Megatest Kompakte Integrierte - Teil 4
Unter der Haube

Inhalt von

Test zur Servicefreundlichkeit: Ist der Motor gut erreichbar - bei Kontrolle, Inspektion oder Reparatur? Denn so lässt er sich leicht warten, arbeitet daher zuverlässig und schont den Geldbeutel.

Megatest: Schlanke Integrierte, Servicefreundlichkeiteundlichkeit
Foto: Ingolf Pompe

Nicht nur beim eigenen Pkw, sondern auch beim Wohnmobil sollte der Motor regelmäßig kontrolliert und gewartet werden. Denn gerade auf dem Weg in den Urlaub wäre nichts unangenehmer, als ein Ausfall des Fahrzeugs. Die Intervalle für eine Inspektion beim Fiat Ducato - dem Basisfahrzeug aller Testkandidaten - scheinen mit 48 000 Kilometer recht groß. Unabhängig von den gefahrenen Kilometern wird sie allerdings spätestens nach 24 Monaten fällig. In Hinblick auf die Werkstattrechnung ist ein guter Zugang zum Motorraum also wünschenswert, um die Arbeitszeiten der Mechaniker und damit die Kosten möglichst niedrig zu halten.

Kompletten Artikel kaufen
Kompakte Integrierte im Megatest
Kompakte Integrierte im Vergleich
Sie erhalten den kompletten Artikel (23 Seiten) als PDF
2,00 € | Jetzt kaufen

Neben den Inspektionen in der Werkstatt empfiehlt Hersteller Fiat im Servicehandbuch, alle 1000 Kilometer die Füllstände der Motorflüssigkeiten, die Beleuchtung und die Scheibenwaschanlage zu kontrollieren. Im Abstand von 3000 Kilometer soll außerdem der Motorölstand geprüft und gegebenenfalls Öl nachgefüllt werden. Und selbst wer sich zu wenig technisches Verständnis für die empfohlenen Kontrollen und Tätigkeiten zutraut, ist zumindest dankbar für ein einfaches Nachfüllen des Scheibenwaschwassers.

Der erste Schritt dazu ist das Öffnen der Motorhaube. Schon dabei zeigen sich Unterschiede zwischen den fünf Testfahrzeugen, da bei Integrierten nicht mehr die originale Ducato-Front vorhanden ist. Obwohl außer Hymer alle Hersteller den Originalhebel im Fahrerhaus zum Lösen der Arretierung nutzen, sind sie unterschiedlich gut zu erreichen. Während der Hebel bei Dethleffs und Knaus gut sichtbar an der Originalstelle liegt, ist er im Bürstner durch die Getränkehalter verbaut. Carthago platziert ihn etwas nach unten versetzt, links neben dem Fahrer, um den Hebel nicht durch den Monitor der Rückfahrkamera zu verdecken.

Am Gewicht der Öffnungsmechanik wird gespart

Hymer dagegen verzichtet ganz auf einen Öffnungshebel. Mit dem Fahrzeugschlüssel wird das Schloss direkt an der Motorhaube gelöst und die Haube komplett abgenommen. Eine abnehmbare Motorabdeckung verwendet auch Knaus. Beide sparen sich dadurch das Gewicht der Öffnungsmechanik. Bei einer Panne kann die lose herumliegende Haube aber schnell im Weg liegen und beschädigt werden.

Am Dethleffs schwenkt die Haube parallel nach unten, am Carthago nach oben, sofern die zusätzliche Verriegelung oberhalb der Haube vorher gelöst wurde. Die größte Klappe hat der Bürstner. Sie legt fast den gesamten Kühler frei und wird mit einem Haltestab im 90- Grad-Winkel aufgestellt.

Der Zugang zum Motorraum variiert durch die verschiedenen Karosserieformen und Öffnungsmechaniken. Trotz der großen Motorhaube am Bürstner erschwert die notgedrungen gebückte Haltung die Arbeiten. Dazu behindern die drei senkrechten Streben zur Versteifung der Karosse den Zugang. Beim Knaus liegt das Problem in der kleinen Öffnung. Der Motor der Scheibenwischer und die wuchtigen Lüftungsschläuche beengen den Raum zusätzlich. Obwohl die Maße der Öffnung beim Dethleffs nicht wesentlich größer sind, ermöglichen die geschickt verlegten Lüftungsschläuche und das hohe Armaturenbrett viel Platz für ein insgesamt angenehmes Arbeiten bei kleineren Wartungen.

Hymer und Carthago - starker Unterschied zum Rest

Hymer und Carthago unterscheiden sich durch die jeweils eigene, flachere Quertraverse von der Konkurrenz. Der gewonnene Raum erleichtert den Zugriff deutlich. Trotzdem ist es im Carthago schwierig, Kühlmittel, Servolenk- und Bremsflüssigkeit nachzufüllen, da Armaturenbrett und Dämmung weit nach unten reichen. Ohne eine Schlauchpumpe oder Ähnliches ist es nahezu unmöglich, die Behälter zu befüllen. Ähnliche Probleme gibt es auch im Knaus. Im Bürstner und Hymer liegen zwar die Lüftungsschläuche im Weg, diese lassen sich aber zur Seite drücken oder abmontieren. Die dünne Schaumstoffmatte unter dem Armaturenbrett lässt im Dethleffs relativ viel Platz über den Nachfüllstutzen, zulasten der Motorgeräuschdämmung.

Kühler, Luft- und Kraftstofffilter sind je nach Konstruktion des Motorraums unterschiedlich gut zu erreichen. Während bei Hymer und Carthago alle Bauteile gut sichtbar sind, bestehen im Knaus und Bürstner Zweifel, ob der Luftfilter beim Wechsel durch die schmale Öffnung passt. Im Dethleffs ist dies unproblematisch, jedoch müssen die Schrauben blind geöffnet werden. Lob verdient hier der Hymer: Zur besseren Übersicht passt sogar der eigene Kopf in den Motorraum.

Beim Lampenwechsel hebt sich Hymer ebenfalls von den übrigen Fahrzeugen ab, weil die gesamte Beleuchtungseinheit herausgenommen werden kann. Bei allen anderen Testkandidaten müssen die Birnen für Abblend- und Fernlicht sowie Blinker durch den Motorraum getauscht werden. Durch die Enge im Knaus-Motor ist dies dort ein mühsames Unterfangen. Im Carthago und im Bürstner versperren die Streben der Öffnungsmechanik beziehungsweise die Hupe leicht den Weg, im Dethleffs kommt man ausreichend gut an die Lampen heran. Die Tagfahrlichter sind in allen Fahrzeugen nur von unten erreichbar.

Mit gutem Beispiel geht Dethleffs bei der Ölstandskontrolle voran. Da der normale Ölpeilstab hinter der hohen Quertraverse verschwindet, ist er im Dethleffs verlängert und so gut sicht- und greifbar. Außerdem erleichtert – wie im Knaus – ein Sichtloch in der Traverse das Einfädeln des Stabs. Hymer und Carthago profitieren an dieser Stelle von der flachen Traverse. Ähnlich wie im Dethleffs sind Füllstandskontrolle und Nachfüllen kein Problem. Einzig im Bürstner ist beides schwierig, da es durch die Luftschläuche sehr beengt und der Ölpeilstab versteckt ist.

Negativ fällt der Bürstner auch in puncto Starthilfe auf. Der Massepol ist durch Metallstreben verdeckt. Ein herkömmliches Starterkabel kann nicht befestigt werden. Auch beim Knaus fällt es schwer. Die übrigen Fahrzeuge können problemlos Starthilfe geben.

Das Nachfüllen des Scheibenwaschwassers ist ebenso weitgehend gut gelöst. Carthago, Hymer und Knaus verlegen den Einfüllstutzen durch die GfK-Frontmaske nach außen. Dethleffs und Bürstner verlängern das Rohr immerhin bis zur Fahrzeugfront, wobei es im Bürstner zu flach endet, um das Waschwasser gut einfüllen zu können. Der Test zeigt es: Selbst bei kleiner Motorraumöffnung müssen die alltäglichen Wartungsarbeiten nicht schwer fallen – wenn die Konstrukteure mitdenken.

Auf der nächsten Seite gibt's die ausfürhliche Testwertung und das Fazit zur Servicefreundlichkeit der getesteten Wohnmobile.