Report Vergleichsfahrt
Wege zum Meer

Zwei Wege, ein Ziel. Wer mit dem Reisemobil von Süddeutschland ans Mittelmeer will, muss sich entscheiden: Die zeitraubende Tour über die Alpen oder die schnelle durchs Rhonetal. Welche ist besser? Die Redaktion von promobil hat es getestet.

Report: Vergleichsfahrt
Foto: Ingolf Pompe, Christian Hass, Thiemo Fleck

Alle Wege führen nach Rom und viele zu beliebten Urlaubsorten. Doch welche sind die schnellsten, welche die preisgünstigsten?

Um das herauszufinden, gibt’s nur eins: Die Probe aufs Exempel. promobil startete mit zwei weitgehend identischen Carthago C-Tourern Richtung Süden. Beide mit 148 PS motorisiert, das Startgewicht knapp unter 3,5 Tonnen. Das Ziel ist so gewählt, dass es sich über zwei grundverschiedene Routen nach etwa derselben Zahl an Fahrkilometern erreichen lässt: Die Halbinsel Giens bei Hyères in Südfrankreich. Der reizvolle Badeort bietet neben vielen Campingplätzen direkt am Meer vielfältige Freizeitangebote und ist zudem Brückenkopf für Schiffsverbindungen zu den autofreien Inseln Porquerolles und Port Cros.

Zwei Routen von Stuttgart bis an die französische Küste

Vom Redaktionssitz in Stuttgart bieten sich zwei Varianten an: Das Navigationsgerät empfiehlt die Rhônetal-Variante. Die Route führt fast ausschließlich über Autobahnen vorbei an Karlsruhe, Mulhouse, Lyon, dann entlang der Rhone bis Orange, weiter über Aixen-Provence und Toulon bis nach Hyères und Giens. Vorteile dieser Strecke: Wir brauchen keine teure Jahresvignette, die deutsche Autobahn verspricht hohe Geschwindigkeiten, und auch das französische Pendant lässt mit zulässigen 130 km/h flottes Fahren zu. Das sollte die schnellere Variante sein, wenngleich die Mautgebühren mit knapp über 100 Euro recht deftig prognostiziert werden.

Eher sparsam will das zweite Team über die Alpen - durch die Schweiz und Italien - nach Südfrankreich reisen. Die Strecke führt vom Startpunkt Leonberg bei Stuttgart über die A81 nach Schaffhausen, weiter durch den Gotthardtunnel nach Chiasso und Mailand, dann über Savona und die ligurische Küstenautobahn via Nizza bis nach Hyères.

Auf dieser Strecke soll bewusst spritsparend gefahren werden. Nicht über 100 km/h, wenngleich das Tempolimit in der Schweiz und Italien für Reisemobile unter 3,5 Tonnen auf diesen Strecken bei 120 respektive 130 km/h liegt. So soll neben dem Spritspareffekt die Reisegeschwindigkeit eines über 3,5 Tonnen schweren Mobils simuliert werden. Allerdings führt die Route durch die Diesel-Hochpreis-Länder Schweiz und Italien. Während in Deutschland der Dieselpreis zum Zeitpunkt der Vergleichsfahrt bei rund 1,40 Euro pro Liter lag, waren in der Schweiz rund 1,50 Euro; in Italien gar 1,70 Euro pro Liter fällig. Wer mit großem Tank in diesen Ländern nicht nachfüllen muss, ist klar im Vorteil.

Preisfrage: Autobahn-Maut in der Schweiz

Die Schweizer Autobahnmaut ist dabei Kostenknackpunkt dieser Strecke: Eine eidgenössische Vignette für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen ist nur für das ganze Jahr erhältlich und kostet derzeit noch 40 Euro. Wir haben in unserer Kalkulation für Hin- und Rückfahrt je 20 Euro in die Fahrtkosten einfließen lassen. Wer häufiger Schweizer Autobahnen nutzt, kommt kalkulatorisch günstiger weg. Ebenso die Fahrer schwererer Mobile über 3,5 Tonnen. Hier wird statt Vignette die pauschalierte Schwerverkehrsabgabe fällig.

Wer die 32,50 Euro teure Option für 10 frei wählbare Tage innerhalb eines Jahres wählt, fährt günstigstenfalls für 3,25 Euro durch die Schweiz und kommt in Summe mit schlanken 68 Euro Mautgebühren nach Südfrankreich.

Rhonetal oder Alpen - welches ist die ideale Strecke?

Start zum Praxistest in Leonberg bei Stuttgart. Beide Carthago verlassen kurz nach sechs Uhr früh die Tankstelle in unterschiedliche Richtungen. Der Carthago des Rhonetal-Teams fährt erst westwärts, um sich nach flotter Autobahnfahrt über die A8 in die Lkw-Phalanx auf der A5 Richtung Basel einzureihen. Der zweite C-Tourer des Alpen-Teams nimmt gleich die A81 gen Süden und kommt trotz freiwilliger Selbstbeschränkung zügig Richtung Schaffhausen vorwärts.

Davon kann das Rhonetal-Team nur träumen. Endlose Baustellen und breitenbeschränkte Fahrstreifen zwingen den Carthago bis zum Abzweig bei Mulhouse lange auf die rechte Spur. Die Tachonadel klettert kaum über die 80. So kann das dauern. Doch kaum in Frankreich, ändert sich das Bild. Zwar zieht Regen auf, doch die Bahn ist frei. Tempo 120 auf Südkurs Richtung Lyon. Die Laune der Besatzung steigt mit jedem Kilometer.

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