Auch wenn das Fahrzeug "scheckheftgepflegt" wird, kommt der Fahrer kaum umhin, ab und an selbst Hand anzulegen. Die erste Frage lautet dann meist: Wo finde ich... den Ölpeilstab, den Waschwasser-Einfüllstutzen oder den Überbrückungskontakt für die Starthilfe?
Eine Betriebsanleitung, die in einer Übersichtszeichnung die wichtigsten Servicepunkte lokalisiert, kann da für den Durchschnittsfahrer Gold wert sein. Fiat und Ford bieten hier die beste Orientierung. Etwas klein, aber vorhanden ist so ein Schemabild auch im Mercedes-Manual. Durch den Motorraum führen kann man aber auch noch auf andere Weise. Unter der Renault-Haube fallen die wichtigsten Servicestellen mit leuchtend gelben Deckeln oder Griffen sofort ins Auge. Für den Laien weniger wichtige Behälter mit Motorflüssigkeiten tragen schwarze Deckel mit Gelb aufgedruckten Piktogrammen.
Wie groß ist die Öffnung zum Motorraum?
Um zum Motorraum vorzudringen, haben die Entwickler zuvor die Hürde der Haubenöffnung gesetzt. Bei Mercedes, Renault und VW muss man dazu tief in den Fahrerfußraum hinabtauchen, um den Hebel zu ziehen – besser geht’s, wenn man neben dem Fahrzeug in der geöffneten Tür steht.
Beim Fiat ist das Türöffnen sogar zwingend nötig, weil der Hebel seitlich am Armaturenbrett sonst unzugänglich bleibt. Einen ganz eigenen, markentypischen Weg geht der Ford. Mit dem Zündschlüssel wird die Haube direkt in einem Kühlergrillschloss geöffnet – warum nicht, es funktioniert.
Der Motorzugang wird bestimmt durch die Größe der Haubenöffnung und die Platzverhältnisse im Motorraum, aber auch davon, wie hoch und weit man sich über den Kühlergrill nach innen beugen muss.
Beim Fiat ist die Motorraumöffnung sehr klein, und alles sitzt gedrängt im kurzen, flachen Bug. Durch geschickte Anordnung und praxisgerechte Lösungen sind einige Servicearbeiten dennoch leicht auszuführen. Für tiefergreifende Wartungsarbeiten am Motor wird es schon schwieriger, aber auch dafür hat man sich durch die leicht abnehmbaren Scheinwerfer, Kühlergrill und Quertraverse etwas einfallen lassen.
Das glatte Gegenteil sind die Motorräume von Mercedes und VW. Hier ist alles großzügig und geräumig – als könnte man auch einen Achtzylindermotor einbauen. Etwas enger ist es im Ford, fast so gedrängt wie im Fiat und beim Renault.
So testen wir: Tankstellen- und Werkstatt-Check
Als Testansatz wurden die überprüften Punkte in zwei Kategorien eingeteilt: Zum höher bewerteten Tankstellencheck zählen das Öffnen der Motorhaube, das Kontrollieren und Nachfüllen von Motoröl, Scheibenwaschwasser und Kühlwasser, der Wechsel von Sicherungen und Lampen sowie die Zugänglichkeit der Plus- und Massepole für die Starthilfe.
Für den Werkstattcheck wurden dagegen die Platzverhältnisse rund um den Motor, das Kontrollieren und Nachfüllen von Bremsflüssigkeit und Servolenkungsöl sowie die Zugänglichkeit des Luftfilters und der Starterbatterie bewertet. Mit dem geringsten Anteil ging außerdem die Betriebsanleitung in die Wertung mit ein. Überprüft wurde, wie vollständig, übersichtlich und verständlich die Servicearbeiten darin dargestellt sind.
Praktisch jeder Fahrer muss ab und an Waschwasser für die Scheibenwischer nachfüllen, besonders in der nass-kalten Jahreszeit. Mercedes und VW zeigen hier ideale Lösungen mit großen Behältern, die tief unten im Motorraum sitzen, aber lange und breite Einfüllstutzen haben, die auch mit einer Gießkanne befüllt werden können. Beim Fiat findet sich der Behälter dagegen in Fahrtrichtung rechts an die Seite gedrängt. Der Zulauf hat zwar ein Teleskoprohr integriert, es ist aber zu kurz und verläuft sehr flach, was das Nachfüllen erschwert.
Trotz Kontrolllampe für den Motorölstand entlassen die Betriebsanleitungen den Fahrer längst nicht aus der Verantwortung und mahnen, etwa beim Fiat alle 3000 Kilometer den Pegel zu prüfen und wenn nötig aufzufüllen. Am einfachsten zu finden und zu bedienen ist der Ölpeilstab beim VW. Der Einfüllstutzen ist wiederum beim Renault ideal platziert und gekennzeichnet.
Auch beim Kühlwasser gibt es im Renault kein langes Suchen oder umständliches Einfüllen, ähnlich gut funktioniert es auch im Ford. Dem VW-Behälter fehlt eine klare Kennzeichnung. Wenn Scheinwerferlampen ausfallen, sollte man zügig für Ersatz sorgen. Beengte Platzverhältnisse und komplizierte Halterungen machen den Wechsel nicht selten zum Geduldsspiel. Mercedes und VW kommen hier die üppigen Platzverhältnisse zugute, auch wenn es rechts wegen des Ansaugkastens für die Cockpitlüftung etwas enger zugeht.
Einen neuen Ansatz verfolgen Ford und Fiat: Die kompletten Scheinwerfer sind hier nur mit zwei Schrauben befestigt. Besonders leicht fällt der Ausbau beim Fiat, wo auch der Anschlussstecker einfach zu lösen ist und dann in bequemer Haltung die Lampen getauscht werden können. Nach dem Wiedereinbau ist übrigens keine Neujustierung nötig.
Auch eine durchgebrannte Sicherung kann den Fahrbetrieb empfindlich stören. Besonders leicht zugänglich sind die beiden Sicherungskästen mit Standardflachsicherungen im Fahrerhaus von Mercedes und VW. Auf die fummeligen Mini-Versionen setzen die anderen drei, Renault legt immerhin noch eine kleine Zange bei. Besonders schwer erreichbar sind die Sicherungen unter dem Ford-Armaturenbrett.
Für die anderen Wartungsarbeiten wird meist eine Werkstatt beauftragt, aber auch hier können sich umständliche Lösungen auf den Besitzer auswirken: in Form einer höheren Rechnung. Alles zusammen genommen platziert sich der VW in diesem Kapitel knapp vor dem Mercedes, gefolgt von Renault, Ford und Fiat, die eng beieinander liegen.
Testfazit: Fiat Ducato
Sehr enger Motorzugang, aber weitgehend durchdachte Anordnung der gängigen Servicepunkte. Für tiefgreifende Arbeiten Traverse, Kühlergrill und Scheinwerfer leicht abnehmbar. Letzteres macht auch den Lampenwechsel vergleichsweise einfach.
+ Informative Betriebsanleitung mit Motorraum-Schemabild
+ Relativ bequem zu öffnende Motorhaube
- Luftfilterwechsel umständlich, weil tief unten im Motorraum
- Schwierig zu findender Pluspol für die Starthilfe
Testfazit: Ford Transit
Ordentlicher Motorzugang, aber nur für große Personen, wegen hohem Kühlergrill. Überwiegend gut erreichbare Servicepunkte mit ein paar ärgerlichen Patzern. Scheinwerfer komplett abnehmbar, aber fummeliger als beim Fiat.
+ Informative Betriebsanleitung mit Motorraum-Schemabild
+ Scheinwefer für Lampenwechsel komplett ausbaubar
- Sicherungen und Batterie im Cockpit schlecht zugänglich
- Motoröleinfüllen am tief unten sitzenden Stutzen schwierig
Testfazit: Mercedes Sprinter
Sehr guter Motorraumzugang, lediglich für kleine Personen etwas schwierig. Kleine Servicearbeiten überwiegend leicht ausführbar, mit kleinen Patzern (Ölpeilstab). Beste
Zugänglichkeit für größere Wartungsarbeiten.
+ Lampenwechsel links einfach, rechts etwas schwieriger
+ Einfüllstutzen für Waschwasser sehr gut erreichbar
+ Gut zugängliche, große Flachsicherungen im Cockpit
- Ölpeilstab etwas versteckt und Bedienung eher umständlich
Testfazit: Renault Master
Motorzugang nicht ganz leicht, vor allem für kleinere
Personen. Gute Orientierung im Motorraum durch farbliche Hervorhebung. Gut untergebrachte Batterie, fummelige Mini-Sicherungen im Fahrerhauskasten, aber mit beigefügter Zange.
+ Klare Führung im Motorraum dank gelber Farbkennung
+ Leicht zugängliche Kühlwasser- und Bremsenöl-Behälter
- Lampenwechsel schwierig, ziemlich beengte Einbaulage
- Sicherungskasten im Motorraum schwierig zu öffnen
Testfazit: VW Crafter
Guter Motorraumzugang, lediglich für kleine Personen etwas schwierig. Kleine Servicearbeiten sehr leicht ausführbar. Beste Zugänglichkeit für größere Wartungsarbeiten. Betriebsanleitung eher unübersichtlich, Sicherungsplan lose beigelegt.
+ Lampenwechsel links einfach, rechts etwas schwieriger
+ Einfüllstutzen für Waschwasser sehr gut erreichbar
+ Gut zugängliche, große Flachsicherungen im Cockpit
- Sicherungsbelegung findet sich auf beigelegtem Zettel