Einfach knuffig schaut er aus, dieser brandneue ultrakurze Hymer Van 314. Irgendwie wie ein Reisemobil für die Westentasche. Und weil er so ins Auge fällt, lenkt der Hymer Van den Blick direkt auf ein Segment, das in der neuen Saison munter Fahrt aufnehmen will: Die schlanken Teilintegrierten, auch Vans genannt, verzeichnen einige interessante Neuzugänge.
Vans: Die Kompaktklasse der teilintegrierten Wohnmobile
Darunter auch den neuen Adria Compact, einer der Bestseller im Programm des slowenischen Herstellers. Der hat das Modell außen wie innen überarbeitet und konzentriert sich künftig auf zwei Grundrisse, den SP mit Querbett und den SL mit Einzelbetten. Neu ist zudem die Aufteilung der Baureihe in zwei Ausstattungslinien. Axess heißt dabei – analog zu den anderen Baureihen – das Einstiegsmodell, Plus die deutlich besser ausgestattete, gehobenere Variante.
Auch Knaus hat den Van TI ordentlich aufpoliert, obwohl er von außen ganz der alte scheint. Die Entwickler haben an vielen Details gearbeitet. Wer genau hinsieht, erkennt etwa Außenklappen mit nur noch einem Griff, trotz Zweipunktverriegelung dahinter. Innen fällt optisch die dezent anders verlaufende Lichtkante auf den Hängeschrankklappen auf. Auch leichter wurde der Van TI.
Und schließlich der Hymer Van, der technisch eng verwandt ist mit der zweiten schlanken Baureihe, dem Exsis-t, den es in vielen Grundrissen gibt. Dem Kleinen räumt Hymer aber eine Sonderstellung im Programm ein und unterstreicht diese nicht nur durch den neuen Namen, sondern auch durch die Wahlmöglichkeit unterschiedlich farbiger Fahrerhäuser.
Was ist nun besser? Kürzer oder länger?
Wir bitten das Trio der Kompakten zum Konzeptvergleich.
Hymer Van 310 im Vergleich
Gurte: 2–4
Schlafplätze: 2
Gesamtgewicht: 3500 kg
Länge: 5,45 m
Preis: ab 48.990 Euro
Nein, wir haben den Hymer nicht versehentlich zu heiß gewaschen. Der neue Van 314 ist tatsächlich einer der kürzesten Teilintegrierten auf dem Markt. Das soll funktionieren? Tut es, ganz ohne Tricks und sogar ziemlich gut.
Doch bleiben wir zunächst bei der Größe. Mit gerade mal 5,45 Meter Länge zielt der Hymer Van unverhohlen auf die wachsende Anzahl an Campingbussen, ist sogar deutlich kürzer als die meisten. Zudem macht ihn sein kurzer Radstand extrem wendig. Flink und quirlig wieselt der Hymer Van durch die City, obwohl sein Aufbau mit 2,22 Meter nicht der aller schlankeste ist.
Dennoch genügen dem Hymer Van mittellange Spiegelausleger (beim Testwagen noch nicht montiert) und damit eine Durchfahrtsbreite von 2,68 Meter. Bei höheren Tempi wird der Geradeauslauf nervöser, aber nie problematisch. Regelrecht sportlich kommt der 314 mit 148 PS aus den Puschen. Was auch am Gewicht liegt. Mit 2495 Kilo gibt Hymer die Leermasse an; beim Testwagen kommen noch knapp 200 Kilo für Extras drauf. Dennoch bleibt der Van ein erstaunlich leichtes Reisemobil mit mehr als ausreichend Zuladung.
Der Aufbau ist Hymer-typisch: sauber verarbeitet und solide konstruiert mit hochwertigen Materialien über die Dämmung bis zu den Rahmenfenstern. Dach und Boden sind mit GfK vor Hagel und Spritzwasser geschützt. Für den frechen Look gibt es das Fahrerhaus in vier verschiedenen Farben, im Van-Design-Paket für moderate 1490 Euro zusammengefasst mit anderen Goodies wie 16-Zoll-Alu-Felgen, schwarzem Kühlergrill und lackierten Türgriffen.
Genug der Äußerlichkeiten. Wie steht es um die inneren Werte? Weil der Hymer Van 314 klar auf eine Zweier-Besatzung ausgelegt ist, gibt es Gurte an der Rückbank nur optional. Das darf man konsequent nennen, zumal auch das Gewicht spart. Die Sitzgruppe aus Halbdinette und Drehsitzen ist deshalb aber nicht wesentlich kleiner als sonst in Teilintegrierten üblich.
Deutlich an Platz gespart hat Hymer in Küche und Bad. Die Pantry besitzt zwei Kocherflammen, die aber für übliche Unterwegsgerichte reichen. Der tief unten eingebaute Kompressorkühlschrank kostet weniger Raum als ein Absorber und hilft, den Küchenblock kompakt, den Durchgang breit zu halten. Den Aufpreis für den größeren 85-Liter-Kühlschrank sollte man jedoch anlegen, denn die serienmäßigen 65 Liter sind wirklich wenig. Daneben passt in den Block noch ein schmaler Auszug, der in der Serie groß genug sein wird für Flaschen und auch einen Abfalleimer beherbergt. Als Stauraum für Kochutensilien steht schräg gegenüber eine große Schublade in der Sitztruhe der Rückbank zur Verfügung.
Der Sanitärraum kombiniert auf kleinster Grundfläche platzsparend die wichtigsten Funktionen. Statt einer raumgreifenden Schwenktür schließt ein Rollo das Bad. Für den Toilettengang sowie zum Duschen wird das große Waschbecken nach oben an die Wand geklappt. Der ausziehbare Wasserhahn kommt dazu in die obere Halterung, ein Vorhang schützt den kleinen Spiegelschrank. Das WC duscht freilich immer mit.
Geschlafen wird in einem sehr hoch liegenden Heckbett, zu dem man über eine steile Leiter hinaufklettern muss. Während die Liegelänge in Ordnung geht, verjüngt sich das Bett am Fußende deutlich. Da die straffe Matratze recht dick ist, fällt komfortmäßig kaum ins Gewicht, dass darunter nur ein Abstandsgewirke zur Unterlüftung liegt. Neben zwei einzeln schaltbaren Leselampen sind auch Ablagen am Kopfende vorhanden. Komfortableren Einstieg und mehr Kopffreiheit als die knappen 74 Zentimeter verspricht eine 15 Zentimeter niedrigere Bettvariante.
Ein etwas weniger hoher Kleiderschrank erscheint als der bessere Kompromiss. Er sitzt unter dem Bett und ist dort sehr gut zugänglich: von vorn über eine Tür und von oben, wenn man das Bett hochklappt. Ebenfalls niedriger wird dann der Außenstauraum, der auch ohne Heckabsenkung immerhin 1,08 Meter Höhe erreicht. Der größte Teil ist jedoch auf 99 Zentimeter limitiert – durch ein Podest, das gerade hoch genug ist, um beim Verstauen richtig zu stören, für normale Fahrräder wird es da eng. Zwei Türen sind serienmäßig, und optional gibt es sogar eine Heckklappe; so entsteht durch den Kleiderschrank hindurch eine Durchlade etwa für ein Surfbrett. Dazu stehen drei Hängeschränke zur Verfügung und zusätzlich ein großes Unterflurfach, das über eine Bodenluke im Gang zugänglich ist – sehr praktisch als Lager für Wein und Wanderschuhe.
Fazit: Hymer Van
Die Kunst der Reduktion zelebriert der neue Hymer Van auf seine ganz eigene Weise. Rekordverdächtig kurz, superquirlig und mit einer Zuladung, von der andere nur träumen. Nur 5,45 Meter lang wird der Van 314 so manchem Kastenwagenfan schlaflose Nächte bescheren. Kompromissbereitschaft fordert das hohe Bett. Auch Stauraum ist nicht besonders üppig vorhanden. Eine waschechte Überraschung ist der variable Heckstauraum. Ein Van für Aktive.
+) Sehr kompakt und wendig, hohe Zuladung, wertiger Aufbau mit Rahmenfenstern, zwei Heckstauraumtüren Serie, Unterflurstaufach, guter Kleiderschrankzugang.
-) Nur bedingt fahrradtauglicher Heckstauraum, wenige Hängeschränke, relativ
kleiner, tief eingebauter Kühlschrank und hoher Betteinstieg.
Adria Compact SL im Vergleich
Gurte: 4
Schlafplätze: 2–3
Gesamtgewicht: 3300 kg
Länge: 6,62 m
Preise: ab 49.999 Euro
Optisch und technisch überarbeitet hat Adria seinen schlanken Teilintegrierten Compact. Im Zuge der Verbesserungen am Aufbau wurde auch die Dichtigkeitsgarantie auf sieben Jahre verlängert.
Mit PU-Verstärkungsleisten in feuchtesensiblen Bereichen und einem GfK-Boden schließt er nun zu Wettbewerbern wie Hymer und Knaus auf. Die Ausstattungslinie Plus setzt mit Rahmenfenstern noch einen drauf. Mit Einzelbetten ist der Compact SL zwar der längste in diesem Trio – aber dabei widerum der schmalste. Dank kurzen Spiegeln reichen ihm 2,49 Meter Durchfahrtsbreite; gerade mal so viel wie beim Ducato-Kastenwagen.
Im Vergleich zu Hymer und Knaus kompensieren die geschickte Aufteilung und natürlich die Länge die geringere Innenbreite. Die Sitzgruppe hat sogar einen kleinen Seitensitz, der gern auch als komfortable Beinauflage genutzt wird. Dickstes Plus des SL ist sein großes, hübsch eingerichtetes Schlafzimmer. Über drei Stufen im Mittelgang kommt man sehr bequem in die breiten Längsbetten. Ähnliche Aufteilungen gibt es aber ebenso bei Knaus und Hymer.
Die Pantry ist auch beim Adria eher klein. Trotzdem bleibt dank der drei in Reihe angeordneten, elektrisch zündenen Kocherflammen wertvolle Arbeitsfläche erhalten. Neben zwei Hängeschränken bieten drei Schubladen Stauraum. Der tief eingebaute Absorberkühlschrank hat immerhin 100 Liter Volumen. Praktisch: Die kleine Ablage für Spülbürsten oder Gewürze.
Das neue Kompaktbad präsentiert sich als guter Kompromiss aus Wohnlichkeit und Funktionaliät. Beim Platzsparen hilft ein Klappwaschbecken. Die abtrennbare Dusche lässt sich aber auch ohne diesen Trick gut nutzen.
Stauraum gibt’s im Compact SL vergleichsweise viel. Der Kleiderschrank hinter dem Seitensitz gibt eine prima Garderobe ab. Ein weiterer findet sich unter dem Fußende des Heckbetts. Noch leichter wäre der Zugang aber, wenn das Bettende hochklappbar wäre. Die Heckgarage ist über zwei serienmäßige Außentüren erreichbar. Die abgesenkte Rahmenverlängerung ergibt zusammen mit dem langen Überhang eine tiefe Ladekante und fast einen komplett ebenen Boden, was die Nutzung bis hin zum Fahrradtransport erleichtert.
Beim Plus ist der Abwassertank serienmäßig isoliert. Über einen modernen Touchscreen lassen sich die Füllstände abrufen. Die Gasflaschen sind in einem separaten Kasten mit eigener Außenklappe untergebracht. Und für eine bedarfsorientierte Wärmeverteilung hat Adria die Heizung in die Sitzbank verlegt.
Wie die Wettbewerber hat der Compact zum Grundpreis nur 115 PS. Allerdings stemmt die Basisversion nur 3,3 Tonnen Gesamtgewicht – ein Manko in Sachen Zuladung, auch wenn der Compact kein schweres Reisemobil ist. Wer sich für einen stärkeren Motor entscheidet, erhält für den – entsprechend höheren – Aufpreis automatisch das 3,5-Tonnen-Chassis mit dazu.
Fazit: Adria Compact SL
Wie sollte es anders sein: Der längste Van in diesem Vergleich bietet den höchsten Wohnkomfort. Gemessen an seiner Einrichtung dürfen auch 6,62 Meter Länge durchaus noch als kompakt gelten; die meisten Einzelbetten-Mobile sind deutlich länger. Wer sich mit der Länge arrangieren kann, wird mit bequem zugänglichen Betten und der großzügigsten Sitzgruppe in diesem Vergleich entschädigt. Ein Manko ist der, mit Nebenkosten höhere Grundpreis.
+) Komfortabler Einstieg in die großen Längsbetten, zwei Kleiderschränke, gut nutzbare Heckgarage, gutes Raumgefühl an der Sitzgruppe, schmale Durchfahrtsbreite.
-) Etwas weniger kompakt, zweiter Kleiderschrank unter Heckbett weniger gut
zugänglich, tief eingebauter Kühlschrank, nur 3,3-t-Chassis Serie.
Knaus Van TI 550 MD im Vergleich
Gurte: 4
Schlafplätze: 2
Gesamtgewicht: 3500 kg
Länge: 5,99 m
Preis: ab 49.990 Euro
Die Überarbeitung sieht man dem Van TI erst auf den zweiten Blick an. Nach wie vor geben ihm Verkleidungen der Aufbaukanten seine dynamische Kontur. Der Aufbau ist frei von tragenden Holzteilen und hochwertig isoliert. Rahmenfenster und die Panorama-Dachhaube über dem Fahrerhaus gibt es gegen Aufpreis. Von drei Modellen bleibt nur der 550 MD mit Querbett unter sechs Meter Länge. Mit seinen langen Spiegelarmen hat der Van TI jedoch eine Durchfahrtsbreite von 2,76 Meter. Bei gleichem Radstand wie der Adria Compact fühlt sich der 550 MD beim Fahren wegen des kürzeren Hecküberhangs etwas handlicher an. Weil das schlanke T-Modell zudem ordentlich abgespeckt hat, reicht der 130-PS-Diesel vollauf, bei gleichzeitig beruhigenden Zuladungsreserven.
Wer den Van TI betritt und die Tür an einer echten Klinke hinter sich zuzieht, bemerkt im Einstieg zwei praktische Kleiderhaken. Ein deckenhoher Kleiderschrank schließt sich an. Mit fünf Hängeschränken und weiteren Fächern unterm Bett ergibt sich ein gutes Stauraumangebot. Auch die Heckgarage ist voluminös, doch hier kostet ein großer Absatz am Boden wertvollen Stauraum. Serienmäßig ist eine Tür, die sich praktischerweise einhändig öffnen lässt.
Auch Drehkonsolen und passende Polster für die Fahrersitze kosten Aufpreis, was verwundert, weil die Sitzgruppe dringend darauf angewiesen ist. Gleich daneben steht die Küche, die mit großer Spüle, 108-Liter-Kühlschrank und Zündhilfe am Kocher gefällt. Sanft schließende Endeinzüge haben nicht nur die Schubladen im Van TI, sondern auch die schick gestalteten Hängeschränke. Die optionale Ambientebeleuchtung unterstreicht noch deren Wertigkeit.
Das Bad hat Knaus neu gestaltet. Schwenkt man die Spiegelwand samt Waschbecken zur Banktoilette, entsteht eine brauchbare Dusche. In Raummitte vor dem Bad lässt sich eine Rollotür als Raumtrenner und Sichtschutz vorziehen. Wer aus der Dusche in den Gang tritt, wird das zu schätzen wissen.
Das Querbett im Heck ist über zwei Treppenstufen bequem erreichbar. Bei guter Länge und 1,40 Meter Schulterbreite verjüngt sich das Bett am Fußende jedoch merklich.
Ein beheizter Abwassertank kostet beim Van TI extra. Praktisch ist die zentrale Versorgung, in der Einfüllstutzen fürs Wasser und der 230-Volt-Anschluss hinter einer Klappe nah beieinanderliegen.
Fazit: Knaus Van TI 550 MD
Es sind die praktischen Details, die beim Van TI von Knaus besonders ins Auge fallen. Die einhändig bedienbaren Außenklappen, die praktische Klinke an der Aufbautür, die bei Bedarf einhängbaren Ablagen oder die wertigen Möbelbeschläge. Doch auch hier bedingt die kompakte Länge Kompromisse wie den engen Durchgang zwischen Sitzgruppe und Küche. Der Zustieg zum Querbett ist bequemer als beim Hymer Van, größer ist die Liegefläche aber nicht.
+) Kompakte Abmessungen, großer deckenhoher Kleiderschrank, gutes Stauraumangebot, passabel zugängliches Doppelbett, einfacher Umbau der Dusche.
-) Vordersitze nur gegen Aufpreis drehbar und im Wohnraumstoff gepolstert,
rund um die Sitzgruppe relativ eng, nur eingeschränkt nutzbare Garage.
Fazit
Drei schlanke Spassmacher
Der Hymer Van bringt frischen Schwung in das Segment der schlanken Teilintegrierten. Er zeigt, was keiner für möglich gehalten hat: auf so wenig Länge so viel Reisemobil unterzubringen. Dass das nicht ohne Kompromisse geht, darf nicht verwundern.
Der Kompromissloseste in diesem Vergleich in Sachen Wohnkomfort ist der Adria Compact SL. Auch kein Wunder bei der Länge, doch auf eine konservativere Art stecken im längeren, etwas teureren Compact SL ebenfalls viele gute Ideen.
Dazwischen steht, nicht nur was die Größe anbelangt, der Knaus Van TI. Beinahe ein alter Bekannter hat er an Funktionalität zu- und an Gewicht abgelegt.
Eine Überlegung wert sind alle drei. Und Spaß machen sie obendrein.