Drei Wege, ein Ziel: Bürstner Brevio T 600, Dethleffs Globebus T4 und Knaus Van TI 550 MD werben mit neuen Camping-Vans um Freunde kompakter Wohnmobile. Drei unterschiedliche Ansätze im promobil Vergleichstest.
Drei Wege, ein Ziel: Bürstner Brevio T 600, Dethleffs Globebus T4 und Knaus Van TI 550 MD werben mit neuen Camping-Vans um Freunde kompakter Wohnmobile. Drei unterschiedliche Ansätze im promobil Vergleichstest.
Die winklige Durchfahrt einer malerischen italienischen Kleinstadt. Ein kurvenreiches Nebensträßchen in der Eifel. Der knappe Parkplatz vom Supermarkt oder einfach die enge Zufahrt zum gesuchten Stellplatz. Es gibt Momente im Leben eines Wohnmobil-Urlaubers, da ist es fast schade um die schöne Landschaft, die man vor lauter Konzentration aufs Fahren und den Verkehr fast nicht mehr wahrnimmt. Und manch einer wünscht sich in diesem Moment, dass die tolle Kiste im Rücken ein paar Zentimeter schmaler wäre.
Gut, dass der neue Wohnmobil-Jahrgang reich an Ideen zu diesem Thema ist. Die Vans sind wieder da: Teilintegrierte mit schlanker Linie und Durchkommer-Genen, die obendrein das Budget schonen. Viele Hersteller erneuern zum Modelljahr 2013 ihre kompakten Baureihen. Drei repräsentative Vertreter versammeln sich hier bereits zum exklusiven Vergleich.
Da wäre der Dethleffs Globebus T 4 - ein Klassiker, dessen Historie bis ins Jahr 1986 zurückreicht. Der Herausforderer Knaus Van TI 550 MD, der fast sechs Jahre ohne größere Überarbeitung überstand. Und der Bürstner Brevio T 600, ein Querdenker, der die Sache von der ganz anderen Seite angeht.
Bürstner zielt direkt auf die wachsende Campingbus-Klientel. Entsprechend fällt der Brevio T 600 besonders schlank aus. Um 2,10 Meter Breite im Blick zu behalten, reichen Außenspiegel ohne Ausleger; das macht eine deutlich geringere Durchfahrtsbreite als bei Van TI und Globebus T. Allerdings verleiht der längste Radstand im Vergleich dem Brevio mit seinem Stummelheck etwas merkwürdige Proportionen und frisst obendrein einen großen Teil der erhofften Wendigkeit wieder auf. Selbst der vergleichsweise stämmige Knaus zirkelt mit 2,20 Meter Breite behänder um die Spitzkehren eines Alpenpasses.
Unter sechs Meter Länge bleiben alle drei - jedenfalls in der kürzesten Variante mit Querbett, die bei Bürstner vorerst auch die einzige bleibt. Dethleffs hat ganze sechs Globebus-Grundrisse im Programm, und der Knaus Van TI tritt als Trio an.
Gestalterisch gehen Knaus und Dethleffs ähnliche Wege. Individuell geformte Frontstoßfänger verleihen Globebus T und Van TI jene sportliche Note, die einem fahraktiven Van gut zu Gesicht steht. Sie sind obendrein auch etwas kürzer als das Original des Fiat Ducato, das Bürstner verwendet. Mit ihm gemeinsam hat das Knaus-Vorderteil die Dreiteiligkeit - und muss damit bei Bagatellschäden nicht komplett getauscht werden.
Dethleffs spart auch mit einem flacheren Heckleuchtenträger Länge. Bei Knaus zehrt der Lampenrahmen im Vergleich zum Vorgänger etwas vom Platzgewinn am Bug wieder auf. Das innovativste Heck zeigt der Brevio dem Beobachter: Eine riesige Klappe, satt schließend und eingebettet in eine Heckwand aus GfK, öffnet den Zugang zum Innenraum.
Die konzeptionelle Nähe zu Campingbussen mit ihren flexibel nutzbaren Kofferräumen zeigt sich hier am deutlichsten. Auch der Brevio trumpft damit auf. Wie im Campingbus wird der Stauraum allerdings links und rechts von Möbelstollen begrenzt. Dafür ist in der Höhe Luft bis zur Decke, wenn man das Bett zur Seite wegklappt.
Van TI und Globebus T4 setzen auf Heckgaragen, wie man sie von aufgebauten Wohnmobilen kennt. Beide reichen von Seitenwand zu Seitenwand und sind damit relativ geräumig. Zugang gewährt serienmäßig eine Tür rechts, optional auch eine empfehlenswerte zweite Öffnung links. Clever beim Van TI: Die Box für Schmutzwäsche mit einer Luke zum Innenraum. Praktisch beim Globebus: die vielen Ablagefächer.
Das oben angeschlagene Scheunentor des Brevio hat noch eine andere Funktion. Es dient wahlweise auch als Markisenersatz. Auch ein Heckzelt ist für den Bereich hinter dem Reisemobil erhältlich - nutzbar als Veranda, Ausweich-Schlafplatz. Oder als Garage für die Fahrräder, die nachts vor die Tür müssen.
Gegenüber Campingbussen haben alle drei schlanken Teilintegrierten den entscheidenden Vorteil: Gerade Sandwichplatten an Seiten, Dach und Boden schaffen Platz und bescheren eine durchgängige und gleichmäßigere Dämmung. Bei Bürstner und Knaus schützt ein GfK-Boden vor Spritzwasser, während Dethleffs in der Kompaktklasse noch am Holzboden festhält. Optional bietet Knaus den hagelresistenten Kunststoff auch für das Dach an.
Wer genau hinsieht, erkennt auch bei der Konstruktion Unterschiede. Knaus verkleidet die Aufbaukanten mit Kunststoffteilen, sie sollen die dynamische Form unterstreichen. Beim Bürstner Brevio betont die gerundete Dachkante den automobilen Charakter etwas dezenter.
Dethleffs lässt durch ein neues Verbindungsprofil – ähnlich dem von Bürstner – Aufbau und Fahrerhaus bündig ineinander übergehen. Wer mag, kann die drei Kompakten durch Sonderfarben weiter individualisieren. Serienmäßig fahren sie in Weiß vor. Die größte Farbauswahl gibt es bei Dethleffs. Das bordeauxrote Fahrerhaus des Testwagens ist nur eine von zahlreichen Varianten. Der Globebus T4 duckt sich auch mit nur 2,62 Meter Höhe am niedrigsten. Das betont die dynamisch flache und weit über den Aufbau gespannte Haube über dem Fahrerhaus. Platz für ein Sonnenfenster über den Vordersitzen lassen alle drei Vans.Wie bei Brevio und Globebus kann es nun auch beim Van TI geöffnet werden und lässt nicht nur Licht, sondern auch Luft in den Innenraum.
Unterschiedliche Ansätze verfolgt das Trio bei der Einrichtung. Abgesehen von den jeweils drehbaren Vordersitzen haben die Wohnzimmer von Brevio, Globebus und Van TI durchaus ihre Eigenheiten.
So ergänzt bei zahlreichen Grundrissvarianten des Dethleffs ein zusätzlicher Seitensitz die Halbdinette mit ihrem vergleichsweise großen Tisch, siehe auch der hier vorgestellte T 4. Die Gestaltung wirkt damit offener als im Van TI 550 MD, der rechts der Eingangstür die Küche platziert. Besonderheit des Knaus ist seine optional erhältliche L-Bank. Sie findet dank der größeren Wagenbreite Platz und wird mit einem Einsäulentisch kombiniert.
Im Bürstner Brevio stecken anstelle der Rücksitzbank auf Wunsch zwei konturierte Einzelsitze. Sie bieten beim Fahren mehr Seitenhalt und lassen sich auseinanderziehen, damit die Passagiere mehr Ellenbogenfreiheit genießen. Zusätzlich findet sich im Einstieg ein kleiner ausklappbarer Hocker – der Bürstner ist auf viel Besuch eingestellt.
Doch man spürt durchaus die geringere Breite des Bürstner Brevio T 600. Die Einrichtung wirkt etwas gedrängter. Das liegt zum einen an der Aufteilung, zum anderen auch daran, dass der Innenraum der Kabine im Vergleich zum gleich langen Van TI wegen des längeren Ducato-Stoßfängers tatsächlich etwas kürzer ausfällt.
Wer sich zur Ruhe legt, merkt davon jedoch nichts. Das Querbett im Heck des Brevio weitet sich zum Kopfende immerhin auf 1,40 Meter Breite. Dasjenige des Van TI ist auf Schulterhöhe rund sieben Zentimeter schmaler. In der Länge schenken sich die beiden nichts. Knapp zwei Meter sind es in jedem Fall. Die einteilige Matratze des Knaus hat in puncto Bequemlichkeit jedoch Vorteile gegenüber der mehrteiligen bei Bürstner.
Der Dethleffs Globebus T4 gesellte sich zum ersten Aufeinandertreffen mit dem längeren Einzelbetten-Grundriss und rangiert damit in einer anderen Liga. Nicht nur wegen des offeneren Zugangs: Jeweils über zwei Meter lang sind die Liegen und 80 beziehungsweise 70 Zentimeter breit. Textilbespannungen an der Heckwand nehmen Schläfern in Knaus und Dethleffs die Kontaktscheu und wirken wohnlich. Außerdem gibt es viel Ablagefläche. Beim Bürstner hängt an der Heckwand optional eine Stofftasche mit diversen Reißverschlussfächern. Der Kleiderschrank wandert beim Globebus unter das Bett, den mäßigeren Zugang muss man in Kauf nehmen. Im Knaus Van TI 550 MD liegt er auf Augenhöhe zwischen Bett und Einstieg. Bürstner platziert den Schrank neben der Küche, ebenfalls auf Griffhöhe, jedoch schmaler. Viel zusätzlicher Stauraum in Form von Schubladen und Fächern findet sich beim Brevio zudem unter dem Bett.
Gekocht wird an schlanken Pantrys. Zwei Flammen wie im Bürstner genügen den meisten Campingbusfahrern. Bei Knaus und Dethleffs sind es drei. Den Wert einer tiefen Spüle lernt man im Van TI schätzen, den zahlreicher Hängeschränke im Dethleffs. Rund 100 Liter Kühlschrankvolumen stehen bei allen drei Vans zur Verfügung. Nettes Detail beim Knaus: Brettchen, die sich in eingelassenen Aluminiumschienen – nicht nur an der Küche – einhängen lassen und so Ablagefläche schaffen.
Der angestammte Platz für das Bad im Van befindet sich hinter der Rücksitzbank, da sind sich Bürstner, Dethleffs und Knaus einig. Die Gestaltung ist Geschmacksache. Allemal mehr Bewegungsfreiheit – auch dank der geraden Seitenwände – bietet der Brevio. Zum Duschen schwingt das Waschbecken zur Seite. Den Spritzschutz übernimmt ein schlichter Duschvorhang.
Im wohnlich eingerichteten Sanitärraum des Globebus lässt sich die Dusche durch eine Schwenkwand abtrennen, sie bugsiert das Waschbecken über die Toilette. In die andere Richtung klappt’s beim Van TI. Hier verschwindet das Waschbecken in einer Aussparung in der Heckgarage. Abwaschbar kühl ist hier alles mit weißem Kunststoff ausgekleidet, aus dem ebenfalls der große Badschrank besteht. Ein raumhohes Rollo fungiert als Badtür, ein weiteres trennt mittig den Heckbereich samt Kleiderschrank von Küche und Wohnzimmer ab.
Beim Antrieb schließlich sind sich die drei Konkurrenten ausnahmsweise einig. Die 115 PS des Basis-Motors dürften für die leichten Vans in der Grundausstattung genügen. Echter Fahrspaß beginnt beim optionalen 130-PS-Diesel. Dethleffs und Knaus liefern schon zum Einstandspreis das stämmige 3,5-Tonnen-Chassis. Bürstner lässt es in Grundausführung bei 3,3 Tonnen bewenden.
Preislich liegen die drei kompakten T-Wagen dicht zusammen. Beim Grundpreis hat der Brevio mit gut 44.000 Euro die Nase vorn. Der kleinste Globebus startet wie der Van TI mit knapp 46.000 Euro.
Auch andere Hersteller haben den Van wiederentdeckt. Gleichzeitig mit dem Bürstner Brevio kommt der Hymer Compact 404 auf den Markt. Er entsteht baugleich im französischen Bürstner-Werk in Wissembourg.
Einen interessanten Neuzugang vermeldet auch LMC in seiner Breezer-Baureihe . Der LMC Breezer V 583 G hat ein Querbett im Heck. Dieses lässt sich zum Einzelbett zusammenschieben. So entsteht mehr Bewegungsraum im Bereich der Küche. Über dem Fußende hängt auf ganzer Bettbreite ein großer Kleiderschrank. Unter dem hinteren Teil des Betts liegt zudem ein niedriger Außenstauraum. Auch der Breezer bekommt die hochwertige LLT-Aufbautechnik.
Bei Hobby Premium Van löst der Renault Master den Ford Transit als Basis ab. Damit nicht genug der Wechselstimmung: Auch Aufbau und Interieur wurden beim Premium Van komplett neuentwickelt. Äußerlich hebt sich der Premium Van durch schwarz umrandete Fenster ab. Das Innendesign überrascht wahlweise mit hellen Hochglanzfronten und einer aufwendigen Beleuchtung.
Kompakte Reisemobile mit Fahrspaß, Wohnkomfort und Flexibilität sind auch relativ budgetschonend zu bekommen. Innovative Konzepte à la Brevio bereichern das Angebot. Der Konter gegen die Campingbusse sitzt, und für die Van-Gemeinschaft brechen wieder tolle Zeiten an.