Ups! Beim Rechtsabbiegen hätte man doch beinahe das Kind mit dem Fahrrad auf dem parallel verlaufenden Radweg übersehen. In modernen Basisfahrzeugen, die inzwischen alle mit großen Haupt- und Weitwinkelspiegeln ausgestattet sind, fühlt man sich zwar recht gut informiert darüber, was rings um das Fahrzeug passiert. Doch darf das nicht zu sehr in Sicherheit wiegen, denn es bleiben immer noch tote Winkel und blinde Flecke. Renault brachte mit der jüngsten Überarbeitung des Master einen neuen Ansatz für dieses Problem ins Spiel: statt des Schminkspiegels findet sich innen an der Beifahrer-Sonnenblende ein zusätzlicher Totwinkelspiegel, der durch das Seitenfenster das Geschehen rechts vom Fahrzeug beobachtet.
Und tatsächlich kann dieser verblüffend einfache Lösungsansatz die Sicht in diesem kritischen Bereich ein Stück weit ergänzen, wie auch die Testergebnisse auf Seite 138 erkennen lassen. Besonders für Fahrer, die alleine unterwegs sind, kann der Zusatzspiegel bei kritischen Einmündungen von rechts durchaus helfen. Wirklich sicher, nichts zu übersehen, darf man aber auch damit nicht sein. Die toten Winkel werden kleiner, verschwinden aber längst nicht ganz.
Als hilfreiche Ergänzung ist auch das technisch aufwendigere elektronische System von Mercedes einzuordnen – Totwinkelassistent genannt. Radarsensoren seitlich am Fahrzeug detektieren Hindernisse und melden sie als rotleuchtendes Warndreieck im Außenspiegel. Immerhin wird der Fahrer so vor einer möglichen Gefahr gewarnt, auch wenn er nicht einschätzen kann, um was es sich dabei handelt.Außerdem ist die Verfügbarkeit des Systems auf die Kastenwagenkarosserie beschränkt, also nichts für das Gros der Eohnmobile mit Wohnaufbau.
Mit Mercedes und VW die beste Sicht
Eine gute direkte Sicht bildet darum nach wie vor die Basis für die Orientierung des Fahrers. Ein großer horizontaler Sichtwinkel ist dann gegeben, wenn die Fenster seitlich weit nach hinten reichen und die A-Säulen und Fensterstege schmal ausfallen. Mercedes und VW zeigen hier mit einer Summe der Blickwinkel durch die Fahrerhausscheiben in Augenhöhe von rund 190 Grad das breiteste Panorama. Der Fiat wirkt mit 158 Grad deutlich zugebauter. Ein Grund ist die, relativ zu den Fenstern hohe Sitzposition – da die Scheiben üblicherweise nach oben hin immer schmaler werden. Durch die Dreiecksfenster sieht man beim Fiat auf Augenhöhe gar nicht mehr durch. Beim Blick nach schräg unten vor den Bug macht sich diese spezielle Sitzposition dagegen positiv bemerkbar. Hier entgeht dem Fiat-Fahrer am wenigsten, wohingegen das Auge des Ford-Piloten erst gut einen halben Meter weiter weg die Fahrbahn erspäht. Andererseits ist der Blickwinkel nach oben, etwa zu einer Ampel, wenn man direkt vor der Haltelinie wartet, beim Fiat am stärksten eingeschränkt. Ford, Mercedes und VW setzen hier die Bestmarken im Testfeld.
Die zwei Letzteren schneiden bei den Sichtverhältnissen in allen Punkten fast identisch ab, da sie über nahezu baugleiche Karosserien und Spiegel verfügen. Kleine Unterschiede erklären sich aus der etwas unterschiedlichen Sitzposition durch die optionale Schwingsitzkonsole im VW. Den Blick nach hinten ermöglichen die Außenspiegel. Als praxisnahe Einstellung wurden alle Hauptspiegel so justiert, dass sie gerade noch die Seitenwand und die hintere obere Karosserieecke zeigen. Ähnlich bei den Weitwinkelteilen. Hier sollte an der Oberkante noch der Horizont zu sehen sein. Was die Hauptspiegel anbelangt, sind die Unterschiede bei den fünf Kontrahenten nicht allzu groß. Bei allen, außer dem Renault, beginnt das Sichtfeld links bereits neben der Karosserie, rechts dagegen beim Fiat erst rund drei Meter hinter dem Heck.
Weitwinkelspiegel haben beim Renault wenig Sinn
Deutlicher unterscheidet sich die Sicht durch die Weitwinkelspiegel. Am wenigsten bringen die Renault-Exemplare, vor allem auch, weil sie als einzige nicht einstellbar sind. Der spezielle Totwinkelspiegel innen an der Beifahrer-Sonnenblende vermag zwar ein gewisses Schlaglicht in den kritischen Bereich rechts zu werfen, mehr aber auch nicht. Nicht allzu viel Zusatzinformation liefern auch die Fiat-Weitwinkelspiegel. Die seitlich überstehenden Gehäusekanten schatten an den Rändern wertvolle Spiegelfläche ab. Die Exemplare von Mercedes und VW bieten ein gutes Bild in die Breite, sind allerdings etwas flach. Nahezu vorbildlich präsentiert sich die Panorama-Rücksicht durch die Weitwinkelgläser des neuen Ford. Damit vermag er sich in diesem Kapitel insgesamt knapp hinter dem Führungsduo aus Mercedes und VW zu platzieren. Dahinter reihen sich Renault und Fiat ein.