Um sich in einem Wohnmobil wohlzufühlen, reicht auch ein schlanker Aufbau. Zu viert kann es jedoch eng werden. Wer machts besser? Wer liegt vorn bei Schlaf- und Wohnkomfort?
Um sich in einem Wohnmobil wohlzufühlen, reicht auch ein schlanker Aufbau. Zu viert kann es jedoch eng werden. Wer machts besser? Wer liegt vorn bei Schlaf- und Wohnkomfort?
Für die eigene schlanke Linie verzichtet mancher Zeitgenosse standhaft auf vieles, was gut und üppig ist. Doch beim Wohnkomfort eines Reisemobils fragt man sich schon: Kann das gut gehen, wenn man vom Aufbau mal eben 10 bis 20 Zentimeter Breite abknapst?
Es kann - sogar sehr gut. Die fünf Probanden von Bürstner, Carthago, Dethleffs, Hymer und Knaus zeigen, dass ein cleveres Arrangieren der Einrichtung das Raumopfer durchaus kompensieren kann. Ein Stück weit macht hier auch die Länge das Weniger an Breite wett. Der Vergleichbarkeit wegen traten die fünf Kandidaten zum Megatest mit nahezu deckungsgleichem Grundrisskonzept an. Zwischen 6,72 (Knaus) und 6,96 (Bürstner) Meter lang tragen alle im Heck zwei Einzelbetten, die für eines besonders geschätzt werden: den komfortablen Zugang.
Beim bequemen Einstieg hat der Bürstner die Nase vorn. Drei statt zwei Stufen wie bei der Konkurrenz führen hinein ins Schlafgemach und machen einen spürbaren Unterschied. Die Maße können sich sehen lassen und die passend angebotenen Spannbetttücher, die es bei keinem anderen Hersteller gibt, ohnehin. Bei der Liegelänge macht aber keiner dem Dethleffs etwas vor; weil ein Globebus I 4 zum Test nicht verfügbar war, maßen wir im exakt grundrissgleichen T 4 nach: Beide Betten sind mehr als zwei Meter lang. Wäre die Innenhöhe im Wohnraum mit 1,90 Meter nicht so knapp bemessen, könnten sich auch Hünen hier zu Hause fühlen.
Gut zurecht kommt man bei Hymer und Knaus. Die breitesten Liegen hat der Knaus, und beide sind deutlich mehr als 1,90 Meter lang. Der Carthago schwächelt beim rechten Bett - 1,82 Meter Länge sind für mitteleuropäische Ansprüche sehr wenig. Dafür glänzt der C-Compactline in Sachen Kopffreiheit. 88 Zentimeter sind einsame Spitze.
Ziemlich komfortabel sind alle. Auch die einfachere Unterlüftung beim Hymer mittels Abstandsgewebe hat keine Einbußen zur Folge. Bei Carthago und Knaus vereinfachen clevere Systeme den Zusammenbau zur großen Liegewiese: Gleichzeitig mit dem Mittelteil wird die Leiter ausgezogen. Beim Knaus ist sogar der ganze Zwischenbereich unterfedert.
Beim querliegenden Hubbett über dem Cockpit macht sich das schmale Aufbaumaß naturgemäß am deutlichsten bemerkbar. Nicht alle Hersteller nutzen den Platz gleich gut aus. Am besten schaffts der Hymer Exsis-i mit 1,85 Meter Länge, dicht gefolgt von Knaus und Bürstner. Auf magere 1,79 Meter Länge kommen Carthago und Dethleffs. Das ist wahrlich nicht viel; dank üppiger Breiten kann sich ein einzelner Mensch wenigstens diagonal legen. Mitentscheidend ist indes auch die Kopffreiheit, und da liegen Bürstner und Carthago vorn. Auch hilft hier beim Entern die niedrige Einstiegshöhe und der Verzicht auf eine Stufe im Wohnraum. Den besten Kompromiss schafft Knaus. Das Bett liegt unten in niedriger Höhe fest auf und lässt sich an der Decke sogar in zwei Höhen arretieren; damit haben auch dickere Decken Platz. Die beiden Leselampen liegen weit genug auseinander und sind außerdem getrennt schaltbar.
Die meisten Sitzplätze bietet der Dethleffs. Hier gibt es sogar einen vollwertigen Seitensitz. Der Carthago punktet mit einem ausziehbaren Hocker hinter dem Beifahrer; der ist zwar klein und etwas wackelig, erweist sich aber zum Beispiel beim Schuhebinden als praktisch. Im Wesentlichen sind die gemütlich wirkenden L-Bank-Sitzrunden von Carthago, Hy-mer und Knaus auf drei Personen ausgelegt. Der kleine Tisch im Knaus reicht jedoch maximal für zwei Gedecke. Wirklich große Tische bieten nur die Halbdinette-Varianten von Bürstner und Dethleffs.
Beim Kochen gerät der Dethleffs mit seiner kleinen Küche ins Hintertreffen. Mit reichlich gut unterteiltem Stauraum, voluminösem Kühlschrank und großer Spüle setzt sich der Carthago in diesem Kapitel an die Spitze. Einzig die Arbeitsfläche ist knapp geraten. Hymer und Knaus platzieren an der linken Seite ein aufklappbares Brettchen. Im Knaus findet sich auf dem halbhohen Kühlschrank zudem auch Abstellfläche.
Die bietet zwar auch der Bürstner, aber man vermisst beim Viseo eine elektrische Kocherzündung und Abtrennungen in den großen, raffiniert beleuchteten Auszügen.
Klasse Idee: Die Badtür im Carthago fungiert mit zweitem Anschlag gegenüber als praktischer Raumtrenner. So wirkt der Sanitärraum deutlich größer. Die Einrichtung ist wohnlich und vom kleinen Waschbecken abgesehen sehr praktisch. Zudem ist in der hohen, ausreichend großen Dusche die Fußfreiheit nicht durch den Radkasten eingeschränkt – ein großer Vorteil des Doppelbodens.
Bürstner, Dethleffs und Hymer setzen im Bad auf ein ähnliches Prinzip, bei dem die herumgeschwenkte Waschbeckenwand die Dusche abteilt. Im Dethleffs stört am meisten die geringe Stehhöhe, im Bürstner der kleine Spiegel. Das Hymer-Bad überzeugt: Über der Banktoilette lässt sich eine große Ablage aufklappen. Die Lamellentür spart Platz im Gang und kann dennoch – im Gegensatz zum Dethleffs – während der Fahrt geschlossen bleiben.
Knaus hat zu viel gewollt. Die Dusche so konsequent zu separieren kostet Platz, der sowohl der Kabine als auch dem Waschraum abgeht – Schiebewaschbecken hin oder her. Mit zwei Kleiderschränken sammelt der Knaus verlorene Punkte. Unter den Betten platziert sind beide durch die nach oben aufklappbaren Fußenden gut zugänglich. Das klappt bei den anderen Kandidaten auch – bis auf den Dethleffs. Der Zugriff zum Kleiderschrank ist hier nur von der Seite möglich und daher unbequem.
Ausgestattet mit Doppelbodenfächern und acht Hängeschränken macht dem Carthago auch bei der Heckgarage keiner was vor. Außer bei der Zugänglichkeit. Hymer bietet die zweite Tür links nämlich serienmäßig an. In der Dethleffs-Garage fehlt’s etwas an Höhe. Doch für große Heckstauräume sorgen alle Kandidaten. Magerkost bieten schmale Aufbauten also auch hier keineswegs.
Auf der nächsten Seite finden Sie genaue Innenraum-Daten zu allen kompakten Integrierten, sowie die promobil Testwertung des Wohnkomfort-Tests.