagen schlicht zu kurz sind. Ob die Remis-Rollos im Sun TI die bessere Wahl sind, darüber gehen die Meinungen unter Reisemobilfahrern auseinander. Leichter zu bedienen sind sie allemal.

Die Küche im Hymer Tramp SL und Kaus Sun TI

Getrennte Wege gehen Hymer und Knaus im Mittelteil. Zwar ist die Küche in beiden TI als Winkel angeordnet und dabei ähnlich groß. Bei gleichem Stauraumangebot ist sie im Knaus jedoch praktischer, da sie – auch wegen dem Tresen hinter der Rückbank – viel mehr Abstell- und sogar echte Arbeitsfläche bietet. Dass am Kocher eine elektrische Zündung fehlt, passt jedoch gar nicht ins Bild.

Der Hymer punktet nicht nur damit, sondern auch mit einer edlen Mineralwerkstoff-Arbeits­platte (Aufpreis) samt tiefem eingeformtem Spülbecken. Für die Kochvorbereitung muss man aber immer an den Tisch ausweichen. Gutschreiben lassen kann sich der Tramp SL jedoch seinen serienmäßigen, mit einer Getränkeschublade praktisch eingerichteten 142- Liter-Kühlschrank.

Nur 100 Liter Kühlvolumen sind im Sun TI Serie, optional kann man auf 190 Liter aufrüsten. Das schlanke Maß des Kühlschranks ist mit­ent­scheidend dafür, dass der Hymer rund 20 Zentimeter kürzer ist als der Knaus. Doch ebenso die Tatsache, dass der Tramp SL 588 auf den Komfort einer separaten Dusche verzichtet. Sie lässt sich vom Rest des Hymer-Bads mit Faltwänden abtrennen.

Im Knaus steht die Kabine solo dem Waschraum gegenüber und gefällt so mit mehr Bewegungsfreiheit. Außerdem schränkt hier der Radkasten die Standfläche weniger ein. Die Badtür lässt sich im Knaus über den Gang hinweg schließen. Nutzt man das WC allein, kann man zudem durch eine ausziehbare Wand den Türanschlag und damit die Grundfläche einfach vergrößern. Dieses Kapitel entscheidet der Sun TI 700 MEG klar für sich. 

Stauraum und Aufteilung

Einen großen Vorteil hat die Aufteilung im Hymer jedoch. Neben dem Einstieg, der dank elektrischer Trittstufe erheblich bequemer ist als im Knaus, befindet sich ein raumhoher, perfekt zugänglicher Klei­derschrank. Knaus verbannt daren zwei unter die Betten; hochklappbare Fuß­enden gewähren passablen Zugriff.

Aus dem flachen Doppelboden holt Knaus mehr Stauraum als Hymer. Er ist im Sun TI nicht nur von innen über Bodenklappen, sondern teilweise auch von außen zu erreichen. Im Hymer gibt es etwas mehr Hängeschränke und drei praktische Stufenfächer. Mäßig gut nutzbar bleibt dort mangels Unterteilung das große Fach unter dem rechten Bett.

Beide Teilintegrierte stellen nominell etwa gleich große Heckstauräume zur Verfügung. Was man im Hymer jedoch vermisst, wenn man die Knaus-Garage kennt, sind Fächer für Kleinteile. Für die zweite Tür, die zum bequemen Einladen unentbehrlich ist, muss man im Knaus extra zahlen.

Reicht die Zuladung der 3,5 Tonner?

Als 3,5-Tonner funktionieren Tramp SL 588 und Sun TI 700 MEG nur mit Einschränkungen – wie jener, die Wassertanks nach Herstellerempfehlung während der Fahrt bis auf ein geringes Restvolumen abzulassen. Mit vollen Tanks bleiben dem durchschnittlich ausgestatteten Sun TI noch 240 Kilo Zuladung für Besatzung und Gepäck, dem etwas leichteren Hymer 290 – üppig ist was anderes. Dass beide dennoch die Norm erfüllen, zeigt eigentlich nur, wie reali­täts­fern und reformbedürftig diese ist.

Da der Garagenboden beim Hymer selbsttragend ist, sind Rahmenverlängerungen überflüssig – solange man keine Anhängekupplung montiert. Allgemein kann der Tramp SL im Aufbau-Kapitel Punkte gutmachen. Die eleganteren Kantenverbindungen und die hochwertigere Dämmung sprechen für ihn. Beim Knaus sind die Verkleidungen und die Haube überm Fahrerhaus dagegen nicht an-, sondern aufgesetzt – und so wirken sie auch. Rahmenfenster gibt es nur bei Hymer serienmäßig. Auch die Aufbautür fühlt sich besser an als das leichte Blatt im Knaus.

Die Wassertanks passen bei beiden nicht vollständig in den flachen Doppelboden. Frostsicher sind sie gleichwohl dank beheizter, unter den Wagenboden abgesenkter Wannen. Ganze 160 Liter Unabhängigkeit bietet das sehr große Frischwasserreservoir des Hymer.

Ver- und Entsorgung liegen im Knaus zentral beieinander in einem großen, tief heruntergezogenen Fach, in dem auch noch eine Kabeltrommel Platz findet. Ebenso praktisch, dass auch der Frischwassertank über einen großen Auslass neben dem fürs Grauwasser verfügt. Das Bordnetz des Knaus baut auf ein modernes Bus-System. Bei Landstromanschluss summt aber – leise, doch permanent – das Ladegerät mit. Der Hymer hat seine funktionalen Qualitäten: den besseren Gasflaschenzugang und mehr Steckdosen.

Fahrgefühl

Auf großer Fahrt sind es Nuancen, die Knaus und Hymer beim Handling unterscheiden. Der Aufpreis für den 148-PS-Motor lohnt bei dem Gewicht allemal, fällt beim Knaus aber deutlich höher aus. Der Hymer federt dank Alko-Rahmen verbindlicher, ist außerdem leiser als der Knaus, bei dem Windgeräusche von der Dachhaube und vereinzeltes Klappern aus dem Aufbau stören. Einzig etwas wendiger ist er, der Fahrer muss allerdings auch mit dem längeren Hecküberhang zurechtkommen. Und mit der Tatsache, dass auf der Rechnung für den Sun TI mittlerweile ein viel erklecklicheres Sümmchen steht, als eingangs gedacht. Denn vieles kostet extra, auch jene Dinge, die den TI begehrenswert machen, die eigentlich unentbehrlich sind, oder die man nach dem Studium der Hymer-Preisliste für selbstvertsändlich gehalten hatte.

Die Fahrerhausverdunklung etwa oder die zweite Garagentür. Zwar wirft auch Hymer dem Kunden die Ausstattung nicht mit offenen Händen in den Schoß. Und doch ist der Tramp SL unterm Strich das besser ausgestattete und auch das günstigere Fahrzeug.

Testwertung des Vergleichs
ModellHymer Tramp SL 588Knaus Sun TI 700 MEG
Sitzen33
Schlafen44,5
Bad34,5
Küche33,5
Aufbau4,53,5
Bordtechnik3,54
Stauraum44
Zuladung2,52
Fahren3,53
Sicherheit4,54
Ausstattung3,52,5
Preise3,53

Fazit

Gäbe es eine Ambiente-Wertung, ginge sie klar an den Sun TI. So entscheidet er vor allem die Komfortkapitel für sich – nicht zuletzt dank längerem Aufbau. Bei der Technikwertung liegt der Tramp SL hauchdünn vorn. Der Knaus ist von innen, der Hymer von außen das modernere Reisemobil. Herz oder Verstand? Sie haben die Wahl.